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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 3
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Kunstausstellungen
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WALTER TRIER, LUMPENKONGRESS

AUSGESTELLT IN DER BERLINER SEZESSION

ÜNSTAÜSSTELLUNGEN

BERLINER
AUSSTELLUNGEN

Die Kunsthandlungen möchten gute
Ausstellungen machen, trotz der schlech-
ten Wirtschaftslage; sie wissen nur nicht
recht, was sie ausstellen sollen. Es fehlt das Schlagende und
Überzeugende. Fast alle Ausstellungen stehen im Zeichen
des Achtungserfolges. Und das ist auf die Dauer zu wenig.

Die Sezession versucht weiterhin mit Erfolg die Mitglieder
der ehemaligen Freien Sezession zu gewinnen. Die jetzige Aus-
stellung ist dadurch besser geraten, als die Veranstaltungen der
letzten Jahre; der Gesamteindruck, vor allem in dem Haupt-
saal, war ruhiger und reifer. Die Hauptträger des Erfolges
waren Ury, Trier, Batö, Ahlers-Hestermann, Fritsch, Groß-
mann, Hofer, Jaeckel, Kees, Röhricht, Spiro und einige andere.

Bei Victor Hartberg machten die Bilder Leo Michelsons
einen guten Eindruck. Er ist kein origineller, doch ist er
in aller Abhängigkeit — von Corinth — ein ernsthafter Künstler.
Die Bilder Kurt von Keudells, die im Anschluß an der-
selben Stelle gezeigt wurden, hielten nicht ganz, was einige
Proben vorher versprochen hatten. Gute Stellen sind über-
all ; doch ist das Talent noch unter der Botmäßigkeit von
Palette und Ölfarbe, es fehlen dem Kolorismus die Richtig-
keiten. Unter den Plastiken Georg Kolbes ist die bronzene

Porträtbüste Slevogts ausgezeichnet. Es ist eine der besten
Bildnisskulpturen der Zeit.

Rudolf Levy stellte neun Bilder bei A. Flechtheim aus.
Ernste Arbeiten, die aber mehr an die Kunst als an das
Leben denken lassen. Man wünscht dem Künstler mehr
Vergessen, mehr Selbstvergessen. Eine Rechnung steckt ja
in jedem Bild; worauf es ankommt ist jedoch, daß der Be-
trachter die Rechnung nicht spürt. Bei Levy spürt er sie.
Dann folgte bei Flechtheim eine Kollektion von Maurice de
Vlaminck. Er ist moderner Manierist in Reinkultur. Der
erste Natur-Eindruck ist ja oft noch irgendwie erhalten; der
Vortrag läßt diese Wahrheit dann aber fast pittoresk er-
scheinen. Was am Ende herauskommt, ist eine Arabeske.
Die wirkt bei drei Bildern witzig, bei dreißig langweilig.

Nach längerer Pause hatte Friedrich Feigl in der Neuen
Kunsthandlung ausgestellt. Er ist der Natur, dem Leben näher-
gekommen und hat das Literarische abgestreift. In den
besten Aquarellen ist etwas Frisches, in den besten Zeich-
nungen etwas Geistvolles, und in der Gesamtproduktion ist
ein Gefühl von Glück.

Die Galerie Wiltschek ist in die Viktoriastraße gezogen.
Sie eröffnete die guten neuen Räume mit Bildern des nach
Berlin übersiedelten Düsseldorfers Gert Wollheim. Dieser
Maler kann vielerlei, geht aber stets von Bildern und Stil-
formen aus. Von Rembrandt, Goya, Slevogt, von den Alt-

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