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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 2
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Dormoy, Marie: Die Ausstellung Louis-Philippe in der Galerie Jean Charpentier
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Herrmann, Wolfgang: Gesolei und Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0099

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1836. Auch die Reise der Königin Viktoria durch Frank-
reich im Jahre 1843 finden wir, außer in Gemaches von
Develly und Fontaine, in wertvollen Dokumenten durch den
Pinsel Isabeys und Eugene Lamis festgehalten. Szenen aus
dem Privatleben der königlichen Familie übermittelt uns
ebenfalls Eugene Lami, den wir hier als einen erstaunlich
fruchtbaren und koloristisch äußerst reizvollen Künstler kennen
lernen.

Die dekorative Kunst war nicht weniger vollständig ver-
treten. Außer zahlreichen, über alle Räume verteilten Mö-
beln hatte man das Zimmer einer eleganten Dame voll-

ständig zusammengestellt, ganz in einem blau und weißen,
mit silberdurchwirktem Stoff gehalten, sowie ein bürgerliches
Mobiliar, dessen behaglicher Eindruck durch die Silhouetten
von Herrn und Frau Prudhomme erhöht wird. Auf den
Möbeln und in den Vitrinen Porzellane und schöne Bücher,
die mit erlesenem Geschmack und großer Sorgfalt zusammen-
gebracht waren.

So hat uns diese Ausstellung ein lebendiges Bild über-
mittelt von der Umgebung, mit ihrer Kunst und ihren Nipp-
sachen, in deren Mitte Balzacs und Mussets Heldinnen lebten
und wirkten.

HONORE DAUMIER, PLASTISCHE KOPFSTUDIEN VON DEPUTIERTEN

GESOLEI UND KUNST

l"\eutschlands größte diesjährige Ausstellung ist keine Kunst-
ausstellung und auch keine Kunstgewerbeschau, worüber
man sich nach dem Pariser Versuch im vorigen Jahre nur
freuen kann. Und doch hat die Gesolei weit mehr mit Kunst
zu tun als manche Ausstellung, die dieses Wort zum Leit-
motiv nimmt. Es muß der traditionellen Kunststadt Düssel-
dorf vor allem zum Verdienst angerechnet werden, daß sie
als wichtigste Aufgaben unserer Zeit Hygiene und soziale
Fürsorge erkannte. Diese beiden Gebiete durchsetzen alle
Zeiterscheinungen so stark, daß auch die moderne „Kunst"

— im weitesten Sinne des Wortes — mit ihnen aufs engste
verknüpft ist.

Selbstverständlich, daß die Architektur für das Gesamt-
bild entscheidend ist. Doch ist dies auf jeder größeren Aus-
stellung der Fall. Für den speziellen Zweck der Gesolei
wird sie weniger bedeutungsvoll. Im nahen Zusammenhang
dagegen mit Hygiene und sozialer Fürsorge steht jede innen-
räumliche Ausgestaltung. Hier ist viel Erfreuliches zu sehen.
Fast durchweg — mit Ausnahme der industriellen Hallen,
die zu stark den Charakter einer Messe tragen — sind ein-

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