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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 1
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Künstleranekdoten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0064

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ED. DEGAS, VATER UND TOCHTER

EIN IN NEAPEL NEU ENTDECKTES BILD, DAS AUF DER INTERNATIONALEN AUSSTELLUNG IN VENEDIG AUSGESTELLT IST

KUNSTLERANEKDOTEN

Rudolf Großmann erzählt: Zur Zeit der Hochflut
des Expressionismus bat mich in der Schweiz ein Sammler,
einigen Freunden, wohlbeleibten Kauf leuten, seine expressio-
nistischen Bilder zu erklären. Ich sagte den Herren, daß
man oft im Liegen bessere Gedanken habe als im Stehen,
daß es überhaupt oft darauf ankomme, in welcher Stellung ein
Bild betrachtet werde. Mit dem Zurücktreten und Blinzeln
sei nichts mehr getan. Bei expressionistischen Bildern empfehle
es sich „Rumpf vorwärts beugt" zu machen und die Kunst-
werke mit den Kopf zwischen den Beinen umgekehrt an-
zusehen. Die dicken Herren befolgten den Rat, erklärten,
die Farben und das Ornament so stärker zu sehen und fan-
den die Bilder gut.

Im Aegyptischen Museum. Besucher zum Aufseher:
„Wie alt ist diese Mumie?" Aufseher: „5007 Jahre". Be-
sucher: „Wie kann man das so genau wissen?" Aufseher:
„Ich bin sieben Jahre hier, und als ich kam, war sie fünf-
tausend Jahre alt."

Liebermann wollte in Nordwijk gern in einem Blumen-
garten malen, der einer holländischen Dame gehörte. Er
stellte sich der Dame vor und bat sie, in ihrem Garten ar-
beiten zu dürfen. Die Dame unterbrach ihn schnell und
sagte: „Ich kaufe keine Bilder".

Als das Mißverständnis gehoben war, sahen die Kinder
dem Künstler dann beim Malen zu. Es war ein Storch aus
Blech auf dem Rasen aufgestellt, den der Künstler natürlich
wegließ. Der kleine Junge fragte seine Schwester: „Waruni
malt er denn den Storch nicht mit?" Die Schwester ant-
wortete: „Das kann er noch nicht, das ist zu schwer".

Inzwischen kam auch die Dame des Hauses daher. Sie
blickte auf die Studie und fragte im Vorbeigehen freund-
lich: „Sie lernen wohl noch?"

*

Ateliergespräch mit Courbet. Die Dame: „Sagen
Sie, teuerster Meister, wie malen Sie nur Ihr bezauberndes
Himmelblau?" Courbet: „Ich schmiere mir Blau auf den
Bauch und drücke die Leinwand drauf."

FÜNFUNDZWANZIGSTER JAHRGANG, ERSTES HEFT. REDAKTIONSSCHLUSS AM 1. SEPTEMBER. AUSGABE AM 1. OKTOBER
NEUNZEHNHUNDERTSECHSUNDZWANZIG. REDAKTION KARL SCHEFFLER, BERLIN; VERLAG VON BRUNO CASSIRER, BERLIN
GEDRUCKT IN DER OFFIZIN VON FR. RICHTER, G. M. B. H., LEIPZIG
 
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