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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 10
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Auktionsnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0429

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HONORE DAUMIER, DIE BILDERLIEBHABER
VERSTEIGERT IN DER VENTE BUREAU. 25 :31 cm
640000 frs

H. DAUMIER, DIE WÄSCHERIN
VERSTEIGERT IN DER VENTE
BUREAU. 49 : 33 cm. 701000 frs

UKTIONSNACHRICHTEN

PARIS

Die Auktion
der Sammlung Bureau

Die Auktion von alten und mo-
dernen Bildern der Sammlung Paul
Bureau fand unter einer so großen Beteiligung statt, daß
Polizeibeamte die Ordnung aufrecht erhalten mußten.

Diese Auktion, die unter der Leitung der Herren Lair-
Dubreuil und Baudoin, Feral, Durand-Ruel und Andre Schoeller
stattfand, war ein ganz ungewöhnlicher Erfolg, und die Preise,
die für Bilder und Zeichnungen von Daumier erzielt wurden,
sind von besonderer Bedeutung, denn alle bisherigen Rekorde
sind geschlagen worden, und zwar weil eine Anzahl nicht
sehr bekannter Käufer die Preise für bestimmte Werke in
wahnsinniger Weise in die Höhe getrieben hat. Die große
Kunsthändler selbst waren angesichts dieses Erfolges verblüfft.
Für die erzielten Riesenpreise war das Ausland im wesent-
lichen ausschlaggebend, und zwar vor allem einzelne deut-
sche Kunsthändler, die als Käufer auftraten.

Die Auktion brachte 8672000 frs und damit mehr als
das Doppelte der Summe, die man zu erzielen dachte. Unter
den Bildern Daumiers bildete das Hauptstück Don Quichotte
und Sancho Pansa, Größe 56:84 cm, das mit 800000 frs
angesetzt war.

Paul Rosenberg-Paris, Matthiesen-Bcrlin, der, wie es hieß,
im Auftrage eines Schweizer Sammlers bot, und Knoedler-
New York waren die hauptsächlichen Interessenten, die ihre
Angebote so steigerten, daß das Bild schließlich für den
Preis von 1290000 frs plus Versteigerungskosten von
Prozent Knoedler-New York zufiel.

DieWäscherin, die das Louvre erwerben wollte, erfuhr durch
die Konkurrenz eines Amateurs eine Steigerung von 100000 frs
über den angesetzten Preis und ging für 701000 frs fort.

Aus dem ferneren Ergebnis der Auktion: Die Bilderlieb-

haber an die Galerie Matthiesen-Berlin für 640000 frs. Die
herumziehenden Musikanten an Baudoin-Paris für 400000 frs.
Die Verzeihung an die Galerie Matthiesen in Berlin für
380000 frs. Ein Wartesaal 300000 frs, Die Auswanderer
285000 frs an Paul Rosenberg-Paris.

Aquarelle und Zeichnungen: Zwischenakt in der Comedie
Francaise für 256000 frs an Herrn Gerstenberg-Berlin. An-
kündigung der Seiltänzer für 260 000 frs an die Galerie Mat-
thiesen-Berlin. Ein Bajazzo für 255000 frs an Herrn Iwins;
Advokaten im Gespräch 205000 frs, eine andere Advokaten-
darstellung 93 000 frs an Hugo Perls-Berlin, Das Trinklied
202 000 frs an Knoedler-New York. Unter den anderen moder-
nen Bildern erzielten die Eisschollen auf der Seine von Claude
Monet 125000 frs und eine Marine von Jongkind 42 500 frs.

Unter den alten Bildern wurde als höchster Preis für
einen heiligen Franciscus von Assisi des Greco 61000 frs
gezahlt; darnach kamen die Wintervergnügungen des Van
der Neer mit 53 000 frs. Eine entzückende Studie von Watteau,
die mit 100000 frs angesetzt war, erzielte, da sich nur ein
einziger Interessent fand, nur 90000 frs. D.

*

Die sensationellen Preise, die bei Bureau für Gemälde
Daumiers gezahlt wurden, geben Anlaß zu einer Bemerkung
über die Echtheitsfrage, die im vergangenen Jahre gelegent-
lich der Ausstellung bei Matthiesen in Kreisen der Lieb-
haber, Kenner und Händler vielfach diskutiert worden ist.
Es zeigte sich damals, daß eine arge Unsicherheit besteht,
und daß es in manchen Fällen nahezu unmöglich erscheint,
zu entscheiden, ob es sich um eine eigenhändige Replik
Daumiers, der bekanntlich seine Motive gelegentlich mehr-
fach abwandelte, oder um eine geschickte Fälschung han-
delt. Angesichts solcher Meisterwerke, wie sie bei Bureau
zu sehen waren, ist man wohl geneigt, ganze Reihen min-
derer Arbeiten, die unter Daumiers Namen gehen, als nicht
eigenhändig abzulehnen. Aber das Qualitätsurteil allein ver-

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