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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 4
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Kunstausstellungen
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Tietze, Hans: Anton Faistauers Entwürfe für Salzburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0180

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Hamburg gern gehabt, manches schöne Werk ist hier ent-
standen, als er hoch über der Elbe in dem uralten, sehr
hamburgisch-exklusiven Gasthaus Jacob wohnte, auf dem
nahegelegenen grünen Rasen des Poloklubs seine Zeich-
nungen und Pastelle zu dem in der Kunsthalle befindlichen
Bilde machte, oder im „Fährhaus" an der Alster das lustige
Durcheinander der Boote beobachtete. Die Hoffnung, daß
er selbst zu der feierlichen Eröffnung dieser Ausstellung
kommen würde, hat sich aber leider nicht erfüllen lassen.

Die hier gezeigten Werke nun sind den Lesern dieser
Blätter so vertraut und es ist so Endgültiges darüber ge-
schrieben worden, daß es vermessen und überflüssig wäre,
noch etwas hinzuzufügen. — Das Interesse für die Aus-
stellung zeigt sich in einem sehr regen Besuch, das Gefühl,
daß es sich Jiier um Außergewöhnliches und Feiertägiges
handle, hat sich allen Schichten mitgeteilt, die sich in Ham-
burg überhaupt um bildende Kunst kümmern.

Dem Katalog vorangestellt ist ein knapper und reizender
Essay Gustav Paulis: „Liebermann und die Natur", sowie

ein Brief des Grafen Kalkreuth mit Evokationen gemein-
samer künstlerischer Jugenderinnerungen. A.-H.

BERLIN

In der „Kunstkammer" waren Zeichnungen und Aquarelle
von George Groß ausgestellt. Auch dieses Mal zeigte er
sich als Zeichner nach der Natur am stärksten. Einige der
Bildniszeichnungen sind schlechthin überzeugend. Was um
so merkwürdiger ist, als Groß sich durchaus schulmäßiger
Mittel, ja Formen im einzelnen bedient. Zwei Zeichnungen
eines Schweins sind so gut wie Oberländer. Was sehr viel
sagen will. Auch die Zeichnungen nach dem Säugling ge-
hören zum besten, was Groß noch gemacht hat. Die mehr
illustrativ-satirischen Aquarelle und Umrißzeichnungen sind
voll von sehr schön gezeichneten Gestalten, doch gehen sie
selten zu einem Ganzen zusammen. Ob Groß es weiß,
wie stark er ist, wenn er beobachtend und zeichnend —
darüber seine Zeitverachtung vergessend — hinter seinen
Modellen und Motiven einhergeht? K. Sch.

GEORGE GROSZ, STRASSE. AQUARELL

AUSGESTELLT IN DER AKADEMIE DER KÜNSTE

ANTON FAISTAUERS ENTWURFE FÜR SALZBURG

VON

HANS TIETZE

A nton Faistauer gehört zu jener Gruppe von Künstlern,
die 1911 bei einer denkwürdigen Ausstellung des Wiener
Hagenbundes auf einmal da waren; neu, stark, überraschend,
mit ganzen Kollektionen, mit repräsentativen Arbeiten, wie
sie sie zum Teil später nicht mehr zuwege gebracht haben:
Kokoschka, Kolig, Wiegele, Isepp, Faistauer. Innerhalb dieser
Gruppe, deren Mitglieder nachmals sehr verschiedene Wege
gegangen sind, war Faistauer derjenige, der am stärksten am
sinnlichen Eindruck der schönen Oberfläche hing; er stand

zu seinen Genossen etwa wie Charles Schuch in der Gene-
ration der Naturalisten zu den seinen. Nach dem Kriege
hat seine Niederlassung in Salzburg Faistauers, des Salz-
burgers, Zusammenhang mit der bodenständigen Tradition
verstärkt; ein barockes Element wurde im Pathos seiner re-
ligiösen Darstellungen wie in der Sattheit seiner Farben-
gebung wirksam. Zuletzt hat ein Aufenthalt in Frankreich
seine bäuerische Intensität gelockert, seinen dem Allzuüppigen
zugeneigten Farbengeschmack verfeinert; in diesem Zustand

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