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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 2
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Dormoy, Marie: Die Ausstellung Louis-Philippe in der Galerie Jean Charpentier
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0097

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SALON LOUIS-PHILIPPE

PHOTO L'lLLUSTRATION

DIE AUSSTELLUNG L O U I S - P H I LI P P E

IN DER GALERIE JEAN CHARPENTIER

VON

MARIE DORMOY

"V Tach dem Gesetz der Wiederkehr aller irdischen Dinge,
^ sehen wir plötzlich den Stil Louis-Philippe in den Ge-
hrauchsgegenständen und Möbeln zu neuem Lehen erwachen,
während er noch vor kurzem geringschätzig behandelt, ja
verabscheut wurde.

Die von Frau Maurice Hettinguer im Hotel Jean Char-
pentier mit großer Hingabe und vielem Geschmack veran-
staltete Ausstellung ist nicht allein lehrreich, sie erreicht
mehr, denn sie erweckt die Geister einer vergangenen Zeit
zu neuem Leben.

Die Ans decoratifs waren die Apostel dieser Bewegung;
sie setzten sich für den Stil der ersten Hälfte des neun-
zehnten Jahrhunderts ein, nachdem sie bereits vor einigen
Jahren den Parisern die Kleidermoden unter dem zweiten
Kaiserreich vorgeführt hatten. Die weiten Krinolinen spukten

in den Köpfen der jungen Frauenwelt, die in ihren über-
engen Röcken wie in einem Futteral steckte, und die Schnei-
der schöpften daraus die Anregung zu dem sogenannten
Stilkleid. Diesmal aber kam man mit einem vielseitigeren
Programm, und die Ausstellung nannte sich denn auch klipp
und klar: die Ausstellung Louis-Philippe. Sie umfaßt Möbel,
Bilder, Gegenstände des täglichen Lebens aller Art und be-
schwört alle Geister des Reiches der Romantik.

Warum sollte auch nicht der Rahmen interessieren, in
dem sich das Leben der Heldinnen Balzacs abspielte, die
Räume, in denen Liszt und Chopin ihre schönen Zuhöre-
rinnen zu Tränen rührte, wo Arvers an einer Tischecke sein
unsterbliches Sonett niederschrieb!

Wenn man auch in dieser Ausstellung gegen diese und
jene Einzelheiten etwas einzuwenden fände, so kann man

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