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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 9
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Harms, Ernst: Der malende Strindberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0366

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AUGUST STRINDBERG, SCHARINSEL BEI STOCKHOLM. 1870 BLEISTIFT

NORDISCHES MUSEUM. STOCKHOLM

DER MALENDE STRINDBERG

V O N

ERNST HARMS

l^\aß August Strindberg der Dramatiker, Ro-
manzier, Sprachforscher, Folklorist, Natur-
wissenschafter, Kunsthistoriker (es liegen Teile einer
ganzen Geschichte der schwedischen Kunstindustrie
und eines Werkes über schwedische Kunstgläser
im Manuskripte vor) auch Maler war, ist an
sich nicht unbekannt. Den Lesern seiner auto-
biographischen Romane werden die zahlreichen
Stellen über seine Beschäftigung mit Malerei nicht
unbemerkt geblieben sein. Der in jeder Beziehung
weite Freundeskreis von Paris bis Finnland kennt
diese etwa hundertundzwanzig Ölbilder und unbe-
stimmbar viele Zeichnungen umfassende Opera
als ihr eigentlicher Besitzer. Der größte Teil der
deutschen Verehrer weiß um jenes große See-
stück, das in der Berliner Dorotheenstraße, unweit
des Reichstages, in der vom Dichter so getauften
Gaststube „zum schwarzen Ferkel" hängt.

Der Durchforscher dieser Opera würde bald
mit allen Kritikern und Kunstverständigen einig

sein, wenn er sie rein als Kunstwerke werten
sollte. Allein, damit ist ihrer Bedeutung noch
nicht genug getan. Ein Gemälde Strindbergs bleibt
eine Äußerung von August Strindbergs Hand, und
mag man sonst auch selbst der Gesamtpersönlich-
keit bedenklich oder gar ablehnend gegenüberstehen,
sie ist doch eine der frappantesten, vielleicht sogar
bezeichnendsten Individualitäten für die mensch-
liche Problematik um die Wende des neunzehnten
Jahrhunderts.

In bezug auf die Gesamtpersönlichkeit aber
sind die Malereien Strindbergs charakterisierend
und biographisch wesentlicher als eine Zeichnung
etwa von Goethes Hand, wenn auch in anderer
Weise wie etwa ein Gemälde Blakes. Im Gesamt-
bilde der Goetheschen Persönlichkeit (ich hoffe
niemandem mit dem Vergleich zu nah zu treten!)
fehlte kein wesentlicher Zug, wenn man sein Zeich-
nen unterschlüge. Es mangelte aber ein Wesent-
liches im Charakter- und Entwicklungsgebilde

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