DIE SAMMLUNG OSKAR REINHART
IN WINTERTHUR
VON
KARL SCHEFFLER
elegentlich der letzten Akademieausstellung in
Berlin, in der man anschaulich Courbet neben
Leibi, Manet neben Goya, Cezanne neben Thoma
usw. sehen konnte, ist hier von den Vorteilen einer
vergleichenden Kunstanschauung gesprochen wor-
den, von dem Genuß, den eine ungeschichtliche,
besser übergeschichtliche Einstellung Kunstwerken
gegenüber gewähren kann, von den Lehren, die
sich ungezwungen ergeben, wenn die zeitlich be-
dingten Stilmerkmale zurücktreten und die ihrem
Wesen nach zeidichen Talente sich wie auf einer
einzigen Ebene manifestieren. Es ist der Wunsch
daran geknüpft worden — mit einer dankbaren Er-
innerung an das von Emil Waldmann in Bremen nach
dieser Richtung hin schon Geleistete —, es möch-
ten mit dem besten erreichbaren Material Ausstel-
lungen gemacht werden, in denen Landschaften
von Ruisdael und Hobbema neben solchen von
Constable, Corot und Courbet hängen, Bilder von
Manet und Liebermann neben Chardin, Vermeer
und Frans Hals, Leibi neben Holbein und Renoir
neben Watteau und Fragonard, Ausstellungen, in
denen es offenbar wird, daß alle Meister eine Fa-
milie bilden und sich über Zeit und Raum hin-
weg die Hände reichen.
Was so gewünscht wurde, das ist in der aus-
gezeichneten Sammlung des Herrn Oskar Reinhart
in Winterthur zu guten Teilen getan. In einer
kaum zwanzigjährigen Sammlertätigkeit, die mit
der Passion für alte und neue Graphik begann,
und sich dann bald den höchsten Zielen des Samm-
lers zuwandte.
Ein Anbau des Hauses enthält zwei Säle mit
etwa sechzig Bildern. In den anschließenden Wohn-
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IN WINTERTHUR
VON
KARL SCHEFFLER
elegentlich der letzten Akademieausstellung in
Berlin, in der man anschaulich Courbet neben
Leibi, Manet neben Goya, Cezanne neben Thoma
usw. sehen konnte, ist hier von den Vorteilen einer
vergleichenden Kunstanschauung gesprochen wor-
den, von dem Genuß, den eine ungeschichtliche,
besser übergeschichtliche Einstellung Kunstwerken
gegenüber gewähren kann, von den Lehren, die
sich ungezwungen ergeben, wenn die zeitlich be-
dingten Stilmerkmale zurücktreten und die ihrem
Wesen nach zeidichen Talente sich wie auf einer
einzigen Ebene manifestieren. Es ist der Wunsch
daran geknüpft worden — mit einer dankbaren Er-
innerung an das von Emil Waldmann in Bremen nach
dieser Richtung hin schon Geleistete —, es möch-
ten mit dem besten erreichbaren Material Ausstel-
lungen gemacht werden, in denen Landschaften
von Ruisdael und Hobbema neben solchen von
Constable, Corot und Courbet hängen, Bilder von
Manet und Liebermann neben Chardin, Vermeer
und Frans Hals, Leibi neben Holbein und Renoir
neben Watteau und Fragonard, Ausstellungen, in
denen es offenbar wird, daß alle Meister eine Fa-
milie bilden und sich über Zeit und Raum hin-
weg die Hände reichen.
Was so gewünscht wurde, das ist in der aus-
gezeichneten Sammlung des Herrn Oskar Reinhart
in Winterthur zu guten Teilen getan. In einer
kaum zwanzigjährigen Sammlertätigkeit, die mit
der Passion für alte und neue Graphik begann,
und sich dann bald den höchsten Zielen des Samm-
lers zuwandte.
Ein Anbau des Hauses enthält zwei Säle mit
etwa sechzig Bildern. In den anschließenden Wohn-
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