Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

DOI Heft:
Heft 8
DOI Artikel:
Chronik des Monats
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0335

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
KOMMODE LOUIS XVI.

AUSGESTELLT BEI HERRMANN GERSON, HERLIN

CHRONIK DES MONATS

,di«

SANSSOUCI

Im sechsten Jahrgang dieser Blätter, im Jahre 1908
(Seite 46), ist über die Aufstellung eines Friedrich-Denkmals
in der Hauptachse von Sanssouci mit folgenden Worten be-
richtet worden:

„Der Geist der Siegesallee bedroht neuerdings erfolg-
reich auch die reine Wirkung einer Kulturschöpfung, woran
jeder Kunstfreund mit Zärtlichkeit zu denken gewohnt ist.
Moderner Unverstand sucht auch in dem köstlich stillen
Park von Sanssouci seinen Verballhornungsgelüsten Gelegen-
heiten. Er gibt vor, die historische Stimmung zu verstärken,
wo er sie durch törichte Bilderfibelkünste doch zerstört.
Der wundervolle Blick von der Hauptallee zum Schlosse
hinauf wird seit längerer Zeit schon beeinträchtigt durch
ein in der Hauptachse aufgestelltes Denkmal des alten Fritzen,
das in häßlicher Weise die zum Blickpunkt leitenden Trep-
pen überschneidet. Es ist kein neuer Friedrich, der so vor
sein Werk errichtet ist, wie die Photographie des Verfassers
wohl einem Buche vorangestellt wird; es ist vielmehr eine
Nachbildung des Rauchschen Friedrich-Denkmals unter den
Linden. Eine Nachbildung des Bronzewerkes in Marmor!

Das Pferd mußte darum auch eine Bauchstütze erhalten.
Und natürlich ist nicht das ganze große Denkmal imitiert,
sondern nur die verkleinerte Reiterfigur ist willkürlich auf
ein anderes Postament gesetzt und mit „gärtnerischen An-
lagen" umgeben worden. Geschmackvoll, nicht wahr? Und
welche Pietät doch, nach zwei Seiten zugleich!"

Jetzt ist die Direktion der Staatlichen Schlösser und
Gärten, die Hübner neuerdings übernommen hat, daran ge-
gangen, das Denkmal zu entfernen. Und prompt lassen
sich in der Presse der Rechtsparteien und vor allem auch
in den Kreisen der „getreuen" Potsdamer, schrille Entrüstungs-
schreie vernehmen. Der Geist des Alten Fritzen ist aber
auf Seiten derer, die sein Denkmal entfernen.

„WELTSTÄDTE"
Die Stadt ist das Symbol unserer Zeit genannt worden.
Von der Großstadt führt der Weg zur Weltstadt. Im Gegen-
satz zu vergangenen Kulturen gibt es viele Städte, die die-
sen Namen verdienen. Was ist das Gemeinsame aller dieser
Städte, was macht das Weltstädtische aus: das ist eine Frage,
die gerade Berlin, das sich langsam von der Großstadt zur

3"
 
Annotationen