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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 5
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Monet-Anekdoten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0195

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CLAUDE MONET. MANNERBILDNIS

MONET-ANEKDOTEN

Monet malte im Atelier Gleyre eine Aktstudie nach einem
ziemlich häßlichen Modell. Gleyre sah es und sagte:
„Ausgezeichnet, junger Mann, nur zu ähnlich. Sie haben vor
sich einen häßlichen Kerl, und Sie machen ihn häßlich. Er
hat dicke Beine, und Sie machen ihm dicke Beine! Wenn
man eine menschliche Figur zeichnet, muß man immer an
die Antike denken."

*

Monet zeigt seine Bildersammlung: „Sehen Sie diesen köst-
lichen Renoir. Es ist ein Porträt meiner ersten Frau, in

unserem Garten in Argenteuil gemalt. Eines Tages hatte
Manet, durch die Farbe und das Licht gereizt, ein Bild im
Freien mit Menschen unter Bäumen zu malen begonnen.
Während er arbeitete, kam Renoir. Auch ihn nahm der Reiz
der Stunde gefangen. Er bat mich um meine Palette, Pinsel
und Leinwand und begann neben Manet zu malen. Dieser
beobachtete ihn von der Seite und trat von Zeit zu Zeit
näher, um sein Bild zu sehen. Schließlich schnitt er ein Ge-
sicht, kam leise zu mir und flüsterte mir ins Ohr: ,Er hat
kein Talent, der Bursche. Sie sind sein Freund, sagen Sie
ihm doch, er soll die Malerei aufgeben'."

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