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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 2
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Künstleranekdoten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0104

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Aus einer Zeitschrift für Baukunst. Unterschrift
einer Landschaftsphotographie aus Italien: „ MelodischeStraßen-
begleitung im Hügelland von Toskana. Das Auto erfaßt im
Fluge wunderbare Partituren der Landschaft. Man beachte
den.Dreivierteltakt der Zypressen, der besonders in Toskana
sehr häutig ist. Der Rhythmus wird oft im Sechsachteltakt
weitergeführt, um wieder ins Menuett zurückzufallen. Beet-
hovens Frühlingssonate klingt unwillkürlich auf."

*

Führung durch eine Dix-Ausstellung. Ein schnei-
diger junger Lehrer führt fünfzehnjährige Mädchen. Ein Mäd-
chen bleibt abseits. Der Lehrer fragt: „Fühlen Sie sich
bedrückt? verursachen diese Bilder Ihnen Leibschmerzen?"
Das Mädchen nickt. Der Lehrer (zu allen): „Sehen Sie,
meine Damen, hier ist ein Teil der vom Künstler beabsich-
tigten Wirkung schon erreicht. Ihre Mitschülerin kotzt sich
vor unserer Zeit. Bravo, so soll es sein!"

*

Gustav Schief ler, der Verfasser des Katalogs der Munch-
schen Graphik, will von dem Künstler Auskunft über jedes
Blatt, über jeden Zustand und Probedruck haben. Diese Ge-
nauigkeit hält Münch nicht aus. Er erklärt, in Zukunft keine
Graphik mehr zu machen, um Ruhe vor seinem Biographen
zu haben. Er könne ja auch zeichnen.

*

Als Münch noch arm war, pflegte er im Hotel bis in den
l ag hinein im Bett zu bleiben und dort zu zeichnen, zu

lesen und zu schreiben. Eines Tages goß er die Tinte über
die Bettdecke. Er ließ sie trocknen, malte dann mit Ölfarbe
genau die roten und weißen Karrees nach und reiste schleu-
nigst ab.

Menzel lernte in Ischl Brahms kennen und war öfter
mit ihm zusammen. In Berlin spielte sein Neffe ihm dann
Kompositionen von Brahms vor und fragte: „Wie gefällt es
dir?" „Ach, weißt du", sagte Menzel, „in Ischl war er mir
viel sympathischer."

*

Eine Dame zeigte Menzel eine Porträtzeichnung, die sie
gemacht hatte. Er fragte: „Wer ist das?" Die Dame sagte
enttäuscht: „Wenn Sie die Dargestellte nicht erkennen, muß
die Zeichnung doch sehr schlecht sein; es ist die Kaiserin."
Da sagte Menzel tröstend: „Na, ich bin sehr klein und sehe
die Kaiserin immer von unten, Sie sind sehr groß und sehen
sie von oben, daher mag es wohl kommen."

Cezanne brauchte 180 Sitzungen, um Vollard zu malen.
Während einer Sitzung sprachen sie über ein Bild von Dela-
croix, auf dem nebenbei auch Rosen auf einem Tisch dar-
gestellt sind. Cezanne meinte, die Rosen könnten nur zu-
fällig vorhanden gewesen sein. Bei der nächsten Sitzung
berichtete Vollard, er hätte in Delacroix' Tagebüchern nach-
geschlagen und gefunden, daß die Rosen in der Tat nur zu-
fällig dagewesen wären. Da haute Cezanne auf den Tisch
und schrie wütend: „Es gibt in der Kunst keinen Zufall."

Septemberheft, zum Aufsatz „Marionetten": Der Name
des Verfassers ist nicht Gabler, sondern F. T. Gubler.

Septemberheft: Das S. 495 besprochene Buch von Willi
Berger „Altdeutsche Holzplastik" ist im Verlag Richard Carl
Schmidt & Co., Berlin, erschienen.

Das Osterreichische Museum für Kunst und Industrie legt

Berichtigungen

Wert darauf, festzustellen, daß der im Septemberheft S. 487
erwähnte Teppich nicht der berühmte seidene „Jagdteppich"
aus ehemaligem kaiserlichen Besitz ist. Abgegeben ist
die Dublette eines Tierteppichs aus dem sechzehnten Jahr-
hundert. Der Erlös wurde für Neuerwerbungen ver-
wendet.

FÜNFUNDZWANZIGSTER JAHRGANG, ZWEITES HEFT. REDAKTIONSSCHLUSS AM 15. OKTOBER, AUSGABE AM 1. NOVFMBER
NEUNZEHNHUNDERTSECHSUNDZWANZIG. REDAKTION KARL SCHEFFLER, BERLIN; VERLAG VON BRUNO CASSIRER, BERLIN
GEDRUCKT IN DER OFFIZIN VON FR. RICHTER, G.M.B. H, LEIPZIG
 
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