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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 9
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Auktionsnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0384

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LUCAS CRANACH, CHRISTUS AM ÖLBERG
HOLZSCHNITT. UNIKUM

VERSTEIGERT BEI C. G. BOERNER, LEIPZIG
Mark 27000

THRONENDE MADONNA MIT DEM KIND
HOLZ. KÖLNISCH 1320-1330. 112cm HOCH

SAMMLUNG GRAF ADELMANN, KÖLN
VERSTEIGERT BEI P. CASSIRER UNI) H. HELBING

Mark 57000

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U KT IONSNACHRICHTEN

VOM KUNSTMARKT

AUKTIONEN
IN BERLIN UND
LEIPZIG

Auch das Berliner Auktionswesen hat in diesen Früh-
jahrsmonaten einen erheblichen Aufschwung genommen.
Bei Cassirer sowohl wie bei Lepke folgten einander eine
Reihe interessanter Versteigerungen. Das Angebot schien
zeitweise sogar die Aufnahmefähigkeit zu übersteigen. Zu-
mal für die mittlere Ware gab es dadurch recht günstige
Kaufgelegenheit. Die Sammlung ostasiatischen Kunstgewer-
bes aus Alt-Berliner Privatbesitz, die Lepke ausbot, fand
nicht die Beachtung, die sie wohl verdient hätte, obwohl
sie ausschließlich Arbeiten jüngeren Datums aus Glas und
Halbedelstein enthielt, die von der heutigen Sammelmode
ein wenig stiefmütterlich behandelt werden. Daß die großen
Stücke dagegen auch auf deutschen Auktionen wieder recht
hohe Preise erzielen können, zeigte sich bei Cassirer, wo die
Kölner Sammlung Adelmann zum Verkauf gestellt wurde.
Die große thronende Madonna vom Anfang des vierzehnten
Jahrhunderts, das Hauptstück der Sammlung, erzielte mit
57000 Mark einen Preis, der im freien Kunsthandel kaum
gezahlt worden wäre. Gewiß war es ein ungewöhnliches
und besonders schön erhaltenes Stück. Aber der Preis über-
stieg die Erwartungen noch um ein erhebliches. Ein min-
der bedeutendes Stück des gleichen Typus konnte nicht ein-
mal den zehnten Teil der Summe bringen. Es wurde mit
4800 Mark zugeschlagen, ein Zeichen dafür, daß sich die Be-

wertung altdeutscher Holzplastik wieder auf ein gesundes
Qualitätsurteil gründet, was hier schon gelegentlich der Ver-
steigerung der Sammlung Benario festgestellt wurde. Unter
den Gemälden stand ein Triptychon mit der Anbetung der
Könige vom Meister der Magdalenenlegende an der Spitze.
Es wurde mit 8000 Mark ausgerufen und stieg bis auf
21 000 Mark. Eine Überraschung war endlich der Preis, der
für den aus Marburg stammenden Himmelsglobus des Mei-
sters Jost Burgi gezahlt wurde. Das Stück gehört zu den
Berühmtheiten der Instrumentenkunst des späten sechzehnten
Jahrhunderts. Sein Meister hat an der Straßburger Münster-
uhr gearbeitet und war für den Kaiser Rudolf in Prag tätig,
an dessen Hof man sich für die astrologische Wissenschaft
aufs lebhafteste interessierte. Ein Londoner Sammler zahlte
nicht weniger als 25000 Mark für diese historische Kurio-
sität. Dagegen war der schöne Silberpokal des Meister Hein-
rich Roeßberg, der einmal zu dem Berliner Ratssilber gehört
hat und wohl wert gewesen wäre, für das Märkische Museum
erworben zu werden, mit 7000 Mark nicht zu hoch bezahlt.

Während die Berliner Auktionen im wesentlichen doch
Angelegenheiten des innerdeutschen Marktes waren, übten
die drei großen Kupferstichversteigerungen, die Boerner in
Leipzig in der ersten Maiwoche veranstaltete, ihre Anziehungs-
kraft auf die Sammler und Händler der ganzen Welt. Neben
den deutschen Museen waren die Kupferstichkabinette von
London und New York vertreten, denen es gelang, Haupt-
stücke an sich zu bringen, um die sich die Sammlungen von
München und Berlin vergeblich bemühten.

Der schwerste Kampf entbrannte um einen Holzschnitt
des Lukas Cranach, eine bisher unbekannte Ölbergdarstellung

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