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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 4
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Beenken, Hermann: Deutsche Kunst des elften Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0147

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DEUTSCHE KUNST DES ELFTEN JAHRHUNDERTS

VON

HERMANN BEENKEN

r\er Verlag des rührigen Marburger kunstge-
schichtlichen Seminars hat uns zwei Pracht-
publikationen der frühmittelalterlichen deutschen
Türen und ihres plastischen Schmuckes beschert*.
Die Bronzetüren sind von Adolph Goldschmidt
bearbeitet, es sind die glattflächigen, nur ornamen-
tal und mit plastischen Löwenköpfen geschmückten
von Aachen und Mainz und die reich reliefierten
der Dome von Hildesheim und Augsburg. Gleich-
zeitig brachte als Ergänzung Richard Hamann die
Reliefs der Holztüren in der Kölner Pfarrkirche

* Adolph Goldschmidt: Die deutschen Bronzetüren des
frühen Mittelalters. Mit 103 Lichtdrucktafeln nach Aufnahmen
des kunstgeschichtlichen Seminars der Universität Marburg a.L.
und 5 Lichtdrucktafeln im Text. Marburg 1926.

Richard Hamann: Die Ilolztür der Pfarrkirche zu St. Maria
im Kapitol. 45 Lichtdrucktafeln nach Aufnahmen des kunst-
geschichtlichen Seminars der Universität Marburg a. L. Jah-
resgabe des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft für
1925. Marburg 1926.

St. Maria im Kapitol heraus. Es ist ein Genuß,
in den schönen Lichtdrucktafeln zu blättern und
sich in diese fremde Kunst zu vertiefen. Zahlreiche
Detailaufnahmen führen ganz nahe an die plasti-
schen Einzelformen heran, so nahe, daß man fast
schmerzlich die reale Tastbarkeit der Dinge ver-
mißt.

Das gilt vor allem von den Hildesheimer Re-
liefs, die ja Reliefs von einem ganz einzigartigen
Stil sind. Sie sind im Grunde fast so unphoto-
graphierbar wie gewisse Bildwerke Rodins. Flach-
reliefs sind es, aus denen aber an bestimmten
Punkten das Plastische sich mit unerhörter Ein-
dringlichkeit von aller flächigen Gebundenheit löst
und nach vorn in den Raum drückt. Vor allem
die Köpfe sind vornüber aus dem Reliefgrund
herausgetrieben. Es ist ein Reliefstil, der nicht
eine gleichmäßig harmonische Ausbreitung sucht,
sondern der seine plastischen Energien in bestimmten

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