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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 2
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Herrmann, Wolfgang: Londoner Eindrücke
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0076

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LONDON, TORRINGTONSQUARE

LONDONER EINDRÜCKE

V O K

WOLFGANG HERRMANN

"[Kieinstädte, allenfalls noch Städte von mittlerer
Größe können allein durch ihre Architektur
Schönheit besitzen: durch die Art und Weise, wie
architektonisch schöne oder auch nur hübsche oder
altertümliche Häuser sich zu geschlossenen Straßen-
zügen und weiterhin zu einem geschlossenen Stadt-
bild zusammenschließen. Großstädte fordern mehr.
Ihre Schönheit ist nicht mit ihrer schönen Bauart
erschöpft. Eine Kleinstadt ist ein Kunstwerk: schön,
aber ohne augenblickliches Leben. Man bewun-
dert es, bleibt aber auch der betrachtende Bewun-
derer. Die Großstadt dagegen muß leben, vom
augenblicklichen, modernen Leben durchflutet sein,

und nichts stimmt trauriger als eine große, archi-
tektonisch schön gebaute Stadt, die sich bewahrt,
wie ein Kunstwerk im Museum bewahrt wird.
München ist sicher eine schöne Stadt, aber sie lebt
nicht, ist fast tot. Leipzig ist ebenso sicher eine
häßliche Stadt, aber sie ist lebendig, und dieses
Leben versöhnt mit fast allen Häßlichkeiten.

Solch eine unerhört häßliche Stadt ist London.
Von wenigen Ausnahmen abgesehen, besitzt es in
der City, die halb so groß wie ganz Berlin ist,
kaum einen schön angelegten Straßenzug. Typisch
für eine Londoner Straße ist, daß alles in wildem
Chaos nebeneinander steht. Unmittelbar neben

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