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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 11
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Auktionsnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0471

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UKTIONSNACHRICHTEN

PARISER AUKTIONEN

Der Juni ist der traditionelle
Monat der Auktionen in Paris. Er
brachte in diesem Jahre kurz nach-
einander zwei wichtige Versteige-
rungen, zuerst die Sammlung Zou-
baloff mit modernen Gemälden, danach die Sammlung der
Mme. de Poles, in der Hauptsache Gemälde und Mobiliar
des französischen achtzehnten Jahrhunderts. Bei Zoubaloff
erzielte den Ilauptpreis eine Aktkomposition von Ce-
zanne, die mit 475000 frs zugeschlagen wurde, ein klei-
nes Bild des Meisters mit einer liegenden Venus und
dem in den Lütten schwebenden Amor kaufte Hugo Perls
für 86000 frs. Von Renoir wurden acht Gemälde versteigert,
die drei bedeutendsten darunter, das Bildnis der Frau Hen-
rior, das Kind mit der Puppe und Bougival, brachten jedes
ungefähr 240000 frs, ein Blumenstück von Monet 280000.
Zwei Akte von Matisse wurden mit 35- und 54000 frs
zugeschlagen, ein Bild von Marie Laurencin mit 32000 frs.
Zwei große Kreidezeichnungen von Picasso erzielten 17500
und 19500 frs, Zeichnungen von Renoir 6—10000, Aquarelle
von Guys etwa 3 —10000, Zeichnungen von Renoir, von
denen Zoubaloff eine große Zahl besaß, bis zu 8000 frs,
ein Pastell von Redon, Blumen darstellend, 27 200.

Ganz andere Preise wurden für die Kostbarkeiten der
Sammlung de Poles bezahlt. Der Gesamterlös der etwa
300 Nummern betrug 2i'/2 Millionen Franken. Die Auktion
begann mit ein paar Farbenstichen. Zwei Blätter von Debu-
court brachten 160000, von Janinet 150000 frs. Es folgten
Gemälde des achtzehnten Jahrhunderts. Zwei Landschaften
von Boucher, die Mühle und der Fischfang, wurden für
450000 frs verkauft, ein Halbligurenbild von Fragonard, das
1X90 5300 frs gekostet hatte, für 200000. Das Porträt der
Gräfin de Salve von der Malerin Labille-Guiard stieg bis
510000, eine Opernszene von Lancret auf 205000, eine
Landschaft von Hubert Robert auf 210000, ein Damenbildnis
derVigee Lebrun auf 350000 frs. Hoppners Lady Fitz Herber
kostete 192000, die Miss. Fitz Gerald des Lawrence
800000 frs.

Sehr hoch waren die Preise, die für die Möbel erzielt
wurden. Wir notieren nur einige der wichtigsten: 228000
für ein Fauteuil des achtzehnten Jahrhunderts mit Tapisserie-
bezug, 260000 für einen Schrank in Rosenholz, 390000 für
zwei von Carlin signierte kleine „entre-deux"-Möbel, 350000
für ein Damentischchen, 200000 für eine Lackkommode
von Dubut, 360000 für ein Paar eingelegte Kommoden von

Migeon, 290000 für ein Cylinder-Bureau von Roentgen,
516000 für einen Sekretär, der im Jahre 1882 auf der Auk-
tion Hamilton in London 1340 Guineen gebracht hatte,
275 000 für ein Damen-Bureau von Topino. Den höchsten
Preis mußte die Stadt Paris für einen dem Vandercruse Lacroix
zugeschriebenen Damensekretär bezahlen. Er wurde für das
Petit Palais um 706000 frs erworben, nachdem er unter
lautem Protest der Anwesenden von einem ausländischen
Kunsthändler auf fast das Doppelte des Schätzungspreises
emporgetrieben worden war. Sehr teuer waren endlich eine
Beauvais-Tapisserie nach Boucher, die 975000, und ein Savon-
nerie-Teppich der Epoche Louis XIV., der 450000 frs kostete.

—r.

Der Ring der Kunsthändler um den Kemperplatz
in Berlin schließt sich immer enger. Vor kurzem hat nun
auch Edgar Worch, der seit dem Kriegsende Inhaber der
altbekannten Firma Glenk, Unter den Linden, war, seine
neuen Räume in der Tiergartenstraße eröffnet. Den Ein-
tretenden empfangen drei Säle mit kostbarem Mobiliar des
achtzehnten Jahrhunderts. In den rückwärtigen Räumen sind
die Schätze chinesischer Kunst ausgebreitet. Auf einen
Skulpturensaal, der mit interessanten Denkmälern frühchine-
sischer und buddhistischer Kunst gefüllt ist, folgen Zimmer
auf Zimmer große Wandschränke, die eine erstaunliche
Zahl vor allem hochwertiger keramischer Schöpfungen des
Ostens bergen, von den Grabfunden der Han- und T'ang-
Zeit bis zu den herrlichen Porzellanen der Epochen Kanghi
und K'ien-lung. Man hat in Berlin noch kaum eine solche
Fülle kostbarer chinesischer Töpfereien gesehen. Hier liegt
die Hauptstärke Worchs, dessen Handlung sich in ihrem
Charakter von der benachbarten Chinahandlung Otto Bur-
chards deutlich unterscheidet. Es hat den Anschein, als sei
in Berlin wohl Platz für zwei so bedeutende Geschäfte, zu
denen übrigens noch die Firma Edgar Gutmann kommt, die
ebenfalls in der Bellevuestraße ihren Sitz hat. Kein Zweig
des Sammlertums hat in den letzten Jahren einen solchen
Aufschwung genommen wie das Sammeln chinesischer Kunst.
Japanische Kunst ist daneben auffällig und sehr zu Unrecht
vernachlässigt worden. Fiine neue Kunsthandlung, die Felix
Tikotin am Kurfürstendamm eröffnet hat, versucht, das
schwindende Interesse für die Kunst Japans neu zu beleben.
Tikotin hat sich in Ausstellungen vor allem um den Farben-
holzschnitt bemüht, und es scheint, daß es ihm gelingt, dem
Sammlertum auch auf diesem Gebiete neue Anregung zu
geben.

sä«''

Norsk Kunsthistorie. Förste Bind. Oslo, Gyldendal
Norsk Forlag, 1925.

Zum ersten Male wird von der Geschichte der norwegischen
Kunst ein Gesamtbild gegeben. Daß es sich aus Beiträgen
von zwölf Gelehrten zusammensetzt, erklärt sich aus der
Entwicklung der Kunstforschung in Norwegen, die nicht,

wie die unsrige, von universalistischen Gedanken und Ten-
denzen ausgegangen ist, sondern sich recht schnell speziali-
siert hat und sich wohl auch spezialisieren mußte, weil die
Sammlung und Ordnung der in dem großen Lande weit-
verstreuten, sehr oft erst wieder zu entdeckenden Denk-
mäler Arbeitsteilung als angezeigt erscheinen ließ. Kann

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