JAN STEEN, SPIELENDES PAAR
JAN STEEN
(1626 —1679)
VON
CORNELIS VETH
\ uch diejenigen unter den Besuchern der holländi-
^ ^ sehen Museen (wo Jan Steen besonders gut
vertreten ist, zumal im Rijksmuseum und im Mau-
ritshuis), die wenig Kunstverständnis haben und
die Malerei an und für sich kaum schätzen, werden
von den Darstellungen dieses alten Meisters ge-
fesselt. Er ist zwar ein großer Maler, seine Bilder
aber werden von der Mehrzahl der Besucher nicht
besehen, sondern gelesen wie ein Buch. Jan Steen
— wie Bruegel, Bosch und Hogarth — wird
gelesen; aber mehr als Bruegel und Bosch, die
symbolisch, allegorisch oder gar zuweilen mystisch
sind, bleibt er jedem verständlich, mehr als Hogarth,
der eine Generation nach ihm lebte, ist er einfach,
unbefangen und vor allem Künstler.
Ich glaube, daß die Einfachheit, die Klarheit
und die Seelenruhe dieses Malers einigermaßen
einer Anerkennung seines Wertes im Wege stehen.
Im Zeitalter der Allegorien, der Emblemata, der
sozusagen travestierten Weltklugheit ist er der Un-
mittelbare, der Unzweideutige, nie pedantisch, nie
geistreichelnd, nie tiefsinnig. Ein Kind kann ihn
verstehen, und er hat niemandem die Gelegenheit
gegeben, durch eine Deutung seiner Darstellun-
426
JAN STEEN
(1626 —1679)
VON
CORNELIS VETH
\ uch diejenigen unter den Besuchern der holländi-
^ ^ sehen Museen (wo Jan Steen besonders gut
vertreten ist, zumal im Rijksmuseum und im Mau-
ritshuis), die wenig Kunstverständnis haben und
die Malerei an und für sich kaum schätzen, werden
von den Darstellungen dieses alten Meisters ge-
fesselt. Er ist zwar ein großer Maler, seine Bilder
aber werden von der Mehrzahl der Besucher nicht
besehen, sondern gelesen wie ein Buch. Jan Steen
— wie Bruegel, Bosch und Hogarth — wird
gelesen; aber mehr als Bruegel und Bosch, die
symbolisch, allegorisch oder gar zuweilen mystisch
sind, bleibt er jedem verständlich, mehr als Hogarth,
der eine Generation nach ihm lebte, ist er einfach,
unbefangen und vor allem Künstler.
Ich glaube, daß die Einfachheit, die Klarheit
und die Seelenruhe dieses Malers einigermaßen
einer Anerkennung seines Wertes im Wege stehen.
Im Zeitalter der Allegorien, der Emblemata, der
sozusagen travestierten Weltklugheit ist er der Un-
mittelbare, der Unzweideutige, nie pedantisch, nie
geistreichelnd, nie tiefsinnig. Ein Kind kann ihn
verstehen, und er hat niemandem die Gelegenheit
gegeben, durch eine Deutung seiner Darstellun-
426