DOI Heft:
Hefte 1-4, Januar 1849
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.2230#0002
138
Kladderadatsch an die fliegenden Buchhändler.
Wir wünscht» unser,» herrlichen Heere der Berliner fliegenden Buchhändler, wie es in constitiitioncllen Staaten Brauch
und Sitte ist, hiermit viel Glück zuin neuen Jahre. Don dem Mittage des IN. März v. I. an, wo die Ersten von Euch auf dem
durchnäßten Trottoir des Schlosses „An meine lieben Berliner" für 3 Pf. verkauften, bis zur heutigen Sylvesterstunde, wo
Heldensöhne aus Euren Reihen mit „Krakehlern auf dem Herzen, ewiger Leuchte" in der Mütze und „Kladderadatsch" in
den Stiefeln, in die Hausvoigtei geführt wurden, habt Ihr Euch um das Vaterland, das ohne Eure und GotteS Hülfe erlegen wäre,
Verdient gemacht. Ihr habt unter den Linden sowohl wie in der Königsstraße Eure großartige Organisation gezeigt und den
Schimpfereien und Beleidigungen der Konstabler und andererer Scandab'ler eine ungeschwächte Mannszucht entgegengcstellt!
Es lebe das Vaterland!
Es leben die fliegenden Buchhändler!
Berlin, den I. Januar 1849. ' Kladderadatsch.
FeNilletVN.
Mn nenes Lied,
welche» nicht gelesen, sondern durchaus gesungen werden muß, und zwar
nach der Melodie:
„Steh' ich in stiller Mitternacht."
O preußische Gerechtigkeit!
Berühmt auf Erben, weit und breit!
Wie wird mir ach! so trüb' und sch aal!
Denk' ich an's Ober."j
Wenn eenen Häring eener stahl, —
Da war es sonst doch janz egal!
Ob er ein Schuft — ob liberal —
Ihn richtete da».
Und wa» das liebe Landrecht sprach —
Da» sprachen auch die Richter nach —
Sie war'» nicht höflich — nicht brutal.
Es war gerecht das.
Doch bist Du jetzt nur radikal —
Ist Deine Unschuld ganz egal —
Man sperrt Dich ein — S'ist ein Scandal!
O heil'gcs Ober.
") Soll vielleicht heiße» Obersaul?
Der Setzer.
Frankreich rüstet sich. Bald wird vielleicht die rothc Hose sich an
den Ufern des Rheines spiegeln. Aber sie solle» ihn nicht haben, zittert
elende Jranzen! Roch ist der Muth des allen Icutschen Nittcrgeschlcchtes
nicht erstorben
Noch schützen Vinkc'S, Bülow'S unsre Gauen!
Nur über ihre Leiber geht der Weg zu unser» Frauen!
St las!
Der Mitarbeiter der Krcuzzeitung, der bekannte vr. L., bezieht
als Ertra-Honorar für seine Arbeit den gesetzlichen Denunciantcn-Aniheil
für Entdeckung von Gastlckalen, in denen Hazardspicle getrieben werden;
— dock hat er dabei die Verflicktung übernommen, nur Demokraten zu
dcnnnciren.
Sckultzc. Müller. Sie sind ei» Schaasskopp!
Müller. Wat unterstehn Sie sich, Schulze! Ick verklagt Sic!
Schultze.^Thun Sic das. In de letzte Instanz bei'S geheime
Obcr-Nie-Brutal gewinne ich doch, — da schützt mir meine po-
litische Ansicht!
Näthselfragt.
In welchem Felde wird nächstens ein gewisser deutscher Fürst Nicht-
leisten können?
Herr Assessor Jung hat bei seiner Rückkehr von Eisenach, wo Frei
Herr von Viuke sich nickt schießen wollte, vom demokratischen Elubb eine
Reitpeitsche zum Geschenk erhalten. Zu welchem Zwecke ist schwer zu
errathen.
Warum verbietet man den Demokraten die Wablversainmlungen,
indcß man sie den Preußenvereiner» gestattet?
Weil im "Worte GotteS geschrieben steht!:
„So Du Gerechtigkeit übest wirst Du keine Wahl
mben!"
Ev. Jokannes 6.
Kladderadatsch an die fliegenden Buchhändler.
Wir wünscht» unser,» herrlichen Heere der Berliner fliegenden Buchhändler, wie es in constitiitioncllen Staaten Brauch
und Sitte ist, hiermit viel Glück zuin neuen Jahre. Don dem Mittage des IN. März v. I. an, wo die Ersten von Euch auf dem
durchnäßten Trottoir des Schlosses „An meine lieben Berliner" für 3 Pf. verkauften, bis zur heutigen Sylvesterstunde, wo
Heldensöhne aus Euren Reihen mit „Krakehlern auf dem Herzen, ewiger Leuchte" in der Mütze und „Kladderadatsch" in
den Stiefeln, in die Hausvoigtei geführt wurden, habt Ihr Euch um das Vaterland, das ohne Eure und GotteS Hülfe erlegen wäre,
Verdient gemacht. Ihr habt unter den Linden sowohl wie in der Königsstraße Eure großartige Organisation gezeigt und den
Schimpfereien und Beleidigungen der Konstabler und andererer Scandab'ler eine ungeschwächte Mannszucht entgegengcstellt!
Es lebe das Vaterland!
Es leben die fliegenden Buchhändler!
Berlin, den I. Januar 1849. ' Kladderadatsch.
FeNilletVN.
Mn nenes Lied,
welche» nicht gelesen, sondern durchaus gesungen werden muß, und zwar
nach der Melodie:
„Steh' ich in stiller Mitternacht."
O preußische Gerechtigkeit!
Berühmt auf Erben, weit und breit!
Wie wird mir ach! so trüb' und sch aal!
Denk' ich an's Ober."j
Wenn eenen Häring eener stahl, —
Da war es sonst doch janz egal!
Ob er ein Schuft — ob liberal —
Ihn richtete da».
Und wa» das liebe Landrecht sprach —
Da» sprachen auch die Richter nach —
Sie war'» nicht höflich — nicht brutal.
Es war gerecht das.
Doch bist Du jetzt nur radikal —
Ist Deine Unschuld ganz egal —
Man sperrt Dich ein — S'ist ein Scandal!
O heil'gcs Ober.
") Soll vielleicht heiße» Obersaul?
Der Setzer.
Frankreich rüstet sich. Bald wird vielleicht die rothc Hose sich an
den Ufern des Rheines spiegeln. Aber sie solle» ihn nicht haben, zittert
elende Jranzen! Roch ist der Muth des allen Icutschen Nittcrgeschlcchtes
nicht erstorben
Noch schützen Vinkc'S, Bülow'S unsre Gauen!
Nur über ihre Leiber geht der Weg zu unser» Frauen!
St las!
Der Mitarbeiter der Krcuzzeitung, der bekannte vr. L., bezieht
als Ertra-Honorar für seine Arbeit den gesetzlichen Denunciantcn-Aniheil
für Entdeckung von Gastlckalen, in denen Hazardspicle getrieben werden;
— dock hat er dabei die Verflicktung übernommen, nur Demokraten zu
dcnnnciren.
Sckultzc. Müller. Sie sind ei» Schaasskopp!
Müller. Wat unterstehn Sie sich, Schulze! Ick verklagt Sic!
Schultze.^Thun Sic das. In de letzte Instanz bei'S geheime
Obcr-Nie-Brutal gewinne ich doch, — da schützt mir meine po-
litische Ansicht!
Näthselfragt.
In welchem Felde wird nächstens ein gewisser deutscher Fürst Nicht-
leisten können?
Herr Assessor Jung hat bei seiner Rückkehr von Eisenach, wo Frei
Herr von Viuke sich nickt schießen wollte, vom demokratischen Elubb eine
Reitpeitsche zum Geschenk erhalten. Zu welchem Zwecke ist schwer zu
errathen.
Warum verbietet man den Demokraten die Wablversainmlungen,
indcß man sie den Preußenvereiner» gestattet?
Weil im "Worte GotteS geschrieben steht!:
„So Du Gerechtigkeit übest wirst Du keine Wahl
mben!"
Ev. Jokannes 6.