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Kladderadatsch: Organ für und von Bummler (ab August:) Humoristisch-satyrisches Wochenblatt — 2.1849

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Hefte 40-43, Oktober 1849
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https://doi.org/10.11588/diglit.2230#0161
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Montag, den 1. Oktober 1849.

n Jahrgang.

Wochenkalcndcr.

Montag den t. Oktober.
I» den Straße» Berlins finden Umzüge
ohne polizeiliche Erlaubmß stall.
Dienstag den 2. Oktober.
Einige stille WohnnngS-Wechsel werden
mit Protest zurückgewicsen.
Mittwoch den 3. Oktober.
Einige Eiterbeulen der Gesellschaft be-
baupten, daß selbst die größten Männer der
Geschichte keine Micthe bezahlt hätten.


Wochenkalcnder.
Donnerstag den 4. Oktober.
Viele HauSwirlhe leugnen daS Dogma
von der unbefleckten Empfänglich der Miethe.
Freilag den 5. Oktober
Walteck und Temmc werden, da fie ihre
Pflichten gegen ihren HauSwirth nicht voll-
ständig crsülit haben, aus ihren Wohnungen
ermiltirt.
Sonnabend den 6. Oktober.
Nr. 42 vcS Kladderadatsch erscheint nicht
mehr Untcrwasscrstraße Nr. 8, sondern Nr. I.

Humoristisch-satyrisches Wochenblatt.

Dieses Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme der Wochentage. — Man abonnirt mit >7'/, Sgr. vierteljährlich bei allen Buchhand-
lungen sowie bei den König!. Postanstaltcn des In- und Auslandes. Jede einzelne Nummer kostet I'/, Sg r. Die Vcdaclion.

Mit dieser Nummer beginnt das IV. Quartal dcS Kladderadatsch und bitten wir die Abonnements bei den Königlichen
Postämtern und Buchhandlungen zu bestellen. Ercmplare vom I. II. und Hl. Quartal d. I, L >7'^ Sgr., sowie einige Erem-
plare des I. Jahrganges 1848, L 1 Thlr. 20 Sgr. sind cbensallS noch zu haben und werden auf Bestellung sofort geliefert.
Die Redaktion.

Lebewohl
an die sogenannte.zweite Kammer.

O du Kind einer harmlosen Oetroyirungö-Laune, Sprößling dcS fruchtbaren, hundertundfünftcn Para-Grafcngeschlechteö, das
du gesäuget wurdest mit dem Lutschbeuiel der Ncaclion, daS du lägest in den Windeln auSgcwaschner Verheißungen, gewickelt wurdest
von der barmherzigen Hand der Betschwester Camarilla, gewiegt und cingclullt von ministeriellen Schlummerliedern, du süßcS, frommes,
christlich-germanisches, artiges Kind, daS sich immer anständig aufgeführl hat, an dich richte ich die trauernde Stimme einer gramzcr-
rissencn Brust. O Kind, Kind, Kind! was ist aus dir geworden!?-
„Wenn ich artig bin, ohne Eigensinn, thuc, waS ich nicht soll, ci, da»» ist mir wohl!" so dachtest du einst und jetzt-
Süße heil'ge Hofnatur, laß mich gehn auf deiner Spur, leite mich an deiner Hand wie ein Kind am Gängelband — so
sprachest du, als sich dein Mund zum ersten Male auflhat und du deinen Vater, den gütigen Para-Grafen 105 anerkanntest —
und jetzt -
Du warst so sanft, du warst so gut, und auch der Höher» Uebermuth hast d» geeifert zu erfüllen, mit Freudigkeit, um
GotteSwillen — und jetzt?-
„In allen meinen Thaten laß ich den Höchsten rathen!" war dein Wahlspruch; dein Fcldgeschrei: „Brandenburg;" deine
Losung täglich 3Thalcr-und jetzt?-
Ach, cS durchbohrt mir die patriotische Brust, wenn ich Dein gedenke! —
Du kannst noch nicht auf eignen Deinen sehn und willst deinen Kopf für dich haben? Du hast kaum sprechen gelernt
und willst schon widersprechen? Du hast noch keinen Credit und willst handeln? O Kind, du bißt minorenn »iw willit Rechte
haben? Du hast bisher nur rückwärts gesteuert und willst jetzt daS NevolulionSsteuerrudcr der Stcuervcrwcigerung ergreifen? —

ger

Zweite Auflage.
 
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