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Al'W K-KP TWr'lLMbitz E
soll folgende Adresse an beide Lämmern abgesandt worden sein,
Je weiter das Jahr 1643 in den Hintergrund zurücktritt, je deutlicher treten die Aolgen jener unglückseligen Periode hervor, in welcher man
den Abschluß des Mittelalters und den Beginn der modernen Zeit zu sehen gewobnt ist, und je unbefangener wird der Blick, mit welchem jene
Periode und deren Folgen betrachtet werden. Die wahren Baterlandsfreundc und die ruhigen besonnenen Männer in allen Tbeilen der cisilisirten Welt
und der Ostpriegnitz sind darüber einig, daß die Ereignisse des JabreS 1643 die Erzeugnisse eines krankhaften Zustandes gewesen sind, welcher nicht allein die
Ostpriegnitz, sondern auch daS civilisirte Europa ergriffen hatte.
Dieser krankhafte Zustand datte offenbar einen doppelten Grund; einmal das wirklich Mangelbastc in dem damaligen Zustande des KartoffelbaucS und
die dadurch erzeugten hohen Branntwein-pieise; sodann und vorzüglich aber in dem seit 30 Jahren systematisch betriebenen Kriege und der da-
durch begünstigten Verbreitung von Irrlehren, welche unter dem äußern Schein von PhilantbropiSmuS keinen andern Zweck hatten, als den Umsturz aller
stehenden Verhältnisse, die Vernichtung der Alleinberechtigung der katholischen Kirche, der Patrimonialgerickte, des unentgeltlichen Jagd-
rechtS aus fremdem Grund und Boden, der Leibeigenschaft, des äu, prim»« nocti, und somit des Familienglücks und des Eigenthums
vorzubereiten.
Der verlockende äußere Schein dieser Irrlehren täuschte auch viele der Besseren und Besten in den civilisirte» Ländern und in der O stpri egnitz;
und hieraus erklären sich leicht die traurigen Ereignisse des Jahres 1648, welche, anstatt da« Mangelhafte in unscrm staatlichen und persönlichen Ge-
sundheitszustände zu verbessern, da» Bestehende umwarsen und ganz neue Einrichtungen an dessen Stelle setzten, welche sich jetzt nach einer zwei-
hundertjährigen Erfahrung nicht als praktisch bewährt haben.
. Durch die Kraft und Weisbcit der Regierung wurde allerdings dem Treiben der Wühler und VolkSversührer ein mächtiger Damm entgegengestclll,
und die Ruhe, die gewohnte Besonnenheit kehrte in die Bevölkerung zurück. Dennoch sind es immer noch vornehmlich zwei Punkte, welche am klarsten, am
unwiderleglichsten da« Uebel vor Augen stellen, zu dem die Veränderung der staatlichen Einrichtungen geführt hat und noch ferner mehr und mekr führen muß.
Der erste Punkt, den wir uns erlauben hier hervorzuheben, ist die Zerrüttung unsrer Finanzen durch die unsre Kräfte übersteigende
Vermehrung der Ausgaben.
ES ist eine fast überall bewährte Erfahrung, daß die Form unsrer Einrichtungen die allertbcuerste ist und uns unrettbar mit einer jährlich
sich vermehrenden Schuldenlast überhäuft. Dazu kömmt, daß unser früher gefüllter Schatz erschöpft ist, da mit dem jährlich sich vermehren-
den Aufwande unsre früheren durch Sitte und Recht un« gewährleisteten Einkünfte aus dem rl»rit»xium, dem Jungfernpfennig, Stechgroschen,
Schürzenthaler ic. jährlich sich vermindert haben und zuletzt ganz geschwunden sind.
Dieselben Gründe aber führen zu einem zweiten, tiefer liegenden, aber ebenso drückenden Uebel aller modernen Staaten. E« sind dieses die Schulen,
durch welche die verderbliche Gewohnheit des Lesens und Schreiben», namentlich seit Erfindung der schwarzen Kunst des Buchdrucks, der Posten
und Eisenbahnen, so allgemein verbreitet worden ist, daß das schleichende Gift der Aufklärung bis in die fernsten Extremitäten des Erdkreises, ja so-
gar bis in die Ostpriegnitz sich durchzufreffcn im Stande war.
Wir haben nur die beiden Hauptübel hcrvorgehoben; jedoch sind diese allein schon so schlimm, daß deren Erwägung vollkommen genügt, unser»
gehorsamsten Antrag zu motiviren:
„Die hohen Kammern wollen der bohcn Regierung die ehrfurchtsvolle Bitte Vorträgen, unter Aufhebung resp. gänzlicher Abänderung der Ver-
sassungSurkunde zu unsrer alten Verfassung zurückzukehren und diese nach den Erfordernissen der Zeit zu modificiren und zu verbessern; namentlich
aber durch Abschaffung der Schulen, der Druckerpressen, der Dampfmaschinen, Eisenbahnen und Posten, durch Wieder-
einführung der Robote, der Leibeigenschaft und de« durch uralte Tradition auS MaximinS Zeiten ehrwürdig gewordene» äuri»
prim»« nocti», die Wege zur Begründung der einzig wahren, mit der Ordnung vereinbaren Freiheit, der Jagd - und Steuerfreiheit
endlich anzubabncn."
Die Staatöeinrichtungen seit dem Jahre 1648 führen da« Vaterland dem Verderben entgegen. Die Rückkehr zu den Grundprincipien des früheren
besseren Zustandes, wenn sie durch die Kammern gewünscht wird, ist nach Art. 107 der VersassungSurkunde auf gesetzlichem Wege zulässig, und wir glauben unsre
submiffe Petition vollständig motivirt zu haben.
(Folgen 16 Millionen Ilnterschristcn von «vulobcsitzern, Sausleulen, Superinlcndenlen, Komödianten, Handwerkern,
Sürgermeisteru, Summier» und andern kenlicr, au, der Ostpriegnitz.)
I? vIIII
Die Deutsche Allgemeine Zeitung berichtet, Baicrn unterhalte
13 Gesandte und Geschäftsträger, deren Unterhaltung jährlich nicht weniger
als 247,500 Fl. koste.
Die Fürstin Emma von Waldeck soll auSgcrufen baden: „Gott, was
kostet diese Unterhaltung dem kleinen Baicrn, und was ist das doch am
Ende für ein unnützer Staat!"
Da schlagen se jetzt nu so viel Lärm in de Zeitungen wejen de Bäcker-
prüfung. Ob se 40 Thaler kost t oder 4 Tbaler det iS janz cjal, den
besten Bäcker haben wir doch verloren, und det war — Irvbecker.
Ein Berliner vorAllc.
I V t V II.
Der bisherige Bügermeister von Potsdam, Herr Beyer, ist zum
Premierminister des FürstenthumS Waldeck ernannt worden. Der-
selbe soll die beruhigendsten Versicherungen für die Auftechthallung des Euro-
päischen Frieden« gegeben und für die Streitigkeiten zwischen England und
den Kaffer» am Cap bereit» die Vermittelung Waldecks ange-
boten haben.
Die Zeitungen melden nach Privatbricfen auS Wien, daß die Memoiren
des Fürsten Metternich jetzt vollständig beendet seien, aber erst nach dem
Tode ihre« Verfassers veröffentlicht werden sollen. Ganz Europa sieht mit
Ungeduld der Veröffentlichung dieser jedenfalls höchst wichtigen und interessanten
Mittheilungen entgegen.
Al'W K-KP TWr'lLMbitz E
soll folgende Adresse an beide Lämmern abgesandt worden sein,
Je weiter das Jahr 1643 in den Hintergrund zurücktritt, je deutlicher treten die Aolgen jener unglückseligen Periode hervor, in welcher man
den Abschluß des Mittelalters und den Beginn der modernen Zeit zu sehen gewobnt ist, und je unbefangener wird der Blick, mit welchem jene
Periode und deren Folgen betrachtet werden. Die wahren Baterlandsfreundc und die ruhigen besonnenen Männer in allen Tbeilen der cisilisirten Welt
und der Ostpriegnitz sind darüber einig, daß die Ereignisse des JabreS 1643 die Erzeugnisse eines krankhaften Zustandes gewesen sind, welcher nicht allein die
Ostpriegnitz, sondern auch daS civilisirte Europa ergriffen hatte.
Dieser krankhafte Zustand datte offenbar einen doppelten Grund; einmal das wirklich Mangelbastc in dem damaligen Zustande des KartoffelbaucS und
die dadurch erzeugten hohen Branntwein-pieise; sodann und vorzüglich aber in dem seit 30 Jahren systematisch betriebenen Kriege und der da-
durch begünstigten Verbreitung von Irrlehren, welche unter dem äußern Schein von PhilantbropiSmuS keinen andern Zweck hatten, als den Umsturz aller
stehenden Verhältnisse, die Vernichtung der Alleinberechtigung der katholischen Kirche, der Patrimonialgerickte, des unentgeltlichen Jagd-
rechtS aus fremdem Grund und Boden, der Leibeigenschaft, des äu, prim»« nocti, und somit des Familienglücks und des Eigenthums
vorzubereiten.
Der verlockende äußere Schein dieser Irrlehren täuschte auch viele der Besseren und Besten in den civilisirte» Ländern und in der O stpri egnitz;
und hieraus erklären sich leicht die traurigen Ereignisse des Jahres 1648, welche, anstatt da« Mangelhafte in unscrm staatlichen und persönlichen Ge-
sundheitszustände zu verbessern, da» Bestehende umwarsen und ganz neue Einrichtungen an dessen Stelle setzten, welche sich jetzt nach einer zwei-
hundertjährigen Erfahrung nicht als praktisch bewährt haben.
. Durch die Kraft und Weisbcit der Regierung wurde allerdings dem Treiben der Wühler und VolkSversührer ein mächtiger Damm entgegengestclll,
und die Ruhe, die gewohnte Besonnenheit kehrte in die Bevölkerung zurück. Dennoch sind es immer noch vornehmlich zwei Punkte, welche am klarsten, am
unwiderleglichsten da« Uebel vor Augen stellen, zu dem die Veränderung der staatlichen Einrichtungen geführt hat und noch ferner mehr und mekr führen muß.
Der erste Punkt, den wir uns erlauben hier hervorzuheben, ist die Zerrüttung unsrer Finanzen durch die unsre Kräfte übersteigende
Vermehrung der Ausgaben.
ES ist eine fast überall bewährte Erfahrung, daß die Form unsrer Einrichtungen die allertbcuerste ist und uns unrettbar mit einer jährlich
sich vermehrenden Schuldenlast überhäuft. Dazu kömmt, daß unser früher gefüllter Schatz erschöpft ist, da mit dem jährlich sich vermehren-
den Aufwande unsre früheren durch Sitte und Recht un« gewährleisteten Einkünfte aus dem rl»rit»xium, dem Jungfernpfennig, Stechgroschen,
Schürzenthaler ic. jährlich sich vermindert haben und zuletzt ganz geschwunden sind.
Dieselben Gründe aber führen zu einem zweiten, tiefer liegenden, aber ebenso drückenden Uebel aller modernen Staaten. E« sind dieses die Schulen,
durch welche die verderbliche Gewohnheit des Lesens und Schreiben», namentlich seit Erfindung der schwarzen Kunst des Buchdrucks, der Posten
und Eisenbahnen, so allgemein verbreitet worden ist, daß das schleichende Gift der Aufklärung bis in die fernsten Extremitäten des Erdkreises, ja so-
gar bis in die Ostpriegnitz sich durchzufreffcn im Stande war.
Wir haben nur die beiden Hauptübel hcrvorgehoben; jedoch sind diese allein schon so schlimm, daß deren Erwägung vollkommen genügt, unser»
gehorsamsten Antrag zu motiviren:
„Die hohen Kammern wollen der bohcn Regierung die ehrfurchtsvolle Bitte Vorträgen, unter Aufhebung resp. gänzlicher Abänderung der Ver-
sassungSurkunde zu unsrer alten Verfassung zurückzukehren und diese nach den Erfordernissen der Zeit zu modificiren und zu verbessern; namentlich
aber durch Abschaffung der Schulen, der Druckerpressen, der Dampfmaschinen, Eisenbahnen und Posten, durch Wieder-
einführung der Robote, der Leibeigenschaft und de« durch uralte Tradition auS MaximinS Zeiten ehrwürdig gewordene» äuri»
prim»« nocti», die Wege zur Begründung der einzig wahren, mit der Ordnung vereinbaren Freiheit, der Jagd - und Steuerfreiheit
endlich anzubabncn."
Die Staatöeinrichtungen seit dem Jahre 1648 führen da« Vaterland dem Verderben entgegen. Die Rückkehr zu den Grundprincipien des früheren
besseren Zustandes, wenn sie durch die Kammern gewünscht wird, ist nach Art. 107 der VersassungSurkunde auf gesetzlichem Wege zulässig, und wir glauben unsre
submiffe Petition vollständig motivirt zu haben.
(Folgen 16 Millionen Ilnterschristcn von «vulobcsitzern, Sausleulen, Superinlcndenlen, Komödianten, Handwerkern,
Sürgermeisteru, Summier» und andern kenlicr, au, der Ostpriegnitz.)
I? vIIII
Die Deutsche Allgemeine Zeitung berichtet, Baicrn unterhalte
13 Gesandte und Geschäftsträger, deren Unterhaltung jährlich nicht weniger
als 247,500 Fl. koste.
Die Fürstin Emma von Waldeck soll auSgcrufen baden: „Gott, was
kostet diese Unterhaltung dem kleinen Baicrn, und was ist das doch am
Ende für ein unnützer Staat!"
Da schlagen se jetzt nu so viel Lärm in de Zeitungen wejen de Bäcker-
prüfung. Ob se 40 Thaler kost t oder 4 Tbaler det iS janz cjal, den
besten Bäcker haben wir doch verloren, und det war — Irvbecker.
Ein Berliner vorAllc.
I V t V II.
Der bisherige Bügermeister von Potsdam, Herr Beyer, ist zum
Premierminister des FürstenthumS Waldeck ernannt worden. Der-
selbe soll die beruhigendsten Versicherungen für die Auftechthallung des Euro-
päischen Frieden« gegeben und für die Streitigkeiten zwischen England und
den Kaffer» am Cap bereit» die Vermittelung Waldecks ange-
boten haben.
Die Zeitungen melden nach Privatbricfen auS Wien, daß die Memoiren
des Fürsten Metternich jetzt vollständig beendet seien, aber erst nach dem
Tode ihre« Verfassers veröffentlicht werden sollen. Ganz Europa sieht mit
Ungeduld der Veröffentlichung dieser jedenfalls höchst wichtigen und interessanten
Mittheilungen entgegen.