Berlin, den 2. November 1856.
O. Jahrgang.
9fr. 30 und 51.
Mnuiii'sli'sch=lnti)rifct)es wochmklatt.
WodjcnftflfciibiT.
Wocfjcn&afenber.
Montag, de» 3. November.
Es lügt der „Constilutionnel" —
Ich icköps' aus zuverläss'gem Qnell.
Die Oesterreich. Correspondenz.
Dienstag, de» 4. November.
Dem Wiener ist da« Hirn »mdtlsterl: —
Mir wird die Wahrheit zngeflttsterl
Constilutionnel.
Mittwoch, den 5. November.
Die Pforte lhal doch Protest erheben —
Mir wird die Wahrheit ei „gegeben.
Donnerstag, de» 6. November.
Die Lllgen soll der Geier holen!
Mir wird die Wahrheit anbefohle».
Freitag, de» 7. November.
Wer log nun aber in diesem Falle?
Die Pforte sagt, wir lügen Alle!
Sonnabend, den 8. November.
Die Wahrheit bietet nur meine Kunde —
Ich rede Keinem nach dem Munde.
Kladderadatsch.
Diese« «lall erscheint täglich, mit Ausnahme der Wochentage. — Man abonnirl mit 21 Sgr. vierteljährlich für 15 Nummern bei allen Suchhandlungen,
sowie bei den Postanstallen des J»> und Auslandes, bei den K. K- Oesterreich. Postämlern mit 1 Fl. 3 Lr. — Jede einzelne Nummer koste! 1j Sgr.
cjrg Das Europäische Concert. §50
Humoristisch-declaiiiatorisch-melodraiiiatisch-aiitihypochondrische Salon-Piece.
Trotz aller Heuler, die noch kürzlich schrien, trotz aller Stürnie, die dem Frieden drohten — n o ch freut Europa sich der Harmonien,
noch deö EoncerteS und der alten Noten. — Horch! lächelnd ob der fremden Schiffe Droh'n, am Ufer fitzt im Schalle» der Eitrone Neapels
sonngebräuutcr, starker Sohn und singt sein Lied, der biedre Lazzarone:
„Melodie: Mach mir keine Wippchens vor, Wippchens vor!"
Jtalia, du süßer Träume Land, beschirmt von Oestreichö und von Frankreichs Stutzen — welch' glücklich Leben ist dir zugewandt,
wie tönt das Jubellicd auL den Abbruzzcn!
„Melodie: In des Waldes tiefsten Gründen, in den Hohle» tief versteckt, ruht der Räuber Rinaldini —"
Erholt von langer Jahre Noth und Grauen hat sich zu neuem Sein der Türke wieder, ihm mllffen singen im Serail die Frauen
das liebste seiner Favoriten-Liedcr.
„Melodie: An allen meinen Leiden ist nur die Liebe schuld."
In Spanien herrscht nunmehr der Ordnung Glück, und Männer liebt noch immer Isabelle; cs kehrt Ehristine nicht ins Land
zurück — zu singen drängt cs sic an andrer Stelle:
„Melodie: Einst spielt' ich mit Sccptcr, mit Krone und Stern."
Vor Rußland braucht lein Reich hinfort zu bangen: cS schaut ganz friedlich auf die Walachei, auf Alles, was der Westen kann
verlangen, und trällert nur recht heimlich sich dabei:
„Melodie: Ach wenn du wärst mein eigen."
Wie glücklich fühlt sich Bukarest und Jassy im Schutz der Pforte und der Wiener Klingen! Man hört cs an dem schönen Liede,
das sie schon seit neun Monden Hellen Halses singen:
„Melodie: Zieht, ihr Krieger, jetzt von dannen!"
Und welcher Jubel herrscht bei jenen Helden, die festen Fußes sichern dort die Ruh! Denn was auch immer Frankreichs Blätter
melden, sie bleiben halt und denken sich dazu:
„Melodie: Nach Hanse geh',, wir nicht, nach Hause gch'n wir noch lange nicht!"
Es leb' die Jagd! Es lebe das Plaisir! Ich will, daß Roth und Elend man vergcsic! So tönt cS von Paris.-Wer murret
hier? Nimm dich in Acht, du übcrmülh'gc Presse:
„Melodie: Alles schweige! Jeder neige meinen Tönen jetzt sein Ohr!"
Zu zweifeln an der Freundschaft ist kein Gnind! Wie auch daran die Diploniaten modeln-eS bleibt besteh» der blutgetaustc
Bund, und lustig dürfen Brit' und Schotte jodeln:
„Melodie: Und a Bissele Lieb' und a Bisselc Tre» und a Bisselc Falschheit ist allweil' dabei!"
Selbst Deutschland — Deutschland — welche Neu gebürt! Wie hält so fest die Augen eS geschlossen! Wie tönt so mütterlich von
Frankofurt Germania's Wiegenlied dem lieben Sprossen:
„Melodie: Schlaf, Kindchen, schlaf!"
Und nun Berlin! Bereinigt seh' ich hier so Kunst als Wissenschaft zur FriedcnSfeier. Froh nach der alten Leier pfeifen wir und
lassen schrei» die Levy und die Meier:
„Melodie: Ach, das Geld ist nur Ehimärc!" _
Bon Milde sind die Bürger hier beseelt: vom Eomil«- zu armer Thiere Schonung kan», wer nie keines hat zum Scherz gequält,
sün, Thaler sich erwerben als Belohnung.
„Melodie: Wenn das nicht gut-,
Dann weiß ich nicht waS besser ist."
Kladderadatsch.
O. Jahrgang.
9fr. 30 und 51.
Mnuiii'sli'sch=lnti)rifct)es wochmklatt.
WodjcnftflfciibiT.
Wocfjcn&afenber.
Montag, de» 3. November.
Es lügt der „Constilutionnel" —
Ich icköps' aus zuverläss'gem Qnell.
Die Oesterreich. Correspondenz.
Dienstag, de» 4. November.
Dem Wiener ist da« Hirn »mdtlsterl: —
Mir wird die Wahrheit zngeflttsterl
Constilutionnel.
Mittwoch, den 5. November.
Die Pforte lhal doch Protest erheben —
Mir wird die Wahrheit ei „gegeben.
Donnerstag, de» 6. November.
Die Lllgen soll der Geier holen!
Mir wird die Wahrheit anbefohle».
Freitag, de» 7. November.
Wer log nun aber in diesem Falle?
Die Pforte sagt, wir lügen Alle!
Sonnabend, den 8. November.
Die Wahrheit bietet nur meine Kunde —
Ich rede Keinem nach dem Munde.
Kladderadatsch.
Diese« «lall erscheint täglich, mit Ausnahme der Wochentage. — Man abonnirl mit 21 Sgr. vierteljährlich für 15 Nummern bei allen Suchhandlungen,
sowie bei den Postanstallen des J»> und Auslandes, bei den K. K- Oesterreich. Postämlern mit 1 Fl. 3 Lr. — Jede einzelne Nummer koste! 1j Sgr.
cjrg Das Europäische Concert. §50
Humoristisch-declaiiiatorisch-melodraiiiatisch-aiitihypochondrische Salon-Piece.
Trotz aller Heuler, die noch kürzlich schrien, trotz aller Stürnie, die dem Frieden drohten — n o ch freut Europa sich der Harmonien,
noch deö EoncerteS und der alten Noten. — Horch! lächelnd ob der fremden Schiffe Droh'n, am Ufer fitzt im Schalle» der Eitrone Neapels
sonngebräuutcr, starker Sohn und singt sein Lied, der biedre Lazzarone:
„Melodie: Mach mir keine Wippchens vor, Wippchens vor!"
Jtalia, du süßer Träume Land, beschirmt von Oestreichö und von Frankreichs Stutzen — welch' glücklich Leben ist dir zugewandt,
wie tönt das Jubellicd auL den Abbruzzcn!
„Melodie: In des Waldes tiefsten Gründen, in den Hohle» tief versteckt, ruht der Räuber Rinaldini —"
Erholt von langer Jahre Noth und Grauen hat sich zu neuem Sein der Türke wieder, ihm mllffen singen im Serail die Frauen
das liebste seiner Favoriten-Liedcr.
„Melodie: An allen meinen Leiden ist nur die Liebe schuld."
In Spanien herrscht nunmehr der Ordnung Glück, und Männer liebt noch immer Isabelle; cs kehrt Ehristine nicht ins Land
zurück — zu singen drängt cs sic an andrer Stelle:
„Melodie: Einst spielt' ich mit Sccptcr, mit Krone und Stern."
Vor Rußland braucht lein Reich hinfort zu bangen: cS schaut ganz friedlich auf die Walachei, auf Alles, was der Westen kann
verlangen, und trällert nur recht heimlich sich dabei:
„Melodie: Ach wenn du wärst mein eigen."
Wie glücklich fühlt sich Bukarest und Jassy im Schutz der Pforte und der Wiener Klingen! Man hört cs an dem schönen Liede,
das sie schon seit neun Monden Hellen Halses singen:
„Melodie: Zieht, ihr Krieger, jetzt von dannen!"
Und welcher Jubel herrscht bei jenen Helden, die festen Fußes sichern dort die Ruh! Denn was auch immer Frankreichs Blätter
melden, sie bleiben halt und denken sich dazu:
„Melodie: Nach Hanse geh',, wir nicht, nach Hause gch'n wir noch lange nicht!"
Es leb' die Jagd! Es lebe das Plaisir! Ich will, daß Roth und Elend man vergcsic! So tönt cS von Paris.-Wer murret
hier? Nimm dich in Acht, du übcrmülh'gc Presse:
„Melodie: Alles schweige! Jeder neige meinen Tönen jetzt sein Ohr!"
Zu zweifeln an der Freundschaft ist kein Gnind! Wie auch daran die Diploniaten modeln-eS bleibt besteh» der blutgetaustc
Bund, und lustig dürfen Brit' und Schotte jodeln:
„Melodie: Und a Bissele Lieb' und a Bisselc Tre» und a Bisselc Falschheit ist allweil' dabei!"
Selbst Deutschland — Deutschland — welche Neu gebürt! Wie hält so fest die Augen eS geschlossen! Wie tönt so mütterlich von
Frankofurt Germania's Wiegenlied dem lieben Sprossen:
„Melodie: Schlaf, Kindchen, schlaf!"
Und nun Berlin! Bereinigt seh' ich hier so Kunst als Wissenschaft zur FriedcnSfeier. Froh nach der alten Leier pfeifen wir und
lassen schrei» die Levy und die Meier:
„Melodie: Ach, das Geld ist nur Ehimärc!" _
Bon Milde sind die Bürger hier beseelt: vom Eomil«- zu armer Thiere Schonung kan», wer nie keines hat zum Scherz gequält,
sün, Thaler sich erwerben als Belohnung.
„Melodie: Wenn das nicht gut-,
Dann weiß ich nicht waS besser ist."
Kladderadatsch.