DOI Heft:
Hefte 25-30, Juni 1866
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.2248#0120
118
Indiskretionen.
flu Caroline.
Einige feinfühlende Preßfalbader baden die Angriffe, welche unsere letzte
Nummer gegen die Regierungen von Hannover, Sachsen und Kurbesseu
brachte, als — „indifcret" bezeichnet. Wir werden daher bemüht sein, unter
obiger Rubrik fernerhin Personen und Zustande im Ton deS politischen Feld-
lagers zu behandeln, unbeirrt durch das Angstgeschrei verzagter Leitartikler, die
mit dem Haserstroh ihreS auSgedroschenen Phrasenthums noch ihre Leser zu
souragiren vermeinen.
Die Wege der Fürsten sind thranenvoll. Besonders wenn — die Köche
einen Tag zu spät cintreffen!
• •
•
Eblorosormiren wir unö für diese kurze Zeit deS Kriege-'. Lesen wir keine
Zeitungen, keine Depeschen, keine amtliche Nachrichten! Legen wir auf unfern
Nachttisch Hufelandö .Kunlt. daö menschliche Leben zu verlängern."
Halten wir unS .kühl bis anS Herz hinan"; denn wir haben in Deutsch»
land Hundstage erlebt, da ging die Tollheit Einzelner so weit, von der Ab-
schaffung der stehenden Heere zu sprechen!
Nach der Ansicht einer großen Anzahl betrübter Lohgerber stehen wir heut
wieder am Vorabend deS dreißigjährigen Krieges, auf der Schwelle des
siebenjährigen Krieges und am Anfang der Deutschen Befreiungskriegc.
Macht Summa Summarnm: fünfzigjährige Kriegszeit für — die ver-
langte zweijährige Dienstzeit. Ein wenig reichlich!
• •
•
Es gebt ein Zug durch unsere Zeit, der ist ein — Schnellzug!
Er sankt so rasch dahin, daß man die einzelnen Personen darin nicht erkennen
kann. Aber glänzende Uniformen. Purvurmäntel. Ornate. Kutten, Talare! —
Jetzt pfeift es ängstlich! — Ein Nothsignal! — Noch einmal schrillt eS
schrecklich — dann alleö still! — Was ist geschoben? Wo ist der Train?
Verschwunden — verfahren — versunken — vergessen! In daS Meer — in
den großen Ocean — in daö Welfenhesencnde aller Dinge!
-Aber Loccmotivsübrer und Heizer sind gerettet!
Mecklenburg war der einzige Staat, der die Gegenwart richtig progno-
sticirte. Es gibt nämlich Nationen die — Prügel verdienen!
• *
•
Die Sympathien Leipzigs für Preußen sollen in dem protestantischen
Bckcnntniß der Bewohner ihren Grund haben. Im Widerspruch damit stände
jedoch, daß die Leipziger alles eber aufgeben werden, als ihre — Messen.
• •
Oesterreich, dessen vortreffliches Heer herabzusetzen keinem Mann von
Verstand einfallen kaniz, hat ttctz seiner tapfern Soldaten immer viel Pech
gehabt. Dies wäre vielleicht der einzig zureichende Grund gewesen es — nicht
nzxgreisen!
•
Eine besondere Verlockung für die ^esterreicher scheinen die besseren
Eigarrcn in Preußen zu sein. Alle Dörfer und Flecken wollen sie zu Rauch-
stätten machen.
• •
Was unsere aufrichtigste Theilnabme erbeischt: weil die Sächsssche Regie-
rung Preußen hingehalten, müssen die Bürger nun herhalten!
• •
•
Niemand bat sich zu beklagen! Einer wird eingezogen, der
Andere wird ausgezogen. Niemand bat sich zu beklagen!
G •
Herr von Beust ist der „Fuchs". mit dem Mittel- und Kleindeutschland
seine, Hnarante-sept ,'rebente Partie zu Ende bringen will.
• •
Herr von Beust ist vorläufig gut dabei weggekcmmen!
• •
•
Nach cssiciellen Oösterreichischen Blättern hat daö über Prag tran-portirtc
Silber der Sächsischen Königsfamilie ein Gewicht von 600 Centnern.
und daö Gewicht der Kleinodien beträgt an 200 Eentner. Und wir sollten
unser Pfund vergraben, weil man unsere Angriffe aus die Flucht der Könige
— indiscrct nennt?
Kladderadatsch.
Wie schnell doch wechselt alles Vergängliche!
Wie drcbt deS Schicksals Rad sich so hurtig um!
„Wurst wider Wurst!" — so beißt der Götter
Ewiger Spruch und gcwalt'ger Rathschluß.
Du ha st'S gewollt! Wohlan, so entscheide nun
DaS Schwert die Sache! Falle der Würfel denn!
Reuß ältre Linie oder Preußen
Herrsch' in dein prangenden Reich der Mitte!
Nicht mögst du enden schnöd' wie Cleopatra!
Nicht wünsch' ich dir das Schicksal Zenobia s!
Nein, frei von Haß und Rachgedanken
Schlägt mir das Herz, das ver'öbnungsstarke.
Doch denk' ich oftmals schaudernd der S tadtvogtei;
Der Riegel klirrt, die Kette mir noch im ^br.
O Caroline! Unter Tbräncn
Säh' ich dich wandern zum Molkenmarkte!
Kladderadatsch.
«für die Wiener presse.
Aus Liebenau 1'Böhmens. Sie haben keine Idee von der Grausamkeit,
mit welcher die Preußen hier bansen! Sie sengen, morden, plündern, brand-
schatzen und schonen nicht daö Kind im Mutterleibe, besonders wenn es ein
Mädchen unter dreißig Jahren ist. Mehrere Nonnen sind bereits von ihnen
verführt, mehrere Mönche gezwungen worden, am Freitag Wurst zu essen. Alle-
flüchtet vor ibnen; denn wo sie einfallen, schleppen sie die männliche Bevölkerung
gefesselt fort und zwingen sie. in die Armee einzutreten. Nichts ist vor ibnen
sicher. Auf Uhren sind' sie ganz besonders erpicht, ja selbst die Wanduhr eineS
meiner Freunde haben sie fortgenommen. Und das nennt sich d>S Volk der
Intelligenz und Bildung! Freilich sind eS zumeist Ketzer. Juden, Freigeister
und Protestanten
Ich werde mit gleich wahrheitsgetreuen Berichten täglich fortfahrcn und
bitte die geebrte Redaction nur. die etwa ftylistisch und zur Aufreizung deS
PublicumS erforderlichen Zusatze zu machen.
Neueste Depesche.
Auch der Herzog von Meiningen ist. gleich dem Augustenburger und An-
deren, zur Bairischen Armee — auSgerückt.
Ein trauriger flcöanfie.
So oft ich denk' an Baden,
Vor mich das Liedlein tritt:
„Ich hat!' einen Kameraden.
Einen bessern sinkst du nit."
Ich muß ibn jetzt, ach! missen.
Ihn. meines Herzens Zier-
„ES bat ibn fortgerissen.
Als wär's ein Stück von mir!"
W o) u?
Die Wiener Presse schreibt: „So groß auch der augenblickliche Vor-
theil sein mag. welchen Preußen durch seine räuberischer, Einfälle in die
Nachbarstaaten gewonnen, eö bat dadurch einen großen moralischen Nachlbeil
erlitten."
Wir befürchten, daß Preußen sich durch diese Warnung nicht abbalten
lassen werde, den beschrittnen Weg weiter za geben, den unmoralischen Portdeil
zu suchen, und den — „Moralischen" anderen Leuten zu überlassen!
Wozu der Dolz'ger wobl nach Fürstenart
In Nürnberg sein „Inkognito" bewahrt?
Wozu mit falschem Namen sich benannt? —
Er ist erkannt!
Auch ich ließ mich durch kleinliche Motive verleiten, und — blieb hangen!
Adsalon,
vormärzlicher Schwiegersohn.
Indiskretionen.
flu Caroline.
Einige feinfühlende Preßfalbader baden die Angriffe, welche unsere letzte
Nummer gegen die Regierungen von Hannover, Sachsen und Kurbesseu
brachte, als — „indifcret" bezeichnet. Wir werden daher bemüht sein, unter
obiger Rubrik fernerhin Personen und Zustande im Ton deS politischen Feld-
lagers zu behandeln, unbeirrt durch das Angstgeschrei verzagter Leitartikler, die
mit dem Haserstroh ihreS auSgedroschenen Phrasenthums noch ihre Leser zu
souragiren vermeinen.
Die Wege der Fürsten sind thranenvoll. Besonders wenn — die Köche
einen Tag zu spät cintreffen!
• •
•
Eblorosormiren wir unö für diese kurze Zeit deS Kriege-'. Lesen wir keine
Zeitungen, keine Depeschen, keine amtliche Nachrichten! Legen wir auf unfern
Nachttisch Hufelandö .Kunlt. daö menschliche Leben zu verlängern."
Halten wir unS .kühl bis anS Herz hinan"; denn wir haben in Deutsch»
land Hundstage erlebt, da ging die Tollheit Einzelner so weit, von der Ab-
schaffung der stehenden Heere zu sprechen!
Nach der Ansicht einer großen Anzahl betrübter Lohgerber stehen wir heut
wieder am Vorabend deS dreißigjährigen Krieges, auf der Schwelle des
siebenjährigen Krieges und am Anfang der Deutschen Befreiungskriegc.
Macht Summa Summarnm: fünfzigjährige Kriegszeit für — die ver-
langte zweijährige Dienstzeit. Ein wenig reichlich!
• •
•
Es gebt ein Zug durch unsere Zeit, der ist ein — Schnellzug!
Er sankt so rasch dahin, daß man die einzelnen Personen darin nicht erkennen
kann. Aber glänzende Uniformen. Purvurmäntel. Ornate. Kutten, Talare! —
Jetzt pfeift es ängstlich! — Ein Nothsignal! — Noch einmal schrillt eS
schrecklich — dann alleö still! — Was ist geschoben? Wo ist der Train?
Verschwunden — verfahren — versunken — vergessen! In daS Meer — in
den großen Ocean — in daö Welfenhesencnde aller Dinge!
-Aber Loccmotivsübrer und Heizer sind gerettet!
Mecklenburg war der einzige Staat, der die Gegenwart richtig progno-
sticirte. Es gibt nämlich Nationen die — Prügel verdienen!
• *
•
Die Sympathien Leipzigs für Preußen sollen in dem protestantischen
Bckcnntniß der Bewohner ihren Grund haben. Im Widerspruch damit stände
jedoch, daß die Leipziger alles eber aufgeben werden, als ihre — Messen.
• •
Oesterreich, dessen vortreffliches Heer herabzusetzen keinem Mann von
Verstand einfallen kaniz, hat ttctz seiner tapfern Soldaten immer viel Pech
gehabt. Dies wäre vielleicht der einzig zureichende Grund gewesen es — nicht
nzxgreisen!
•
Eine besondere Verlockung für die ^esterreicher scheinen die besseren
Eigarrcn in Preußen zu sein. Alle Dörfer und Flecken wollen sie zu Rauch-
stätten machen.
• •
Was unsere aufrichtigste Theilnabme erbeischt: weil die Sächsssche Regie-
rung Preußen hingehalten, müssen die Bürger nun herhalten!
• •
•
Niemand bat sich zu beklagen! Einer wird eingezogen, der
Andere wird ausgezogen. Niemand bat sich zu beklagen!
G •
Herr von Beust ist der „Fuchs". mit dem Mittel- und Kleindeutschland
seine, Hnarante-sept ,'rebente Partie zu Ende bringen will.
• •
Herr von Beust ist vorläufig gut dabei weggekcmmen!
• •
•
Nach cssiciellen Oösterreichischen Blättern hat daö über Prag tran-portirtc
Silber der Sächsischen Königsfamilie ein Gewicht von 600 Centnern.
und daö Gewicht der Kleinodien beträgt an 200 Eentner. Und wir sollten
unser Pfund vergraben, weil man unsere Angriffe aus die Flucht der Könige
— indiscrct nennt?
Kladderadatsch.
Wie schnell doch wechselt alles Vergängliche!
Wie drcbt deS Schicksals Rad sich so hurtig um!
„Wurst wider Wurst!" — so beißt der Götter
Ewiger Spruch und gcwalt'ger Rathschluß.
Du ha st'S gewollt! Wohlan, so entscheide nun
DaS Schwert die Sache! Falle der Würfel denn!
Reuß ältre Linie oder Preußen
Herrsch' in dein prangenden Reich der Mitte!
Nicht mögst du enden schnöd' wie Cleopatra!
Nicht wünsch' ich dir das Schicksal Zenobia s!
Nein, frei von Haß und Rachgedanken
Schlägt mir das Herz, das ver'öbnungsstarke.
Doch denk' ich oftmals schaudernd der S tadtvogtei;
Der Riegel klirrt, die Kette mir noch im ^br.
O Caroline! Unter Tbräncn
Säh' ich dich wandern zum Molkenmarkte!
Kladderadatsch.
«für die Wiener presse.
Aus Liebenau 1'Böhmens. Sie haben keine Idee von der Grausamkeit,
mit welcher die Preußen hier bansen! Sie sengen, morden, plündern, brand-
schatzen und schonen nicht daö Kind im Mutterleibe, besonders wenn es ein
Mädchen unter dreißig Jahren ist. Mehrere Nonnen sind bereits von ihnen
verführt, mehrere Mönche gezwungen worden, am Freitag Wurst zu essen. Alle-
flüchtet vor ibnen; denn wo sie einfallen, schleppen sie die männliche Bevölkerung
gefesselt fort und zwingen sie. in die Armee einzutreten. Nichts ist vor ibnen
sicher. Auf Uhren sind' sie ganz besonders erpicht, ja selbst die Wanduhr eineS
meiner Freunde haben sie fortgenommen. Und das nennt sich d>S Volk der
Intelligenz und Bildung! Freilich sind eS zumeist Ketzer. Juden, Freigeister
und Protestanten
Ich werde mit gleich wahrheitsgetreuen Berichten täglich fortfahrcn und
bitte die geebrte Redaction nur. die etwa ftylistisch und zur Aufreizung deS
PublicumS erforderlichen Zusatze zu machen.
Neueste Depesche.
Auch der Herzog von Meiningen ist. gleich dem Augustenburger und An-
deren, zur Bairischen Armee — auSgerückt.
Ein trauriger flcöanfie.
So oft ich denk' an Baden,
Vor mich das Liedlein tritt:
„Ich hat!' einen Kameraden.
Einen bessern sinkst du nit."
Ich muß ibn jetzt, ach! missen.
Ihn. meines Herzens Zier-
„ES bat ibn fortgerissen.
Als wär's ein Stück von mir!"
W o) u?
Die Wiener Presse schreibt: „So groß auch der augenblickliche Vor-
theil sein mag. welchen Preußen durch seine räuberischer, Einfälle in die
Nachbarstaaten gewonnen, eö bat dadurch einen großen moralischen Nachlbeil
erlitten."
Wir befürchten, daß Preußen sich durch diese Warnung nicht abbalten
lassen werde, den beschrittnen Weg weiter za geben, den unmoralischen Portdeil
zu suchen, und den — „Moralischen" anderen Leuten zu überlassen!
Wozu der Dolz'ger wobl nach Fürstenart
In Nürnberg sein „Inkognito" bewahrt?
Wozu mit falschem Namen sich benannt? —
Er ist erkannt!
Auch ich ließ mich durch kleinliche Motive verleiten, und — blieb hangen!
Adsalon,
vormärzlicher Schwiegersohn.