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er Zöllner schlug an seine Brust:
»Der Arbeit bin ich ledig;
Ich Hab' gcthan, waS ich gemußt; —
Der Himmel sei mir gnädig!
Zwar mit der Einheit Hab' ich mich
Nicht merklich aufzchaltc»;
Die muß auS inn'rer Logik sich
Historisch selbst gestalten.
Stets nach besonnen Deutscher Art,
Nach ehrsam Deutschen Sitten,
Hab' ich die Compctcnz gewahrt,
Doch niemals überschritten.
Besorgt Hab' ich die Wirthschaft nun,
Drum will ich seht mich laben;
Ich will aus meinen Lorbccm ruhn
Und mein Vergnügen haben!" —
Doch auS dem Tag des Scheidens ward
Ein Tag dcS Willkoinmgrußes.
Ein Tag der Deutschen Himmelfahrt,
DcS Jubels und Genusses.
Denn als der biedre Zöllner saß
Bei seiner Abschiedsfeier,
Und als er trank das zweite GlaS,
Da ward ihm frei und freier.
Als er vom vicricn fühlte feucht
Die redetrcckne Kehle,
Da ward ihm wohl und flügelleicht
Und lenzcsfroh die Seele.
Man rückt sich nah! Der Brust entquillt
Manch tröstliches Bckenntuiß,
Das ernste Auge leuchtet mild,
In herzlichem Verständniß.
Der kühle, stramme Preuße schien
Dein Baiern so gemüthlich,
Als hätt' der. Herrgott heut Berlin
Verlegt fünf Grade südlich.
„Wie ich verkannt den Bruder Hab',
Kaum kann ich es begreifen!" —
Der Kuhfuß wird zum ThyrsuSstab
Mit himmelblauen Schleifen.
Der Cäsar windet um den Helm
De» Blättcrkranz der Traube;
Nur freilich manch mal lacht der Schelm
Hervor noch unterin Laube.
Es schmilzt der Schnee! Die Seele wärmt
Ein sonniges Behagen;
Der Waldeck, selbst der Kanzler schwärmt
Von Deutschen Frühlingstage».
Man spricht von, schönen Mai so gern,
Je länger, um so lieber;
Man meint heut: die gestrengen Herrn
Sind glücklich nun vorüber.
„Es brach das Eis! Bald sollt ihr schau'n,
Ein Stromgcbraus ein freies!"
Vambergcr suinnicn's, Volk und Braun,
Die Käfer Deutschen Maies.
Sie fasscn'S kaum, sic staunen baß,
Daß sie sich nicht vertrugen;
Und Keiner weiß beim fünften Glas,
Warum i>e zungst nch schlugen.
Ob man am Jsarstrand sich bcs't
Und schilt am Nesenbache,
Er bringt auf Bismarck einen Toast,
Und trotzt dem Sturm der Rache!
Er schleudert muthiz übern Rhein
Hoh'nlohende Sottisen:
„Zum Teufel mit dem Franzenwein!
Wir trinken nur noch diesen!"
Beim BacchuS — welche Einigkeit,
Und welche Hcrzcrgießung!
Es fehlt nur - eine Kleinigkeit,
So kam's zur Eheschließung.
Sic rede» stolz, sie reden dreist,
Und wie nur Flammenzungen,
Als habe sich der Pfingstc» Geist
Auf sie hcrabgcschwungen.
Daß wir beim Rheinwein einig stets,
Ist wohl noch kaum die Frage;
Doch freilich ctivaS anders stcht's
Ob Zöllner, Turner, Bundesrath —
Ein Volk sind wir beim Weine.
Wann endlich sind wir's bei der Thal?
Wann endlich auch am Maine?
Müller. H-st
Müller. Also Kn
Echultze. Zn wclck
Müller. Wiese ti
Schnitze. Na tu n
Müller. Ach, Un
Schnitze. Na dcS
vernünftiger Mensch nich
Ufas iß
»Pop Probst und Mohl und El, ,e>t>
In mcincr eignen Sache
Bin ich vielleicht doch competcnt,
Herr untern, eignen Dache!" —
Der Süden singt des Nordens Lob,
Der Norden preist den Süden;
Vergeblich sinnen sic darob,
Was sic so lang' geschieden!
Wie gern wollt' ich die Lerche sein,
Den Mai mit Jubel grüßen,
Läg' wirklich mir im ZrühlingSschein
Das ein'ge Land zu Füßen!
Kladderadatsch.
Feuilleton.
Graf Bassewitz hat sich im Reichstag gegen die Absendung einerwisscn-
sibastlichcn Expedition zur Beobachtung der großen Sonnenfinsterniß cr-
kläil. Wir können die Gründe des edlen Grafen nur billigen, und finden,
daß er durchaus im Sinn und Interesse seiner Mecklenburgischen Heimat
gesprochen hat. Um die Wirkungen einer totalen Verfinsterung zu
beobachten, braucht ein Mecklenburger nicht erst »ach Indien zu gehen.
Gott sei Dank! Endlich haben sie unS verlasse»! Und worin
bestand eigentlich ihre ganze Thäligkcit? Tie Meisten von ihnen schliefen
säst den ganzen langen Tag, um »ach Sonnenuntergang schwärnicn und bis
zum frühen Morgen sich voll fressen zu können. Nun sind sie endlich fort —
die schädlichen Mailäscrl
Zehn Mitlionon
sollen zur Erkausung von Stimme» für die Freisprechung Jvhnson's
beimlich aufgebracht worden sein. Sollte sich das Unglaubliche bestätigen,
wie viele Millionen werden dann öffentlich aufgebracht werden?
Einige Millionen sollen zur Bestechung Amerikanischer Senatsmilglicder
aus Europäischen Cabinets-Chatoullcn geflossen sein, und — da wir einmal
im Lügen sind, so dürfte wohl die Mittheilung gestattet sein, daß nach
einem zwischen Washington und Hietzing aufgcsaugcncn Kabeltclcgramm
Johnson sich bereit erklärt hat, durch baldige Flickung der Welscnhose
die daflkbarlichstc Schneidcrguittung zu überreichen.
Zur Einweihung des Luther-Denkmals in Worms werden, wie die
Zeitungen melden, 120 junge und hübsche Mädchen als Kellnerinnen
für die Festhalte gesucht. Wenn ich 'mal erst in Stein cingeweiht werde!
Hurrjöh! _ Muh am med.
xsingstruse.
Nach Anhalt kommt, ihr Hir'che, Rehe, Hasen;
Hier dürft in Frieden knabbern ihr und grasen!
Nach Anhalt kommt, ihr Eber, Sau'» und Ferketi —
Hier stört kein Bauer euch in euren Werken!
Hier leben wir in steten Friedcnsfesten
Und dürfen uns vom Schweiß der Bauer» mästen!
Hier finden reiche Nahrung wir und Wohnung,
Und selbst der Fürst behandelt uns mit Schonung.
Und sterben wir — was kann es Schön'reS geben? —
So enden Ritterhände unser Leben!
Hier gilt »och alte Sitte, Treu' und Recht, °
Und wer euch zu bclcid'gcn sich erfrecht
Und auftritt als des Bauernpacks Vertheid'ger,
D,r wird bestraft als — MajestätSbeleid'gcr!
Herr Sepp hat in einem Toast zu Kiel einen Lcbgcsang auf die „Sec-
he I d c n von 8iff«" angestimmt. Der Admiral, Herr Jach mann, uni
seine Ansicht über Herrn Sepp befragt, soll geäußert haben: „DieStimme
des Sängers ist ganz gut; allein ich vennisse den Ta et."
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Nicht merklich aufzchaltc»;
Die muß auS inn'rer Logik sich
Historisch selbst gestalten.
Stets nach besonnen Deutscher Art,
Nach ehrsam Deutschen Sitten,
Hab' ich die Compctcnz gewahrt,
Doch niemals überschritten.
Besorgt Hab' ich die Wirthschaft nun,
Drum will ich seht mich laben;
Ich will aus meinen Lorbccm ruhn
Und mein Vergnügen haben!" —
Doch auS dem Tag des Scheidens ward
Ein Tag dcS Willkoinmgrußes.
Ein Tag der Deutschen Himmelfahrt,
DcS Jubels und Genusses.
Denn als der biedre Zöllner saß
Bei seiner Abschiedsfeier,
Und als er trank das zweite GlaS,
Da ward ihm frei und freier.
Als er vom vicricn fühlte feucht
Die redetrcckne Kehle,
Da ward ihm wohl und flügelleicht
Und lenzcsfroh die Seele.
Man rückt sich nah! Der Brust entquillt
Manch tröstliches Bckenntuiß,
Das ernste Auge leuchtet mild,
In herzlichem Verständniß.
Der kühle, stramme Preuße schien
Dein Baiern so gemüthlich,
Als hätt' der. Herrgott heut Berlin
Verlegt fünf Grade südlich.
„Wie ich verkannt den Bruder Hab',
Kaum kann ich es begreifen!" —
Der Kuhfuß wird zum ThyrsuSstab
Mit himmelblauen Schleifen.
Der Cäsar windet um den Helm
De» Blättcrkranz der Traube;
Nur freilich manch mal lacht der Schelm
Hervor noch unterin Laube.
Es schmilzt der Schnee! Die Seele wärmt
Ein sonniges Behagen;
Der Waldeck, selbst der Kanzler schwärmt
Von Deutschen Frühlingstage».
Man spricht von, schönen Mai so gern,
Je länger, um so lieber;
Man meint heut: die gestrengen Herrn
Sind glücklich nun vorüber.
„Es brach das Eis! Bald sollt ihr schau'n,
Ein Stromgcbraus ein freies!"
Vambergcr suinnicn's, Volk und Braun,
Die Käfer Deutschen Maies.
Sie fasscn'S kaum, sic staunen baß,
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Und Keiner weiß beim fünften Glas,
Warum i>e zungst nch schlugen.
Ob man am Jsarstrand sich bcs't
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Er bringt auf Bismarck einen Toast,
Und trotzt dem Sturm der Rache!
Er schleudert muthiz übern Rhein
Hoh'nlohende Sottisen:
„Zum Teufel mit dem Franzenwein!
Wir trinken nur noch diesen!"
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Es fehlt nur - eine Kleinigkeit,
So kam's zur Eheschließung.
Sic rede» stolz, sie reden dreist,
Und wie nur Flammenzungen,
Als habe sich der Pfingstc» Geist
Auf sie hcrabgcschwungen.
Daß wir beim Rheinwein einig stets,
Ist wohl noch kaum die Frage;
Doch freilich ctivaS anders stcht's
Ob Zöllner, Turner, Bundesrath —
Ein Volk sind wir beim Weine.
Wann endlich sind wir's bei der Thal?
Wann endlich auch am Maine?
Müller. H-st
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Herr untern, eignen Dache!" —
Der Süden singt des Nordens Lob,
Der Norden preist den Süden;
Vergeblich sinnen sic darob,
Was sic so lang' geschieden!
Wie gern wollt' ich die Lerche sein,
Den Mai mit Jubel grüßen,
Läg' wirklich mir im ZrühlingSschein
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Einige Millionen sollen zur Bestechung Amerikanischer Senatsmilglicder
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Hier finden reiche Nahrung wir und Wohnung,
Und selbst der Fürst behandelt uns mit Schonung.
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Hier gilt »och alte Sitte, Treu' und Recht, °
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D,r wird bestraft als — MajestätSbeleid'gcr!
Herr Sepp hat in einem Toast zu Kiel einen Lcbgcsang auf die „Sec-
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seine Ansicht über Herrn Sepp befragt, soll geäußert haben: „DieStimme
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