Kladderadatsch: Humoristisch-satirisches Wochenblatt (23.1870)

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U?ochl'nsiuki'i>h>'r.
ckblontag, den 6. Amu.
Ihr Waldeoballen o^nct euch mir nun.
IhrMatten. laßt mich rub'n in.urem Lcheeß,
I<b denke einen langen Sckckaf :n tbun.
Tenn dieser letzten L'Iochen Onal war groß.
S imscn.
^irnllng. den 7. Juni.
gottlob, die ewige Scherciei.
Tao Sitzen und Schwatzen in vorbei!
Mit Schreck.n nabm es e n ('nde!
Ich habe gesprochen.
Fritz Mende.
ckHittmoch. den ». Juni.
Fri'ch auf. Nameladen. zur nächsten Wabl.
Zum Wüblen. ;um Sprengen, zu Tbaten!
Und abonnirt vor dem nächsten T.uartal
Flott auf den Soeial. Teniokraten.
Schweitzer.







X

. >





U7ocheiismst'iidki'.
Tlonnerilng, drn !l. Juni.
Möchl'. entrückt der Reich->l.igs!a't.
Dicbten wie Firtu'i.
. Wenn du Lust an 'Serien bast.
Lieber Freund, mach' du sie. Belhuiu.
Freitag, den ll». Juni.
Soll nach Norden oder Lüden tragen ich
den Leib.
den muten? Soll ick' fabien oder laufen?
baden odcrWaner — trinken? 'Allee 'weint mir
gleich begebrlich. gleich probat und gleich
gefährlich.
Ein National liberaler.
Sonnabend, den II. Juni.
Hab gerettet mick' in'o Erüne.
Wo mick' Frevler nick'! mebr reuen.
Fern den Kämpfen der Tribüne.
Fern in Pommern blübt mein Westen.
VarzincinnatuS.
K ladderadat'ch.

sjumorillilch - Inlijrischi'5 Uwch,'„s,Inll.

Ssus^rüttröe imö Siattg«ttsparg«l

oder:

Das gerettete Europa.
Historischcr LriislUioii-5-Nomail aiiv der jüii.qsltii Nic^cinvart.


(Erstes Kapitel.
tInbalt: Welen des Romans. Der verdorbene Gcick'mack eine Quelle des Reick'
tbnmS. Die Kunstwerke der Alten und der Neueren Soll der Dichter seinem Genius
oder seinem Verleger folgen' 'Welchen täinflnv tonnen die spektroskopischen Unter-
suchungen aus die Lonise-Müblbach iche c^esick'tSausfasiunq üben' Opportunität deö
gemeinen Menschenverstandes.)
Die Theaterfreiheit vernichtet das Drama, das Zeitnngs Feuilleton
den Roman. Ter stets fick' neu erzeugende Unterbaltnngsbeisil'nngcr
der durch ibr Tagewert ermüdeten Niassen verlangt eine andere Abend
kost, als der gebildete (Nrnmen des wählerischen Freibillets. und des
durch edleren INschmack verwöhnten Taufch-Eremplar-Besitzers. 'Nur
der Liebhaber des geistigen (Gratis-l'N'nujses stellt nocb die classifche
Forderung an das .Kunstwerk, das; es zur Ruhe sübre. Tie zab-
lenden und kaufenden Haufen wollen Aufregung, wüsten Lärm
und pöbelhafte Betäubung. So bat der Roman des „Nach-
einander" dem Roman des „Nebeneinander." solcher wieder dem
Roman des „Uebereinander." und dieser nun schließlich dem Roman
des „Durcheinander" — dem Sensations Roman — endlich
weick'en müssen.
Aber auch die Forderung der Nürze, der raschen Entwickelung
hat den ethischen Cnnndzug aus den Producten des (')eisres verjchwin-
den lassen müssen. Tie heutigen Lejermassen. durch Schnell- und
Eourierzüge. Telegramme und Pferdewettrennen verwöhnt,
wenden sich ab von den dauerhaften, sechs- bis neunbändigen Helden
vermoderter Leihbibliotheken. Ter moderne Mensch will die
Männer seiner Zeit in einer halbenSpalt e a b g c t h a n sehe n.
Welche Aufgabe bat nun der Schriftsteller bei den immer rascher
heraujkletternden Wohnungömiethen? Soll er der innern Stimme,
dem bessern Eeschmack enlwick'ner Jahrhunderte, oder dem Schmerzens
schrei seiner minder nach erhöhtem Schulgeld folgen? Sollen sich die
.Herrscher im Reiche des (Gedankens, den Herrschern im Reiche der
Franken, der Oesterer und anderer irdischer Reiche gleich, den
Majoritäten unterwerfen?
Wir lispeln plebiszitternd: Oui,

Zweites bapitel.
(gnball: Italien und seineZnknnsl. Die Avgesck lossenbeit der rcinantsck'en Lvrawen.
Die Indc,iermanen und das Norddeutsche LtraiaekeYbnck'. griedverft. Rubo, Vacler.
^nnson. grietentbal. Revolutionäre t'beinie.)
Leise klang es herüber vom Lago Maggiore wie l^nitarrengeslüster.
Freundliche Dörfer mit schlanken .^irchtbürmen vermehrten den
Zauber der (legend.
Jetzt wogte eine Eondel durch die mit Weiden umbuschten klier.
ll tomjm tt moltv (I,.Ice! jagte der Eine.
II cwloU88ai 8or«iw! versetzte der Andere.
Zum ersten Male begegneten sich Earibaldi und Mazziui. —
denn diese beiden sich sonst feindlich gegenüberstehenden Führer Fla-
lienS waren eS —in ihren Ansichten über den politischen Horizont
und beschlossen, gemeinschaftlich zu bandeln.
Wie denkst du über eine Bergiftung der Zwingherrn Europa s
durch farbige Socken? fragte Mazzini.
Vortrefflich! entgegnete Earibaldi. Das l'brusa n il in und
die chlororynapbta lischt Pierin säure, mit welchen die Strumpfe
in der Wolle roth gefärbt werden, sollen die -drstörendsten Wirkungen
auf die menschliche Fußhant ausüben und bei fortgesetztem zehnjährigen
Tragen ein und derselben Socke den stärksten Organismus angreifen.
Bravo! Bravo! rief der blutdürstige Mazzini — so wollen wir
denn die Tyrannen Europas auf die rot Heu Strumpfe bringen!
('«.in' « ver-0 clw rckumo gui! schwor der alte Einsiedler von Eaprera.
Blitz und Donner folgten.
Ein Pfiff, — ein Knall, und die beiden Euerillasubrer waren
wieder bei ihren Banden hinter dem Mont EeniS und dem Eol di
Tenda der Eottischen Alpen.
Drittes Eapitel.
(Jul,ult: ..Rinaldiiu!" ruft sie schmeiwelud ..Riii.iltjrii' o.i.1e auf' tciue Leute sind
schon munter, längst schon nii,,i die Lonne auf Und er osjnel ,eine Auqen. lächelt ihr
den Morgenaruß. Sie sinkt sanft in seine Arme und erwidert seinen >tuh. nachdem sie
sich die Zähne vorher geputzt bat)
Ju den Tuillcrien lag noch Alles im tiejstcn Schlafe.