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Schultzc. Haste jclesen, vom „Neichsfrcund" is de» Deutsch-Frei-
sinnigen verboten sewesen, sich irgendwic an die Bismarckfeier zu bctheilijen.

Müller. Ob sie sich denn wirklich alle an des Verbot jekehrt haben ?

Schultzc. Na, ick bitt' dir, Schnitze! Wer cS »ich jethan hat, de»
haben se denn doch jewiß mit Jlanz aus die Partei rauSjeschmissc».

Müller. Ooch jut! Denn wäre jetzt wol der Vorstand so ziemlich
unter sich, und se könnten die Bude zumachen.

Schnitze. Na, so weit wer'n se denn ooch wol nachjrade schon sind!

Schnitze. Nein, diese Chinesen! Sie sind zu schlau!

Müller. Na jewiß! Aber warum denn nu schon wieder?

Schnitze. Wie se insehn, deß se die Kriegführung doch »ich alleene
lernen können —

Müller. Ach so! Da laste» se sich die Franzosen kommen, un

Schnitze. Bis se sic alles abjelernt haben und ihnen über sind.

Müller. Un nu jeden se ihnen wat zu rathen ns.

Schnitze. Wenn det so weiter jetzt, erklären sie selber den Krieg und
kommen nach Frankreich rüber!

Müller. Nu hör aber ns, Schnitze! Dadruf wäre selbst Ferry
»ich jefallen.

Am Heral.

Früher, che die .Chinesen von den Franzosen klug gemacht wurden,
bestand ein großer Theil' ihrer Taktik darin, daß sie den Feind durch über-
, trieben kriegerischen Aufputz, erschrecklich bemalte Gesichter, heftige Geberden
. »nd drohende Zurufe in die Flucht zu jagen versuchten.. Gelang ihnen dies
nicht, so gingen sic selber wohl würdig zurück.

Diese asiatische Methode ist jetzt auch von England in der englisch,
russische» Verwicklung angewendet worden. Finstere Gesichter, drohende
Zeitungsartikel und allgemeine Mobilisirung haben aber bisher nicht ver-
mocht, den Nüssen aus seiner Position zu drängen.

Vielleicht adoptiren »un die beiden gegenüberstehenden Mächte die neuste
französisch.chinesische Mode, den Krieg gar nicht zu erklären.

Wenn ihnen dann die Klugheit auch noch geböte, ihn nicht zu führen,
wäre ja alle» Betheiligten und Unbetheiligten mit einem Schlage geholfen.

Hoffe» wir das Beste.

ganz und hasst.

Rückblick aus den I. April.

Die gänzlich hielten sich zurück,
Vollbrachten gewiß kein Meisterstück;
Doch sicher noch viel wen'ger glänzten,
Die sauersüßen Gruß kredenzten.

Horn Stammtisch der Anverstessertichen.

Scene: Gin Stani,»local Umfirljnjt »»abbängigex Lcntschcr Männer.

Zeit: 31m 1. Slpnl, Slbciibö.

Ein älterer Herr: „Meine Herren! Ein alter Achtundvierziger (hör,:
l)5rt!) bittet für einen Augenblick ums Wort. (Bravo!) Auch wir wollen
diesen Tag nicht vorüber gehen lasten, ohne ihn in unserer Weise zu feiern.
(Oho i Murren.) Meine Herren! Ich bitte, mich ansreden zu lasten, dann
werde» Sie mir Ihre Zustimmung nicht versagen (hört! hört!).

Wir, ineine Freunde, betheiligen uns nicht an dem Taumel, der draußen
herrscht (Nein! Nein!), auf den, wie die „Volks-Zeitung" mit Recht sagt, spätere
Zeiten mit Beschämung zurückblicken werden. (Bravo!) Als unabhängige,
selbständig denkende Männer suchen wir das historisch Gegebene objectiv
zu verstehen und zu würdigen.

Lange hat man drüber gestritten, wem bei großen geschichtlichen Ereig-
nisten der Hauptantheil des Verdienstes zufalle, dem Volke, welches die
Bewegung langsam vorbereitet, mühsam den Boden bestellt und die Saat
ausstreut, oder dem einzelnen Manne, der schließlich zur That übergeht und
die Frucht cinhcimst. Meine Herren, die unabhängige Forschung ist z» der
Erkenntniß.gelangt, daß das größere Verdienst dem Volke züzuerkennen ist.
(Bravo!) Der „große Mann" ist nur das Tüpfelchen auf dem I! Das Z
könnte auch ohne Tüpfelchen bestehen, das Tüpfelchen o hne da? I ist nichts!
(Bravo! Sehr gut!)

Meine Herren! Auch wir preisen den Kanzler. (Murren.) .Wir Preisen
ihn glücklich, daß er das große Werk der Einigung des deutschen Volkes so
weit vorbereitet fand, daß er eS rasch und leicht zum Ende führen konnte.
(Frenclischer Jubel.)

Darum, meine Herren, wenn Sic hören wolle» ans das Wort eines
alte» Achtundvierzigers (hon! hört!), der selbst für die deutsche Einheit und
Freiheit hinter der Barrikade gestanden hat (Bravo'), dessen jetzt greises
Haupt von den Kugeln (Grobe Erregung. Hört! hört I) leicht hätte getroffen
werden können, so stimmen Sie zur Feier des heutigen Tages mit mir ei»
in den Ruf: Das deutsche Volk, es lebe hoch! (hoch! hoch! Alle eilen auf den
Redner zu, um ihm die Hand zu drücken.)

All CcopoCb non Ranke.

Vielen Historiographen verlieh Zeus' waltender Rathschluß
Lange da? Treiben der Welt, das sie beschrieben, zu schau»;
Also auch Dir, doch als köstlich Geschenk fügt' er zu dem Alter
Frische des Geistes. Noch lang' lehrend erfreue die Welt!

- Hegen öen H hilfst er.

Nun kam der Frühling, der, aufs neu mit lichtem Grün
Die Flur zu schmücken, ungezählte Knospen schwellt.

Doch in der Knospe regt sich auch der Wurni zugleich,
Ter von der künft'gen Ernte nimmt voraus sein Theil,
Das Korn verzehrend in dem zarten Halme schon
Und eine Welt von Rosen schon vernichtend, eh
Die erste Rose sich am Strauch entfaltet hat.

Dir, deutscher Frühling, fehlt es auch am Wurme nicht,
Der in den Keimen schon die künst'ge Pracht verdirbt.
Allein von allen, die dir Schaden bringend nahn,

Von allen ist der schlimmste der Philister doch,

Dem jedes Hohe tief im Herzen ist verhaßt.

Ein Greuel ist ihm alles, wenn ein wenig nur
Darin ist von der Himmelsgabe Poesie,

Die über das Gemeine unser Herz erhebt

Und der die Staatskunst selber nicht cntrathe» kann,

Wenn Bleibendes zu schaffen ist ihr hohes Ziel.

All solches ist zuwider dem Philister, der

Nur gar zu zahlreich unser deutsches Land bewohnt.

Im Rath der Städte sitzt er selbstgefällig da

Und auf des Volksvertreters Sestel spreizt er sich.

Auf dem Katheder trägt er öde Weisheit vor,

Und als der Zngend Lehrer frühe schon gewöhnt
Der Jugend er selbständige Gedanken ab.

Als Mann der Presse handelt er mit schlechtem Kram,

Mit Fünfzigpfennigsachen für des Volkes Geist.

Auf Markt und Straßen, überall macht er sich breit
Mit dünkelhaftem Wesen und Rechthaberei.

Dem Nashorn gleicht er, das mit seinem Hörne sich,
Verfolgend einen Jäger, fest gerannt im Baum;

Nun steht es strampelnd mit den Hinterbeinen da,

Vorwärts nicht könnend und zurück nicht, bis vielleicht
DaS Horn ihm abbricht, welches ihm die Nase ziert.

O deutsche Dichter, euch ja ward das Amt verlieh»,

Das ehrenvolle, die Verkündiger zu sein,

Herolde alles Hohen und Erhebenden!

So sprechet furchtlos den» das Wort, das uns erlöst
Don des Philisters Herrschaft und ein Ende macht
Dcni, was nicht länger ruhig zu ertragen ist —

Wenn euch nicht selber der Philister steckt im Blut.

Klaöiierndalsch.


Hierzu zwei Beiblätter.

Wir bitten, die Beiblätter zu beachten.
 
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