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Musikalisches.

Schnitze. N» iS die Jcschichte mit den »ngarschcn Kranz uf die Tri-
büne von des deutsche Turnfest in Dresden längst beijelegt, »n in Pest
fangen sie jetzt erst recht wieder damit an.

Müller. Natürlich. Des is ja die jrößtc Kränkung for die Ungarn,
die am liebsten den janzen Jlobus mit ihre Leibfarben beschmierten.

Schnitze. Un wenn die Deutschen in Siebenbürjcn mal ihre Rational-
färben zeigen wollte»? Na ich danke.

Müller. Denn machen sie's wie der Officier in Oesterreich, der die
deutsche Fahne ransschmcißen ließ. Tie Brüder sind reene farbenblind!

Schnitze. Ach so! Du meenst, sc können die deutschen Farben
nich sehn?

Müller. So wat wird et wol sind.

Schnitze. Wird denn »u endlich der Majestrat von Berlin mit's
Pollezeipräsidium wejen die neuen Marchthallen und wejen die Kaiser-
Wilhclmstraße ins Reene kommen?

Müller. Janz jcwiß! Er muß man, wenn er wat erreichen will,
den richtigen Moment abpassen.

Schnitze. Ja, aber — haste nich jelesen, daß de Rathhaus-Uhr neulich
janz plötzlich stehn jeblieben is?

Müller. Freilich! Da soll der Deibel wissen, wat die Jlocke je-
schlagcn hat.

Schnitze. So is et. _

Der Zkranz der Ungarn.

„Es sandten die Turner des Ungarlands
Stach Dresden einen schönen Kranz",

So haben wir jüngst gelesen. —
Gelogen! — Was die Herrn in Pest
Gesandt den Deutschen zum Turnerfest,
Sind — Eris-Aepfel gewesen.

Den Forderungen der unabhängigen römischen Zeitungen gegenüber läßt
die italienische Negierung wieder erklären, die Zurückberufung der Truppen
aus Massauah sei unmöglich, und zwar der nationalen Ehre halber.

Vorläufig sind wieder tausend Grabkreuze nach der Küste des Rothen
Meeres abgegangen. Unterhalb der Stelle, die für den Namen des zn Be-
stattenden freigelasten ist, trägt jedes Kreuz die Inschrift:

„Für das Vaterland auf dem Lager der Ehre gefallen.

Dies bescheinigt Depretis,

Ministerpräsident."

Mr. Kelley, der schon von der italienischen Regierung abgelehnt war,
ist nun auch in Wien nicht als Gesandter der Vereinigten Staaten zugelasscn.
Er hatte sich diesen Posten gewünscht, da er mehrere Instrumente spielt und
daher erwarten durfte, daß er sich in der musikalischen Alniosphäre Wiens
besonders wohl fühlen würde. Nu» hat er von der Wiener Musik nur den
-Marsch, de» ihm die Regierung hat blasen lasten.

Manifest.

Ich, Fürst Sulkowski, mache bekannt:

ES kamen Blätter in meine Hand,

In denen man keck und ungenirt
Hochstapler und Schwindler mich titulirt.

Ich rathe den Blättern, sich vorzusehen!

Sollt' etwas der Art noch ferner geschehen,

So warn' ich alle vor solchem Skandal
Ein zweites und noch ein drittes Mal.

Hilft auch die dritte Warnung nicht,

So zieh' die Verleumder ich vor Gericht,

Um meine Unschuld zu erweisen.

Gegeben auf meinem Schlosse
Reisen.

Ein Vorschlag.

In dem Hödnr-Proceß, der vor dem Gericht zn Hagen verhandelt
wurde, hat der Justizrath Windthorst festgestellt, daß Eugen Richter
dem Fürsten Bismarck in der inneren Politik tausendmal überlegen sei.

Nehmen wir nun auch an, daß der Ausdruck etwas hyperbolisch sei, so
bleibt doch unbestreitbar, daß Richter von der inneren Politik zehnmal mehr
versteht, als der Reichskanzler. Darf sich das Reich ein solches Talent ent-
gehen lasten? Liegt es nicht in dem Jntcreste des Kanzlers selbst, wenn sein
hohes Amt, das doch nach seinem eigenen Gcständniß schwer genug auf ihm
liegt, in zwei Hälften gcthcilt und die innere dem Abgeordneten Richter
überwiesen wird? Gewiß fühlt sich Richter stark genug, um auch die andere
Hälfte zu übernehmen; aber für das Aeußere erfreut sich Bismarck nun
einmal des allgemeinen Vertrauens, sodaß man ihm diesen Wirkungskreis
vorläufig wird lasten muffen.

Da die Restarts der beiden Kanzler sich so gut wie gar nicht berühren,
würde ein näherer persönlicher Verkehr, der vielleicht den Neigungen dcS
einen oder des anderen nicht entspräche, durchaus nicht nöthig sein. Während
z. B. Bismarck sich in Varzin aufhält, kann Richter nach Friedrichsruhe
gehen. Sollte, was allerdings nicht zu erwarte» ist, dem Kanzler des Innern
doch einmal etwas zu schwierig sein, so wird Exc. Windthorst gewiß gern
mit gutem Rath aushelfen. .

is lsben neck.

In Dresden international
War Deutschlands Turnervolk zumal
Vereint jüngst zun, Congresse;

An Barren ward, an Bock und Reck
Geschwungen und gesprungen keck,

Daß Kraft an Kraft sich nieste.
Turnvater Jahn — er lebe hoch!

Die alten Turner leben noch.

Noch rüstet sich in deutscher Art
Jung Volk zu muntrer Sängerfahrt,

Noch schallt von Höhn und Gründe»
Manch Lied von Deutschlands Herrlichkeit
Und von der trüben alten Zeit.

Und laut hört man verkünden:

Die trübe Zeit verging, jedoch
Die alten Sänger leben noch.

Die Zeit 'ist hin, da stramm und kühn,

Den Hut geschmückt mit frischem Grün,

Die Joppcnbrüder wallten,

Da man nach Scheib' und Vogel schoß
Und reichlich Bier und Wein -genoß,

Und Flint' und Böller knallten.

Trotz ernster Thaten Zcitepoch' —

Die alten Schützen leben noch.

„Mein Vaterland muß größer sein."
Erklingt nicht mehr. „Die Wacht am Rhein"
Wird überall gesungen.

Fest stehn wir für Germania,

Denn was das Aug' im Traum nur sah, —
Das haben wir errungen.

Das Volk ist heut erwacht, jedoch
Die alten Träumer leben noch.

Und zn Congreflen wieder froh
Zieh» heut die Philo-, Anthropo-
Und auch die Geologen,

Und wieder wird, wie einst, geschwätzt
Und frisch getoastet auch zuletzt
Von alte» Pädagogen.

Die Jugend ivuchs heran, jedoch
Die alten Schulmeister leben noch.

Und Einer ist, der denkt fidel:

Wie Deutschland sich an Leib und Seel'
In unsrer Zeit gestalte —

ES bleibt, wenn ich niir's in der Näh'
Und recht genau bei Licht beseh',

Halt innnerdar daS alte.

Drum sag' ichs neu in jeder Woch':

Die alten Narren leben noch.

Kladderadatsch.

Wir bitten, die Beiblätter zn beachten.
 
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