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Baltimore. Lands in a n n: Kurz und deut-
lich schreibt der „Moruiug Herald" vom 10. Dec.:
„Il is uotiooubll'. rlint, ^hln'ni-(lt.'8 k»iopo36ll
vikit. Io ^inoi-i,:» lins ^ivl'n niuiunliou Io t'uo
bnct nuu lvot."
Berleburg. H. H.: Bei der Vereidigung
der Rekruten, die am 12. Tee. in kiel statlfaud,
hielt, wie die „Berliner Abendpost" (Nr. 295)
berichtet, der portugiesische Mariuev'arrcr eine
Nede. Mein Golt, wie kam der dazu?
Berlin. I. K.: Sie haben recht, kein Blatt
hat so sehr aus Eonverliruug der Staatspapiere
gedrungen wie die Tante Voß. Alles, was
dagegen vorgebracht wurde, erschien ihr als un-
bedeutend und nebensächlich. Und jetzt aus ein-
mal drängt sie ebenso heftig auf Nichtconvertirung.
Jetzt jammern sie auf einmal die „Wittweu und
Waisen" und die „mittleren Rentner, die sich
mühsam für ihr Aller eine Rente gesichert haben."
Früher hatte sie für diese nur ein Achselzucken.
Charakterlos und gesinnungslos war übrigens
die alte Gelegenheitsmacheriu von jeher. — Ku.:
Mit Dank abgelehut. — M. H.: „Ich habe den
Kelch bis auf die Neige geleert", heim es in einer
Theaterkritik der „Vossischen Zeitung" vom
22. d. M., „um zu sehen, ob nicht doch am Ende
eine Oase die Wallfahrt durch die Wüste lohne."
Stephani) scheint jetzt auch den Thcatertheil
der Tante mir dem Hauche seines Geistes zu
füllen.
Bernburg. F. W.: Das „Bernburger
Wochenblatt" vom 15.Dec. veröffentlicht einen hinter
dem Arbeiter Louis Schulze von Heckliugen
erlassenen Steckbrief. In der Beschreibung des
Flüchtigen hcifft es: „Alter: geb. 0 August 1895.
Größe: ca. 1,75 m." Die arme Mutter! M.
S.: „Welche Thiere besitzen die größte Muskel-
kraft?" fragt das „Bernburgcr Wochenblatt" vom
22. Dce. und antwortet darauf: „Dies sind un-
streitig die Fische, denn der Wal z. B. schwimmt
mit einer Schnelligkeit durch das Wasser, daß er
eine Reise um die Erde in gerader Linie in
14 Tagen zurücklegcu würde." Das ist insofern
nicht ganz richtig, als nach Brehm der Wal
nicht zu den Fischen, sondern zu den Säuge-
thieren gehört.
Braunschwelg. A. K.: In Brannschweig
war gegen den Brandmeister der Berufs-Feuer-
wehr wegen zu schnellen Fahrens ein polizeilicher
Strafbefehl ergangen. Jetzt hat die Polizei-
direclion, wie das „Braunschweiger Tageblatt"
vom 11. Dee. meldet, den Strafbefehl zurück-
genommcn. Das war weise.
Coburg. P.: Im „Eoburgcr Tageblatt"
vom 19. Dce. wird über eine Rieieukartoffel von
70 Pfund Gewicht berichtet und dazu bemerkt:
„Für Sachverständige theilen wir mit, daß die
große Knolle in die Gattin Maggie Murphy
gehört und in Nordamerika gepflanzt wurde."
Hat Frau Maggie Murphn sich die Riesen-
kartosfel schon einverleibt? Wenn das geschehen
ist, wie ist sie ihr bekommen? Beiläufig: es ist
wohl der Gaue dieser Dame, der sich der größten
Kartoffel rühmen kann.
Darmstndt. O. S.: Im „Tarmstädter Tage-
blatt" (Nr. 298) empfiehlt .Hoflieferant Stemmer
„Gänse. Guten, Suppenhühner, Rehbraten. See-
zungen, Austern. Sprotten, Flundern in fcinst-
gemästelcr, frischgeschofsencr und bester Qualität."
Sprotten und Flundern sind gewiß nicht leicht zu
schießen, noch schwerer allerdings wohl Austern.
— F. P.: Mit Dank abgelehnt.
Dresden. F.: Auf einer Festlichkeit, welche
die amerikanische Eolonie in Dresden veranstaltete,
wurde, wie der „Dresdener Anzeiger" vom 19.
Dec. berichtet „ein Originaltanz (Znilor D-moo),
eine Art Quadrille mit pantomimischen, das
Seilerhandwerk charakierisirenden Bewegungen
ausgeführt." Dem Bcrichterstatlter ist ein kleiner
Jrrthum begegnet. Lailor heißt der Seemann,
der Seiler heißt roi"'-M!>ker oder rop'-r. nieder-
deutsch Neper. — E. W.: Der „Dresdner An-
zeiger" vom 20. Dec. meldet: „Flensburg, 18.
December. Auf der Insel Nordslrand wurde bei
20 Stück Vieh, darunter jüdischen Ochsen, die
Maul- und Klauenseuche festgeffelll." Ochs ist
Ochs, uns scheint kein Grund vorhanden zu
sein, einen Unterschied zwischen jüdischen und
christlichen Ochsen zu machen. - B. A.: Schi-
gut sagt der „Dresdner Anzeiger" vom 22. Dec.:
„Zu den wenigen Europäern, welche bisher den
Versuch gemacht haben, von Ehiua aus über
Tibet nach Indien vorzudringen, gehört auch der

-- -
Amerikaner Rockhill." - E. N.: In Nr. 297
der „Sächsischen Arbeiter - Zeitung" empfiehlt
Restaurant Richard John seinen „schönen
schattigen Garten mit Marquise." Ist es nicht
ein wenig zu früh dazu?
Einbeck. W. W.: .Hübsch heißt cS in
H. Abts Roman „Frei" (s. „Tägliche Rund-
schau" vom 22. Dec.): „Aufslöhucnd schlug sie die
Hände vor die Augen. Jählings sehend geworden.
Sich selbst mit seinem wilden Hunger erkannt.
Und dabei erkannt, daß dieser Hunger ewig
dauern würde, ein ganzes, unendlich langes
Menschenleben hindurch."
Elberfeld. R.: Mit Dank abgelehnt.
Eversburg. S t a m m tisch derGiftbude:
„Schuhwaaren aller Art für Herren, Damen
und Kinder eigener Fabrikation" empfehlen H.
Prenzler Sohn" im „Osnabrücker Sonntags-
boten" vom 15. Dec.
Eörlitz. O. L.: Von dem Rector Wicde-
mann in SudermannS „Glück im Winkel" sagt
der Theaterberichlerstaitcr der „Niederschlenschen
Zeitung" (Nr. 295): „Er hat ihr (seiner Frau)
nie in einer wilden Stunde so zu sagen das
Hemd von der Seele gerissen, nie ist sie röchelnd
vor seiner Kraft gelegen, und er ist nie trium-
phirend vor ihrem Taumel gestanden." Nun
kommt in das Haus der Freiherr v. Hammer-
slein — nein, v. Röcknitz, „der richtige Junker,
wie er nicht sein soll: roh, frech, strotzend von
Gesundheit, mit Hieben hinter den Knechten, mit
Zoten hinter den Mägden her, rauchend von
Begierden, tausend Teufel im Leibe; Kraft funkelt
in seinen Augen, Kraft schlenkert in seinen Gesten,
Kraft knarrt in seiner Stimme." Dieser Cavalier
thui es Frau Wiede mann an. „In einer-
gierigen athemlojen Scene, in der man die
Brunst schnauben zu hören glaubt, springt das
Thier auf sie los, und jetzt weiß sie, wonach sie
so lange in irren Wallungen gelechzt hat. Jetzt
hat sie zum ersten Mal den Mann gefühlt."
Schwerebrett!
Hamburg. Zwickau er: Schon dagewesen.
Hildesheim. R. R.: Die „HildcSheimischc
Zeitung" ('Nr. 294) spricht von der „Thronfolge
in Lippe." DaS ist, mag auch Lippe nur ein
winziger Staat sein, ein ganz unpassender Ausdruck.
Jena. G.: Die „Jeuaffche Zeitung" vom
20. Dec. enthält folgende Anzeige: „Neue
Bürgerschule. Nächsten Sonntag Nachmittag
4 Uhr lzum Besten unbemittelter Armen). Großes
Snmvhonie-Eoneerl der Stadtkapelle." ES
ist erfreulich, zu erfahren, daß es auch bemittelte
Arme gibt.
Stiel. Studio: Die „Kieler Neuesten Nach-
richten" (Nr. 290) melden aus der letzten Sitzung
des Reichstags: „Staatssekretär v. Bötticher
versicherte, daß es der Regierung ernst sei mit
der Organisation der Soeialdemokralie." Da sieht
mau wieder einmal, wie sehr die Blätter Recht
haben, die immer behaupten, dieser Negierung
sei alles zuzutrauen.
Stirn. W.: In einem Artikel über das Gefecht
bei NuitS am 18. December 1870 schreibt der
„Kirncr Anzeiger" vom 19. December: „Hier,
nördlich von Dijon, halten sich die Franzosen
festgesetzt und vcrbarrikadirt, um von da aus das
belagertcBclgrad zu entsetzen." Geographie schwach!
Stronnch. A. B.: Nicht verwendbar.
Leipzig. B.: Nach den „Leipziger Neuesten
Nachrichten" vom 17. Tee. haben auf süddeutschen
Bahnen die Rückfabrikarten eine Giltigkeitsdaucr
von 10 Jahren. Dann könnten sie auch schon
ewig giltig bleiben. - H. G.: Ja, wenn sie
brauchbar sind. — L.: „Tie kürzeste Nacht",
schreibt der „General-Anzeiger für Leipzig und
Umgebung" ist die vom 21. zum 22. December."
Wie sehr kann man sich irren, wenn man nicht
recht auspaßt!
München. W.: lieber Hermann Allmers
„Hauptmann Böse" wird sehr hübsch in den
„Münchner Neuesten Nachrichten" vom 19. Tee.
gejagt: „Der Autor entrollt uns in ihm mit
markigen Pinselsirichen ein farbenprächtiges bul-
turbkld aus der ersten Hälfte unseres Jahr-
hunderts."
Osferrbach. R: In Mainz sind, wie der
„General-Anzeiger" für Frankfurt a. M. ('Nr. 296)
meldet, bei der letzten Volkszählung 8205 Ein-
wohner ermittelt worden. Wir hatten uns Mainz
mindestens noch einmal so groß vorgestcllt.
Osnabrück. W. B.: Im „OSnabrücker
Tageblatl" vom 18. Dec. kündigt Ehr. Klages

an: „Permanente Ausstellung von Fahrrädern
der 25 80 Lurus- und Rciscwagcn, renom-
mirtesten Firmen." Was KlageS damit sagen
will, ist uns dunkel geblieben.
Potsdam. R.: Folgende Neuheiten sind
uns zugegangen: „Homers Ilias in nieder-
deutscher poetischer Uebertrogung von
August Dühr." Kiel und Leipzig, Verlag von
Lipsius ^ Tischer. — „Das Buch der
Ellern. Praktische Anleitung zur häuslichen
Erziehung der Kinder vom frühesten Alter
bis zur Selbständigkeit von I)r. Karl Qppel"
Vierte, wesentlich verbesserte Auflage. Frankfurt
am Main, Verlag von Moritz Dies! er weg. —
Natibor. K.: Unglaublich leichtsinnig sind
die Zeitungen in der Verbreitung von Nach-
richten. die das Gepräge der größten Unwahr-
scheinlichkeit tragen. So meldet der „General-
Anzeiger für Schlesien und Posen" vom 19. Dec.:
„Nach einer Meldung aus Berlin hat der Kaiser
die Beisetzung des Kardinals Melchers in der
Berliner Domgrust genehmigt."
Nentlingen. K. M.: Im „Amtsblatt für
Reutlingen" (Nr. 196) liest man: „Milch und
gute Abtriltsgü! lc hat zu verkaufen K icherer-
SchaitWecker, unt. Gerberslr. 17." Kicherer-
Schauwecker muß aufpassen. daß die beiden
Artikel nicht durch einander kommen.
Nibnitz. I. M.: Der „Weihnachts-Anzeiger
für Ribnitz und Umgegend" (Nr. 4) sagt in seinen
Weihnachts-Plaudereien: „Daß wir das Ellristfeff
vor uns haben, welches ohne' Pfeffernüsse und
Festknchen gar nicht denkbar ist. dessen gemahnt
uns Ernst V oß mit „Prima getrockneten Rinder-
därmen" und was zur Festbäckerei und Zier
der Tafel zu Weihnachten gehört." Werden in
Ribnitz und Umgegend Pfeffernüsse und Festknchen
in Wurstform verkauft?
Schopshcim. G.: Dem „Markgräfler Tag-
blatt" wird aus Raitbach geschrieben: „Ein schönes
„Ehristgeschenk" erhielten heute die Ortsgemeinden
Railbach, Schweiginatt. Sattelhof von ihrem
Mitbürger Bairlin Bötsch, welcher denselben in
anerkennenSwerther Weise einen Leichenwagen
zum Geschenk machte." Wirklich ein reizendes
„Ehristgeschenk"!
Wilhelmshaven. L. G: Im „Wilhelms-
havener Tageblatt" ('Nr. 296) zeigen G. Wagner
und Frau an: „UnS wurde eine Tochter glücklich
entbunden." Das kommt ja vor, aber man macht
es doch nicht öffentlich bekannt.
Wür.zburg. Mehrere Stammgäste bei
H.: In einem „Mein erster Saug" übcrjchriebe-
ncn Gedicht (s. „Ertra-Fell-Eisen des Würzburger
Stadt- und Landboten". Nr. 151) singt Maul
Pin. die Muse mit folgenden Strophen an:
,.O holde Göttin, lächle mild.
Lehr mich den Weg zu neuen Hohen finden.
Was Schönes meinem Geist cnlliniUt.
In edlem Sprachgcwand dem Lied verbinden.
Sichst Du das Toben meiner Brust?
Oin jeder Nerv erzittert, gleich den Schwingen
Des Adlers, der in erster Lust
Versucht zur Sonnenhöh' hinauf zu dringen.
Äon Dir geleitet wird die Bahn
Nie hoch mir sein, nichts wird den Flug mir hemmen
lind flieg ich lief zum Ozean.
Nein Felsenriff de-ö Geistes Strom beklemmen."
Nein Maul, Ihre Bahn wird uie hoch sein. Die
Muse aber, weuu sie das Toben Ihrer Brust
sieht, wird nicht milde lächeln, sondern laut lachen.
- L.: Wie das „Würzburger Journal" vom
16. Dec. milthcill, ist dem kgl. Oberzollinjpector
Ludw. Hofreiter in Schweinsurr die Bewilli-
gung zum Tragen des „großherzoglich sächsischen
HauShaltnngsordenS der Wachsamkeit" verliehet!
worden. DaS ist wohl eigentlich ein Tamenorden.
Zeitz. K. W.: Im Anzeigctheil des „Ber-
liner Tageblatts" vom 17. Dec. sucht der „Sohn
einer ca. 30 Jahre bestehenden Kupfer- und
Kesselschmiede" einen Theilhabcr.
Zellerfeld. A. B.: Nach der „Gosla 'heu
Zeitung" vom 17. Dec. wird auf dem B.-.m-
schweigischcn Hoflhealer neu einstudirt „Das Ver-
brechen hinterm Herd". Durch die Umänderung
von „Versprechen" in „Verbrechen" soll offenbar
„dem Zeitgeist Rechnung getragen werden".

Bei der groben Menge der an uns gerichteten Zusendungen
ilt die Beantwortung einer jeden uns ebenso unmöglich wie
die Aufbewahrung der uns unverlangt zugehenden Manuscriple.
Rücksendung der letzteren erfolgt nur, wenn der Sendung das
erforderliche Porto in Briefmarken bcigefügt ist.

Dte Redaction deS Kladderadatsch.
Äcranlw. RedactenrI.Trojan. — Berantw. für den Ins.'Thcil: L. v. Waligorsli. — Verlag voll A. Hosmann L Comp., Lcivzigerstr. 1351. — Druck von Hcmpel ^ Co. Säinmllich in Berlin.
 
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