Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kladderadatsch: Humoristisch-satirisches Wochenblatt — 56.1903

DOI issue:
Hefte 5-8, Februar 1903
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.2283#0075
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
%3

" m >-»

3>nan „2)Ct

sftVilfJ

ö'innict.

'den Dnwc,°, »

S-Tk*"«

»Hfl
«° ""'J

’flblntlä“) b°L

es Fleckchen T
nneinväldcrn

^-nmasicn, ac;

'LZD

r-L?""-'

Sias

Teich,vindig,eit m
jährlichsten Dmikli.
" Das ist ei«
nicht möglich ich
»stummel noch um
Dimensionen an>

athenowerMn^
ung dc-Kchl/chen
>v mit, dch die cn>

irze Zeit b

Hoffentlich ist die Uebcrrcichung der Urkunde nun
gerade ei» günstiges Omen für eine lange und ge-
segnete Wirlsamleit. — R,: Nach de» „Hamburger
Nachrichten" (Nr, 46) hat bei den, am 27. Januar
von der deutsche» Colonie in Paris veranstalteten
Festessen unser Botschafter Fürst Radolin seine
Rede auf den Präsidenten Loubct mit folgenden
Worten begonnen: „Mit besonderer Genng-
thuung müssen ivir begrüßen, daß sich unsere
Beziehungen zu Frankreich immer ungnnstigcr
gestalten." ES.ist wohl anzunehmen, daß der
Fürst sich versprochen hat. — O.: DaS

„.Hamburger Frcmdcnblatt" (Nr. 9) meldet aus
Sobochlcbcn bei Teplitz: „In nicht geringer
Sorge befinden sich hiesige Bewohner. Durch

den Bcrgwcrksbctrieb haben etliche Häuser be-
bcnkliche Risse erhalten, die bereits von der
•Gesellschaft angckauft worden sind. An weiteren
10 Häuser» haben sich neuerdings Risse gezeigt."
Dann «Ulfe die Gesellschaft auch diese Risse an-
kanfcn, denn dies Verfahren scheint ja beruhigend
<iuf die Bewohner zu wirken.

Heegermühle. G.: Der Ebcrswaldcr „Stadt-
kind Landbote" berichtet: „Auf Veranlassung des
sächsischen Königshauses ist dort der militärische
^Erzieher der kronprinzlichen Kinder, Hauptmann
Freiherr v. Bhrn, eingctroffcn, um dem
Unterricht des Gpinnasial-OberlchrerS vr. Koch
beizuwohncn. vr. Koch ist katholischer Con-
feetion." Wenn der Herr Doctor sich in Hinsicht
auf seinen Glauben zu einer Confcclion rechnet,
-so must man sich darüber wundern, dag er an
•einem so frommen Hose lute dem sächsischen
thätig ist.

Jena. H.: Die „Jenaische Zeitung" (Nr. 27)
berichtet, da« jüngst in der Moldau mehrere

fahren ivollten, indem sie den Wölfen, die sie
anficlcn, nach und nach die Schweine zuwarfcn,
die sich endlich gesättigt zurückzogcn." Sollten
die Wölfe wirklich von den Schweinen aus-
gcfressen ivorden sein?

Jüterbog. F.: Die „Jütcrbogcr Zeitung"
(Nr. 9) berichte! über den Bcinch unseres
Kronprinzen in Petersburg: „Hierauf begab
sich der Kronprinz, begleitet von seinem Gcfolgp
und dem russischen Ehrendienste, nach der Peter
•PanlS-Kathcdralc, um an der Gruft Kaiser
Nikolaus I., der Kaiserin Charlotte und des
Kaisers Alexander III. kostbare Pelze nieder-
znlcgcn." Mit dieser Meldung hat sich das
Blatt mystificircn lassen.

Kästet. E.: Der Gesangverein „Harmonie"
tu Hochheim am Main zeigt auf einem Blatt
an: „Wie alljährlich, so veranstaltet auch in
diesem Jahre der Unterzeichnete Verein am
2, Februar 1903 iin Saale der „Burg
Ehrenfels" sein 58. Stistungs-Fcst, bestehend
in Concert und darauffolgendem Ball." Der
Verein scheint ein abgesagter Feind jeder Ab-
wechslung zu sein. Wird cS nicht auf die Dauer
langweilig, immer gerade daö 58. Stiftungsfest

Liegnih. v. E.: Die „Licgnibcr Zeitung"
(Nr. 26) thcilt au? Ihrem Centraltheater
mit: „Sonntag Ernstaufführung des vollständig

Lübeck. D.: Im „Lübeckischen Anze
vom 28. Jan. liest man: „Ein ernster Fall
Massenvergiftung wird aus Marhborc
Irland, berichtet. Am Dienstag wurde
Sträflingen im dortigen Gcfängniffc Suppe
MittagSspcie gereicht, nach deren Genug 126 .
fangcnc erkrankten." Die Suppe ist anscheinend
...

Magdeburg. M. G.: Mit Dank abgelehnt.

Marburg. B.: Mit Dank abgelchnt.

(N G.: ^ Die „Mindcncr Zeitung"

Mehlburger in?Pion7Bat. Nr. 10 mit Pat.
vom 22. Juni 1801." DaS ist ivohl das älteste
Patent, das augenblicklich in unserem Heere zu
finden ist.

München. R. S.: Mit Dank abgelchnt,

Münster. S.: Bei Aschendorff in Münster
ist erschienen „Aus den Tagen Bonifaz VIII."
von Heinrich Finke. Die „Kölnische Volkö-
zeitung" bespricht das Werk i» ihrer literarischen
Beilage Nr. 5 und sagt zum Schluff: „Doch wir
müssen auf das Buch selbst verlveise», an dein

Zeitung"

kein Gelehrter, der sich mit dieser Epoche der
Kirchengeschichte beschäftigt, ohne grosicn Nutzen
vorübcrgchen wird." Das ist eine recht zweifel-
hafte Empfehlung.

Neustadt (Schwarzwald). W.: Der „Hoch-
ivächter aus dem Schivarzivald" (Nr. 13) bringt
einen „Nachruf deutscher Frauen zu
KaiierS Geburtstag." Darin wird der
Wunsch ausgesprochen:

„fflöfl' ein laiifltS FriedcaSkcepter
Iluferm ftaijcc fein 6cid)iebcii.“

Gar zu lang darf es auch nicht sei», sonst
macht es sich nicht gut.

Plappevillc. G.: Nach der „Trierischen

.. (Nr. 22) hat der Abg. Bebel am

.. iuar im Reichstage gejagt: „Social-
dcmocrat ist ein Ehrenname, wie seiner Zeit der
Sattler Geuse sagte. Wir werden uns auf dem
nächste» Parteitag Partei der Elcndon nennen."
Auch tvir haben von dem Sattler Geuse niemals
etwas gehört, er muff aber doch wohl eine
socialdemokratijchc Größe gewesen sein.

Plauen. O.: Nach der „Neuen Voglländischcn
Zeitung" (Nr. 19) hat der Reichskanzler Graf
Büloiv am 22. Januar im Reichstage gejagt:
„In Haiti sind ivir gegen die Markomannen
auf ausdrückliche» Wnistch der haitianischen Re-
gierung vorgegangen." Auf Haiti also hat diese
Völkerichasl, die seit ungefähr scchzehnhuudcrt
Jahren verschollen ivar, eine Zuflucht gefunden,
llebrigens must sie stark dcgcncrirt sein, denn
ivcdcr unsere Diplomaten noch unsere Seeleute
scheinen etwas davon gemerkt zu haben, dast sie
es mit alten Stammverwandten zu thun hatten.
— ©.: Die „Nene Vogtländiiche Zeitung"
(Nr. 27) thcilt aus der ersten Sitzung Ihres
Geiainnitlirchenvorstandes in diesem Jahre mit:
„Was die konfessionelle Bewegung in unserer
Kirchsahr! angeht, so sind aus der römisch-
katholischen zur evangelisch-katholischen Landes-
kirche 34 Personen, umgekehrt aber nur
eine Person übcrgetreten." Bewährt sich die
evangelisch-katholische Landeskirche, von der wir
zum ersten Male hören, im Vogtlande?

Potsdam. 8t.: Von „Brockhans' Konver-
sations-Lexikon" (vierzehnte vollständig neu-
bcarbcitetc Auflage, neue rcvidirte Jnbilänms-
Ausgabc) ist der. zehnte Band (K— Lech) er-
schiene». Dieser Band enthält 76 Tafeln, dar-
unter 12 Chromotafel», 19 Karten und Pläne
und 290 Textabbildungen. — Ferner sind uns
folgende Neuheiten zugcgangcn: „Bisinarck
als Erzieher. In Leitsätzen aus seinen Reden,
Briefen, Berichte» und Werken zusamnicngestelli
von Paul Dehn." München, I. F Lehmanns
Verlag. — „Franz Grillparzers Leben
und Schaffen von Moritz Necker. Mit
7 Bildnissen, einem Briefe und einem Ge-
dicht als Handschriftprobe." Leipzig, Max
HesscS Verlag. — „Goethes Urtheil über
wichtige Tagcssragcn des zwanzigsten
Jahrhunderts. In wörtlichen Auszügen aus
Eikermann zusamnicngcstellt von Oskar
Steincl." Erlangen, Verlag von Fr. Junge. —
„PrciSbuch 1903 über Samen, Pflanzen
und Gartengeräthe von I. C. Schmidt

Quedlinburg. B.: Das „Quedlinburgcr
Krcisblatt" (Nr. 24) berichtet: „In Neiße fand in
einem Hause der Kronprinzenstraffc eine furcht-
bare Gasexplosion statt. Ein Officicrbursche
flog durch die Scheiben des Küchcnfcnstcrs zehn
Schritt weit aus den Hof hinaus, glücklicher
Weise ohne ihn zu verletzen." Hoffentlich ist
auch der Bursche selbst ohne zu schlvcren Schaden
abgclounnc».

Ratibor. M.: Ihr Stadtthcatcr kündigt für
den 27. Januar an: „Minna von Barnhelm,
Lustspiel in 5 Acten von Friedrich von
Schiller." DaS Stück hat bis jetzt als un-
bestrittenes Eigenthum Lessings gegolten,sogar
Stephany schreibt es ihm zu.

Reutlingen. H. M.: In der „Schwarzwalder
Kreiszeitung" vom 31. Jan. ivird aus Stuttgart
berichtet: „Mittwoch 8!achmitiag fiel an einem.
Hause der Moltlcstraßc bei der Entfernung
eines Gerüsts ein Maurer ca. 140 Meier hoch
herunter." Das ist nicht richtige Aus Stutt-
gart, wohin wir sogleich telcgraphirtcn, erhielten
ivir die Nachricht, daff cs dort überhaupt so
hohe Häuser nicht gibt.

Rostock. K.: In einem Artikel über die
sicbenmastige» Segelschiffe, die neuerdings in der
amerikanischen Handelsflotte für den überseeischen
Frachtverlehr eingeführt ivorden sind, wird in
Nr. 20 des „Rostockcr Anzeigers" gesagt: „DaS
grösste dicserSchisfe ist der „ThomasW.Lawson",
dessen Länge nach amerilanischcm Mas; 403 Fnff

beträgt, 368 Fuß auf der Wasserlinie, bei einem
Tiefgang von 26 i4 F»ff. Die Hauptmasten sind
ans Stahl gefertigt und haben eine Höhe von
135 Fust bei 32 Fnff Durchmesser." Eine Land-
ratte versteht nicht recht, ivcshalb die Masten
diesen gcivaltigcn Ducchnicsscr haben. Vielleicht
will man es einmal versuchen, die Segel zu
sparen und den Wind nur auf die Masten
ivirken zu lassen.

Schöncberg. E.: Im „Berliner Lokal- -
Anzeiger" (Nr. 53) liest man angezcigt: „In
einein 8testaurant von Berlin SW eine Uhr mit
silberner Kette zum Pfand gelapc». Der-Wirth
ivird m» Nachricht gebeten u. s. tu." Wir finden
cs unpassend, das; Sie sich über den Einsender
des Inserats luftig machen. Es ist doch nn-
zuerkcmien, dast er noch ungefähr den Stadt-
lhcil weist, wo sich seine Uhr befinden must.

Schwerin i. M. F.: Ist benutzt worden.

Stadtoldendorf. 8t.: Im „Stadtoldendorfcc
Anzeiger" (Nr. 7) liest man: „Ein Kutscher,
der auch die Laudwirthschaft versteht, sucht zm»

1. April d. I. W. Twcle, Markt." Weshalb
geht dcr Kuticher nicht direct zu Herrn Timele,
bellen Wohnung er doch kennt?

Stastsurt. T.: Stach dem „Rcichsboten"
(Nr. 21) hat der Abg. vr. Ocrte l am 23. Ja-
nuar im Reichstage gesagt: „Die couservative
Partei steht mit den übrigen mit Ausnahme der ’
jocialdemokratische» unbedingt und unverrückbar
auf anarchistischem Boden." Da ist dem dicken
Herrn Doctor ja ein nettes Geständnist ent-
schlüpftl Wenn im» aber auch die Sache mit
den Conscrvativen, zu denen ja vr. Oertel
selbst gehört, ohne Ziveifel stimmt, so werden
die übrigen Parteien doch ivohl mit Entrüstung
gegen die von dem Agrarierführcr ausgesprochene
Behauptung protcstircn.

Stettin. G.: Die „Neue Stettiner Zeitung"
(Nr. 85) thcilt de» bekannten netten Passus aus
der letzte» Rede des Abg. Richter in folgender
Form mit: „In keiner Zeit muff cs so schwer
fein, Minister zu sein, wie jetzt. (Znstimmnng.
Der Reichskanzler niest znstnumend und
sicht den neben ihm sitzenden Grase» Posa-
dowsky au, der dasselbe thut. Stürmische
Heiterkeit.)" Stach den Berichten der anderen
Blätter haben die beiden Herren genickt, und
das klingt wahrscheinlicher, wenn sich auch das
Niesen noch besser gemacht hätte.

Stratzburg. D.: Die „Slrastburgcr Zeitung"
(Nr. 18) schreibt: „Altersgrenze sür Eisen-
bahnbeamte. Wie aus Berlin gemeldet wird,
haben diejenige» prcnstischcn Eiscnbahnbeamten
des Statious- und Fahrdienstes, welche
über 25 Jahre alt sind, den Wink erhalten, in
den Ruhestand zu treten." Jeder Beamlenstand
bedarf ja der Verjüngung, aber geht man hier
damit nicht etwas reichlich Ivcit? Wenn der
Finanzministcr mit der gemeldeten Maßregel
einverstanden ist, und das kann man doch wohl
annehnie», so must der Stand der prcuffischcn
Finanzen sich plötzlich in einer ungeahnten Weise
gebessert haben.

Weimar. Rcdaction der Zeitung
„Deutschland": Gern bezeugen wir Ihnen,
dast schon da§ Telegramm des Wolffschen
Bureaus bei der Wasserweihe in Petersburg
de» Metropoliten und die höchste Geistlichkeit
vor den Allerhöchsten Herrschaften, „präsentiren"
lägt, sodast Ihr Corrcctor entschuldigt ist.

Weitmar. L.: Ihr Kricgerverein hat de»
Geburtstag des Kaisers im „Waldschl östchen"
gefeiert. Der „Bochumcr Anzeiger" (Nr. 22)
thcilt darüber mit: „Herr Kaplan Sonder-
in ann toastete auf das deutsche Vaterland.
Kaplan Löher trug das Couplet „Metzger-
m eist er Bammelmann" vor. wofür ihm
großer Beifall gezollt wurde." In dem Verein
scheinen auffallend viele Kapläue zu sein, doch
läßt man sich das gefallen, ivcn» es gemüthliche
und fröhliche Gesellen sind.

Wiesbaden. St.: Nach dem „Wiesbadener
Tagblatt" (Nr. 30) hat das Allgcineine Ehren-
zeichen erhalten: „G c i tz, Lauswärtcr amKadetten-
hause zu Oranicnstcin." Das Wort kan» doch
nicht „Lauswärtcr" geschrieben werde», auch nicht
nach der »custo» Orthographie, sondern entweder
„Lanswärter" oder „Lausewärter".

Winterstein. Ein Thüringer: Dieser Witz
wird schon hier an der Börse colportirt.



d»üch- "in Äi°m!n°Ä-n
louäidjluk: 6. F-bruar 1903.

Tic DicBacIton dcS Kladderadatsch
 
Annotationen