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Kobelt, Georg Ludwig
Die männlichen und weiblichen Wollust-Organe des Menschen und einiger Säugethiere: in anatomisch-physiolog. Beziehung — Freiburg i.Br., 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.5929#0010
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vom injicirten Ruthenkörper sorgfältig ab, so erhält man einen mehrere Linien dicken,
breiten Gürtel, welcher das vordere verjüngte Ende des Ruthenschaftes, oder anderwärts
die Spitze des Ruthenknochens, trichter- oder mantelförmig umhüllt, so dass diese festen
Körper noch in die Eichel hineinragen und ihr, etwa wie die phalanx unguicularis der
nervenreichen Haut der Fingerspitze, zur Stütze und Widerlage dienen. Am weitesten
springt der obere Rand der Ruthenscheidewand in die Eichel vor, indem er sich in Gestalt
einer nach unten offenen Hohlkehle über dem Eichelstück der Harnröhre fast bis zu
deren orificium cutaneum hinzieht. Von dieser derben sehnigen Verlängerung der
Scheidewand steigen noch im Bereiche der Corona glandis zwei nicht minder derbe
Schenkel nach aussen und unten hinab, um diesem empfindlichen Wulste als feste Grund-
lage zu dienen. Mater hat jenen mittleren Forlsatz in der menschlichen Eichel zuerst
beobachtet, ohne dessen anatomisches Verhalten weiter zu verfolgen. Er bezeichnet ihn
als einen Knorpel; die mikroskopische Untersuchung lässt jedoch keine Knorpelkörper in
ihm erkennen. Ausführlicher ist dieses Gebilde von Hausmann2) beim Hengste beschrieben:
„Das vordere Ende des schwammigten Ruthenkörpers hat eine sehnigtknorplige, etwas
„aufgebogene Verlängerung, die bis in die äusserste Spitze der Eichel reicht und über
„der Oeffnung der Harnröhre endigt, aber von hier zu beiden Seiten in die Eichel eine
„sehnigle, bogenförmige Verlängerung nach aussen und unten ausbreitet, welche die
„Grundlage einer glockenförmigen Grube bildet, die die vorspringende Oeffnung der Urin-
„röhre umgiebt." — Diese feste Grundlage der Eichel ist gleichsam als das Gerüste
derselben zu betrachten und kann für die Wolluslerregung nicht wohl ohne Bedeutung
bleiben.

Bei weitem die grösste Masse der Eichel besteht aber aus einem unendlich reich-
haltigen Convolute vielfach anastomosirender Venen Windungen, deren feinste Endschlingen
sich gegen die Eicheloberfläche hin und zumal auf der Eichelkrone in zarle Gefässbüschel
zusammendrängen, die mit denen der Zungenoberfläche einige Aehnlichkeit haben. — Die
Eichel ist unstreitig das feinste und inlricatesle rete mirabile venosum des Säugethier-
Körpers, das sich aus der gröberen Venenmasse des corpus spongiosum urethrae gleich-
sam zur höchsten Blüthe entfaltet hat.

Die Verbindungen der Venenräume der Eichel mit den benachbarten Blutadern
ergaben sich mir in folgender Weise:

1) Aus den feinsten Endschlingen dieses venösen Wundernelzes, besonders vom
hinteren Rande der corona glandis her, ziehen die vorderen Reiser und
Aestchen der Rückenvene der Ruthe ihre zartesten Wurzeln, so dass also hier,
etwa wie in der Leber, die ersten Anfänge einer Venenparlhie aus den letzten
Enden einer andern ihren Ursprung nehmen.

2) Schält man an einem glücklich injicirten Gliede die Eichel von der Spitze des
Ruthenzellkörpers, so trifft man hiebei auf ein Netz grösserer Venen, welche
schon als beträchtliche Stämmchen aus der trichterförmigen Innenfläche der

J) Mayer über die Structur des Penis in Froriep's Notizen 1834. Nr. 883.

2) Hausmann über die Zeugung und Entstehung des wahren weiblichen Eies bei den Säugethieren und
Menschen pag. 12.
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