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Kobelt, Georg Ludwig
Die männlichen und weiblichen Wollust-Organe des Menschen und einiger Säugethiere: in anatomisch-physiolog. Beziehung — Freiburg i.Br., 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.5929#0042
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die wirkliche Aufrichtung des Gliedes ohne Erfolg bleiben, da sie grossentheils nur dem
Rückflüsse aus der Eichel und aus dem Harnröhrenzellkörper entgegenwirkt, die für sich
allein, ohne gleichzeitige Steifung des Ruthenschaftes, wohl einer Turgescenz, aber keiner
Aufrichtung fähig sind, weil sie nicht unmittelbar auf dem Becken aufsitzen und somit
eines festen Stützpunktes ermangeln, auf dem sie sich erheben könnten. Endlich ist in
dieser Zeil der Entfaltung des Gliedes weder im bulbo - cavernosus noch im ischio - caver-
nosus ein tonischer Krampf zu bemerken, sondern sie sind im Gegentheile beide
noch ganz ausser aller Thätigkeit.

Legte ich bei obigen Versuchen an strangulirlen Hunden zugleich den ischio-
cavernosus blos, so zog sich auch dieser Muskel auf jeden Eichelreiz mit Hastigkeil
zusammen. Auch er steht also, obwohl dem transitiven Wollustorgane angehörend, zum
Nerveninhalte des Hauptgebildes des passiven Wollustorganes in einem direclen Reflex-
verhältnisse, welches aber, ebenso wie das des bulbo - cavernosus, erst im vorbereitenden
Stadium der Wollusterregung mit der beginnenden Eichelfüllung zur Entwicklung kommt;
denn ein Druck auf die welke Eichel lässt den im Damme zuffüllenden Finger noch
keine Zuckungen dieses Muskels erkennen, während solche, bei turgider Eichel, sogleich
fühlbar werden.

So fallen also die Contractionen der beiderlei bulbi, und mit ihnen die höchste
Füllung beider Wollustorgane (wie die der beiden Herzhälften) auf jeden wiederkehren-
den Eichelreiz isochronisch zusammen. Dies war hier um so unerlässlicher, als sonst
das sie schwellende Blut, bei der bestehenden Communication beider Wollustorgane,
unter dem Drucke des einen, in das freiere Lumen des anderen hätte entweichen, und
so den Zweck dieser Apparate vereiteln können. Beide Organe leisten sich in ihrer
Thätigkeit wechselseitig den erfolgreichsten Beistand, das transitive dem passiven durch
seine Rigidität und Befestigung, das passive dem transitiven durch seine überwiegende
Empfindlichkeit und zuletzt auch durch seine vermehrte Umfänglichkeil. Die Eichel aber
in ihrem Reizzustande steht als Herrscherin an der Spitze beider. Beide sind nur ihres
leisen Winkes gewärtig, um sofort ihre Thätigkeit zu beginnen und mit aller Energie
zu entwickeln. Beide rücken Hand in Hand immer eiligeren Schrilles ihrem endlichen
Ziele, der höchsten Wollustempfindung im eigenen und der höchsten Wrollust-
erregung im anderen Geschlechte entgegen, so dass sich schon hieraus das gleich-
zeitige Zusammentreffen dieser beiden Effecte erklären lässt. — Beide mussten aber
dennoch in ihrer ursprünglichen Bestimmung scharf gesondert stehen, denn wäre das
transitive Wollustorgan so haltlos und geschmeidig wie das passive, und dieses so in-
dolent wie jenes, so würde der weitverbreitete Stamm der Säugethiere längst er-
loschen sein.
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