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Kobelt, Georg Ludwig
Die männlichen und weiblichen Wollust-Organe des Menschen und einiger Säugethiere: in anatomisch-physiolog. Beziehung — Freiburg i.Br., 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.5929#0044
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38

Passives weibliches Wollustorgan.

(Glans clitoridis, pars intermedia, bulbns vestibuli nnd musculus constrictor cnnni.)

Zwar hatte man von jeher den Kitzler, wie schon sein Name zeigt, im allgemeinen
als die Quelle der geschlechtlichen Aufregung des Weibes gellen lassen und ihn der
männlichen Ruthe an die Seite gestellt; allein die Vorstellungen über die anatomische
Beschalfenheil seiner einzelnen Theile und über deren beziehungsweise Bedeutung für die
Wollusterregung im weiblichen Organismus sind noch so schwankend und jene Analogie
noch so wenig durchgeführt und ,anerkannt, dass selbst noch in neuster Zeit J. Müller 0
die Behauptung aussprach: ..Die eiitoris, obgleich sie ihrer Genesis nach mit der Ruthe
..übereinstimmt, weichl doch wesentlich ihren Eigenschaften nach von
.jdieser ab." Aus der folgenden Untersuchung wird sich ergeben, in wie weil diese
Ansicht stichhaltig ist. —

Hauptgebilde.

(Glans clitoridis.)

Die Eichel des Kitzlers steht noch zur Stunde als ein rudimentäres, fast bedeu-
tungsloses Körperchen für sich ganz isolirl da. Ihr innerer Bau, ihr Zusammenhang
mit den übrigen Gliedern des weiblichen W olluslorganes, die Quelle ihrer Turgescenz
sind anatomisch nur höchst unvollkommen, oder gar nicht ermittelt. Jhre Gestalt kömmt
ganz mit der männlichen Rutheneichel überein (_Taf. I. Fig. 4. a. Taf. III. Fig. 1. c).
Dies tritt am überzeugendsten bei denjenigen Thierspecies hervor, deren männliche Eichel
auffallende Eigentümlichkeiten darbietet. 0 So finden wir z. B. bei der Eichel der
Stute nicht nur ganz dieselbe Form mit den beiden Höckern und dem scharf vorsprin-
genden Kronenrande, sondern auch jene eigenartige wulstige Fortsetzung der Eichelmasse
auf dem Rücken des corpus clitoridis, sowie selbst die glockenförmige Höhle im Inneren
der Eickel, wie beim Hengste. Die Eichel der Hündinn ist sogar mit dem, den Hunden
charakteristisch zukommenden Eichelkiiollen versehen (Ted. IV. Fig. 2. k). 3~) Die glans
clitoridis des Mutterschweines ist eben so auffallend lang gestreckt, dünn, zugespitzt und
gewunden, wie die des Ebers. „Bei den Beutellhieren, wo die Eichel der Ruthe ge-
spalten ist, läuft auch die clitoris in zwei Spitzen aus1' 0 ©tc, etc. Die fehlende Per-
foration der weiblichen glans steht dieser Ueberemstimmung der Eichelform beider
Geschlechter nicht entgegen, denn einmal ist dieser Mangel nicht allgemein, da bei den
Lori's und MakFs die Kitzlereichel wirklich durchbohrt ist,5) und dann ist ja die

1) Müller, Physiologie II.« pag. 643.

2) Nirgend ist eine vollkommen gelungene Injection so unerlässlich als bei der Beurtheilung der äusse-
ren Gestalt dieses erectilsten aller Gebilde. Gewöhnlich stellen sich hiebei die überraschendsten
Formen heraus. Selbst Hausmann's und Panizza's Abbildungen können in dieser Beziehung nur
als mangelhafte Darstellungen gelten. So vermisse ich z. B. bei beiden die vorderste, kastanienförmige
Anschwellung an der glans penis des Hundes, die freilich bei der gewöhnlichen Injectionsweise fast
immer ausbleibt.

Hausmann 1. c. pag. 38.
4) Cuvier 1. c. IV. pag. 519.
r") Cuvier 1. c. IV. pag. 522.
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