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Den von uns eingeschlagenen Weg, die Entstehung der einzelnen Schlossteile vermittels Ver-
gleichung ihrer baulichen Eigentümlichkeiten festzustellen, weiter verfolgend, wenden wir uns nun-
mehr denjenigen Bauten zu, welche später als die bis jetzt beschriebenen entstanden sind. Wir
haben dieselben mit einer bestimmten Person, nämlich mit Ludwig V. (1508—1544) in Beziehung
gebracht und zwar deshalb, weil an den meisten Bauten eingcmeisselte Jahreszahlen auf diesen
Kurfürsten mit Sicherheit hinweisen, die übrigen aber wegen der Uebereinstimmung ihrer
technischen Merkmale jenen angereiht werden müssen. Indem wir uns an eine mehr örtliche
Reihenfolge halten, werden wir zunächst diese Merkmaie durch genaue Beschreibung der einzelnen
Bauten zu erkennen suchen.

Wir hatten angenommen, dass der Glockenturm durch eine Plattform über dem Gewölbe
des Untergeschosses der Höhe nach abgeschlossen war und dass erst später auf dieser Plattform
die oberen Geschosse errichtet wurden. Setzen wir unsere Beschreibung von diesem heute
nicht mehr direkt nachweisbaren Abschluss an fort, so finden wir, dass der Turm mit gleich-
bleibendem Grundriss und dem gleichen in Fig. 5^ dargestellten Mauerwerk ca. 11 Meter in die
Höhe geführt ist. Der kreisrunde Innenraum war, wie man deutlich an den noch in den
Wänden steckenden Ueberresten reich gegliederter Tragsteine erkennen kann, durch ein Gewölbe
etwa in der Art, wie wir es auf Fig. 13 gezeichnet haben, überdeckt. Die Gewölbeträger sind
aus grauem Keupersandstein gefertigt. Eine Thüre fühlte auf die östliche Wallmauer und eine
andere sowohl zu einer Brücke nach dem Gebäude, welches an der Stelle des Gläsernen-Saal-
baues stand, als auch zu der Wendeltreppe in das Kellergeschoss und nach oben in den Dach-
raum. Die Umrahmungen der Thüren zeigen die Formen einer entarteten Gotik1). Drei grosse
dreiteilige Fenster, deren Ueberreste noch in der Umfassungsmauer stecken, erhellten den statt-
lichen Raum. An der Aussenseite sind diese Fenster, deren mittleres Feld die beiden seitlichen
überragt, mit spätgotischen Kielbogen geziert. Die Ecken der Gelaufe im Innern sind mittels
behauener Quadern hergestellt. Der eine aus früherer Zeit vorhandene, gegen Norden gerichtete

') Vergl. Taf. 48. 34-
 
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