Gruppe J
Auch die Zusammenstellung der Gruppe J ist durch
ikonographische wie durch stilistische Argumente
begründet. Die Frauen auf J i. 2. 3. 4 wiederholen in
der Gewanddrapierung denselben Statuentypus, der
auch stilistisch in der transparenten Stoffwiedergabe
vergleichbar aufgefaßt ist1. Stofführung und -darstel-
lung der Togen sowie des weiblichen >Schlingentypus<
sind eng verwandt. Dazu kommen gewisse Überein-
stimmungen bei den Mittelscheitel-Frisuren der jun-
gen Frauen auf J 2 und J 3. 10. Weiter führen die
Gesichts- und Frisurtypen der Männer. So gehören die
Altersbildnisse auf J 1 und J 4 eng zusammen, ebenso
die jungen Männer auf diesen Reliefs und jene auf
J 5. 6. 7. 8. 9. n, wobei an J 6 auch noch J 13 an-
geschlossen werden kann. Stets fallen die betonten
Knochenstrukturen der Gesichter auf, die bei den
qualitätvolleren Beispielen mit sehr differenziert wie-
dergegebenen Fleisch- und Hautpölsterchen verbun-
den werden.
Natürlich gibt es auch Bezüge zu anderen Gruppen.
Das Bildnis des Ampudius J 3 steht jenem des Aiedius
11 sehr nahe, der Kopf des alten Gessius J1 dem Alten
in der American Academy L n, das Tondo-Relief
schließlich in seinem Typus den wenigen anderen Bei-
spielen dieser besonderen Ausprägung der Reliefs vor
allem in Gruppe L.
Die Frauenfrisuren wiederholen noch die späten
Livia-Typen und ihre verflachten Varianten; die Jün-
geren zeigen schon wieder den Mittelscheitel. Für die
Männer sind neben den tiefen Geheimratsecken der
gerade, akzentuierte Haaransatz und die >Marcellus-
frisur< (J I. 4. 5) kennzeichnend. Die Augen sind im
allgemeinen flach und von meist noch deutlich ab-
gesetzten Lidern gerahmt, variieren aber in der ge-
wohnten Weise. Der zeitliche Schwerpunkt der
Gruppe liegt in den zwei Jahrzehnten zwischen 30 und
10 v. Chr., wobei J 6 vielleicht am ältesten ist.
Das prominente Gessius-Relief ist der Gruppe voran-
gestellt. Von einer Gessius-Gruppe2 oder -Werkstatt
kann jedoch nicht die Rede sein.
1 s. S. 26. 32.
2 Frenz 1977, 78.
J 1. Relief der Gessii Taf. 68a; 69a-c
BOSTON, Museum of Fine Arts. Inv. 37.100
Nach Angaben des Kunsthändlers A. Jandolo von der Via Cassia nahe
Viterbo. 1937 erworben.
Marmor. H 0,65; B 2,045; D 0,34.
Sehr gut erhaltener Block. Die Seitenflächen sind auf Sicht gearbeitet,
während sich an der Rückseite seitlich Ausnehmungen für weitere
Quader befinden. Die Blockbreite entspricht also der ursprünglichen
Breite des Grabbaus (Hinweise D. Böschung). Nur die rechte obere Ecke
fehlt mit einem Teil der Inschrift. Stücke der oberen Rahmenleiste sind
weggebrochen, alle Nasen weitgehend beschädigt.
B. Comstock - C. C. Vermeule, Greek, Roman and Etruscan Art in the
Museum of Fine Arts, Boston (1976) 20of. Nr. 319 (um 50 v. Chr.; dort
weitere Lit.); L. D. Caskey, BMusFA 35,1937, 2off. (um 50 v. Chr.); ders.,
AJA 41, 1937, J27ff. Abb. 8ff.; Vessberg 184 Nr. 12; 1901'. 268h Taf. 35, 1. 2
(35-30 v. Chr. Gessius Kopie nach Vorlage zw. 80 und 50 v. Chr.); ders.,
Konsthistorisk Tidskrift 5, 1937, I9ff.; F. Poulsen, Probleme römischer
Ikonographie (1937) 23h Nr. 7 Abb. 52h (um 50 v. Chr.); ders. in: Dragma.
Festschrift Nilsson (1939) 4°9ff.; ders., ActaArch 13,1942,185; Schweitzer
36. 79 Anm. 1; 130 Anm. 1; 133 Anm. 2 (Übergang zur Kaiserzeit. Gessius
Kopie nach älterem Bildnis); M. Rostovtzeff, Gesellschafts- und Wirt-
schaftsgeschichte der hellenistischen Welt (1955) II Taf. 106 mit Text;
C. C. Vermeule, Greek and Roman Portraits 470 B. C. - AD 500 (1959)
Nr. 30 Abb.; ders., Greek, Etruscan and Roman Art in the Classical
Collection of the Museum of Fine Arts (1963) 217h 234 Nr. 211; 239
Abb. 211; A. Frova, Arte di Roma (1961) 146h Abb. 107; R. Brilliant,
Gesture and Rank (1963) 45h Abb. 1. 77; V. Poulsen, Römische Bildwerke
(1964) 3 Abb. (3. Viertel 1. Jh. v. Chr.); Buschor 55. 93 Nr. 286 (vierziger
Jahre); A. Garcia y Bellido, Arte romano2 (197z) 102h io6f. Abb. 93;
M. L. Vollenweider, Die Porträtgemmen der römischen Republik
(1974) 55 Anm. 11; U. W. Hiesinger in: ANRW I 4 (1973) 8nff. Abb. 6;
R. Winkes, ebenda 912h; D. E. E. Kleiner - F. S. Kleiner, AA 1975, 260;
Zänker 1975, 273 Anm. 21; 279 Anm. 50; 303h Abb. 43; Kleiner 1977, 219h
Nr. 41 (30-13 v. Chr.); Frenz 1977,140h Nr. D 5 (um 40 v. Chr.; dort noch
weitere Literatur, in der das Relief erwähnt wird); Zänker 1976, 595
Anm. 67. 69; Fabre 205!.; Frenz 1985, 86 Nr. 14: H. Devijver, The
Equestrian Officers of the Roman Imperial Army (1989) 427!. Abb. 5.
Hier S. 3 Anm. i6f. 20; 8. 24. 25 Anm. 218; 16 mit Anm. 228 Nr. 11; 32 mit
Anm. 273; 45L mit Anm. 391; 57 Anm. 475. 477; 65. 67. 73. 102 Anm. 2 (zu
C 1); io8f. 137. 140. I58ff. 162. 166. 171. 183 Anm. 3 (zu L 9); 184. 224. 228.
Inschriften: A. Degrassi, ILLRP I 292 Nr. 503; ders., Imagines 156 Nr. 219
Linker Rahmen: ex testamfento) /P. Gessi P. I. /Primi; Rechter Rahmen:
arbit[ratu] / Gessia [e] / Fausta[e]; Untere Leiste: Gessia P. I. Fausta //
P. Gessius P. f. Romfilia tribu) // P. Gessius P. I. Primus
Wie bei dem Relief der Ampudii J 3 (Taf. 68c) und der
Occii aus Fara Sabina1, nimmt das Bildfeld nur den
Mittelteil des langen Blockes ein2. Auf seinen breiten
Rändern finden sich noch Inschriften mit für die
Gattung unüblich ausführlichen Mitteilungen3. Aus
ihnen und der üblichen Namenszeile unter den Bild-
nissen ergibt sich folgender Sachverhalt: P. Gessius
A5
Auch die Zusammenstellung der Gruppe J ist durch
ikonographische wie durch stilistische Argumente
begründet. Die Frauen auf J i. 2. 3. 4 wiederholen in
der Gewanddrapierung denselben Statuentypus, der
auch stilistisch in der transparenten Stoffwiedergabe
vergleichbar aufgefaßt ist1. Stofführung und -darstel-
lung der Togen sowie des weiblichen >Schlingentypus<
sind eng verwandt. Dazu kommen gewisse Überein-
stimmungen bei den Mittelscheitel-Frisuren der jun-
gen Frauen auf J 2 und J 3. 10. Weiter führen die
Gesichts- und Frisurtypen der Männer. So gehören die
Altersbildnisse auf J 1 und J 4 eng zusammen, ebenso
die jungen Männer auf diesen Reliefs und jene auf
J 5. 6. 7. 8. 9. n, wobei an J 6 auch noch J 13 an-
geschlossen werden kann. Stets fallen die betonten
Knochenstrukturen der Gesichter auf, die bei den
qualitätvolleren Beispielen mit sehr differenziert wie-
dergegebenen Fleisch- und Hautpölsterchen verbun-
den werden.
Natürlich gibt es auch Bezüge zu anderen Gruppen.
Das Bildnis des Ampudius J 3 steht jenem des Aiedius
11 sehr nahe, der Kopf des alten Gessius J1 dem Alten
in der American Academy L n, das Tondo-Relief
schließlich in seinem Typus den wenigen anderen Bei-
spielen dieser besonderen Ausprägung der Reliefs vor
allem in Gruppe L.
Die Frauenfrisuren wiederholen noch die späten
Livia-Typen und ihre verflachten Varianten; die Jün-
geren zeigen schon wieder den Mittelscheitel. Für die
Männer sind neben den tiefen Geheimratsecken der
gerade, akzentuierte Haaransatz und die >Marcellus-
frisur< (J I. 4. 5) kennzeichnend. Die Augen sind im
allgemeinen flach und von meist noch deutlich ab-
gesetzten Lidern gerahmt, variieren aber in der ge-
wohnten Weise. Der zeitliche Schwerpunkt der
Gruppe liegt in den zwei Jahrzehnten zwischen 30 und
10 v. Chr., wobei J 6 vielleicht am ältesten ist.
Das prominente Gessius-Relief ist der Gruppe voran-
gestellt. Von einer Gessius-Gruppe2 oder -Werkstatt
kann jedoch nicht die Rede sein.
1 s. S. 26. 32.
2 Frenz 1977, 78.
J 1. Relief der Gessii Taf. 68a; 69a-c
BOSTON, Museum of Fine Arts. Inv. 37.100
Nach Angaben des Kunsthändlers A. Jandolo von der Via Cassia nahe
Viterbo. 1937 erworben.
Marmor. H 0,65; B 2,045; D 0,34.
Sehr gut erhaltener Block. Die Seitenflächen sind auf Sicht gearbeitet,
während sich an der Rückseite seitlich Ausnehmungen für weitere
Quader befinden. Die Blockbreite entspricht also der ursprünglichen
Breite des Grabbaus (Hinweise D. Böschung). Nur die rechte obere Ecke
fehlt mit einem Teil der Inschrift. Stücke der oberen Rahmenleiste sind
weggebrochen, alle Nasen weitgehend beschädigt.
B. Comstock - C. C. Vermeule, Greek, Roman and Etruscan Art in the
Museum of Fine Arts, Boston (1976) 20of. Nr. 319 (um 50 v. Chr.; dort
weitere Lit.); L. D. Caskey, BMusFA 35,1937, 2off. (um 50 v. Chr.); ders.,
AJA 41, 1937, J27ff. Abb. 8ff.; Vessberg 184 Nr. 12; 1901'. 268h Taf. 35, 1. 2
(35-30 v. Chr. Gessius Kopie nach Vorlage zw. 80 und 50 v. Chr.); ders.,
Konsthistorisk Tidskrift 5, 1937, I9ff.; F. Poulsen, Probleme römischer
Ikonographie (1937) 23h Nr. 7 Abb. 52h (um 50 v. Chr.); ders. in: Dragma.
Festschrift Nilsson (1939) 4°9ff.; ders., ActaArch 13,1942,185; Schweitzer
36. 79 Anm. 1; 130 Anm. 1; 133 Anm. 2 (Übergang zur Kaiserzeit. Gessius
Kopie nach älterem Bildnis); M. Rostovtzeff, Gesellschafts- und Wirt-
schaftsgeschichte der hellenistischen Welt (1955) II Taf. 106 mit Text;
C. C. Vermeule, Greek and Roman Portraits 470 B. C. - AD 500 (1959)
Nr. 30 Abb.; ders., Greek, Etruscan and Roman Art in the Classical
Collection of the Museum of Fine Arts (1963) 217h 234 Nr. 211; 239
Abb. 211; A. Frova, Arte di Roma (1961) 146h Abb. 107; R. Brilliant,
Gesture and Rank (1963) 45h Abb. 1. 77; V. Poulsen, Römische Bildwerke
(1964) 3 Abb. (3. Viertel 1. Jh. v. Chr.); Buschor 55. 93 Nr. 286 (vierziger
Jahre); A. Garcia y Bellido, Arte romano2 (197z) 102h io6f. Abb. 93;
M. L. Vollenweider, Die Porträtgemmen der römischen Republik
(1974) 55 Anm. 11; U. W. Hiesinger in: ANRW I 4 (1973) 8nff. Abb. 6;
R. Winkes, ebenda 912h; D. E. E. Kleiner - F. S. Kleiner, AA 1975, 260;
Zänker 1975, 273 Anm. 21; 279 Anm. 50; 303h Abb. 43; Kleiner 1977, 219h
Nr. 41 (30-13 v. Chr.); Frenz 1977,140h Nr. D 5 (um 40 v. Chr.; dort noch
weitere Literatur, in der das Relief erwähnt wird); Zänker 1976, 595
Anm. 67. 69; Fabre 205!.; Frenz 1985, 86 Nr. 14: H. Devijver, The
Equestrian Officers of the Roman Imperial Army (1989) 427!. Abb. 5.
Hier S. 3 Anm. i6f. 20; 8. 24. 25 Anm. 218; 16 mit Anm. 228 Nr. 11; 32 mit
Anm. 273; 45L mit Anm. 391; 57 Anm. 475. 477; 65. 67. 73. 102 Anm. 2 (zu
C 1); io8f. 137. 140. I58ff. 162. 166. 171. 183 Anm. 3 (zu L 9); 184. 224. 228.
Inschriften: A. Degrassi, ILLRP I 292 Nr. 503; ders., Imagines 156 Nr. 219
Linker Rahmen: ex testamfento) /P. Gessi P. I. /Primi; Rechter Rahmen:
arbit[ratu] / Gessia [e] / Fausta[e]; Untere Leiste: Gessia P. I. Fausta //
P. Gessius P. f. Romfilia tribu) // P. Gessius P. I. Primus
Wie bei dem Relief der Ampudii J 3 (Taf. 68c) und der
Occii aus Fara Sabina1, nimmt das Bildfeld nur den
Mittelteil des langen Blockes ein2. Auf seinen breiten
Rändern finden sich noch Inschriften mit für die
Gattung unüblich ausführlichen Mitteilungen3. Aus
ihnen und der üblichen Namenszeile unter den Bild-
nissen ergibt sich folgender Sachverhalt: P. Gessius
A5