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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1844 (Nr. 81-132)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1491#0211
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dort alljährlich die Meffe. Das Kirchlein stand stidlich, am Hause des
Hrn. Langen.

Nicht minder gab es Clariffen in

79. Maria Opferung,

beim Volke gewöhnlich Maria Tempel (m templo) genannt, in der
Glöckergaffe, auf dcr Stelle der jetzigen Synagoge. Üm 1610 wnrde
die Kirche gebaut, als in Holland so viele Ordensleute beiderlei Ge-
schlechts vertrieben wurden und in Köln eine Zuflucht fanden. Jm I.
1614 wurde die Kirche geweiht. Nach mündlicher Ueberlieferung alter
Leute hatte das Klösterchen einen Ausgang in der Strickgasse, und wenn
Winheim von einer Muttergotteskirche der Clarissen in der Strickgaffe
spricht, die Keiner kennt, obgleich sich Viele der Clarissen in der Glök-
kergasse erinnern, so scheint dieselbe Kirche nicht gemeint zu sein, da
Winheim's Werk 1607 erschien. Auch Gelcn spricht von einem Claris-
senklösterchen in der Strickgaffe für zwölf Schwestern, gcnannt Abend-
schwestern zu Ehren des h. Abendmahles des Hcilandes, welche später
in reformirte Elarissen >» eempi,, "') umgetauft wurden. Wic sich die
Sache eigentlich verhält, ob dcr ältere Bau dem neuern gewichen und
der Eingang nach der Glöckergasse verlegt worden, wie nvch der vor-
handcne Gang andeutet, überlaffcn wir anderer Entscheidung; denn
das Dasein der Claciffenkirche in lctztgenannter Straße ist unbezweifelt.

Cistercienserinncn waren die Jungfraucn in

80. Marien-Gartcn,

vom Dolke Margaden genannt. Auch der Ursprung dieses Klosters ist
nicht rechl klar. Wahrschcinlich cntstand cs unter dem h. Engelbert,
dem Cistercicnser-Freunde, und untcr Conrad von Hochsteden im Z.
1244 wird es schon crwähnt. Jm I. 1252 wird schon von der Er-
neuerung der Kirche "') gesprochen, daher die Sage kcinen Grund hat,
als ob die Kirche unter Wichbold im I. 1296 durch eine Frau von
Geyr gegründet worden sei. Aufjeden Fall war die Kirche alt, so wie
auch von Winheim die Freigebigkeit der cdlcn Frau bcrichtet wird.
Merssäus (S. 90) nennt dcn Hermann von Gcyr und seine Gattin
Goderad noch außerdem als Stifter des Klosters von Gleuel.

Augustinerinnen waren die

81. Maximinen

auf der gleichnamigen Straße. Die Kirche wurde unter Philipp von
Heinsberg i. I. 1188 gegründer. Zu Gclen's Aeiten wurde die Kicche
umgebaut und ein neuer hoher Thurm crrichtet, den noch Viele ge-
kannt haben. Kirche, Thurm und Klostcr sind jetzt ein Lheil des bo-
tanischen Gartcns.

82. St. Agatha

bekannte sich zu der -Regel des h. Benedictus, und es verdankt sein
Dasein der Versetzung der Nonnen aus dem Kloster Dietkirchen bei
Bonn im I. 131Z. Der kölnische Bürger Graf Franko von Horn
stattete das Kloster aus, welches jetzt zum Soldatenarrest dient, früher
mit Denkmalen der edlen Bürgergeschlechter geziert war, unter denen
sich nebst Kannegießer, Schnell u. s. w. auch Wallrafe befandcn.

Viel älter war Magdalenen, gcwöhnlicher die

83. Weißen Frauen

genannt, Augustinerinnen aufderBach. Schonvor dem13.Jahrh^müssen
sie bestanden haben, da Heinrich von Molenark (vgl. Cratepol S. 115) '
im I. 1230, und ebenfalls Theodorich von MLrs ihre Aucht befferte
oder, wie der mittelalterliche Klosterausdruck heißt, reformirte. Die
Kirche lag am alten Stadtthore bei dem noch so genannten Päle-
graben, und Gelen spricht noch von römischen Bauresten in jener Ge-
gend, besonders in dem Hause des Thomas von Gcessenich. Ursprüng-
lich lag das Kloster offenbar außerhalb derRömerstadt, da die südliche
römische Stadtmauer noch von den Häusern auf der Bach'") von
der Hochpforte bis zum Krieg- (Griechen-)thore überdeckt ist.

Die Regel des h. Augustinus, der als Vorbild des Chrvdogang und
Analar das canonische strenge Vereinsleben der Geistlichen einführte,
fand besonders gegen das dreizehnte Jahrhundert die entschiedenste
Verehrung und Anwendung untcr den verschiedensten Formcn nnd Na-
men, und sv finden sich auch in Köln noch andere Augustinerinnen,
unter denen St. Reinold, St. Nicolaus auf dem Burghofe, St.
Magdalena zur Buße und die Ursulinerinnen auf der Machabäerstraße
schon genannt wurden. Außerdem aber gehörten noch dazu

84. Marien Groß Nazarelh.

85. St. Michael.

86. Das Lämmchen.

87. St. Apollonia.

88. Klein Nazareth.

8. 511.

"2) Oelcn. S. 544.

-ö») Um Mißverstäadniffe zu verhöten, sei bemerkt, daß die kölnische
Mundart die und nicht der Dach sagt. Ferner bemerke maa,
daß der neue Ausdruck Perlengraben falsch ist, der Bolksaus-
druck „Pälegrave" richtig ist, «ie so HLufig; denn er kommt
von der Päl- oder Pellwolle her, die von den Häuten abgerupft
wird und den Gegensatz zur Schurwolle bildet.

89. Jn d er Zclle.

90. Ursulinerinnen auf Marzellenstraße.

91. Elisabethinnen.

92. Zur h. Dreifaltigkeit.

Alle diese Anstalten der Frömmigkcit und Mildthätigkcit sind bis
auf cine einzig e verschwundcn, und dieZeit dünkte sich wundcrsklug,
all diesen so genannten mittelaltcrlichm Plundcr vemichtet zu haben.
Wüßtc sie aber, wie die alte Klosterwelt gefetzmäßig den viertcn,
auch dritten Theil alles Einkommens denArmen spendete, dabei die
Armcn um sich sammelte und ihre Zahl und Noth und — Kraft
übcrsah und leitete, fo hätte man den abhanden gekommenen Schlüs-
sel zu dem politischen Räthsel, weßhalb wir, das zweite Geschlecht
nach Aufhebung der Klöster und Vergeudung unermeßlicher Hülfsquel-
len, jetzt vor dem Pauperismus und mit Recht so bange sind; jedoch
weg hicrvon, um nicht in ein fremdes Feld zu gerathen.

GroßNazareth lag auf Gerconsstraße, und durch cine kleine
Thür im Westcn der jetzigen erzbischöflichen Wohnung war der Ein-
gang.

St. Michael, nach Gelen von Matthias aus Andernach, Caplan in
St. Peter, erbaut und von Kaiser Friedrich dcm Dritten erweitert
und freigebig beschenkt, lag bei St. Cäcilien über dem Thore, wo noch
vor einigcn Jahren die Hospital-Apotheke war. Winheim '") bemerkt
hierbci, daß die Altcn die' Michaels-Capellen gern in die Höhe bauten.
Dic Michaels-Capelle zu Godesbcrg bcstätigt diese Ansicht, und später
werdcn wir noch einigen Michaels-Capellen in Köln bcgegncn.

Das Lämmchen auf der Burgmauer war dcm h. Zacobus dem
Aeltern geweiht, und das ältere kleine Klösterchen wurde im Z. 1502
vom edeln Johannes Rink crweitert, dcsscn Familienname schon mehr-
mals bei Kirchenbauten rühmlich genannt ward. Bekanntlich brannte
das Lämmchen vor einigen Jahrzehenden ab. Jctzt besetzt der Appell-
hof nebst dcn östlichen Umbauken die Stelle.

St. Apollonia, genannt im Mommersloch, noch in einigen ver-
borgenen Trümmern vorhandcn, lag auf dem alten Ursulafelde. Ur-
sprünglich war es eine Lache (,»,»,ui»Lot»riin> i»ou-! 6»ie» ), wohin
die römischen Canäle gingen, die im alten Graben und Entenpfuhl
mündeten. Jm I. 1355 gab die Frau Sibylla, auS dcm Geschlechte
dcr Edeln von Mommcrsloch, ihre Familienhäuscr zu dem frommen
Klosterzwecke, und 1433 ward das kleine alte Kirchlein geweiht, wel-
chcs nach Winheim vom Schöffen Hardenfaust gegründet ward, jedoch
nie öffcntlich'") war.

Klein Nazareth unter Sechszehnhäusern (i» viv» 16 <lomor»w.
5Vi»i>.) für Augustiner-Zelliterinncn wurde von reichen Bürgersleuten,
Haymo und Sophic, gegründet. Jm I. 1486 ward die erste Capelle,
später erweitert als neue Kirche nach Ostern 1551 eingewciht.

Das Klösterchen genannt in derZelle, ebenfalls für Zelliterinnen-
Augustinessen, lag in der Schmierstraße und durch die westliche Treppe
vom Zeughause geschieden, theilweise im alten Römerthurme, der mit
dem Klösterchen und der kleinen Kirche noch in den zwanziger Jahren
stand. Jm I. 1316 machten Heinrich von Kusen (ss Ousioo) und
Frau Benigna diese Sliftung. Bei dem Abbruche fand man unter
den Grundsteinen die bekannten, auf dem Museum befindlichen römi-
schen Denkmale.

Die Ursulinerinnen auf der Marzellenstraße, ebenfalls Zelliterin-
nen-Augustineffen, auch klein Ursula genannt, weihten sich vorzüglich
der Krankenpflege und werden schon im Z. 1339 angcführt. Jhr klei-
nes Klostcr nebst Kirchlein neben dem ehemaligen vvn groote'schen
Hause ist jetzt in ein Wohnhaus verwandelt'").

Die Elisabethinnen, Zelliterinnen-Augustinessen in der Tönnes-
(Antonius-) Gaffe, bestehen noch jctzt. Sie wurden von frvmmen Bür-
gern im I. 1312 gestiftet. Das noch stehende Gebäude kann für Ge-
bäude allcr ähnlichen Zellenschwestern zeugen, so wie die Krankenpflege
der geehrten Warteschwestern noch jetzt den Maßstab abgeben kann,
welche Aufopferung des ganzen Jchs erfordert wird, um svlche Zellen
aufzusuchen, in denen auch noch sonstige Handarbeit Vorschrift war.

Das Klösterchen zur h. Dreifaltigkeit in der Achter- (d. i'. Af-
ter- oder hintere) Straße, ward ebenfalls für Zelliterinnen-Nugustines-
sen von einer frommen Bürgerin im Z. 1307 gestiftet. Zm I. 1365
ward es neu gebaut und erweitert.

Gehen wir nun zu den Dominicaneffen nach

93. St. Gertrud

weiter, so lag diese Kirche auf dem Neumarkte bei Aposteln, wo jetzt
der Garten und die Gebäude des Hrn. Simoii sich befinden. Frühex
war sie ein Bethaus, und der kölnische Erzbischof, der h. Heribertus,
soll hier gewohnt haben. Kloster und Kirche wurden im I. 1286 von
Hardewigis aus Straßburg gegründet. Der berühmte Redner und
Dcnker Johannes Tauler machte sich um dieses Kloster verdient.

'^) G. 26S. Bgl. T. 303.

'») S. 283.

>sö) Winheim, S. 284, erwähnt anf Marzclleastraße »och eiae an
d-re kleine Kirche, g-genüder den Jesniten, deren O»ne aber
nicht angegeben wird.
 
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