Die Versammlung vernimmt mit vieler Freude diese Thätigkeit und ver-
e'miqk sich, auf den Vorschlag des Präfkdenten, zur Prvwcollirung dieser
Theilnahme in der heuligm Verh.mdlung.
Vorgelesen, genehmigt und unterzeichnet, NachmiktagZ um halb 5 Uhr.'
(Gez.) -s Johannes von Geissel. — Rolshausen. — Wm.
Hennekens. >>. Schweitzer. — von Wittgenstein.
— Seydlitz. — von Bianco. — Frhr. von Münch-
Bellinghansen. — Chr. Herriger. — Hohenschutz.
— Essingh. — F. A. Zanoli. — Paul Franck. —
Wm. Äartman. — Schieffer. — Bitter. — F. v.
Hcrwegh. — Frhr. von Devivere. — Bierchcr. — l>.
Weyden. — C. Vohl. — I. B. Haass, Protocollfuhrer.
Neulvunövicrzigstcs Nerjeichnih
der beim Central-Vereine eingegangenen
Geldbeiträge und Gefchenke fnr den Domban.
Vom 15. Juli bis 25. August sind eingegangen:
Beitragszahl. a. d. Pfarrbezirke St
1. Beitragszahl. a. d. Psarrbezirke Lt. Alban . .
2. „ „ „ „ Andreas . .
3. „ „ „ „ Aposteln . .
4. „ „ „ „ Gereon . .
5. „ „ „ 3°hann . .
«. „ ,. „ „ Maria-Schnurg.
7. „ « „ „ Severin . .
8. Durch Hrn. Fricdensrichter Breuer hiec aus eincm
Thlr.
122
202 28
200 1
54t 5
34K 12
S.Pf.
«
6
7
6
6
157
9
7
2 4
verglichenen Processe
9. Von
dem Hülfsveccine zu Arnsberg.
200 -
10. „
„
„ Hamm.
21 — —
11- „
„ Neuß.
138 6 3
12. .,
,,
„ Solingen ....
18 20 -
13. „
„
„ Trier.
56 1 6
14. „
,,
„ Aachen .....
56-
3 —
I —
I —
4
(Darunter 55„24„10 als Ertrag eines während der
aachener Heiligthumsfahrt zum Besten dcs kölner
Dombaues in dcr dortigen Münstcrkirchc aufgesteilien
Opferstockes.)
15. Vvn Hm. Vicar Butzküben in Simmerath . .
16. Von Hm. Lehrer Ph. Schumacher in Mecher-
nich....
17. Von Hm. Pastor Kaiser in Grefrath ....
18. Für Hrn. Ch. Müller ,'n Gummersbach . . .
19. Durch Hm. Pfarrer und Landdechanten DortanS
zu Rösberg die von mehreren Pfarrem des Dekanares Hersel
gesammeltcn Beiträge..
20. Beiträge aus dem Dekanate Düsseldorf.....
21. Von N. N. in Frankfurt a. d.O. (unter Adresse des
Hm. von Wittgenstein hier) ..........
Summa . .
Hierzu der Bctrag dcr 48 vorhergehendcn Verzeichnisse
(vgl. Dombl. Nr. 19) mit.. 168386 29
Gesammt-Einnahme bis 25. August 1846
Köln, 25. August 1846.
15
2102 19 2
170489 18 7
Der Verwaltungs-Ausschuß des
Central-Dombau-Vereins.
Acbcr den plan und Meister dcs kölner Dombaues.
Unter vorstehender Aufschrift komml Hcrr Blömer in Nr. 19 d. Bl. auf
die Frag« zurück, ob und in wie weil dec kölner Dom, wie dccselbe vor uns
steht, als nach Einem und demfelbm Plane ausgeführc zu erachten sei. Herr
Blömer grcift einige der meinecseikS i'n Verneinung dieser Frage gcltcnd ge-
machten Gcünde heraus und suchc denselben schwacke Seiten abzugewinnen.
Es würde mir vielleicht nicht allzu schwer fallcn, Gleiches mit Glcichem zu
vergelten; ich bin indcß der Ansicht, daß cin weileres Hin, und Herstriiteu
über Dinge, wclche nun cinmal, wie ich solches bcreits früher bemerkt ha'oe,
ihrsr Natur nach nur durch eine bildlichs Darstellung zur klaren, allseiti'gen
Anschauung gebracht werdcn können, die Leser diefes Blatrcs jedenfallS sehr
ecmüden, dagegen sch-verlich vkel urrhellsfähiger über den Slreitpumt machsn
würde, als dieselben ohnehin shon sind. Ünsere Frage ist übrigenS gewiß in-
tercssant und wichriz qenug, um vvn einem gedicgcncn Sachkcnner zum Ge-
genstande eincr ausführlichen Monographie gemachl zu werden, wobei denn
7 Pf., der Berein zu Bensberg 6V Thlr. 22 Sgr. 6 Pf.; dazu der Ertrag
einer Sammlung in der Burgermeisterei Oventhal i»it 5 Thlrn. 5 Sgr., so
wie der Beitrag ver Familie Tnmbsrn in Dimawalv mit 3 Thlrn., macht
obige 620 Thlr. 9 Sgr. 1l Pf.
naturlich die genauesten und detaillirtesten Zeichnunqen nicht fehlen dürften *);
nur auf diesem Wege wird dieselbe, meiner Ueberzeugung nach, ihre definitive
Erledignng finden können. Jch überlasse es daher dem Leser, die zwischen
Herrn Blömer und mir ausgeivechselten Gründe unter stch und wo möglich
mit dem Stceirgegenstande sclbst zu vergleichcn und, so gut er eben kann, zu
urtheilen, auf welchcr Seite das Rccht ist. Nur ciniges Allgemeinere, nament-
lich in Betreff der verschiedenen Standpuncte, von welchen aus wi'r urtheilen,
mag zum Zwecke der Orienkirung hier noch Platz grcifen, zumal cs mir in
solchen Dingcn wesentlich auf die leitenden Grundsätze anzukommcn scheint.
Ohnehin hat auch Herr Blömer neue thatsächliche Momcnte zur Unter-
stützung seiner Ansichl nicht aufgcführt.
Herr Blömer ordnet das Für und Widcr untcr drei verschiedene Kate-
gorieen, die er durch die Ausdrücke: „Gründe des Geschmackes", „fa c-
tische Gründe" und „Autoritäten", näher bezeichnet. Unter die erste
dieser drei Rubriken bringt Hecr B. diejenigen Merkmale, welche ich als
wesentliche Unkerscheidungszeichen der Architeklur des 13. von der weiter mt-
wickelten des 14. Jahrhunderts aufgesührt hatte, und er meink, es handle
sich da lediglich um ein „mehr oder weniger sch ö n", um eine reinc Liebha-
berei von schlechthin individucllcr Natur. Wenn man sage, diese oder jenc
Bildunq zeiqe den gothischen Styl in seinem Aufblühen oder beziehungsweise
in seinem Verfalle, so wolle das weikcr nichls heißen, als: man finde'an dec
cinen giößercs, an derandern geringeresGcfallen, — ein Ausspruch, dcr natür-
lich auf Gemeingültigkeit auch nicht den enlferntcstcn Anspruch machm könne.
Herr B. gibl durch diese Deduction zu eikennm, daß er von dem, was man
„architekronische Kritik" nmnt, schlechterdings nichts wiffm will, — eine Aver-
sion, welche freilich sich begreisen, ja, sogar einiger Maßm mtschuldigm läßt,
wenn man in Betracht zieht, auf weiche Abwege die s. g. kritische Me-
r h ode besonders in unserm liebm Deukschland auf aüm Gebieten des Wis-
sens und Forscbms hingefübrt hat. indem sie mebc oder wmiqer gewaltsam das
Subjecr an dieStelle Le-Objectes setzle, jederUcbcUieferung systcmalisch Len Krieg
erklärtc und allerwärts dem Verstandeshochmuth als Fußschemcl diente. Allein
AUes hat sein Maß und Ziel. Wenn der Despotlsmus des Verstandes das
Rechtc vcrfehlt, so folqt daraus noch nichl, daß nun die Alleinhcrrschaft auf
das Gefühl und die Einbiidungskraft zu übertragm sei'. Die Eonsequm-
zm — überhaupt der zuverlässigste Probirstein der Principim — ermangeln
nicht, auch über diese Einseiligkeit dm Srab zu drechm. Nach dec An-
schauungsweise des Herrn B., die keinc gcnelische Stylmtwickclung anerkmnt,
dürfte es uns gar nicht Wunder nehmen, we»n im Fronton dcs Panlheon
ekwa eine gokhiscbe Roselte odcr auf den dorischen Säuimstämmm der Pä-
stumstempel korinthische oder zusammmgesetzte Eapitäler ängebracht wären;
wir könnten svlche Zusammmstellung vielleicht unschön und unpassmd findm,
aber daraus auf spätere Ausötze oder Abänderungm des ursprünglichcn Pla-
nes zu schließm, wäre durchaus unstatthaft, weil das alles ja ebm nur Sache
dcr Liebhabecci ist. Nichls Anderes als bioß glaubhafte Documente berech-
kigte uns, den Apoll von Belvedere vdcr die Grnppe des Laokoon in der Zeit-
folge nach dm Aeginetcn zu setzen; denn was wir nur immer als sachliche
Kriterien der verschiedcnen Entwickelungsstufcn, welche diese Werke reprasm-
tiren, anführm könnten, wäre, um mit dcn Wortm des Herrn B- odec
richtiger mit dmm seines Gewährsmannes zu sprcchen, „nur eine^Dccision
des Geschmackes, kein historischer Bewcisgrund, keine geschichllich ftstgestellte
Tkatsache". — Es könnte viellcicht schejnen, als ob ducch die vorstchmd ge-
wählkm Bcispiele die Ansicht dcs Herrn B. ungebührlich auf die Spitze ge-
tricden fti. Jch qlaube jedoch behauptm zu dürftn, daß, was nach dem Ür-
theile allcr Sachkmner für dieAnlike und dercn allmähli'che Fvrtbildung gilt,
in noch höherem Grade, wenn auch weniger augenfälliq, auf die
mi'ttelalterliche Kunst Anwmdung sindek; daß man z. B. weit leichter ein Dmk-
mal aus dec Ieit des Augustus für eines aus dem Aeitalter der Antonine
verfthm kann, als ein Bamverk dcs 13. J»brbundcrts für ein Monummt
aus der Zcit des Versälles dcs gothischen Baustnles. Nur dec GeschmackS-
mmgerei und dem principloftn, imxotcntm Ekbklicismus unserer Zeit war
cS vorbehaltm, alle Stylgattungen (odcr viclmchr Maskm derftlben) in bun-
tcm Wirrwarr oft in Einer und dersclbm Skadt, ja, sogar nicht seltm an
Einem und demftlbmBauwerke neben cinander figuriren, wie überhaupt aller
Willkür den Zügel schicßen zu lassm. Dagegen zeichmten sich kaum in einer
andern Zcit die Jndividuali'tätm schärftr, als gerade im Mittelalter. Na-
mentlich gilt dies für die großartigste, originalste und zugleich methodischste
Schöpfting Licftr großm Zeit — den golhiichen Baustyl nämlich. An allcn
Monummccn, die während der Herrschast diefts Styles diesftits dcr Loire
(dmn jmftils dieftr ungcfähren Gränze wurde die Antike niemals vollständig
niedergekämpft) mtstaiidm sind, gewahrt man einerftits ein durchgehendes,
alle Bildungcn umfassendes Princip, andererftits aber auch eine so scharf
markirre Verschiedcnheir, je nach den Phasm, in welche die Entwickelung des
Swlcs während ftines 300jährigen Lebms geradc eingetreken ist, daß fast eine
jede Gmeration in ihrcm eigenthümlichm Weftn sich unverkennbar darin aus-
qcpcägt sindet. Jnsbesonderc zeiqcn sich dieft successivm Modisicationm in
dec Wabl und Anordnung der Verziemngsglieder, in dcm Scknitte dec Pro-
sile, üderhaupl in dem Verhältnisse der mehr ornammtalm Theile zu dm
construcrivm. Es sind fteilich nur Nuancm, um die es sich da handell; al-
leln die in ihnm liegmdm Anzeigen sind so präciftr Natur, daß sie sich dem
allgemeinm Gefttze, dcm Rhytbmus und der Harmsnie des Ganzen gegenüber
doch stets auf das entschiedensie geltend machm. Die Schwierigkelt der Sache
liegt nur darlN, daß nach dcr Eiqenthümlichkeit der gothischm ConsicuctionS-
wcift alle dieft Unterscheidungszcichm nicht sofork ins Auge springen, wie dies
z. B. in dm „Ordnungm" der antiken Bauwcise der Fail ist; daß sie viel-
mehr, bei der weftntlich constructivm Nalur alles» qochischm Ornamemes,
stets in das große Ganze aufgehm und sich dem Blicke des oberflächlichm
Die von dem Architektm Herrn C. W. Schmidt herauszugebmdm Origi«
nalpläne deutscher Kathedralen werden schon sehr gecignet sein, Licht udcr
den Gegenstanv zu verbreiten.
e'miqk sich, auf den Vorschlag des Präfkdenten, zur Prvwcollirung dieser
Theilnahme in der heuligm Verh.mdlung.
Vorgelesen, genehmigt und unterzeichnet, NachmiktagZ um halb 5 Uhr.'
(Gez.) -s Johannes von Geissel. — Rolshausen. — Wm.
Hennekens. >>. Schweitzer. — von Wittgenstein.
— Seydlitz. — von Bianco. — Frhr. von Münch-
Bellinghansen. — Chr. Herriger. — Hohenschutz.
— Essingh. — F. A. Zanoli. — Paul Franck. —
Wm. Äartman. — Schieffer. — Bitter. — F. v.
Hcrwegh. — Frhr. von Devivere. — Bierchcr. — l>.
Weyden. — C. Vohl. — I. B. Haass, Protocollfuhrer.
Neulvunövicrzigstcs Nerjeichnih
der beim Central-Vereine eingegangenen
Geldbeiträge und Gefchenke fnr den Domban.
Vom 15. Juli bis 25. August sind eingegangen:
Beitragszahl. a. d. Pfarrbezirke St
1. Beitragszahl. a. d. Psarrbezirke Lt. Alban . .
2. „ „ „ „ Andreas . .
3. „ „ „ „ Aposteln . .
4. „ „ „ „ Gereon . .
5. „ „ „ 3°hann . .
«. „ ,. „ „ Maria-Schnurg.
7. „ « „ „ Severin . .
8. Durch Hrn. Fricdensrichter Breuer hiec aus eincm
Thlr.
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verglichenen Processe
9. Von
dem Hülfsveccine zu Arnsberg.
200 -
10. „
„
„ Hamm.
21 — —
11- „
„ Neuß.
138 6 3
12. .,
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„ Solingen ....
18 20 -
13. „
„
„ Trier.
56 1 6
14. „
,,
„ Aachen .....
56-
3 —
I —
I —
4
(Darunter 55„24„10 als Ertrag eines während der
aachener Heiligthumsfahrt zum Besten dcs kölner
Dombaues in dcr dortigen Münstcrkirchc aufgesteilien
Opferstockes.)
15. Vvn Hm. Vicar Butzküben in Simmerath . .
16. Von Hm. Lehrer Ph. Schumacher in Mecher-
nich....
17. Von Hm. Pastor Kaiser in Grefrath ....
18. Für Hrn. Ch. Müller ,'n Gummersbach . . .
19. Durch Hm. Pfarrer und Landdechanten DortanS
zu Rösberg die von mehreren Pfarrem des Dekanares Hersel
gesammeltcn Beiträge..
20. Beiträge aus dem Dekanate Düsseldorf.....
21. Von N. N. in Frankfurt a. d.O. (unter Adresse des
Hm. von Wittgenstein hier) ..........
Summa . .
Hierzu der Bctrag dcr 48 vorhergehendcn Verzeichnisse
(vgl. Dombl. Nr. 19) mit.. 168386 29
Gesammt-Einnahme bis 25. August 1846
Köln, 25. August 1846.
15
2102 19 2
170489 18 7
Der Verwaltungs-Ausschuß des
Central-Dombau-Vereins.
Acbcr den plan und Meister dcs kölner Dombaues.
Unter vorstehender Aufschrift komml Hcrr Blömer in Nr. 19 d. Bl. auf
die Frag« zurück, ob und in wie weil dec kölner Dom, wie dccselbe vor uns
steht, als nach Einem und demfelbm Plane ausgeführc zu erachten sei. Herr
Blömer grcift einige der meinecseikS i'n Verneinung dieser Frage gcltcnd ge-
machten Gcünde heraus und suchc denselben schwacke Seiten abzugewinnen.
Es würde mir vielleicht nicht allzu schwer fallcn, Gleiches mit Glcichem zu
vergelten; ich bin indcß der Ansicht, daß cin weileres Hin, und Herstriiteu
über Dinge, wclche nun cinmal, wie ich solches bcreits früher bemerkt ha'oe,
ihrsr Natur nach nur durch eine bildlichs Darstellung zur klaren, allseiti'gen
Anschauung gebracht werdcn können, die Leser diefes Blatrcs jedenfallS sehr
ecmüden, dagegen sch-verlich vkel urrhellsfähiger über den Slreitpumt machsn
würde, als dieselben ohnehin shon sind. Ünsere Frage ist übrigenS gewiß in-
tercssant und wichriz qenug, um vvn einem gedicgcncn Sachkcnner zum Ge-
genstande eincr ausführlichen Monographie gemachl zu werden, wobei denn
7 Pf., der Berein zu Bensberg 6V Thlr. 22 Sgr. 6 Pf.; dazu der Ertrag
einer Sammlung in der Burgermeisterei Oventhal i»it 5 Thlrn. 5 Sgr., so
wie der Beitrag ver Familie Tnmbsrn in Dimawalv mit 3 Thlrn., macht
obige 620 Thlr. 9 Sgr. 1l Pf.
naturlich die genauesten und detaillirtesten Zeichnunqen nicht fehlen dürften *);
nur auf diesem Wege wird dieselbe, meiner Ueberzeugung nach, ihre definitive
Erledignng finden können. Jch überlasse es daher dem Leser, die zwischen
Herrn Blömer und mir ausgeivechselten Gründe unter stch und wo möglich
mit dem Stceirgegenstande sclbst zu vergleichcn und, so gut er eben kann, zu
urtheilen, auf welchcr Seite das Rccht ist. Nur ciniges Allgemeinere, nament-
lich in Betreff der verschiedenen Standpuncte, von welchen aus wi'r urtheilen,
mag zum Zwecke der Orienkirung hier noch Platz grcifen, zumal cs mir in
solchen Dingcn wesentlich auf die leitenden Grundsätze anzukommcn scheint.
Ohnehin hat auch Herr Blömer neue thatsächliche Momcnte zur Unter-
stützung seiner Ansichl nicht aufgcführt.
Herr Blömer ordnet das Für und Widcr untcr drei verschiedene Kate-
gorieen, die er durch die Ausdrücke: „Gründe des Geschmackes", „fa c-
tische Gründe" und „Autoritäten", näher bezeichnet. Unter die erste
dieser drei Rubriken bringt Hecr B. diejenigen Merkmale, welche ich als
wesentliche Unkerscheidungszeichen der Architeklur des 13. von der weiter mt-
wickelten des 14. Jahrhunderts aufgesührt hatte, und er meink, es handle
sich da lediglich um ein „mehr oder weniger sch ö n", um eine reinc Liebha-
berei von schlechthin individucllcr Natur. Wenn man sage, diese oder jenc
Bildunq zeiqe den gothischen Styl in seinem Aufblühen oder beziehungsweise
in seinem Verfalle, so wolle das weikcr nichls heißen, als: man finde'an dec
cinen giößercs, an derandern geringeresGcfallen, — ein Ausspruch, dcr natür-
lich auf Gemeingültigkeit auch nicht den enlferntcstcn Anspruch machm könne.
Herr B. gibl durch diese Deduction zu eikennm, daß er von dem, was man
„architekronische Kritik" nmnt, schlechterdings nichts wiffm will, — eine Aver-
sion, welche freilich sich begreisen, ja, sogar einiger Maßm mtschuldigm läßt,
wenn man in Betracht zieht, auf weiche Abwege die s. g. kritische Me-
r h ode besonders in unserm liebm Deukschland auf aüm Gebieten des Wis-
sens und Forscbms hingefübrt hat. indem sie mebc oder wmiqer gewaltsam das
Subjecr an dieStelle Le-Objectes setzle, jederUcbcUieferung systcmalisch Len Krieg
erklärtc und allerwärts dem Verstandeshochmuth als Fußschemcl diente. Allein
AUes hat sein Maß und Ziel. Wenn der Despotlsmus des Verstandes das
Rechtc vcrfehlt, so folqt daraus noch nichl, daß nun die Alleinhcrrschaft auf
das Gefühl und die Einbiidungskraft zu übertragm sei'. Die Eonsequm-
zm — überhaupt der zuverlässigste Probirstein der Principim — ermangeln
nicht, auch über diese Einseiligkeit dm Srab zu drechm. Nach dec An-
schauungsweise des Herrn B., die keinc gcnelische Stylmtwickclung anerkmnt,
dürfte es uns gar nicht Wunder nehmen, we»n im Fronton dcs Panlheon
ekwa eine gokhiscbe Roselte odcr auf den dorischen Säuimstämmm der Pä-
stumstempel korinthische oder zusammmgesetzte Eapitäler ängebracht wären;
wir könnten svlche Zusammmstellung vielleicht unschön und unpassmd findm,
aber daraus auf spätere Ausötze oder Abänderungm des ursprünglichcn Pla-
nes zu schließm, wäre durchaus unstatthaft, weil das alles ja ebm nur Sache
dcr Liebhabecci ist. Nichls Anderes als bioß glaubhafte Documente berech-
kigte uns, den Apoll von Belvedere vdcr die Grnppe des Laokoon in der Zeit-
folge nach dm Aeginetcn zu setzen; denn was wir nur immer als sachliche
Kriterien der verschiedcnen Entwickelungsstufcn, welche diese Werke reprasm-
tiren, anführm könnten, wäre, um mit dcn Wortm des Herrn B- odec
richtiger mit dmm seines Gewährsmannes zu sprcchen, „nur eine^Dccision
des Geschmackes, kein historischer Bewcisgrund, keine geschichllich ftstgestellte
Tkatsache". — Es könnte viellcicht schejnen, als ob ducch die vorstchmd ge-
wählkm Bcispiele die Ansicht dcs Herrn B. ungebührlich auf die Spitze ge-
tricden fti. Jch qlaube jedoch behauptm zu dürftn, daß, was nach dem Ür-
theile allcr Sachkmner für dieAnlike und dercn allmähli'che Fvrtbildung gilt,
in noch höherem Grade, wenn auch weniger augenfälliq, auf die
mi'ttelalterliche Kunst Anwmdung sindek; daß man z. B. weit leichter ein Dmk-
mal aus dec Ieit des Augustus für eines aus dem Aeitalter der Antonine
verfthm kann, als ein Bamverk dcs 13. J»brbundcrts für ein Monummt
aus der Zcit des Versälles dcs gothischen Baustnles. Nur dec GeschmackS-
mmgerei und dem principloftn, imxotcntm Ekbklicismus unserer Zeit war
cS vorbehaltm, alle Stylgattungen (odcr viclmchr Maskm derftlben) in bun-
tcm Wirrwarr oft in Einer und dersclbm Skadt, ja, sogar nicht seltm an
Einem und demftlbmBauwerke neben cinander figuriren, wie überhaupt aller
Willkür den Zügel schicßen zu lassm. Dagegen zeichmten sich kaum in einer
andern Zcit die Jndividuali'tätm schärftr, als gerade im Mittelalter. Na-
mentlich gilt dies für die großartigste, originalste und zugleich methodischste
Schöpfting Licftr großm Zeit — den golhiichen Baustyl nämlich. An allcn
Monummccn, die während der Herrschast diefts Styles diesftits dcr Loire
(dmn jmftils dieftr ungcfähren Gränze wurde die Antike niemals vollständig
niedergekämpft) mtstaiidm sind, gewahrt man einerftits ein durchgehendes,
alle Bildungcn umfassendes Princip, andererftits aber auch eine so scharf
markirre Verschiedcnheir, je nach den Phasm, in welche die Entwickelung des
Swlcs während ftines 300jährigen Lebms geradc eingetreken ist, daß fast eine
jede Gmeration in ihrcm eigenthümlichm Weftn sich unverkennbar darin aus-
qcpcägt sindet. Jnsbesonderc zeiqcn sich dieft successivm Modisicationm in
dec Wabl und Anordnung der Verziemngsglieder, in dcm Scknitte dec Pro-
sile, üderhaupl in dem Verhältnisse der mehr ornammtalm Theile zu dm
construcrivm. Es sind fteilich nur Nuancm, um die es sich da handell; al-
leln die in ihnm liegmdm Anzeigen sind so präciftr Natur, daß sie sich dem
allgemeinm Gefttze, dcm Rhytbmus und der Harmsnie des Ganzen gegenüber
doch stets auf das entschiedensie geltend machm. Die Schwierigkelt der Sache
liegt nur darlN, daß nach dcr Eiqenthümlichkeit der gothischm ConsicuctionS-
wcift alle dieft Unterscheidungszcichm nicht sofork ins Auge springen, wie dies
z. B. in dm „Ordnungm" der antiken Bauwcise der Fail ist; daß sie viel-
mehr, bei der weftntlich constructivm Nalur alles» qochischm Ornamemes,
stets in das große Ganze aufgehm und sich dem Blicke des oberflächlichm
Die von dem Architektm Herrn C. W. Schmidt herauszugebmdm Origi«
nalpläne deutscher Kathedralen werden schon sehr gecignet sein, Licht udcr
den Gegenstanv zu verbreiten.