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Zentral-Dombauverein <Köln> [Editor]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1847 (Nr.25-36)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1498#0092
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heißr auch, wie er wolle, echt deutschen Sinnes und Ursprunges
gewesen, so dnß wir nicht nölhig haben, italienische Einflüsse zu Erklämng
seincr Verdienste herbeizurufen"!

Jst nun die eigcnlliche Blüthezeit dcr kölnischen Schule, wie alles höchste
Sckcne, auch nur von kurzer Dauer gewesen, so hat die Schule doch den
Geist, der diese Blüthen getrieben, im Laufe der Jahrhunderte treulich be-
«ahrt und nie ganz verläugnet. Noch ganz zuletzt tauchen in einzelnen Er-
sthrimmgen die unverkennbaren Spuren der alten stillen Größe und süßen
Anmurh auf, wie goldgesäumte Abendwolkcn noch ecfreuen, wenn die Sonne
schon gesunkmist. KünstlerwieZcrrig, Johann von Aachen, Geldorp,
Augustin Braun, Johann Hülsmann und Buys werden als be-
dcutende und zuglcich als echt kölnische Maler immer mit Ehren zu nennm
sein. Und so wurde von einem rcichen Clcms und einer wohlhabendm Bür-
gerschaft die Malerei in Köln fort und sort begünstigt und geföcdert, so daß
Kirchen und Klöster, Stifter und Abteien, Lffcntliche Gebäude und viele Pri-
vatwohnungen von den Schätzen dieser Kunst allmählich erfüllt warcn.

Dieser köstliche Besitz wurde erschüktert, als gegen Ende des letzten Jahr-
hundert« die französischc Rcvolurion einbrach und in ihrer Folge die Fran-
zosen Köln oclUpirten. Die Aufhebung der gcistlichm Corporationen gestaltete
sich für diese Asyie der kölnischm Kunst fast zu eincr förmlichen Plünderung,
da die herrlichsten Schätze sich jcder Art von Leidenschaft und Zgnoranz scho-
nungsloS überantwortet fandm. Berwandtes Schicksal traf manche Privat-
Sammlung. Der unvorbereitete plötzliche Glückswechsel zwang zu Veräuße-
mngen der lheuersten Familimstücke. Es war eben eine lang' anhaltende und
traurig nachwirkende Schreckmszeitauchfüc die kölnischeKunst. Manches damals i
mit Mühe und AnIcengung Gerettete ist später so glücklich gewesen, in an-
deren dcutschen Musem eine wücdige und gesicherte Stätte wieder;u finden;
Anderes aber ist in dem wildm Sturme untergegangen oder dem Vaterlande
für immer cnlfremdet.

Jn diesem Sturme erscheint Wallraf für die gefährdeten und untecqehen-
den kölnischen Kunstschätze wie ein schühcnder Engel. Durch Bildunq und
Gelehrsamkeit auSgezeichnet *), ist er in der Lage, den Gräuel der Derwü-
stung in seiner ganzen Vecderblichkeit zu crmcffen; durch die glühendste Liebe
mil dem Wokl und Wehe seincr Vaterstadt vecbunden, kann er ihre Noth
in tiefster Seele cmpfindm. Freilich stehm ihm, dem Sohne unbemittelter
Eltem, nur die kärglichstm äußerm Hülfsmittel zu Gebote; aber die Wil-
lenskraft sciner Seele und sein patriotischer Murh macht ihn stärker, alS
alle Hindernisse. Er dorgk, bettelt, dacbt und friert für die kölnische Kunst;
es ist ihm nichts s» lieb und nörhig, das er nicht zu ihrem Schutze mit Freu-
den hingidt, und so, unermüdlich in Aufopferungen, Anstrengungen und Ent-
behrungm, von der Krafl seiner Mannesjahre bis zu seinem letzten Lebens-
hauche, kann der arme Priester seiner Vaterstadt endlich eine nicht unbedeu-
tende Bibliothek, höchst schätzbare Jncunabeln und Kupferstiche und, was
mehr als Alles, eine Sammlung von Gemälden hinterlassen,
aus der die ganze Geschichte der kölnischen Schule, von ihren
Anfängen bis zu ihrem letzten Veclaufe, aller Ungunst der
Aeik ungeachtet, fast vollständig wieder herzustellen ist.

Wallraf starb am 18. März 1823. Die in dem Sterbehause aufgehäuften
Schätze wurden, mit Ausnahme der Gemälde, nicht lange nach Wallrafs
Tode in dem hanseatischen Saake und den anstoßenden Localitäten des Rath-
hauses untergebracht. Für die damalige thätige Beihülfe bei der Sonderung
und der Catalogiflcung und füc- die seitdem neben den vielfältigsten Amtsge-
schäftm fortgesetzte treue Obhut di'eses reichen Materiales kann dem gesin-
nungsgleichen Freunde des Verstorbmen, dem Ober-Secretär bei dec kölni-
schen Stadtverwaltung, Hrn. Fuchs, nicht genug gedankt werden.

Die Gemälde kamen in ein anderes städtisches Gebäude, das zum Zwecke
prvvisorischer Aufdewahmng ausreichen mochte, das aber den Anforderungen,
die an einen bleibmdcn Aufenthallsoct solcher Schätze mit Nothwendigkeit ge-
macht werden müffcn, in keiner Hinsichl genügen kann. Die vorhandenen
Localitäten des alten Gebäudes gewährm nicht einmal hinlänglichcn Raum
zur Aufsteklung sämmtlichcr Gemälde, geschweige, daß ste eine systematische
Anordnung und sonst geeignele Aufstellung zulassen. Sie entbehren überall
der nöthigen äußeren Ausstattung und vielfach auch der erforderlichen Beleuch-
tung, so daß alle Anstrengung, die Mängel und Gebrechen des Ortes durch
persönliche Nachhülfe zu ersetzen oder auszugleichen, verloren« Mühe bleibt.
Dem eben so offmbarm als dringendm Bedürfnisse war und ist nur durch
den Neubau eines städcischen Museums abzuhelfm.

Wie wir zu unserer Freude erfahrm, sollm desfallsige Vorschläge in dem
Gemeinderathe der Stadt Köln mit Nächstem propomrt und erörtert werden.

») Dergl. „Ferdinand Franz Wallraf, einbiographisch-paaezyri-
scherVersuch von 0. W. SmetS, jetzigem Canonicus des aachener
Collegiat-Stiftes. Köln, bei M. DuMont-Schauberg, 1825." Wir
entnehmen dieser schätzbaren Arbeit den nachstehenden Brief G ö-
the's an Wallraf, ll. <l. Wiesbadeu, 9. August 1815:

„Ew. Wohlgeboren bin, ber meinem kurzeu AufenthalteinKöln,
so viel schuldig geworden, daß ich diese Gegenden nicht verlas-
sen darf, ohne meiuen lebhafteften Dank aufrichtig z« wieder-
holen. Jhre ausgebreiteten Kenntniffe, Jhr geistrercher Blick in
Lie Kunst-Erforderuisse haben mir, i» wenigen StunLen, so
manche frohe und bedeutende Lsstchtgegeben, Laß ich nichts mehr
bedaure, als Jhres heiteren und mittheilenden Umganges nicht
langer genossen, besvnderS aber auch dero eigene Kunstschätze
»icht gründlicher durchschaut zu haben. Lassen Sie mich, bei mei-
ner nächsten Wiederkehr, auf einen gleichen freundlichen Empfang
hoffen, und empfehlen mich zu derselden Guust allen Freunden,
Küustlern und Kunstliebhabern. Möge mein Lndenken in jenem
schönen Kreise immer lebendig bleiben.

„Srgebenst verbnnden. I. W. v. Göthe."

Mögm sie von dem besten Beschluffe und von der baldi'gen Ausfirhrung dl'e-

ses Beschlusses gekrönt sein.

Aachen, im Herdste 1847. Blömer.

Die satilica;u München.

(Augsb. „Allgem. Aeitung".)

Ein neues kirchliches Monummt diescr Glanz-Epoche dcr Kunst ist in
seiner Vollendung so weit vorangeschritten, daß es dem Publicum zur An-
schauung eröffnet und eine Beurtheilung des Ganzen nunmehr zulässig wurde.
Es ist die Bastlica oder Pfarrkirche zum heiligm Bonifacius, welche König
Ludwig aus eigenen Mitteln in dec Karlsstraße aufführm ließ und jenen
Bcwohnern Münchens zum GotteShause widmete, welchcn — in dec Max-
Vorstadt zerstceut und von ihren bisherigen Psarrkirchm ost mehr als eine
halbe Stunde WegeS entfemt — nunmehr die Verrichtung ihrer Andacht
in der Kirche sehr erleichtert wurde. Daß die Bonifacius-Kicche in edelstem
Baustyl mit ihrem reichen Bilderschmuck als ein herrliches Monument
menschlicher Kunstthätigkcil dasteht, darüber herrscht nur Eine Stimme.
Gleichwohl waren zur Vollmdung dirses Prachtbaues nur zwölf Jahre
ersordcrlich.

Jn ihrer äußern Gestalt bietet die Kirche dcn Eindruck edler Einfachheit,
in der Zusimmenstellung ihrer architektonischm Formm und Verhältnisse
aber einm nenen originellen Anblick. Es möchte schwcr fallm, irgend ein
vorhandenes Bauwerk damit zu vergleichen.

Der ganze Bau ist auS naturfacbigen Backsteinen aufgeführt, deren
schönes Roth eine angenehme Wickung macht. Nur an dec Hauptfayade,
welche eine Vorhalle von 8 Säulen hat, sind diese und die von ihnen getca-
genm Acchivoltcn, so wie die Kranzgesimse und Eckpfeiler diesec Halle und
die Kranzgesimst des Giebels des Mittelschiffes von schönem welßcm Kalkstein.
Aus dem Grundriß ergibt ft'ch der Aufdau. Vier Reihm von je 16 Säu-
len prangen im Jnnern, die Entfemung der Säulenschäfte in jeder Reihe
betcägt von Mitte ;u Mitte 12'. Der Breite der Kirche nach stehen die
Säulmreihen des Mittelschiffes 54' von Mittel zu Miktel aus einander. Die
beidm äußeren Säulmreihm sind aber von den innerm 18' von Mittel zu
Miltel entfemt. Von dem Mittel dec äußerm Säulenrei'hen bis zu den Um-
fassungsmauem beträ'gt die Entfemung 17'. Daraus ergibt fich eine innere
Gesammtbceite der Kirche von 124'. Das Mittelschiff aber hat eine Länge
von 260', und feine Höhe bis an die Dachbedeckung beträgt 83'; die Sei-
tenschiffe haben eine Höhe von 44'. Die Säulen m!t Capitäl und Fuß
messen 25' Fuß Höhe. Die Säulmschäfte von 2' 6" Stärke am Fuß und
19' Länge sind Monolithen von gelblich hcllgrauem polirtem Marmor. Dle
Capitäle und Basen sind von weißem Schlanders-Marmor. Sie wechseln
in vierfacher Form ab und bietm in ihren Ornammtm von hoher Schön-
heit Beziehungm auf das Abmdmahl, indem die Anwmdung der Tcaube unb
der Aehre aus Wein und Brod deutet. Die Dcutung dec Lilie, des Kreu-
zes und des Engelskopfes liegt nahe.

Auf den beidm mittleren Säuienceihen ruhcn auf Halbkreisbögen von
Säule zu Säule die Umfassungsmauem des Mittelschiffes in seiner Höhe.
Die in ihnm angebrachtm Rundbogen-Fcnstec erleuchtm die Kirche in ihrem
miktleren Theile. Die Bedeckung des letzterm ist nach Art einigec cömischen
Bastliken mit ihrm gesammten Balkm-, Hänge- und Sprengwerkm bloß-
gelegt, man sieht von unten hindurch b!s unter die innere Decke der Dach-
flächen, die unter dcn Sparren liegt. Ueber und zwischen den Svarren liegt
noch eine doppelke Verschalung; die oberste dienl zur nächstm Unkerlage für
die Kupferbedeckung, der mittleren liegt in kaltec und warmec Jahreszeit die
Vermittelung der äußcren und innecen Temperawr ob. Jm Sommer kühlen
die zwischen dm Verschalungm durchziehmden Luftzüge dle Gluth der von
dm Sonnenstrahlm erhitzten Kupferplatten; im Wintec wird durch die zwi-
schen ihnen von unten auf durchströmendm warmen Luftzüge der Wassernie-
derschlag der Dünsts vechinderk; auch vernimmt man durch diese dreifache
Verschalung hindurch kaum das Geprassel des niederfallmdm Hagels odec
Regens. Auch das Dachwerk der Seitmschiffe lieqt srei, welches sich über
jedes Seilenschiff in derfelbm sanft aufsteigmdm Richtung wie die Dachflä-
chm des Haupkschiffes an dieses anlehnt.

Das Längen-Ende der Basilica bildet eine halbrunde überwölbte Chomische,
begrä'nzt durch dm Triumphbogm; perpmdiculäc unter diesem erhebt sich dcr
freistehmde Hochaltar auf drei Smfen über dem Presbvkerium, das 26' weit
in daS Hauprschiff hervoctritt und in einer Pracht-Trcppe von 12 Stufen
und 50' Brcite mdigt. Von außen ist dec Rundbau der Chomische unler-
halb des Dachgesimses mit einer Galerie umgeben, indem an djeser Stelle
die Umsassungsmauem durchbrochen sind; über kleinm zierlichen Saülen
von rothem Thone ziehen sich Rundbogen hin und gewähren von außm einen
anmuthigen Anblick, wie dieses in allen deutschen Kirchm im Uebergangs-
Style in vielen Mustern, besonders am Rheine, aufbewahrt ist. Dicht an
diesem Rundbaue erhebt sich die Glockenmauer (mit fünfGlocken in eisemen
Glockmstühlen), die nicht einmal die Höhe des Mittelschiffcs erreicht und
die Stell« des Thurmes vertritt; denn ein Thurm, der, von irgend einer
Seitc gesehcn, außec von der vorderen der Bafllica, die zu einem Compltt
vereinigten dcei Gebäude der Basilica an der südlichen und des Kunstausstel-
lungs-Gebäudes an der nördlichen Seite, mit der Bcnedi'ctinec-Abtei in ih-
rcr Mikte, überragt hätte, wücde eine äußerst störmde Wirkung hervorgebracht
habm.

Unter dem Presbyterium in seiner ganzm Ausdehnung liegt eine so genannte
Krypta, eine halbuntericdische Begräbniß-Capelle, und unter den Sacristeien
der Längen-Enden der Seitenschiffe, welche sich an die Chornifche anlehnen,
di'e Gcüflt zuc Beisetzunq der Klostergeistlichm. Der Thomische gegmüber,
über der mittlerm Hauptpforte, ruht auf zwei der übrigm 64gieichen Säulm die
Orgel. Den Haupt-Altärm der Seitmschiffe gegmiiber liegen neben d-n
kleinerm Eingangspfocten rechts die reich geschmückte Heilige-Grab-Capelle,
 
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