Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1847 (Nr.25-36)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1498#0094
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Meß- und Chordr'mstes glcrch nach dec Bemdigung des Baues, so wke sie
bis zur Refomration bestanden, getroffm wordcn; nicht wahrscheinlich aber
ist es, daß die vorhandcncn Chor- und Bischofsstühle bis zu diescr Zcit bin-
aufreichcn. Einige Formcn in dcm reichen Schnitzwcrke der übec dcn hintcren
Sitzreihen schwebcnden hohcn Baldachinc, mit ihrcn Bogen, Accoladen, Spitz-
gicbeln und Spitzsaulen, dcutcn auf fpärcre Zeit.

Forschen wir nun nach den Brwcggründen, welche zu der Umgcstaltung
und Erwciterung dcs östlichcn Ehorcs dic Veranlassung gcgcden, so licgt am
nächstcn die Vermuthung, daß cs dabei hauptsächlich darauf abgcsehen war,
diesen als dcn Hauprchor mit dem im neuercn Slple ncu aufgcführten wcst-
lichen in Ucbercinstimmung zu bringcn, da leicht zu crachtm, wie sehr dicscr
mit seinen modemen, hohcn und breilen Fcnstcrn, brillanten Glasgemälden,
Bildsäulcn und andercn SculpMren jencn vcrdunkelte, der, wie noch die
Krvpta crkcnnm läßt, in der einfachcn Form des Halbkreises geschloffcn und
im Schlusse nur mit drei Fenstem von geringer Höhc und Brcite, denen in
der crhaltenen vorderen Abtheilung des Chores glcich, vcrsehen war. Der
Zwcck konnte nicht vollständig crreicht werdcn, ohne den Schluß des Chores
hinaus zu rückcn, wozu man um so lieber sich entschloß, als dadurch noch
mehc Raum für den Meß- und Chordicnst gcwonnen wurde, wodurch aber
sreilich die ursprüngliche Harmonie des Baucs vcmichlet ward.

Gegcn 300 Jahre waren seit dec Gründung des ucsprünqlichcn Baues bis
zu dieser Erweitcrung dcs Chores verfloffcn, und noch 200 Jahre gingen
vorüber, ohne daß, so viel bekannt, die Kirche von einem bedeutenden Ünfalle
brtcoffm wurde. Ein solcher crcigncte sich nicht frühcr, als im I. !532, da
am Sonniage Ouasimodogcnili durch eine auf der Freiheit ausgebrochcne
Feucrsbrunst, die sich schnell verbreitete, auch das Dvmgebäude erqriffcn wurde.
So wcil die widersprechenden Nachri'chtcn von jmem Brande sich vereinigen
lassen, gchl daraus hervor, daß nicht nur sämmtliche Dachungcn vcrbrannten,
sondem die Flammcn auch in d!e Thürme cindrangm und dicse völlig aus-
brannten. Zm südlichen Thurmc zerschmolz dic großc Glocke; vvn den drei
Glockcn, die sich im nördlichcn Thurme befindm, bekunden die darauf bc-
findlichen Jahreszahlen (1403, 1500 und 1502), daß sie erhaltcn worden und,
wie auch die zadcr'sche Chronik andcutct, nur herabgesiürzk sind. Auch so viel
schcint gcwiß, daß in der Nähe dcs westlichen Thurmes, wo das Schiff und
dcr westliche Chor sich berührcn, die Flammcn in das Jnnere derKirche einge-
drungen sind und die chcmals in dieser Gcgmd angebrachte Orgcl dadurch
zerstört wocden °). Wciler abcr kann die Flamme im Znnern der Kirche sich
nicht verbrcitet haben; denn obglcich die schon früher beschriebmen Beschädi-
gungen der Sculpkuren und Pfejler im westlichcn Chorc von dicsem Brande
hergeleitct werdcn, so bleibt doch, bei der ganz eigenlhümlichen Beschaffmheit
derselben, die Sache sehr pcoblematisch. Unerklärbar würde es auch sein, wie
bei so bedeutenden Beschädigungcn des Steinwerkcs gleichwohl die Fmster
und die hölzernen Wandstühle (mit der. Zahrcszahl 1517) sich hättm erhallm
und wie überhaupt eine so grosse Gluth hätte entstehen können, wenn nicht
einmal die bemcldetm Stühle in Flammm geriethm, an denm doch kcine
Spur von Brand zu entdccken ist'). (Schluß folgt.)

Correspon-eni- Nachricht.

Leipzig. Der durch seine Werke über die mittelalterliche Architektur rühm-
lichst bekannte Gelehrle >>. L. Puttrich hat, wegen seiner vorgerückrenJahrc
und wegen naher Beendigung seines Werkcs über „Sachsens mittclalterliche
Kunst", zu dcffcn Ausarbeilung ec derm bishcr bedurfle, sich entschloffcn,
seine seit 30 Jahrcn zusammcngebrachte, in solcher Vollständigkcit vielleicht
einzigc Sammlung von Hülfsmitteln zur Herausgabe seiner Werke im Mai
1848 versieigem zu lassen. Sie bcstehl 1) in allen über Deucschland erschie-
ncnen vorzüglichm Werkcn von Boiffcree, Frick, Hcidcloff, Hundeshagen,
Fücst Lychnowski, Lucanus, MoUer, Popp, Ouaglio, Roscnthal, Schinkel,
Schmidk, Lchreider, Slieglitz, v. Stillsried, Stcack, Tischbein rc.; 2) in den
ausgezeichnetstm Prachlweckcn über England, Frankrcich, Ztalicn, Schwedm
und Norwegm, Spanicn rc.; 3) in den Schristen von Bunsm, Förster, Gcr-
, hard, Grüber, v. d. Hagen, Hofstadt, Kugler, Lepsiüs, v. Quast,v. Rumohr,
Schorn rc.; 4) in einec großcn Anzahl von cinzelnm Abbildungcn alter Bau-
werke und Sculpkuren aller Ländcr, nammtlich auch aus Ztalim, woruntec
vicle Original-Zeichnungen von Gerhacd, Hauschild, Hermann, Kirchner,
Quaglio, Sprosse, Wagner, Wcrner rc. bcfindlich sind; 5) in Monographicm
einzelner Bauwerke und Städte, Chroniken, altcn Städke-Anstchten rc.; 6) in
mehrercn Galerie-Werkm und eincr rcichhalligm Bibliothck über Malcrei rc.

nen gemeldet rvird, daß sie zur Berzierung der Chorstühle gedient
haben; aufeinem dcrselben er selbst, bezeichnet durch seinen Namen,
knieend vor dem Gekreuzigten; zu beiden Sciten 6 Heilige mit Ler

Ueberschrist: »o. üni. u 660. IlXVI. »Iilulit das oor._i'/) Oirieus

ve-csnus. Lus dem anderen Jesus mit den sünf klugen und fünf
thörichten Jungfrauen, von welchen gerühmt wird, daß sie überaus
kunstreich gewirkt und besonders die Gesichter sehr ausdrucksvoll ge-
wesen, ebenfalls mit der Jahreszahl 1326- Es war überall Gebrauch,
Lie Chorstühle mrt schön gewirkten Leppichen zu verzieren, der sich
auch wohl in den meisten Kathedralen, wo der Chorgesang noch in
Uebung ist, erhalten hat.

«) Sowohl die zerschmolzene große Glvcke, als die verbrannte Orgel
wurden durch den Ankauf der großen Glocke und der Orgel aus
dem St. Georgen-Kloster ersetzt, indem auch dieses durch jenen Brand
so sehr gelitten hatte, daß bei dem schon verschuldeten Zustande des-
selben Lbt und Convent zu diesem Opfer gedrängt wurden. Der
darüber abgeschlossene Kaustries ist noch im Originale vorhanden.
Näheres «ber diesen Brand ist aller von mir angewendeten Be-
mühungen ungcachtct nicht zu ermitteln gewesen. Jm Domcapituls-
Archive ist uichts darüber aufzufinden; wever die Prvtocolle des
Capituls noch dieFabrikrechnungen gehen bis zu diesem Zeitpurrcte
zurück.

Hvir VerkünLigung.

Man sieht ein himmlisch-süßes Wunderbild
Jn Köllens prachtcrfülltem Domc hängen,

Das z» uns spricht in lieblichen Gesängen,

Wenn sich sein gvldnes Heiligthum enkhüllt.

Des Herzens wärmste Sehnsucht wird gestillt,

Lauscht man des Bildes sansten Zauberklängen,

Und Glaube, Hoffnung, sromme Liebe drängeu
Au ihm, das unser ganz Gemüth erfüllt.

Man darf es wohl ein gvttlich Bilde nennen:

Man sieht's. man staunt, es rühret und entzückt;

Allern den Bildner kann man nicht erkennen.

Er schusis: ihm gnügt. so Hohes zu vollbringen;

Die Zeit hat seinen Namen uns entrückt,

Doch ewig dauert seiner Kunst Gelingen.

F. W. Carove.

Vas innere Dombild.

Es öffnen sich die Flügel weiter Pforten,

D:e Inngsrau sitzt ven gvldnrm Duft umwoben,

Sie ist zur Himmelskönigin erhvben,

Denn Gottes Sohn ist Measch durch sie geworden.

Sie senkt den Blick voll göttlicher Accorden
Bon Lieb und Demuth zu Lem Kind, und oben
Mühn zarte Engel sich, das Kind zu loben
Jn hrmmlischeu, geheimnißreichen Worten.

Sie singen: „Gott sei in dem Himmel Ehre,

Und allen Guten, die mit uns verkünden
Des Ew gen Lob, sei Friede auf der Erde!"

Maria kann das Wunder nicht ergründen.

Jn frommer Einfalt spricht sie: „Kindlein, lehre
Mrch, wie ich Deiner Gnade würdig werde!"

E. v. Groote.

An drn Sänger der „Felöblumen''.

Frommsr Sänger, deine Lieder drangen
Lief mir> in das gleichgestimmte Hcrz!

Nicht in eitlem Schmucke willst du prangen,

Dein bescheidner Sinn strebt himmelwärts,

Starker Glaube, höheres Berlangen
Würzt und adelt deinen Ernst und Scherz;

Ueber deiner Leier goldne Saiten
Lässest du nur reine Löne gleiten.

Kühn darfst du ker Dichtkunst Heiligthume
Nahen auch mit Stola und Lalar:

Legst du doch zu Gottes Ehr' und Rnhnie
Lairtre Gaben auf den Werhaltar;

Einfach sind sie, wie des Feldes Blume,

Sinnig, rührend, oft ergreifend, wahr.

Wo sich paart das Gute mit dem Schönen,

Kann der Lorber auch den Priester kröuen.

Einsam schweifest dn Lurch Wald und Fluren,

Freuest kindlich dich der Schöpfung Pracht,

Siehst in jedcm Halme Gottes Spuren,

Zeugen Seiner Güte, Seiner Macht,

Ehrst den Schöpfer in den Creaturen,

Der mit Sorgfalt über Allen wacht. —

Wem die Welt im Glaubenslicht sich spiegelt,

Dem ist vieler Räthsel Sinn entsiegelt.

Kräftig geißelst du der Zeit Gebrechen,

Jhre Blindhert und Erbärmlichkeit;

Klagest, wie die Lhoren bauen, zechen,

Mit sich seldst und Andern stets im Streit;

Wie Ler Kirche Christi Hohn sie sprecherr,

Schwankend ohne Ruh' und Sicherheit;

Zeigest dann der bösen Lüstc Sclaven
Ernst und mild des Heiles Rettungshafen.

Sag' uns fürder, was gedacht, empfunden
Du, entfernt von wirrem Weltgewühl,

Was dem geist'gen Ange längst entschwunden,

Ruf' zurück der Phantasieen Spiel;

Gern gedenken werden wir der Stunden,

Da wir theilen durften dein Gefühl.

Nenn' uns deine Freuden, deine Schmerzen,

Laß uns rnit dir trauern, mit dir scherze».

Fr. Bill.

Verantwortlicher Herausgebec: Zvs. DuMont.

Dcuck und Comniissions-Verlag drs Verlcgers dec Kölnischen Zrilung,
M. DuMont-Schauberg.
 
Annotationen