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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1847 (Nr.25-36)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1498#0093
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links di'e heiter und rei'ch verzierte Tauf-dapelle. Dle fämmtli'chen sehr flachen
Dachflächen flnd mit Kupfcr eingedeckt.

Diese Schilderung der inneccn und äußeren Beschaffenheit der architektoni-
fchen Maffen mag einen Begriff geben von der allgemeinen baulichen Ge-
stalt der Kirche. Den Eindruck aber, welchen ihce reichc Ausschmückung im
Znnern auf jeden erregbarcn Beschauec machen muß, würdig zu schildern,
jst die Sprache zu arm. Beim ersten Eintritt durch die mittlere hohe Pforte
blcibt man übecwältigt stehcn. Wohin das Auge blickt, es wähnt die Wun-
der der orientalischen und romantischen Aauberwelt verwirklicht. Zu beiden
Seiten des Mittelschiffes mil serner imposanten Ausdehnung scheinen die stol-
zen glänzenden Säulenreihm mir ihrcn blanken Basen und Capitälern flch
ins Unendliche zu vervielfältigen; ihre zahllosm Durchflchten bieten jeden Au-
gmblick neue herrliche malerische Anflchten. Nun erhebt flch daS Auge an den
mittlern Schäften aufwärts: da glänzl ihm Gold in allen Lichtwirkungcn
dieses prachtvoll gefärbten Metalls enkgegen; omamentales Blumen-, Laub-
und Stengelwerk schlingt flch in allen Farbentönen hindurch, und lange währt
es, bis die herrlichen religiöscn Bilder zwischen und über ihnen klar vor die
Augen treten; denn von diesem Standpuncte aus, unter der Orqel, er-
scheinen sie auf dcn crsten Anblick in ihrer perspectivischen Veckiirzung als
«in architcktonisch verwendeter Farbenschmuck des Ganzen. Nun schweift dcr
Blick übcr diese Farbcnpracht hinaus, da blinken die Mauern wie festes,
gediegenes Gold. Begierig, wie diese Pracht enden möge, blickt das Auge
noch höher; siehe, da warten seiner neue Ueberraschungm; wie zarte vergoldete
Stäbe mil reichen Zierathen vom Goldschmiede geformt, erscheinen in schwin-
delnder Höhe die starken Balken dec Häng- und Sprengwerke der Be-
dachung; endlich haftet das Auge auf dunkel azurnem Grunde, mit Ster-
nen bcsäet. Senkt sich dann der Blick nicderwäcts, so leuchtet aus fer-
nem Helldunkel der goldene Schimmer der Thor-Nische. Das Podium
der Kirche breitet flch wie ein reichec Teppich aus; es besteht zum Theil
auS Marmor-Mosaik, zum Theil aus farbigen Marmor- und Steinplat-
ten, die in großartigen, mit der übrigcn Ornamenrik harmonirenden Zeich-
nungen zusammengefügt sind. Nur die beiden äußeren Seitenschiffe haben
Beicht- und Betstühle, und die Ehornische Chorstühle. Wo die Mauern dec
Kirche nicht mil Gold, Malercien oder Ornamenten bedeckt sind, erglänzen

. ... 1„>V, rrgianzen I nacysr oem Baue des Chorcs auch der unterbrochene Bau an den

fle in den verschiedensten herrlichsten Stückmärmor-Arten mit dem Style mt- I westlichen Thürmen wieder angegriffen wurde, ist um so mehr vorauszusetzen,
sprechendm zierlichen Einlegungen. DieS gilt hauptsächlich von den Seiten- I als es in Dietcick's Abücht laa. d-n aan--« ... . .

sprechendm zierlichen Einlegungen. DieS gilt hauptsachlich von den Seiten-
wänden; besonders reich abec sind in dieser Weise die Antependien sämmt-
licher Altäre geschmückt. Zu wünschen wäre, daß die Fensterscheiben der Sci-
tmschiffe gleich jmen des Mittelschiffes aus mattm gemalten Scheiben be-
ständen, und daß die nackten Seitenwände der Orgelkasten mit reichm Oc-
namenten geschmückt wärm, in entsprechenderWeise mit dem übrigen inncren
Reichthume der Kirche.

Es darf nicht vergessen werdm, hicr zu bemerken, daß sämmtliche zu den
goltesdimstlichm Functionen bmöthigte Einrichtungen, bestehend aus Ciborien,
Kirchengefäßm, Rauchfässern, Leuchtern, Candelabem,Znfulrc.,in reichstec Weise
nachZeichnungm des Architektm, in mtsprechendem Styleund cbenfalls ausPrivat-
mitteln des Königs angefertigt wurden. Die reiche historische und omamen-
tale Malerei im Znnern der Kirche ließ dort ihrec Schwester, der Sculptur,
nur fur die höhere Ornammtik in dm Säulen-Capitälem und Basm, Trag-
consolen der Dachbalken rc. Spiclraum. Zedoch durfte fle dec Architekt nicht
ganz unberücksichtigt lassm, wmn ec einen vermittelnden Uebergang von der
Architektur zur Malerei habm wollte. Darum ließ er ste in der Vorhallc
auftreten und die Portale und Pforte derselben in symbolischer Weise aus-
schmücken. Dic auf dm Feldern der Pforte in Relief geschm'tzten Figurm
und Symbole bezcichnen den in der Mystik der katholischm Kirche bcgrün-
deten inneren Zusammmhang der letzterm mit dem altm Testammte durch
Vermittelung des ncuen Testammts. Der Architekt, als Protestant in diese
Mystik nicht eingeweiht, hat die Wahl der Symbole und der symbolisiren-
den Figuren des alten Testaments, der viec großen Prophcten, dann des
Mosech Abraham, Jonas und Elias dem darin wohlbewanderten Bildhauer
Schönlaub überlassen, von dem auch die Statum der Apostclfürstm Petrus
und Paulus in den Haupt-Poctalm auf Postamenlen unter Baldachinen
angefertigt sind.

Jn akustischer Hinsicht läßt die Kirche nichts zu wünschen übrig. Die
majestätischm Töne der Orgel wälzen sich in ihren Rä'umm dahin ohne
irgend einm störendm Rückhall. Die Welt kennt größere und staunms-
werthere Bauwerke; ich zweifle aber, daß es irgmdwo ein architektonisches
monumentales Kunstwerk von ähnlicher harmonischer Vollendung in allen
Theilen des Znnern gibt, wie diese von dcr Munifi'cmz dcs Königs von
Baiern und nach Vorschriften des königl. Erbauers und Donatars aufge-
führte Basilica zum h. Bonifacius, mit deren Entwürfen der königl. Architekk
rmd Civilbau-Jnspector Fr. Ziebland beehrt wurde.

Ver 8>om ;u Naumburg.

Auszug aus v. L. Puttrich's: „Denkmale der Bau^unst

I schreibungen der Domkirche, übereinstimmend mi't ci'ner noch älteren Druck-
schcift'), in den drei Fenstern des Chorschluffes fechs Figuren als naum-
burgische Bischöfe bezeichnet wacen, untec dmen ffch auch Dietn'ch's nnmit-
telbarecVorgänger, Engelhardt (starb 1243), befand, ni'cht aber auch Di'ktrich
selbst. Wie hieraus einestheils hervorgeht, daß diese Fenster, die aus dm
oben dafür geltmd gcmachtm Gründen unbedmklich für die ursprünglichm,
folglich für gleichzcitig mit dem ganzen Baue zu halten, nicht früher, als ui»
ter Dietrich's Regierung, angefertigt worden, so ist auch anderentheils nicht'
zu bezweifeln, daß, wenn diesec Bau, und namentlich die Verglasung der
Fmster, erst nach seiner Zeit zu Stande gekommen wäre, gewiß auch er, als
ein besonderec Förderer des Baues, hier ein transparenteS Denkmal crhalten
haben würde. Doch die stärkste Anzeige, daß Dietrich und kein Anderec diesen
Chor erbaute, erblicken wir in derjenigm Skelle seines offenen Bciefes, in
welcher er die Gründer und ehemaligcn Fördcrer des urspcünqlichen Baues
namhast macht und die Verdimste, welche ste sich dadurch ecwocben, dcn Zeit-
genossen zur Nacheiferung aufstellt. Es sind, wie schon oben besprochen wor-
den, dieselbm, die uns in den im westlichen Chore aufgestclltm Steinbildern
entgegentreten. Die qegenseitige Beziehung jencr urkundlichen und dieser mo-
nummtalm Gedächtnißfeiec ist nicht zu verkcnnm und um so weniger zu be-
zweifeln, wmn wir in Betrachtunq ziehen, daß dec Bischof Diettich, ekn
Sohn Dietrich's des Bedrängten, Markgrafen zu Meißen, aus dem wcttin'-
schm Hause abstammte und dre meisten jener durch ihn gefeierttn Fürsten
und fürstlichen Frauen zu seinen Geschlcchts-Vorfahren gehörtm. Wie dieser
Umstand sür ihn einen besonderen BewegungSgrund abgeben mochle, auf den
völligen Ausbau dcr von jenen begründeten Domkirche Bedacht zu nehmen
und, was jene so großartig begonnm, wücdig zu vollmdm, so lag cben hierin
auch für ihn die Veranlaffung, bei diesec Gelegenheit ihc GedächMiß zu
feiern und ihnen ein bleibendes Dmkmal zu stistm.

Von der Fürsorge Dietcich's für seine Kirche zeigt auch eine von ihm aus-
gewickte Bulle des Papstes Jnnocentius »>., vom 19. Februar 1254, durch
welche allm, die am Festtage dec beiden großen Apostel (Petri-Pauls-Taqe)
die unter ihrem Schutze stehend» Domkirche besuchen (folglich auch hierbei sich
mildthätig erweism) würden, ein vierzigtägiger Ablaß zugesichert wurde^).

Daß nächst dem Baue des Chores auch der unterbrochene Bau an den

des Mittelalters".
(Forss. S. Nr. 20, 26, 27, 33 u. 35 d.

Bl.)

So weit mochte nun dec Bcni gediehen sein, als Bischof Di-trich einttat
und den Entschluß faßte, den Bau zu vollenden. Daß der offene Brief des-
selben nicht auf die gewiß erst später erfolqte Erweiterung dcs östlichen, son
dcm auf den Bau des ganzen westlichm Chores, wodurch die Kirche nun
erst geschlossm wurde, zu beziehen, liegl schon in dem Worte --onsum-ttin
dessen sich dec Bischof bcdimtc, wodurch der Gedanke an eine bloße Abän-
demng eines schon Fertigen ausgeschlossm wird. Es vereinigen sich aber nock
andere Umstände, die den Bischof Dietrich als dm Ecbauer des westlichen
Chores bezeichnen. Dahin gehört, daß nach den alten handschristlichen Be-

als es in Dietrich's Absicht lag, den ganzen Bau zu vollmdm; daß jedoch
dieser Bau nicht eben rasch fortgeschrittm, Dietrich vielmehr noch in dm
letzlen Jahren seiner Regierung (er starb im I. 1272) mit der Fortführung
des Baues bcschäftigt war, geht aus einer uckundlichen Erklämng der da-
maligm Besitzer des Dominii Balgstädt (wocaus wir zugleich entnehmm, daß
dieses Gut damals nicht mehr zu den unmittelbacen Besitzungen der bifchöf-
lichen Kirche gehörte) hervor, da dieselben zur Föcderung ihres Seclenheiles
ihre Gmehmigung ertheiltm, daß füc alle Zukunft (>u perpetuuw) zum Dom-
i baue die Steine aus ihren Steinbrüchm entnommen werdm mögen ^). Wir
! ersehen hieraus zugleich, wie vorsichtig man auch damals noch bei der Wahl
des Materiales verfuhr, indcm man, die näheren Steinbrüche im Saalthalr
übergehend, den entfernterm dm Vorzug gab.

Dietrich's Absicht, den ganzen Bau zu vollmden, wurde jedoch nicht cr-
reicht, auch nicht in so weit, als wir jetzt den Bau, mit Einschluß des west-
lichen Thurmes, vollendet sehen; denn nur der untere Stock dieses ThurmeS
steht mit dec Acchitektur des westlichen Chores in einer solchen Uebereinstim-
mung, daß beide Einem Baumeister zugeschrieben werden müssen. Aweifel-
haft erscheint der zweite, dessen qlatt aufsteigende Pfeiler, die wie bloße Stäbe,
ohne Kä'mpfer-Capitäle, in den Bogen überqehen, schon auf cin jüngeres Da-
tum hindeutm; daß jedcnfalls dcr dcitte Stock einer spätecen Zei't anqehöre,
belehrt uns ein Blick auf die Accolade des Fensterbogens, die so genannte
Eselsrückm-Form, in Verbindung mit den übel angebrachten Spitzsäulm zu
beiden Seiten. Der vierte Thurm ist nur bis zur Höhe des Kirchenschiffes,
d. h. bis zum Gesimse des Unterbaues, aufgeführt worden. Daß man je-
doch noch im 15. Jahrhundert die Absicht, denselbm zu vollmdm, nicht auf-
gegebm, geht daraus hervor, daß der Dompropst Hennig Grope (starb 1446)
noch ein Legat von 300 Mfl. zu diesem Zwecke vermachte^).

Gewiß crst nach dem Aufbaue des westlichm Chores ccfolgte die Erweite-
rung dcs östlichm, wie sich dieses schon bei der Vergleichung der Bauart bei-
der kund gibt. Was insonderheit die bemallen Glasfmstec anbettifft, so ist
nicht zu bezweifeln, daß sie, wmigstms theilweise, dem ursprünglichm Baue
angehören; bemerkenswerlh ist in dicser Beziehung ein Votivqemälde, das,'n
einem dieser Fmster angebracht war, eine Erscheinung Christi dacstellend, mir
folgmdrr Unterschrift:

r« yetit Vlriou« post fati» vecouus »wicuü
vt tidi sit uutus tuus »U su» fska pucatuü etc.

Nun kmnen wir nur Einen Domdechant Namens Ulcich. Dcc hier ge-
nannte ist Ulrich von Ostrau, welcher das Dekanat vom I. 1308 bis 1330
verwaltete. Es erscheint daher nicht zweifelhaft, daß die Vvllendung dieses
Baues in sein Dekanat fällt, folglich dic Anordnungm von ihm ausgingen
und er durch jenes Votivgemälde si'ch selbst ein bescheidenes Denkmal stiften
wollte. Leider ist dasselbe untergegangen, und nur die schon erwähnte alte
Druckschrift und cinige handschriftliche Beschreibungen der Domkirche geben
davon Zeugniß '). Es ist m'cht zu bezweifeln, daß die ganze Anordnung des

Groitzsch, Sslae iluvii öescript. l-ips., 1584- Bogeu 6.

^) Urk. im D.-E.-Archiv. Abgedruckt in Schmidt. diuwi bruia. I^llw-

burx, p. 14.

') Urk. im D.-C.-Archiv.

") Urk. im D.-C.-Archiv.

') Wie der genannte Dechant Ulrich nach der Bollendung des Ausbaues
stch die Auszierung des Chores hat angelegen sein lassen, davon
zeugte, besage der schon öfter erwähute« alten Beschreibungen des
Domes, ein zweites c» vvto desselben, das bis in die Mitte des vo-
vorigen Jahrhunderts sich erhalten hatte: zwei Leppiche von de-
 
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