Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1853 (Nr. 95-106)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1513#0031
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Man hatte inzwischen die Ergänzuugswahl deS BorstandeS vorgenom-
men. Eie fiel anf die Herren: Huthmacher, »luck. tkeol., Houben, »wck.
zur., Vierschilling, »luck, tdeol, Esser, -iuck. Mr., Billstein, »tuck.
deol., Schn.eidter, »luck. ikeol.

Hcrr Domcapitnlar Professor Dieringer schloß mit kurzen Worten
der Ermunternng, indem er dieEtudireuden ermahnte, fich dcr Sache deS
Wereins mit Liebe nnd Begeisterung auzunehmen. Die Verhandlung ward
gegen 4 Uhr beendigt.

Wegweiser zur Kirche der h. Ursula in Köln,

Mlt geschichtlichen Notl'zen, von F. Vill, Pfarrer zur h. Ursula.

Köln, 1853. Berlag von F. 6. Eisen.

(Preis geh. 8 Sgr.)

Neben den Häuptern und Gebeinen dcr h. Magier hatte LaS alte hei-
lige Köln keinen seinen Bürgern theureren, durch die ganze Ehristenheit
bcrühmteren KirchenschaH aufzuweisen, als die R-liquien der ursulani-
schen Jungfrauenschar, an die fich eine Ler schönsten und rührendsten
Legenden kuüpft. So pflegterr denn auch in frommer Borzeit die Pilger
uud die Reisenden, sobald fie den h. drei Königen im Dome ihre Ber-
ehrung dargebracht hatten, die Schritte zur Ursulakirche zu wenden, um
dort vor nicht minder berühmten Heiligthümecn ihr Gebet zu verrichten.
Es sei nur Eines BesucherS hier erwähnt, nämlich des großen Malers
Llbrecht Dürer, der im Jahre 1520 in setn Reisetagebuch schricd:
„Jch bin zu Söln zu St. Brsula Jn ihr Kirchen gewest, und bei ihrem
Grab, und hab der heiligeir Jungfrauen, und der andern groß Hailig-
thum geseheu." Äuch in «nseren Lagen gehört diese Kirche noch immer
zu den vvn den Fremden am meisten besuchten; ihr alter Ruf ist nicht
erloschen, wenn auch rneist »ur Neugierde, statt der frühcren Frömmig-
keit, dorthin führt. Jhre bauliche Beschaffcnheit ader ist gegenwärtig
au manchen Stellen so schadhaft geworden, daß nur eine baldige durch-
greifende Restauration sie vor gänzlichem Werfalle schützen kann. Für
den Herrn Verfasser Ler in der Ueberschrift genannten, in drei Sprachen
(der deutschen, französischen und englischen) eben erschienenen kurzen
Monographie lag daher eine zweifache Beranlassung zu deren Heraus-
gabe vor: er gibt ihr nämlich nicht nur die Bestimmung, den Besuchern
der seiner Fürssrge anvertrauten Kirche ein längst erwünschter Führer zu
sein, sondern er will mit ihrem Ertrage auch die Beschaffung Ler zum
Herstellungswcrke nöthige» Geldmittel fürdern. Ju gedoppelter Hinficht
hat er fich also Änspruch auf Dank erwvrben.

Das Werkchen bringt zuerst in gedrängter Form den Jnhalt der Ur-
sula-Legende nach Surius, und läßt aus dem Brevier der Benedictiner
die Mersion folgen, welche auf der Erzählung Galfried's vou Mon-
mouth bernht. Es werden auch weit ältere Schriften und Urkunden
namhaft gemacht, welche der h. Ursula und ihrer Jungfrauen erwähnen,
darunter Las Usuard'sche Martyrologium aus dem neunten Jahrhun-
dert (875), und der Herr Berfasser macht darauf aufmerksam, daß gerade
in den ältesten UrkunLen von eilf Lausend Iungfrauen die Rede
ist, während in Kalendarien aus Lem 1V. und 11. Iahrhundert Fälle
vorkommen, wo bald nur 11, bald 8, 4 oder nur 2 dec vornehmsten
Jungfrauen genannt werden. Er werft auf die ungeheure Masse von
Gebeinen hin, die in der Kirche selbst ruhen, darunter 1760 reich ver-
zierte Schädel, wobei in Betracht komme, daß 'eine Menge Reliquien
von hier in früheren Zeiten nach allen Gegenden verbreitet worden, so
daß, auf Änsuchen Les Magistrats und der Bürgerschaft von Köln, ein
(adgedrucktes) päpstliches Breve das Verbringen von Reliquien aus
Köln verbot. Es folgen dann die aufSagen beruhenden Angaben über
die Entstehungs-Geschichte der Kirche, als deren ersten Srbauer man
einen Clematius Kleingedank von Mommersloch zur Zeit des
h. Bischofs Severi» nennt, dem im Jahre 462 ein zweiter Clema-
tius alS Wiederhersteller gefolgt sein soll. Anch werden die späteren
Umgestaltnngcn, freilich nur sehr kurz, berührt. Hinfichtlich der Frage
über den Zeitpunct, wann das Ereigniß des Martertodes der h. Jung-
frauenschar Statt gefunden, gibt der Herr Berfasser zu, daß es jetzt
wohl nicht mehr geliugen werde, denselben genau zu bezeichnen, doch
neigt er zu der Annahme, daß die Hunnen unter Attila für die Mör-
dcr zu halten, wofür er unter anderen Gründen auch in der traditio-
nellen Benennung dec Hunnenrücken-Straße, in der Nä'he der Ursula«
kirche, einea Lie Wahrscheinlichkeit verstärkenden Umstand erblickt. De»
Zweiflern und Wegläugnern der Begedenheit aber hält er Papebro ch's
Worte entgegen: „korren» »it qni tsm antiquis lunckamenlis oixss llolouieo-
»inm trsckitioni Lckem omnem negare suztineat", und gibt hinsichtlich der
auffallcnden Zahl so vieler Lausende von Jungfrauen zu bedenken, daß
unter Vir»ino» nicht nur weibliche, sondern auch männliche Personen, in
so fern sie unverehelicht waren, gemeint sein können, wofür er Bewcis-
stellen aus den Kirchenvätern und der h. Schrist beibringt. Mit Aner-
kennung spricht Ler Herr Berfasser fich noch besonders über die vorher-
gegangenen Forschungen des Hrn. l>. Freiherrn von Mering, die
Geschichte der Ursulakirche betreffend, aus, die er mehrfach benutzeu
konnte, und glaudt de» aufrichtig nach Wahrheit Strebenden zu Ler
Ueberzeugung geführt zu haben, daß

1) die h. Ursirla sammt ihren Gefährten den Martertod erlitten; daß

2) die Zahl dieser Martyrer Lausende umfaßt; daß

3) der christliche Glaube der Beweggrund ihreS MartertodeS war, rrnd
daß

4) daS Martyrinm fich in Köln und zwar an derselbeu Stelle ereig-
uete, wo die Kirche der h. Ursula erbaut worden.

Der Herr Berfasser widmet einem großmüthigen Gutthäter der Kirche,
dem kaiserlichen Gesandteu zu Köln, Iohan» von Crane, der um die
Mitte des 17. Jahrhunderts hier lebte, eine wohlverdiente dankbare Er-
irrnerung. Der sogenauuten goldeuen Ksmmer gab derselbe eine neue,
verschö'nerte Sinrichtung; deu Nikolaus-Altar, geschmückt mit ernem mei-
sterhaften Gemälde uusereS Johann Hulsman, ließ er errichten «nd
beschenkte di'eKirche feruer mit dem marmorneu Grabmale der h- Ursula,

von welchem eine in Stein gravrrte, HSbsch auSgefuhrte Nachbildung
beigegeben ist. Eowohl im Lerte S. 24 alS auf der Abbilduug ist bei
dem Name» dcS BildhauerS ein klerueS Bersehen eiugeschlichen, iudem
statt I. F. W. Lentz stchen sollte:

10AML8. I: N': I.LK72 f
1678

Eo lautete nach genauer Aufzeichnung die Jnschrift, bevor die Bild-
platte, um die durch Stöße und andere Zufälligkeiten entstandenen Ber-
letzungen auSzugleichen, vor einige» Jahren neu umrandet worde», wobei
die ursprüugliche Künstlerbezeichnung wegfallen mußte. Mit einem Wer-
zeichnisse der in der goldenen Kammer und im Jnnern der Kirche vor-
handenen Reliquien und Kunstgegenstände, und eiuem Anhange, betref-
fend die uralte Ursula-Bruderschaft, schließt das Werkchen, wobei jedoch
von Wielen wird bedauert werden, daß namentlich den Kunstgegenständeu
nicht etwaS mehrAuSführlichkeit zugedacht worden. Einer solchen dürfte
z. B., nkben einer genaueren architektonischen Analyse der Kirche, Lie
gleich bekm Eingange angeklammerteu zehn Steintafeln mit Apostelbil-
dern nicht unwerth scin, welche als die ältesten documentirten Ueber-
bleibsel der hiesigen Malerschule anzusehen find, indem die Jnschrift auf
der Rückseite einer dieser Lafeln („8. kkxlip") das Jahr 1224 für die
Entstehung angibt. (M. s. eine Abhandlung nebst Abbildung im De-
cemberhefte der Katholischen Monatsschrift von l>. Smets, Jahrg. 1826).
Auch auf den großen Bilder-Cyklus, welcher die Legende der h. Ursula
verfinnlicht und auS der Echule des MeisterS Stephan, des Dombild-
malers, herrührt, möchte die Beachtung mehr gelenkt werden dürfen, wenn-
gleich, in Folge von Mißhandlung beim Reinigen und Uebermalen, die
Bilder zu Ruiuen geworden sind. Bei Erwähnung des HochaltarS mit
dem Gemälde von CorneliuS Schut (nicht Schütte) würde mau
nicht ohne Jnteresse vernehmen, daß derselbe der Freigebigkeit des Weih-
bischofes von Köln Georg Paul Stravius (f 1661), der Canoni'ch
beim Ursulastifte war, sein Entstehen verdankt. Auch einige Rachrichten
über das chemalige „Hochgräfliche Stift zu St. Ursulen" könu-
ten dem Leser nur willkommen sein. Diese freundlichst dargebotenen
Winke wird der hochgeehrte Herr Verfasser bei einer hoffentlich recht bald
nöthkg werdeuden neuen Ausgabe gewiß gern berücksichtigen. Möge
sein edelfinniges Bestreben zum Wohle seiner Kirche mit reichlichem Er-
folge gelohnt werden!

Kö'ln, im Juni 1853. Z. I. Merlo.

Das Grabmal bes Erzbischofs Theodorich,
Grafen von Mörs.

Der Ruhestätte der h. drci Kö'nige gegenüber hinter dem hchen Altare
finden wic ein Grabmal. das sowohl dnrch seine plastische Darstellung
als auch durch die dersclben zu Grunde liegende Jdee die Bewunderung
LeS denkende» Beobachters im höchsten Grade erregt. Das Ganze bildet
eine liebliche Gruppe und ist nicht in Ler gcwöhnlichen Form der Epi-
taphien. Jn der Mitte fitzt die h. Jungfrau mit dem göttlichen Kinde
auf einem Sessel; um diese gruppiren sich auf der linken Seite die h. h.
drei Könige in knieender und anbctender Stellung. RechtS liegt demüthig
flehend der, dem dasselbe gewidmet ist und dessen Andenken derNachwelt
überliefert wcrden soll; es ist der Erzbischof Lheodorich, Graf vou
MörS. Hinter ihm steht der h. Petrus, gleichsam bei der h. Jungfrau für
diesen flchend, alS wolle er sagen: Bitte Dernen Sohn, damit er ihn zu
fich in den Hinimel aufnehme. Wenn wir das Leben dieses Erzbischofes
näher ins Auge fassen, so finden wir, daß diese liebliche Gruppe ihn
vsllig charakterisirt, wie ja auch die Jnschrift auf schwarzem Grunde mit
goldeuen Lypen unS das sagt. Sie lautet in der Uebersetzung: „Lheo-
Lorich war schön an Körpcr, schö'ner an Geist, angenehm in seiner
Sprache. auf Ler Erde vielvermögend, Erzbischof von Ksln, Keinem au
Frommsinn nachstehend, herrlich durch Lhaten, Religion und Pflrchttreue.
Achtundvierzig Jahre stand er als Hirt, überall als guter, der Kl'rche
vor. Mörs gab ihn der Welt, Zons aber führte ihn zu den Sternen
zurück. Fromme Jungfrau, nimm ihn unter der Leltung des h. PetruS
auf." — Nebe» der h. Jungfrau sind zwei Engel, Wappen haltend: der
eine daS Wappeu des Domcapitels, der andere das der Familie Lheodo-
rich'S; den unteren Rand zieren acht Wappen seincr Ahuen.

Nach Contepolius war Lheodorich von Mörs der 65. Erzbischof vou
Köln, der von 1414 bis 1463 auf dem kölnischen Stuhle saß. Zu Mö'rs
geboren, bezog er nach vollendeter Schulbildung und nach absolvirte»
theologischen Studien zu Kö'ln die Universität zu Bologna, widmeto sich
vorzüglich dort dem Kirchenrechte, lag aber auch den schönen Wisseu
schaften mit besonderer Vorliebe ob. Er kehrte nach einem Jahre uach
'einemVaterlande zurück, und im Iahre 1414 finden wir ihn als Propst
zu Bonn, und nach dem Lode feines Vorgängers, des Erzbischofs
FrieLrich von Saarwerden, wurde er von dem größeren Lheile dcs Capi-
tels am 25- April 1414 zu dessen Nachfolger gewählt, während ein au-
derer Theil desselben dem Herzog Wilhelm von Ravensberg, Bischof zu
Paderborn, seine Stimme gab. Der Herzog Adolf von Berg nahm für
einen Bruder Wilhelm Partei, und es entstand ein Bürgerkrieg zwischen
beiden, der aber davurch endete, daß Herzog Wilhelm, der die hö'here»
Weihen noch nicht empfangen hatte, mit Genehmigung LeS kölnischeu
Domcapitels der hohen Würde zu Paderborn entsagte uud eine Ver-
wandte Lheodorich'S, die Gräfin von Leckelnburg, heirathete, so wie da-
durch, daß Lheodorich vom Papste Johann XXII. bestätigt wurde. Die Hoch-
zeit wurde zu Lrnsberg durch Lheodorich selbst auf eine sehr prachtvolle
Weise gefeiert. So ward durch Heirath und Verwandtfchaft dieser Con-
flict ausgegliche». Vom Domcapitel zu Paderborn wurde Lheodorich ein-
limmig zum Administrator der Diözese im Anfange des Jahres 1415
gewählt, und kurz dacauf hiett er seinen feierlichen Einrug iu unsere
Stadt, wurde im Dome consecrirt «nd inthronisirt. Jm Iahre 1424 zog
er, nachdem er di« päpstliche Bestätiguug erhalten hatte, mit großem, auS
vielen Reiteru bestehendem Gefolge, unter furchtbarem Donneru ond
 
Annotationen