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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1853 (Nr. 95-106)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1513#0032
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Mitzeu, zu Paderboru eia uud nahm Desitz vom rischöflichen Stuhke.
Jn der CarthauS zu Aöln baute er 1426 eine Marien-Sapelle und ließ
ste durch seiueu Neneral-Bicar und Werhbischof Johannes Schlechter,
Mitglied deS Minoriten-OrdenS, einen Mann von großer Lnchtigkeit,
eiuweihen, während er selbst deu Lltar consecrirte. Die Earthäuser be-
schenkte ermitGütern, befreite fie vonAbgaben und war ihnen überhaupt
sehr gewogen, indem er fie seiue Einzigen nannte, die er niemals verlassen
werde. Während seiner langjährigen Regierung führte er viele Kriege
mit den benachbarten Fürsten und war in bestä'ndiger Fehde mit Ler
Stadt selbst, die nicht Geld genug für seine Kriegsgeliiste schaffen
konnte. So brach er 1431 mit seineu Lruppen gegen die Husfiten in
Döhmeu auf; aber er mußte, von diesen geschlagen, auf eine gerade
uicht ruhmwürdige Weiss in seine Diözese zurückkehren und hatte einen
großen Berlust an Leuteu zu beklagen. — Jm Jahre 1434 schenkte er
die Kirche Herrn-Leichnam (s-l eoi-pus ekristi), die 1423 gebaut und 1425
consecrirt wurde, deu regulirten Chorherren, deren erster Privr, Lhomas
vau den Wall, eiu auSgezeichneter Mann war.

In demselben Jahre, in der Nacht auf den 7. October, wüthete ein so
furchtbarer Sturm, daß keiu Schiff auf dem Rheine unversehrt blieb uud
daß eine von den Säulen, die daS Domchor außerhalb schmücken, um-
stürzte und durch das Gewölbe »eben dem Drei-Aünigen-Chörchen nieder-
fiel. Eine Jnschrift am Gewölbe besagt uns diese Lhatsache. Jm Jahre
1834, an demselben Lage, -at unser Dombaumeister sie wieder errichtet.
Luch sonst noch vieleS Unglück verursachte jener Orkan; unter Anderm
wurde der Propst von St. Gereon, Gerhard von Manderscheid, durch ein
herunterfallendeS Gewölbe erschlagen.

Jn Bezug auf die Zucht in den Klöstern gab er kräftige und zeitge-
mäße Gesetze und sorgte uamentlich dafür, daß die Beschlüsse des kost-
nitzer ConcilS, daS der Papst Martin V. i4l8 geschlossen hatte, in dieser
Beziehung veröffentlicht und streng gehandhabt wurden. Bei dieser Ge-
legenheit ist anzuführen, daß er im Jahre 1423, oder nach Underen 1434,
die sogenannte kölnische Gottestracht (kkeopdoriae) mit Genehmigung deS
Stadt-Magistrats einführte, eine Procesfion, die biS zum Jahre 1795
mit großer Feierlichkeit den 2. Freitag nach Ostern aus dem Dome um
die Gtadt auf dcm sogenannten Bischvfswege zog, um die Ausrottung
der damalS herrschenden Huß'schen Ketzerei zu erflehen. Davon ist die
alte Gottestracht zn unterscheiden, welche. vom Erzbischofe Heribertus im
Lnfange des eilften Jahrhunderts cingerichtet, um den Bering der Rö-
merstadt acht Lage nach der neuen zog. Sie ging vom Dome auS, und eS
wurde in der Kirche St. Aposteln ein feierliches Hochamt celebrirt.

Jm Lnfange Januar 1438 wählte er zu Frankfurt mit den übrigen
Kurfürsten Albrecht II. von Oesterreich, den Nachfolger Sigismund's, zum
deutschen Köuige, der nach einer noch nicht zweijährigen Regierung bei
feinem Lode von ganz Deutschland betrauert wurde. Auf einem Suge
gegen die Lürken eckrankte Albrecht und starb auf der Rückreise. Der
ebengenannte Kaiser SigiSmund besuchte am 16. November dcs Jahres
1414 unsern Dom, trat am 24. desselben Monates seiue Präbende an
oud schwor dem Capitel den Eid.

Am Feste Mariä Lichtmeß 1440 wählte Lheodorich ebenfalls zu Frank-
furt Friedrich lll. vonOesterreich zum Nachfolger Albrecht's, nnd nachdem
er ihn zwei Jahre nachher, 1442, in Gegenwart der Kurfürsten zu Aachen
gesalbt hatte, begleitete er ihn nach Köln, wo Friedrich den Huldigungs-
Eid von dem Stadt-Magistrate und der gesammten Bürgerschaft entgegen-
nahm. Auf dem Concilium zu Basel, das 1431 eröffnet wurde und 17Jahre
hindurch Lauerte, verlangte er, unterstützt durch den Cardinal NicolauS
KripS von Cues an der Mosel, davon Cusanus genannt, daß in den
Collcgiatstiftern bestimmteRegeln und Gesetze eingeführt würden, wonach
die Canonici sich zu richten hätten, damit dem regellosen Leben dieser
Herren ein Aiel gesetzt und die alte strenge Kirchen-Disciplin wieder her-
gestellt werde. Auch in Bezug auf die Nonnenklöster bestand er mit aller
Entschiedenheit darauf, daß die Clausur streng beobachtet wecde. Damit
die auf Lem Concil gegebenen Verordnungen gehörig ausgeführt wurden,
setzte er den einzelnen CongregationenMänner vor, durch Frommsinn und
Wissenschaft erleuchtet; so wählteerzumAbtevonSt.Pantaleon denJohan-
ues Dottechem, mit Genehmigung des Papstes. — Jm Jahre 1452 verordnete
er, daß in der Marien-Capelle unseres Domes jeden Lag eine h. Messe
gelesen und zu Ehren der h. Jungfrau die Lageszeiten gesungen wurden.
Das Marienbild, daS heute noch eineZierde des AltarS jener Sapelleist,
brachte Reinold von Dassel mit den Reliquien der h- h. drei Kö'nige
»ach Kö'ln, und es stand seit jener Aeit bei den Einwohnern unserer Stadt
in hohen Ehreu. — ImJahre 1458 den 25. Juli befahl Theodorich. daß
in seiner Diö'zese zum Andenken an de» bei Belgrad 1456 erfochtenen
Sieg üder die Lürken jährlich jener Lag kirchlich gefeiert werde.

Wenn Lheodorich also auf Ler einen Seite manche Kriege, deren Be<
schreibung nicht gerade erfreulicher Art ist, führte, so that er auf der
andern Seite viel Gutes för die Kloster-Disciplin und das kirchliche
Leben der Conventualen. Am 13. Februar 1463 starb er nach kurzer
Krankheit auf seiner Burg zu Zons und wurde vor der Ruhestätte der
h. h. drei Könige im Dome begraben. Ein kolnischer Schriftsteller sagt
von ihm: Ein unermüdeter Krieger, selten Sieger, meistens Besiegter,
verließ er das Erzstift als ein armes, das er in so gesegnetem Zustande
angetreten hatte. Das veranlaßte Las Domcapitel, den Beschluß zu faffen,
daß der zu wählende Srzbischof in Zukunft ohne dessen Willen keinen
Krieg unternehmen, die Güter nicht verpfänden oder der Kirche entfrem-
den durfte, und der gewählte mußte sich dazu durch cinen Eid vsrpflichten.

3. Ph.

D!e Beöachung -es Domes betrefferrb.

Dem Vernehmen nach liegt es im Plane, dem Dome e!n Dachwerk vo»
Eisen zu geben. Es möge gestattet sein, «iuige Bedenkeu in dieser Be-
ziehung laut werden zu laffcn, für dereu Erö'rterung, und zwar demnächst
hoffentlich durch gewichtigere Stimme» alS die meinige, daS Domblatt
wohl der geeignetste Ort sein dürfte.> Awar ist mcht dara» zu zweifeln.

daß die Frage bei denjenigen, welche darüber zu entscheideu haben, eiue
gründliche Srwägung gefunden hat; allei» in solchen Diugen ist LaS FLr
und Wider nicht leicht zu erschöpfen, «nd jedeufallS verschlägt «S nicht
viel, wenn ein Einwurf zu viel sder zu früh, wohl aber, wen» ein
begründeter zu spät kommt.

Es herrscht darüber Einverstandniß, daß der Dom, wenigstenS im gro-
ßen Ganzen genommen, fo ausgeführt werden soll, wie ihn die alte»
Meister ausgeführt haben würden. Ein eisernes Dachwerk lag aber gsnz
gewiß nicht im ursprünglichen Plane, und erscheint daher diese, sehr er»
hebliche Neuerung nach dem Vorstehenden unzulässig, falls nicht die er-
heblichsten, ja, ganz unabweiSbare Gründe dafür geltend gemacht werden,
um so mehr, als das Chor bereits eine Bedachung von Holz hat, die
man doch gewiß nicht auch gegen eine eiserue wird vertauschen wollen.
Der Plan zu einem solchen Dauwerke ist ein GanzeS, in welchem nicht
bloß dieverschiedenen Formen, sondern auch die verschied enenMa-
terialien sich gegeuseitig bedingen. Allein auch schon an und
für sich ist in solchen Dingen jede Neuerung überaus mißlich; wenn ir-
gendwo, so sollte man hier den Weg, den die großen Meister deS Mittel«
alters gegangen sind, nichtverlassen. Umeine entschiedene Neuerung handelt
es sich aber hier, und zwar um eine solche, wclche sogar schon Erfahrungen
gegen sich hat. Man hat dieselben in Frankreich gemachtund bereut es be-
reits bitter, daß man auch hier, wie in so manchem Andern, dem „Fort-
schritt" zusehr huldigte. JnRouen hat man demMittelthurme derKathe-
drale einen Helm aus Gußeisen aufgesetzt, der, ganz abgesehen von seiner
Häßlichkeit, sich binnen etwa 20Jahren in einer Art dewährt hat, daß be»
reitS alles Ernstes davon die Rede ist, ihn wieder abzunehmen, «m nicht
den ganzen Bau zu gefährden. Man wird sagen, es sei das etwas ganz
AndereS, als eine bloße Ueberdachung der Schiffe, wovon es sich in Kö'ln
handle. Etwas ganz Anderes istes nun eben nicht, vielmehr bieten sich die
entschiedensten Bcrgleichungspuncte dar. Allein Frankreich liefert uns noch
eine andere Erfahrung, die keinesfalls als nicht hierhin gehörig zurück-
gewiesen werden kann: die Ueberdachung der Kath ed rale zu
Chartres. Die alte, welche im Iahre 1836 abbrannte, ward in de»
Iahren 1836—1841 durch einc neue ersetzt: statt des früheren Balken-
werkes aus Eichen- und Castanienholz spanute man über die Schiffe
ein eisernes Gerippe und überdeckte dasselbe mit Kupferplatten. Was
die letzteren betrifft. so hat die Oxydation sich bereits als so nachtheilig für
das Stein- namentlich das Bildwerk erwiesen, daß man entschlossen ist,
daS Kupfer wieder durch Blei z« ersetzen. Aber auch daS Eisen hat in
keiner Weise die Probe bestanden. Herr Sassus, welcher die Wiederher-
stellung dieser Kathedrale sowohl als der Notredame zu PariS und der
dortigen Heiligen-Capelle (ckapelle -sinte) leitet, hat mir versichert,
daß, falls nicht der Kostenpunct ein unübersteigliches HinLerniß bildete,
er auf das entschiedenste beantragen würde, die Kathedrale zu ChartreS
wieder so zu überdachen, wie die Alten sie überdacht hatten; derselbe erklärt
sich überhaupt peremtorisch gegen die in Rede stehende Neuerung, welche
viele Inconvenienzen und keine Bortheile Larbiete. Während das Hvlz
elastisch ist und sich auf alle» Puncten gleichmäßig anlehnt, beschwert
das Eisen einzelne Puncte ganz ungleichmäßig und muß, wegen seiner
überaus geringen Elasticität, eine ganz unverhältnißmäßige Widerstands-
kraft erhalten. Dazu kommt noch Lie durch keinerlei Borkehrungen ganz
abzuwendende Oxydation, welche dem Steine nothwendig verderblich werden
muß- Endlich wird aber bei einer eisernen Verdachung der Mittelthurm
fo gut wie unmö'glich, falls man denselben in solchen Dimensionen auf-
führen will, wie die großen Linien und Proportionen des Gebäudes, so
wie daS Auge sie erfordern. Derselbe wird zudem, mit Blei überkleidet,
eine Maske, eine constructive Lüge, da es ästhetisch unmö'glich ist, die
Eisen-Construction als solche hervortreten zu lassen. Hier wird der Man-
gel der Elasticität des Materials doppelt fühlbar und kann nur durch
eine Zuthat an Material ersetzt werden. wie sie der Unterbau schwerlich
zu ertragen im Stande scin wird. — Der Hauptgrund für die Anwen-
dung von Eisen ist wohl die Feuersgefahr. Allein diese Gefahr ist so
groß nicht, wie es viclleicht den Auschein hat, zumal wenn man das
Holz nach dem von Bougy erfundenen Derfahren behandelt, wonach es
kaum noch verbrennbar bleibt. — Die Kathedrale von Paris besitzt
wie so viele andere Kathedralen noch ihr.n Dachstuhl aus dem 13. Jahr-
hundert, auch unser kö'lner Domchor hatte den feinigen durch Brand nicht
verloreu; wie dem aber auch fei, jedenfalls tritt das Berderben durch
die fragliche Anwendung des Eisens sicherer und schneller ein.

A. Reichensperger.

AuSstkllttNg

des kolossalen Modells

des

Kölner Domes

in seiner ganzen Vollendung.

Zu sehen täglich von MorgenS bis
Abends.

Cnlree 3 Sgv.

Die Hälste der Nctto-Einnahme ist zum Bcsten des Domdauks.
Das Local ist Hochstraße Nr. 1LS in Köl».

Berantwortlicher HerauSgeber: I. I. Nelles in Köln.
Commissions-Berlag deS BerlegerS der Kölu.Ztg.: Jos. DuMont in Köla.
Druck vo» M. DuMont-Schauberg kn Kvln.
 
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