Eeine Gnade der Stadt zugewendet, inmitten dankbarer Bürger erfreut hat.
Gott eihalte Sw. Majestät noch la>, e! — Heil Ew. Majestäl!'
Die versammclte Menge brach i« ein lange anhaltendes Lebehoch aus.
Der König ergriff sichtbar gerührt Lie Hand des Präsidenten und sprach
wiederholt seine Frende ans über tie herzlichen Kundgebungen. womit
die Kölner ihn empfangen hatten. Geleitet von Lem Bereius-Borstande.
betraten nun Se- Majestät das Jnnere des Domes, wo im änfange der
mittlereu Halle Se Eminen; der Herr Eardinal und Erzbischof mit dem
Domcapitel des königlichen Wohlthäters des Gvtteshauses harrten.
Es schieu bei dem überwältigeuden Eindrucke. den die jetzige Pracht dcS
einst verfallenen Lempels auf das Gemütb des Königs machte. demiel-
ben einige Ueberwindnng zu kosten. sich nicht gleich dem imposanten Ln-
blicke hinzugeben. Ehrfurchtkvoll empsingen Se. Majestät Las Weihwasser
anS der Hand des von Jhnen dem kölner Dome geschenken Kirchenfürsten.
bezeichneten sich andä'chtig mit dem Zeichen der Erlösung und schritten
sodann au der Seite des Hcrrn Eardinals das Langschiff hindnrch zum
Ehore, das seit jener Zeit, wo König Lutwig es zuleHt gesehen, in ver-
jüngter Pracht dasteht, oder vielmehr in seiner alteu früheren Herrlich-
keit wiedercrstand. Hier in der Rähe des Altars wendete sich der Erzbi-
schof z« Aünig Ludwig und sprach, von der Bedeutung des Momentes
ergriffen. folgende Worte:
.Zwölf Jahre stnd cs noch kaum. als der alte, vordem weil berühmte Dom
der y. drei äkönig« zu Köln am Rheine ein Bild der Trauer darbot. Lange
schon. scitdem Eczbijchof Konrad und seine Nachfolger den wundervollen Bau
des Hochchores aufgeführt, waren mit den Banherren die Werkleuie davon
gegangen und hinler ihneu war der Veifall langsam, aber mit fortschreilen-
der Zerstörung eingezogen. DaS aliehrwürdige Gotteshaug war fast Ruine
geworden. Da fiel der tanbeSväterliche Blick eines hochfinnigen Königs auf
den Bau. sein Herz ward darüber gerührt, und er sprach: , ,Nicht länger
soll der Dom zu Köln dem V-rfalle PreiS gegeben sein — wir bauen ihn
auS!'' Das königliche Wort sand in allen deutschen Gauen einen beistim-
menden Wiederhall Unter oem Protcctorate unsereS allergnädigsten Königs
und Herrn, der fich mit r >iem jährlichen. königlich ceichen Baugeschenke an
di« Spitze stellle, bildeten sich überall Bau-Vereine. das Goitegwerk zu för-
dern; und von nah und fern, in allen veutschen Landen von den Hochalpen
bis zu der Nord- und Ostiee hinas. ja, selbst aus fremden Ländern und so-
gar von der anderen Haldkugei über das Weltmeer herüber bolen unS die
Kreunde deS heiligen Bau-S ihre LiebeSgaben. Abec den stärksten und wirk-
samsten Wiederhall fand daS Wort deS königlichen ProtectorS: ..Wir wollen
den Dom zu KSln auSbauen." in dem Herzen eineg andern gleich hochsin-
nigen KönigS. Lluch er sprach: ..Nicht länger soll der Dom zu Köln dem
Verfalle PreiS g geben sein — wir bauen mit" Und dieses Wort ist That
geworden. Die edlen Dombau-Freunde auS dem Bayerlande haben ung unter
dem Protectorate ihreg Könieg von Iahc zu Jahc besonders reiche Bausteine
zugesandt — fie haben in Wahrheit mitgebaui. So unterstützi, gingen wir
rüstig anS Werk, und seil zwölf Jahren haben wir unS wackec dacan gehal-
ten. Auf den in mächtiger Tiefe geiegten. gewalligen Fundamenten wuchS dec
Bau empor. und Jahr um Jahr führte deS Meisterg kundige Hano die star-
ken Mauern in die Höhe, erhob d!e schlanken. himmelanst-igenden Pfeiler,
deckte darüber die kunstceichsn Gewölbe und schmückie die Pfeiler und Hallen
und Wände mit kunstvollem KranzgestmS und reichgemeipelten Baldachinen.
Also ist unS VieleS — GcoßeS geiungen. Aber noch mehr, Größereg noch ist
geschehen. Was unsereS allergnäoigsten König-ProtectorS landesherrliche Hand
in den weiten Mauern und Gswöiben gebaut und Sein köiüglicher B.udec
mit fürstlicher Feeigebigkeit durch einen reichen Kranz von Büdwerken von
außen geziert, daS hat König Ludwig mit den kunstoollen GlaSgemälden
erhöht und geschmückt. Seit sechs Zahren pranzen diese gemalten Kenstec m!t
ihren edeln. srommen Bildern in den weitgesprengten Steinrahmen in all
der großartigen, ihnen eigenthümlichen Farbenpracht, voll Glanz und Gluth und
Leben zur Erbauung der Gläubigen und zur Bewunderung der Kenner —
in Wahrheit unsereS DomeS Schmuck und Krone.
.Schsn mehrmals ist unS die Freude geworden, hier an der geheiligten
Stälte unserem erhabenen Köntg-Protector für die landeSoäierliche Huld,
welche Er dem AuSbaue deS altcn GotleShauseS am Rheine zuwenvei, unsern
innigsten Dank augzudrücken, und so oft wir das Glück halten, Jhn >n un-
serer Milte weilen zu sehen, sind wir Jhm mit stets freudigerem Danks ge-
naht und haben stetS innigcr gcbetct, daß Gott dafüc Jhn segnen wolle. Auch
Seinem königltchen Brudec für die unserem GotteShause erwiesene fürstliche
Freig.bigkeit unseren chrerbietigsten, wärmsten Dank mit unseren innigen
Segenswünschen darzubringen, ward unS schon wiederholt an dieser Stätte
der Anlaß gebotkn. Aber noch war eS ung bisher nicht gegönnt gewesen, den
hohen Protector deS baherischen Dombau-Vereing und den königlichen Schank-
geber unserer hcrrlichen Domfenster an dieser geweihten Stäkie zu begrüßen.
Heute wird unS endlich diestS seit Jahren gehoffte Glück, uud wir geben unS
thm mit vollem Herzen hin. Hier nun. im Angesichte deS TheileS unseres
DomeS, der aus den LiebeSgaben deS bayerischen Dombau-VereinS erbaut
und zu dessn Kunde süc die Nachweii mil dem bayerischen Wapprn bezeich-
net ist, und im Angefichte der Prachtfenster, auS denen die Heiligenbilder auS
reichfarbiger Lichtglorie. wie auS einer höheren Welt, verkiärt herabblicken,
empfangen wir Eare Königüche Majestät mit ehrfurchtvollstec Kreude. Alg
der von Goti bestellle Hüter dieses Domes. gebe ich decselben den von unS
lang' gewünschtcn Augoruck unb bringe Allerhöchstdenselben, im Namen deS
EczbisthumS und der Stadt Köln und aller Dombau-Freunde, den tnnigstcn
Dank für allcg dag, waS Eure Königliche Majestät in so reichem Maße an
unserem Dome gethan. Wir begrüßen, aus das sreudigste und dankdarste be-
wegt. in Eurer Majestät den erhabenen Prot.ctor des bayerischen Dombau-
DereinS deffen fortdauernder Obsorge und fernerem Wohlwollen wir unstr
GoiteSwerk empsthlen. Wir begrüßen in Alleihöchstdensclben unsern ecsten
koniglichen Dombau-Fceund, den hchen Schankgeber und Wohlihäier deS
DomeS der h. drci Könige zu Köln. Wic verirauen in gläubigem Sinns, die
h. drei Könige, deren Ruhestälte Eure Köntgiiche Majestäl so wahrhas! kö-
niglich begadi und geschmückt haben. fie blicken segnend auf Euce Königiiche
Majestät herab und stimmen ein mit unS in bie Gebete, die wir von dieser
geheiligten Stätle zum Throne Gotteg für Eure Königliche Majestät empor-
senden. — Und so faffen wir denn unsecen Dank in den aiten frommen spruch
zusamm-n: König Luowig. Goit vergelt'S, hier und doct! Goit segne Eure
Majestät jetzt und immerdar!'
Jn heiltger Stille stimmten die Nmstehende» in diese Segenswunsche
cin ; laut wären sie einporgeschallt, wenn oicht die Hei'ligkeit des Ortes
und dcr Handlung solche Aeußerung der Gefüble zurückiuhalten gebote»
hätte; aber Alle fühlren Lie Bedeutung des Augenblickes, in welchem
das Fest des Dankes seine ei'gentliche Hö'he err-ichte. Jn allem, was zu
des Konigs Ehre am gestrigcn Abend geschehe», oder heute noch veranstal-
tet werden sollte, spricht sich das Gefühl eincr dankcrfüllten Bevälkerung
aus, eS sind die Freunde des Domss, die danken; hier war es der Dom
selber in der Person Dessen, durch welrben das Gotteshaus eben dev
Dom, dieMetropoleLerErzdiözese, des Rheinlandes ist; dieKirche war es,
die durch den Mund ihres Priesters dankte für dieFörderung ihrer himmlischen
Awcck.'. denen der Wohlthäter des GotteShauscs sich dicnstbar macht. und da
der Priester im Namen und im Auftrage Gottes redet, so waren des Herrn
Erzbischofs Worte ern UnterpfanL des Segens. den KLnig Ludwig bei
Gott dem Herrn sclbst für sein geheiligteß Bemühen findet. Das ist ein
Dank, der wahrhast auch dre Großen der Erde lohnt und aufden fromme
Könige nie verzichten werden, die in der von Gort auf ihr Haupt gesetz-
ten Krone ein Zeichen ihrer desonderen Berpflichtung zum göttlichen
Dienste erblicken und die ihnen anvertraute Macht dazu anwenden, Gottes
Zwecke. Gottes Ehre i» desse» irdischem Reiche zu fürdern.
Liefgerührt horchte König Ludwig Len hohcpriesterlichen Worten und
folgte dem Herrn Erzdischofe zu dem Kreuz-Altare. dessen einfaches La-
bernakel im heiligen Sacramente den menschgewordenen Gottessohn, den
König der Konige, birgt. Dort auf seine Kniee uiedergeworfen zu Sei-
ten des ErzbischofS, verwcilte König Ludwig längere Zeit in andächti-
gem Gebete. O, wer da in sein Herz hätte schauen können, wie er Len
ihm gewordenen Dank seinsm Herrn und Heilande wiedergab! Mit ihm
haben Biele. Biele gebetet, Lie um Len Kenig herum niederknieten und
Gnade und Segen vom Himmel auf ihn und sein königliches Haus erflehteu.
Hierauf wurden die Sehenswücdigkeiten des Dom-Schatzes, die Reli-
quien der hh. drer Könige, Las Dombild in Augenschein genommen und
cine Wandecung ducch die Hallen deS Domes angestellt. bei welcher dichte
Menschenmassen den König und seine Begleitung umdrängten, besonders
an der Stelle, wo die von Sr. Majestät gescheukten Glasgemälde prau-
ge». Alle wollten König Ludwig sehe», wollten die Freude auf seinem
Angesichte lesen, die der Dom in seiner jetzigen Gestalt dem edlen Her-
zen einflößt, Alle wollten wo nnglich ein Wort der Zufriedenheit aus
dem königlichen Munde vernehmen. Besondere Aufmerksamkcit widmete
König Ludwig den von dem Damen-Verein angefertigten Wand-Leppichen
auf dem Chore. und die Borsteherinnen desselben, namentlich Frau v.
König, welche Sr. Majestät bei dieser Gelezeuheit vorgestellt wurdeu,
e freuten sich höchst huldvollsr Worte von kem königlichen Kunstrenner.
Bevor Se. Majestät den Chor verließe», um auf den Baugerüsten dit
jüngsten Fortschritte des Dombaues zu besichtlgen, rjchtete der Prafident
des Dombau-Vereins die ehrfurchtsvolle Bitte an den König, durch Ein-
tragung seiues Namens in das Album des Dombau-Bereins eine Erin-
nerung an den heutigen frohen Lag zu hinterlassen. Se. Majestä't will-
fahrten mit Freuden und zeichneten auf das mit dem bayerischen Wappen
verzrerte Blatt Allerhöchstihren Namen^mit Hinzufügung der Worte:
„E i n zrg wie Lieser Dom ist der Kölner D a n k b arkeit." Jst
hiedurch die Krone der fürstlichen Namen, wodurch die Bestrcbungen
des Dombau-BereinS geehrt sind, wieder um eine herrliche Perle ver»
mehct, so ist Lie Stadt Koln mit einem Ehrenspruche bereichert, auf deu
sie stolz sein dars, und Ler gewiß ihr zum Lntrieb dienen wrrd, jene
von einem teutschen Könige belovte teutsche Gesinnung zu bewahrcn und
zu pflegen. Uebrigens ist hier ein Wettstreit nicht zu verkennen, mrd das
Urtheil, auf welcher Seite diese hecrliche Gesinnung am größten vorhan-
den sei. ist nicht schwer, wenn maa bedenkt, daß auf der eincn Seite
Wohlthaten empfangeii siud, auf der anveren aber schon die Lnerkennung,
welche diese gefunden, eigcnen Dank hervorruft.
UnkerBegleitung des Bau-Jnspeckors Herrn Schopen, dcrDombau-Werk-
führer, des Herrn Grafcn von Fürstenbcrg und vieler Worstands-Mit-
glieder des Central-Dombaii-Vereins bestiegen nun Se. Majestät nebst
Jhrem Hofmarschall dre äußere Seite des Domes bis zur Hohe der Um-
fassunzs-Mauern, z« welcher über Lem Nothdache eine für diesen Zweck
besonders hergerichtete Lreppe hinaufsllhrte. Die Werkgesellen arbeiteten
in ihrem Feiectags-Auzuge; von der Maschine gezogen, schwebte ein ko-
loffales Schluß-Werkstück empor, das in Gegenwart des erhabenen Gönners
die für basselbe bestimmteStelle einnehmen sollte. Auf der höchsten bis jetzt
erreichten Höhe stand König Ludwig. als er unter einem von dem Vor-
stands-Secretär des Dombau-Vereins ausgedrächten, wcithin schallenden
Hoch auf Konig Sudwig und auf den Kvnig-Protector dis üblichen drei
Hammerschläge auf ben eingesetzten Stcin thak. Freudig überzeugten sich
Se. Majestat von den bisherigen Leistungen des Dombaumeisters, auf
dessen Befebl am Lage der Ankunft des hohsn Gastes im südlichsn Quer-
schiffe der erste Gurtbogen des Kirchen-Gewölbes geschloffen worden war,
daß dieVollendung des Dom-GebäudeS in naher Zukunft devorstehe, und
erkundigten sich mit lebhaftem Jnteresse nach der Zahl der Hülfs-Bereine,
auf deren Mitthätigkeit zu diesem Zwecke gerechnet werden muß. Jn das
Jnnere des Domes hinabgestiegen, wurden Se. Maiestät vo» Lem Herra
Cardinal in Empfang genommen und zu den Bauhütten begleitet. Mun-
ter erklaug hier in dem Liktak der im feinen Schurze arbeitenden Stein-
metzen das „Wsrkgsfcllen-Lied", während Ler König, vom Werkstanb «n-
behindert, mit scharfem Auge die entstchendcn Kunstgebilde betrachtete.
Hochst zufrieoen äußerte sich derselbc sowvhl über die Steinmetz-Arbeiteri,
über die auf dem Reißboden aufgestellten Gyps-Modelle. wie auch beson-
decs über die Leistungen des Brldhauers Mohr, in dessen Atelier dis
für das Süv-Portal bestimmten, nach der Zeichnung Schwanthaler's an-
gcfertigten Bilvwerke, so wie mehrere selbstständige Arbeiten des Künst-
lers aufgestellt waren.
-Zwei volle Stirnden waren unterdessen verflvssen, als Se. Majcstät
vor dem West-Portale unter f-eudigem Zujauchzcn der versammelten
Menge in den Wagen Sr. Eminenz stiegeu. um einige andere Sehens-
«ürbigkeiten der Stadt in Lugenschein zu nehmen. Durch die mit Klag-
gen und Laubgewinden verzierlen Straßen ging nun der Wagenzug zu-
nächst zur Besichtigung des Dom-Models bei Frau Witwe Leven. danu
zu der vor Kurzem eröffneten Ausstellung ter Gemälde älterer Meister
Gott eihalte Sw. Majestät noch la>, e! — Heil Ew. Majestäl!'
Die versammclte Menge brach i« ein lange anhaltendes Lebehoch aus.
Der König ergriff sichtbar gerührt Lie Hand des Präsidenten und sprach
wiederholt seine Frende ans über tie herzlichen Kundgebungen. womit
die Kölner ihn empfangen hatten. Geleitet von Lem Bereius-Borstande.
betraten nun Se- Majestät das Jnnere des Domes, wo im änfange der
mittlereu Halle Se Eminen; der Herr Eardinal und Erzbischof mit dem
Domcapitel des königlichen Wohlthäters des Gvtteshauses harrten.
Es schieu bei dem überwältigeuden Eindrucke. den die jetzige Pracht dcS
einst verfallenen Lempels auf das Gemütb des Königs machte. demiel-
ben einige Ueberwindnng zu kosten. sich nicht gleich dem imposanten Ln-
blicke hinzugeben. Ehrfurchtkvoll empsingen Se. Majestät Las Weihwasser
anS der Hand des von Jhnen dem kölner Dome geschenken Kirchenfürsten.
bezeichneten sich andä'chtig mit dem Zeichen der Erlösung und schritten
sodann au der Seite des Hcrrn Eardinals das Langschiff hindnrch zum
Ehore, das seit jener Zeit, wo König Lutwig es zuleHt gesehen, in ver-
jüngter Pracht dasteht, oder vielmehr in seiner alteu früheren Herrlich-
keit wiedercrstand. Hier in der Rähe des Altars wendete sich der Erzbi-
schof z« Aünig Ludwig und sprach, von der Bedeutung des Momentes
ergriffen. folgende Worte:
.Zwölf Jahre stnd cs noch kaum. als der alte, vordem weil berühmte Dom
der y. drei äkönig« zu Köln am Rheine ein Bild der Trauer darbot. Lange
schon. scitdem Eczbijchof Konrad und seine Nachfolger den wundervollen Bau
des Hochchores aufgeführt, waren mit den Banherren die Werkleuie davon
gegangen und hinler ihneu war der Veifall langsam, aber mit fortschreilen-
der Zerstörung eingezogen. DaS aliehrwürdige Gotteshaug war fast Ruine
geworden. Da fiel der tanbeSväterliche Blick eines hochfinnigen Königs auf
den Bau. sein Herz ward darüber gerührt, und er sprach: , ,Nicht länger
soll der Dom zu Köln dem V-rfalle PreiS gegeben sein — wir bauen ihn
auS!'' Das königliche Wort sand in allen deutschen Gauen einen beistim-
menden Wiederhall Unter oem Protcctorate unsereS allergnädigsten Königs
und Herrn, der fich mit r >iem jährlichen. königlich ceichen Baugeschenke an
di« Spitze stellle, bildeten sich überall Bau-Vereine. das Goitegwerk zu för-
dern; und von nah und fern, in allen veutschen Landen von den Hochalpen
bis zu der Nord- und Ostiee hinas. ja, selbst aus fremden Ländern und so-
gar von der anderen Haldkugei über das Weltmeer herüber bolen unS die
Kreunde deS heiligen Bau-S ihre LiebeSgaben. Abec den stärksten und wirk-
samsten Wiederhall fand daS Wort deS königlichen ProtectorS: ..Wir wollen
den Dom zu KSln auSbauen." in dem Herzen eineg andern gleich hochsin-
nigen KönigS. Lluch er sprach: ..Nicht länger soll der Dom zu Köln dem
Verfalle PreiS g geben sein — wir bauen mit" Und dieses Wort ist That
geworden. Die edlen Dombau-Freunde auS dem Bayerlande haben ung unter
dem Protectorate ihreg Könieg von Iahc zu Jahc besonders reiche Bausteine
zugesandt — fie haben in Wahrheit mitgebaui. So unterstützi, gingen wir
rüstig anS Werk, und seil zwölf Jahren haben wir unS wackec dacan gehal-
ten. Auf den in mächtiger Tiefe geiegten. gewalligen Fundamenten wuchS dec
Bau empor. und Jahr um Jahr führte deS Meisterg kundige Hano die star-
ken Mauern in die Höhe, erhob d!e schlanken. himmelanst-igenden Pfeiler,
deckte darüber die kunstceichsn Gewölbe und schmückie die Pfeiler und Hallen
und Wände mit kunstvollem KranzgestmS und reichgemeipelten Baldachinen.
Also ist unS VieleS — GcoßeS geiungen. Aber noch mehr, Größereg noch ist
geschehen. Was unsereS allergnäoigsten König-ProtectorS landesherrliche Hand
in den weiten Mauern und Gswöiben gebaut und Sein köiüglicher B.udec
mit fürstlicher Feeigebigkeit durch einen reichen Kranz von Büdwerken von
außen geziert, daS hat König Ludwig mit den kunstoollen GlaSgemälden
erhöht und geschmückt. Seit sechs Zahren pranzen diese gemalten Kenstec m!t
ihren edeln. srommen Bildern in den weitgesprengten Steinrahmen in all
der großartigen, ihnen eigenthümlichen Farbenpracht, voll Glanz und Gluth und
Leben zur Erbauung der Gläubigen und zur Bewunderung der Kenner —
in Wahrheit unsereS DomeS Schmuck und Krone.
.Schsn mehrmals ist unS die Freude geworden, hier an der geheiligten
Stälte unserem erhabenen Köntg-Protector für die landeSoäierliche Huld,
welche Er dem AuSbaue deS altcn GotleShauseS am Rheine zuwenvei, unsern
innigsten Dank augzudrücken, und so oft wir das Glück halten, Jhn >n un-
serer Milte weilen zu sehen, sind wir Jhm mit stets freudigerem Danks ge-
naht und haben stetS innigcr gcbetct, daß Gott dafüc Jhn segnen wolle. Auch
Seinem königltchen Brudec für die unserem GotteShause erwiesene fürstliche
Freig.bigkeit unseren chrerbietigsten, wärmsten Dank mit unseren innigen
Segenswünschen darzubringen, ward unS schon wiederholt an dieser Stätte
der Anlaß gebotkn. Aber noch war eS ung bisher nicht gegönnt gewesen, den
hohen Protector deS baherischen Dombau-Vereing und den königlichen Schank-
geber unserer hcrrlichen Domfenster an dieser geweihten Stäkie zu begrüßen.
Heute wird unS endlich diestS seit Jahren gehoffte Glück, uud wir geben unS
thm mit vollem Herzen hin. Hier nun. im Angesichte deS TheileS unseres
DomeS, der aus den LiebeSgaben deS bayerischen Dombau-VereinS erbaut
und zu dessn Kunde süc die Nachweii mil dem bayerischen Wapprn bezeich-
net ist, und im Angefichte der Prachtfenster, auS denen die Heiligenbilder auS
reichfarbiger Lichtglorie. wie auS einer höheren Welt, verkiärt herabblicken,
empfangen wir Eare Königüche Majestät mit ehrfurchtvollstec Kreude. Alg
der von Goti bestellle Hüter dieses Domes. gebe ich decselben den von unS
lang' gewünschtcn Augoruck unb bringe Allerhöchstdenselben, im Namen deS
EczbisthumS und der Stadt Köln und aller Dombau-Freunde, den tnnigstcn
Dank für allcg dag, waS Eure Königliche Majestät in so reichem Maße an
unserem Dome gethan. Wir begrüßen, aus das sreudigste und dankdarste be-
wegt. in Eurer Majestät den erhabenen Prot.ctor des bayerischen Dombau-
DereinS deffen fortdauernder Obsorge und fernerem Wohlwollen wir unstr
GoiteSwerk empsthlen. Wir begrüßen in Alleihöchstdensclben unsern ecsten
koniglichen Dombau-Fceund, den hchen Schankgeber und Wohlihäier deS
DomeS der h. drci Könige zu Köln. Wic verirauen in gläubigem Sinns, die
h. drei Könige, deren Ruhestälte Eure Köntgiiche Majestäl so wahrhas! kö-
niglich begadi und geschmückt haben. fie blicken segnend auf Euce Königiiche
Majestät herab und stimmen ein mit unS in bie Gebete, die wir von dieser
geheiligten Stätle zum Throne Gotteg für Eure Königliche Majestät empor-
senden. — Und so faffen wir denn unsecen Dank in den aiten frommen spruch
zusamm-n: König Luowig. Goit vergelt'S, hier und doct! Goit segne Eure
Majestät jetzt und immerdar!'
Jn heiltger Stille stimmten die Nmstehende» in diese Segenswunsche
cin ; laut wären sie einporgeschallt, wenn oicht die Hei'ligkeit des Ortes
und dcr Handlung solche Aeußerung der Gefüble zurückiuhalten gebote»
hätte; aber Alle fühlren Lie Bedeutung des Augenblickes, in welchem
das Fest des Dankes seine ei'gentliche Hö'he err-ichte. Jn allem, was zu
des Konigs Ehre am gestrigcn Abend geschehe», oder heute noch veranstal-
tet werden sollte, spricht sich das Gefühl eincr dankcrfüllten Bevälkerung
aus, eS sind die Freunde des Domss, die danken; hier war es der Dom
selber in der Person Dessen, durch welrben das Gotteshaus eben dev
Dom, dieMetropoleLerErzdiözese, des Rheinlandes ist; dieKirche war es,
die durch den Mund ihres Priesters dankte für dieFörderung ihrer himmlischen
Awcck.'. denen der Wohlthäter des GotteShauscs sich dicnstbar macht. und da
der Priester im Namen und im Auftrage Gottes redet, so waren des Herrn
Erzbischofs Worte ern UnterpfanL des Segens. den KLnig Ludwig bei
Gott dem Herrn sclbst für sein geheiligteß Bemühen findet. Das ist ein
Dank, der wahrhast auch dre Großen der Erde lohnt und aufden fromme
Könige nie verzichten werden, die in der von Gort auf ihr Haupt gesetz-
ten Krone ein Zeichen ihrer desonderen Berpflichtung zum göttlichen
Dienste erblicken und die ihnen anvertraute Macht dazu anwenden, Gottes
Zwecke. Gottes Ehre i» desse» irdischem Reiche zu fürdern.
Liefgerührt horchte König Ludwig Len hohcpriesterlichen Worten und
folgte dem Herrn Erzdischofe zu dem Kreuz-Altare. dessen einfaches La-
bernakel im heiligen Sacramente den menschgewordenen Gottessohn, den
König der Konige, birgt. Dort auf seine Kniee uiedergeworfen zu Sei-
ten des ErzbischofS, verwcilte König Ludwig längere Zeit in andächti-
gem Gebete. O, wer da in sein Herz hätte schauen können, wie er Len
ihm gewordenen Dank seinsm Herrn und Heilande wiedergab! Mit ihm
haben Biele. Biele gebetet, Lie um Len Kenig herum niederknieten und
Gnade und Segen vom Himmel auf ihn und sein königliches Haus erflehteu.
Hierauf wurden die Sehenswücdigkeiten des Dom-Schatzes, die Reli-
quien der hh. drer Könige, Las Dombild in Augenschein genommen und
cine Wandecung ducch die Hallen deS Domes angestellt. bei welcher dichte
Menschenmassen den König und seine Begleitung umdrängten, besonders
an der Stelle, wo die von Sr. Majestät gescheukten Glasgemälde prau-
ge». Alle wollten König Ludwig sehe», wollten die Freude auf seinem
Angesichte lesen, die der Dom in seiner jetzigen Gestalt dem edlen Her-
zen einflößt, Alle wollten wo nnglich ein Wort der Zufriedenheit aus
dem königlichen Munde vernehmen. Besondere Aufmerksamkcit widmete
König Ludwig den von dem Damen-Verein angefertigten Wand-Leppichen
auf dem Chore. und die Borsteherinnen desselben, namentlich Frau v.
König, welche Sr. Majestät bei dieser Gelezeuheit vorgestellt wurdeu,
e freuten sich höchst huldvollsr Worte von kem königlichen Kunstrenner.
Bevor Se. Majestät den Chor verließe», um auf den Baugerüsten dit
jüngsten Fortschritte des Dombaues zu besichtlgen, rjchtete der Prafident
des Dombau-Vereins die ehrfurchtsvolle Bitte an den König, durch Ein-
tragung seiues Namens in das Album des Dombau-Bereins eine Erin-
nerung an den heutigen frohen Lag zu hinterlassen. Se. Majestä't will-
fahrten mit Freuden und zeichneten auf das mit dem bayerischen Wappen
verzrerte Blatt Allerhöchstihren Namen^mit Hinzufügung der Worte:
„E i n zrg wie Lieser Dom ist der Kölner D a n k b arkeit." Jst
hiedurch die Krone der fürstlichen Namen, wodurch die Bestrcbungen
des Dombau-BereinS geehrt sind, wieder um eine herrliche Perle ver»
mehct, so ist Lie Stadt Koln mit einem Ehrenspruche bereichert, auf deu
sie stolz sein dars, und Ler gewiß ihr zum Lntrieb dienen wrrd, jene
von einem teutschen Könige belovte teutsche Gesinnung zu bewahrcn und
zu pflegen. Uebrigens ist hier ein Wettstreit nicht zu verkennen, mrd das
Urtheil, auf welcher Seite diese hecrliche Gesinnung am größten vorhan-
den sei. ist nicht schwer, wenn maa bedenkt, daß auf der eincn Seite
Wohlthaten empfangeii siud, auf der anveren aber schon die Lnerkennung,
welche diese gefunden, eigcnen Dank hervorruft.
UnkerBegleitung des Bau-Jnspeckors Herrn Schopen, dcrDombau-Werk-
führer, des Herrn Grafcn von Fürstenbcrg und vieler Worstands-Mit-
glieder des Central-Dombaii-Vereins bestiegen nun Se. Majestät nebst
Jhrem Hofmarschall dre äußere Seite des Domes bis zur Hohe der Um-
fassunzs-Mauern, z« welcher über Lem Nothdache eine für diesen Zweck
besonders hergerichtete Lreppe hinaufsllhrte. Die Werkgesellen arbeiteten
in ihrem Feiectags-Auzuge; von der Maschine gezogen, schwebte ein ko-
loffales Schluß-Werkstück empor, das in Gegenwart des erhabenen Gönners
die für basselbe bestimmteStelle einnehmen sollte. Auf der höchsten bis jetzt
erreichten Höhe stand König Ludwig. als er unter einem von dem Vor-
stands-Secretär des Dombau-Vereins ausgedrächten, wcithin schallenden
Hoch auf Konig Sudwig und auf den Kvnig-Protector dis üblichen drei
Hammerschläge auf ben eingesetzten Stcin thak. Freudig überzeugten sich
Se. Majestat von den bisherigen Leistungen des Dombaumeisters, auf
dessen Befebl am Lage der Ankunft des hohsn Gastes im südlichsn Quer-
schiffe der erste Gurtbogen des Kirchen-Gewölbes geschloffen worden war,
daß dieVollendung des Dom-GebäudeS in naher Zukunft devorstehe, und
erkundigten sich mit lebhaftem Jnteresse nach der Zahl der Hülfs-Bereine,
auf deren Mitthätigkeit zu diesem Zwecke gerechnet werden muß. Jn das
Jnnere des Domes hinabgestiegen, wurden Se. Maiestät vo» Lem Herra
Cardinal in Empfang genommen und zu den Bauhütten begleitet. Mun-
ter erklaug hier in dem Liktak der im feinen Schurze arbeitenden Stein-
metzen das „Wsrkgsfcllen-Lied", während Ler König, vom Werkstanb «n-
behindert, mit scharfem Auge die entstchendcn Kunstgebilde betrachtete.
Hochst zufrieoen äußerte sich derselbc sowvhl über die Steinmetz-Arbeiteri,
über die auf dem Reißboden aufgestellten Gyps-Modelle. wie auch beson-
decs über die Leistungen des Brldhauers Mohr, in dessen Atelier dis
für das Süv-Portal bestimmten, nach der Zeichnung Schwanthaler's an-
gcfertigten Bilvwerke, so wie mehrere selbstständige Arbeiten des Künst-
lers aufgestellt waren.
-Zwei volle Stirnden waren unterdessen verflvssen, als Se. Majcstät
vor dem West-Portale unter f-eudigem Zujauchzcn der versammelten
Menge in den Wagen Sr. Eminenz stiegeu. um einige andere Sehens-
«ürbigkeiten der Stadt in Lugenschein zu nehmen. Durch die mit Klag-
gen und Laubgewinden verzierlen Straßen ging nun der Wagenzug zu-
nächst zur Besichtigung des Dom-Models bei Frau Witwe Leven. danu
zu der vor Kurzem eröffneten Ausstellung ter Gemälde älterer Meister