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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1856 (Nr. 131-142)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1522#0002
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«sd liegt fast i» glticher Horizovtale mit dem MetaLkaopfe des Mit-
telthurmer auf der St- MartiaSkirche. Dekanntlich wurde diese Areaz-
blume am Z. October 1855. am Lage der Grundsteinlegung zur ersten
festen Brücke üder den Rhein zwrschen Köln und DeuH. in Lnwesenheit
Seiaer Majestät deS AönigS errichtet, «nd die darüber sprechende Ur-
kuade ia die ausgehöhlte BlamenknoSpe eingesenkt. Diese Urkunde nebst
eiaer ausföhrlichen Beschreibung dieser Feierlichkeit enthält daS Dom-
blatt Nr. 128 vom 1. November 1855, auf wslches hier vecwieseu wer-
dea kaan. Jn diesem amtlichen Bauderichte muß aber dieser Thatsache
gedacht werden, indem dadurch gleichzeitig ei» wichtiger Ldschnitt der
dreizehnjährigen Bauthätigkeit erreicht wordea ist. Nicht bloß daS Süd-
portal wurde ia seiner kröueadeu Kreuzdlume vollendet, sondern auch
di« UmfassongS-Mauern des Langhauses von den Thürmen biS zum Hoch-
chor. Herrlich prangen riogsum auf den Kranzgesimsen die leicht durch-
brocheaea Gal rieen, inmitten ihrer weiter aufsteigenden zierlicheu Wim-
berge und schlanken Fialen, auf der Südseite sowohl, als auch auf der
Rordseite des Domes, «oselbst für Rechauug derDombau-
Bereine gebaut wird.

Jn dem verflossenen Jahre wurde eia großer Lheil dieser reicheu
Lrouung am nördlichen Querschiffe aufgerichtet und auch selbst uoch das
Kraozgefims gefertigt; nur an der östlichen Seite bleiben noch ein paar
Fialen zu fetzen, indem hier die alte Chorflügel-Mauer einen sehr zeit-
raubenden Herstelluugsbaa bedingte, der erst in diesem Jahre beendigt
werden kana.

Die Hauptthätigkeit bestand auch hier in den Arbeiten zum Luf-
bau des nördlichen PsrtalgiebelS, der ganz in derselben Weise
uad Größe, wie auf der Södseite, vollendet dasteht.

- ^ Der große Umfang der im Jahre 1855 ausgeföhrten Bautheile,
welche weniger maffenhaft. als überaus kunstvoll waren, hatte viele Zeit
in.Lnspruch genommen, Luch waren die zur pariser AuSstellung gesand-
j ten. meist zum Rordportal« gehörigea Bausteiue erst spät zurückge-
i kehrt, sv daß «s kaum noch möglich schien, den nördlichen Gieb el-
bau zu vollendea. Die Natur hatte bereitS ihr winterlicheS Kleid ange-
legt, als am 6- December v. I., dem Festtage deS heiligen Nikolaus.die
oderste Kreuzblume auf dem Nordportal errichtet und eine darüber Aus-
kanft gebende, hier abschriftlich beigefügte Urkunde iu dieselbe eiugefügt
wordea ist.

Jnnerhalb der so vollendeten Ringmauern des Lang-und QuerschiffeS
find bereit« sämmtliche Quergurte hergestellt, und auch selbst die beiden
in Ler Richtung des Saugschiffes liegende» Hauptbögen nach dem Ehor
hiuübergefchlagen, jedoch noch nicht gäuzlich vollendet wordeo- Die sehr
zeitraubenden Herstellungs-Lrbeiten an den Widerlagern der alten Chor-
Giebelwaud kounten nicht rascher gefördert werden, um noch vor dem
Winter diese Bögen ganz zu vollenden.

An der westlichen Fa?ade sind die Arbeitea för den
nördlichen Hauptthurm nur in dem beschränkten Maße der dafür
bestimmten Fonds gefördert worden. Eine ziemlichs Lnzahl von Dau-
steiaen find aber dafür vorbereitet, so wie auch für die Strebepfeiler
viele Steiue zugehauen worden fiud. Mit diesea Lrbeiten werden be-
kanntlich die DomsteinmeHen den ganzen Wiuter hindurch beschäftigt.

Noch bleibt hier der schon vorübergehend gedachten pariser allge-
meiaea Jndustrie-Lusstellung zu erwähnen. Auf besoudere Beranlassung
der berliner Central-Eommission sollte. in Gemäßheit eines Rescriptes
des Königlichen MinisterS für geistliche Unterrichts- uud Mediciual-An-
gelegeuheiten, Herrn von Raumer Ercellenz, vom 23. Januar 1855, Nr.
S16 17, eiue Gruppe behauener Steine aus der hieflgen Dombauhütte zu
jener Ausstellung gefandt werdea, um dem Dombaue hiedurch ueue
Förderer und Freunde zu gewinuea. Bei der Kürze der Zeit konuten da-
für keine besonderen Stein« bearbeitet werden; sie wurden daher aus
den gewöhnlichen Borrätheu entnommen und bereitS unterm 31. März
1855 ia 31 großen Kisten, mit einem Rettogewichte von 447 Eeutneru,
verladen und per Eisenbahn nach Paris abgesaudt. Diese künstliche Stein-
gruppe bestand aus: 1) der 13 Fuß hohen Kreuzblume über Lem nö'rd-
lichen Portal-Fenstergiebel; 2l zwei dergleichen kleiueren Kreuzblumen
mit Untersätzen z« den Wimbergen über den Fenstern; 3) zwei Fialeu »
16 Fuß hoch an den Eckpfeilern des nördlichen Portals ; 4) einem Schluß-
steine, mit einem Eugel verziert und für Lie nordöstliche Flügelmauer
bestimmt; 5) drei kunstreich gehauenen Baldachinen aus dem Südportale;
die sämmtlichen Steine waren nur von SteinmeHen bearbeitet.

Ferner hatte auch der Bildhauer Herr Mohr das Standbild des
heiligeu Petrus, für die Mittelsäule im südlichen Domportal, und zwei
Engel, für Lie Bvgenhalle daselbst bestimmt, besonders eiugesandt.

Um die Bestimmungsorte der auSgestellten Gegenstände näher aozu-
grben, war hiefur ein« 6 Fuß hohe Zeichnung vsm Nordportal angefer-
tigt und mit de», die Fortschritte LeS DaueS bezeichnenden Stahlstichen
von der Südseite des DomeS aus den Jahren 1842, 1848, 1851 uud 1854
der Sendung beigefügt worden. DaS Ganze bildete im Hauptschiffr LeS
2»dustrie-Palastes eine imposante Gruppe, welche vieleS Jntereu« erregte
«ad sich eiuer sehr günstigen Benrtheilung allgemein zu erfreuen hatte.

Durch die kaiserlich franzö'stsche Ausstellungs-Eommisfion ist daher
der hiefigea Dombauhütte die goldene MeLaille: »MäsiUo ä'bonneur", zu-
erkannt worden.

Luch der Bildhauer E- Mohr wurde durch die Medaille erster Claffe
ausgezeichaet, und nach voraugegangener Communication mit dem Un>
terzeichneten erhieltea ferner di« Medaillen zweiter Claffe: Lie^ beiden
Steinmetz- «nd Maurermeister Matthias Schmitz und Kriedrich Schmidt.
ingleichen-die SteinmeHpolirer Antvn Stegmayer. Karl Biemüllec und
Iuliau Marchand. Ehrenvoll erwähnt wurden Lie Steinmetzen Wilhelm
Stang, Peter HoiH, Jos. Leistea, Johann Moosbach, Rudolf Schulze,
Wilhelm Nöschea, Hermann Fahr.

Rnterm 36. Rovember 1855 find die ausgestellt gewesenen Steine,
aber leider in eiuem mehrfach defchädigten Austande, hier wieder einge-
troffen «nd sind bereits an ihrem Bestimmungsorte am Rordportal ver-
wendet wordeu. Si« erscheinen alS kleine, kaum bemerkbarr Lheile in dem
großen Ganzen, und obgleich preiSgekrönt, «nterscheiden fie fich nicht
»o» deu vielen anderen Lerartigen Ornameatea, welche aa diesem Kunst-
ba« ringsum vorkommeu.

Die Dombauhütte fühlr fich durch diese öffentliche Auerkeunuog sehr
geehrt und war von jeher bemüht, ihren schönsten Lohn in dem glücklichen
Geliugen des Baues zu suchen. Jhre BeschLftiguog ist aber leider eine
sehr anßcengende «nd aofreibende. so daß die Arbeiter »ft erkranken.
Die feit dem 2. Jauuar 1835 beim Domba« gebildete Kranken-Unter-
stüHllngs-Cass« erwies sich daher sehr nützlich, ist aber nicht immer auS-
reichend. Sehr erfreulich ist es demnach, hier beurkundeu zu könueu, daß
im Laufe des letzteu Semesters ein »erehrtes Ehren-Mitglied des Dombau-
Bereins-Vorstandes, Herr Commercienrath Simon Oppenheim. bei Ge-
legenheit seiner silbernen Hochzeit einen sehr bedeutenden Zuschuß von
506 Lhaleru den wackern Werkleuten gespendet und dieselben z« großer
Daukbarkeit verpflichtet hat.

Die Zahl der währeud des abgelaufenen Jahres beim Dombau be-
schäftigten Arbeiter betrug durchschnittlich 2S0, worunter 199 Steinhauer-
Gesellen und 13 Steinhauer-Lehrlinge enthalten siud. Dieselben siud
sämmtlich während der Wintermonate mit der Bearbeituog der Steine
zu deu Strebepfeilern und zu dem nördlichen Hauptthurme beschästigt.

Kölu, deu 6. Januar 1856-

Der Dombaumeister.Königl. Geheime Regierungs- und Baurath
Z w i r n « r.

„Unter der Regierung Seiner Majrstät des KönigS Friedrich Wilhelm
IV. von Preußen und unter dem Erzbischofe von Köln. Johannes Car-
dinal von Geissel Eminenz, wurde heute am Lage des heiligen NikolauS,
den 6- December 1855, durch den Dombaumeister, Königlichen Geheimen
Regierungs- und Baurath Ernst Friedrich Zwirner, die oberste Kreuz-
blume auf dem Nordportale errichtet, dessen Dau nach seinem Plane und
unter seiner Seitung von dem Polier Friedrich Schmidt, zur Zeit Dom-
Steinmetzmeister, und von dem Polier Real in den Jahren 1844 bis 1855
über den vorhandenen alten Dom-Fundamenten neu aufgeführt worden
ist. Der kühne Gerüstbau wurde durch den Zimmermeister Joh. Jos.
Baudevin und seineu Gehülfcn van Ammeln ausgeführt.

„Die Baukosten fur das Nordportal, so wie für die nordlichen Um-
faffungsmauern des Lang- uud des Querschiffes find aus deo freiwillige»
Beiträgen, welche die Dombau-Bereine mit etwa 666,000 Lhalern ein-
gesammelt. gedeckt worden; während der Kostenbetrag für die ne« erbaute
Südseite deS Lang- und Querschiffes nebst Südportal mit etwa 766.666
Thalern aus Königlichen Staatsfonds bewilligt. und die oberste südliche
Portal-Kreuzblume bereits am 3. October 1855 in Anwesenheit Seiner
Majestät des Königs feierlich aufgeseHt worden ist. Zur Vollendung der
Hauptgewölbe im Lang- «nd Querschiffe, nebst den zugehörigen äußeren
Gtrebe-Systemen wecden noch etwa acht Jahre erforderlich sein.

„Bcmerkenswerth erscheint hier noch: daß z« der in diesem Jahre
zu Paris Statt gehabten allgemeinen Jndustrie-Ausstellung die auf dem
nördlichen Portal-Fenstergiebel befindliche große Kreuzblume, so wie an-
dere kunstreich behauene Bausteine aus der hiesigen Dombauhntte eiuge-
sandt und dieser dafür die goldene Ehren-Medaille zuerkannt worden ist.
— Außerdem erhielten. nach dem Borschlage des Dombaumeisters, die
PreiSmedaille 2. Classe: die SteinmsHmeister Matthias SchmiH «nd
Friedrich Schmidt. so wie die SteinmsH Poliere Anton Stegmayer. Karl
Biemüller und Juliau Marchand. Die Medaille 1. Classe erhielt »och
der Bildhauer Christian Mohr sür die Lusstellung deS Standbildes des
heiligen Petrus in dcr mittleren Halle des Südportals Der wärmste
Dank fei hier allen Dombau-Werkleuten dargebracht, welche ihren schöu-
sten Lohn in dem glücklichen Gelingen des kunstreichen Lempels findea.
Doch nicht uns: Gvtt sei die Ehre!

„Hierauf ist diese Urkunde unterzeichnet «nd in die Knospe der Krenz-
blume eingefügt worden."

Der V orstand spricht dem Herrn Dombaumeister den Dank für
seine ausgezeichnete Thätigkeit aus, «nd der Präsident fügt diesem
Len Dank für die rüstlge Dombauhutte bei und deu Ausdruck Ler Fceude
über die ber Bauhütte in Paris gewordene Lffentliche Anerkennung.

Der Vorstand spricht, nach dem Berichte des Präsidenten. den
Dank dem Hercn Regierungsrath und Professor Loebell aus Bouu
für seine zum Besten des Domes abgehaltenen Vorlesungen aus, und
eruenut den Herru Soebell zum Ehren-Mitgliede deS BorstaudeS fiir
das laufende Jahr.

Herr v- Ammon berichtet im Namen der Commission für Werwer-
thuug der »om L. Schaaffhausen'schen Bank-Vereine geschenkten Ge-
mälde. Die Restauration sei nach gemachten Versucheu der darauf z«
verwendenden Kosten wegen für Len Berein unzweckmäßig. und die Com-
mission rathe daher eher zum öffentlichsn Versteigeru dieser Bilder, da
die Berlvosung minder zweckmaßig erscheine.

Herr Neveu schließt sich dieser Ansicht an «nd berichtet näher Lber
die vorgenommenen Restaurations-Versuche.

Der Borstand entscheidet sich dafur. die Bilder im Wege der öf-
feutliche» Auction zu verwerthen. Die Commission «ird daher mit der
Ausföhrung des Lierkaufs beauftragt.

Borgelesen, gsnehmigt, uuterlchriebea.

(Gez.) Esser II. — l> Haass I. — Zwirner. — Kreuser. —
Berghaus. — v. Ammon. — Frhr. v. MLnch-Belling-
hau sen. — H- M. Schmitz. — W> Pütz. — F. H-user. —
G A. Böcker. — H. Scheper. — W. Breuer. — C hr. Her-
riger- — Hardung l- — Rolshausen. — F. C. Eis«a„
— 0. Bosen.

Hundert zweiundfünfzr'gstes Gs'i»en-Berzeichniß.

Einnahme vom 29. bis 31. December 1855:

Lhlr.Sgr.Pf-

1) Beiträge aus -en Slementar-Schulea des KreiseS

Crefeld.. 16 -

2) Feraere Abliefsrung ans den Sammlungsa im hie-

figen Pfarrbezirk St. Columba . - - 13t 16 —

Summa 1-8 25 —
 
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