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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1856 (Nr. 131-142)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1522#0045
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Kölner

Monatsfchrifk,

Amtliche Mittheilungen des Gentral-Dombau-Bereins,

mit geschichtlicken, artistischen und literarischen Beiträgen,

hrrassgrgebea vom Vorstaude.

Nr. 1LI.

Köl«, Freitag 21. November

183«.

Das „Kölnn Domblatt" erscheint msnatltch. Der Pränumerations-PreiS, deffen Brutto-Ertrag der Dombau-Bereins-Taffe zuflieHt, bettägt hier wie
auSwärts !dei allen kgl. preuß. Poft-Anflaltent t« Ggr. für den Jahrgang. — Alle Zuschristen an den Tentral-Vcrein werden offen odcr untcr Kreuz.
band mit der Rubrik: „Allgemeine Sngelegeabeiten ves Dombau-Vereins zu Köln", so wte Selvseudungen mit der Bezeichnung: „Geldbetttäge fürdcn Dombau
in Köln", erbeten.

Amtliche Mittheilungen.

.Hnndert neummdachtzigstes Protocoll

de»

Ckutrai-Domdan-Verems-Vorstandes.

Verhandelt zu Aöln im Rathhaussaale, am 18. November 1856,
NachmittagS 4 Uhr.

Anwesend: die Herren Esser II., Pcäsident; I>. Baudri; Rolshau-
sen; F. Heuser; O. HaasS 1.; Schmitz-Lohnis; Scheper; A.
ReichenSperger; W. Bartman; Zwirner; Chr. H errig er;
Schaurte; Hardung !.; O. Vill; Stupp; Trost; Pephs;
v. Ammon; Areuser; Aldenhoven; Wolsf; A. Heimann;
Eisen;-Seydlitz; v. Möller; Neven; M. DuMont; Thissen;
Berghaus; v. Wittgenstein; F. Grosman; v. Münch-Bel-
linghausen; Pütz; O. Vosen, Pcotocollführer.

Entschuldigt: die Herren Graf von Fürstenberg-Stammheim;
Böcker; P. Franck; Haugh, MichelS.

Der Präsident eröffnet die Sitzung durch Mittheilung des Gaben-
Verzeichnisses. Demgemäß sind seit dem 1. November d. I. eingegangen:

1) Aus den Collecten in den hiesigen Pfarrbezirken St.

Mariä-Himmelfahrt, St. Ursula, St. Geceon und St. Thlr. S. P.

Macia in dec Schnurgafse. 660 15 6

2) Von den HülsS-Vereinen zu Simmem und B.-Gladbach 19 23 —

3) Aus der Fremden-Collecte im Dom sOciober) . . 122 9 —

4) Von der düsseldorfer KunstauSstellung der Ectrag dreier

Tageseinnahmen. 42 5 —

5) Von auSwärtigen Dombau-Fceunden . . - - 39 9 8

6) An Zeugen-Gebühren.— 12 —

7) Caffa-Rest des münchenec akademischen Dombau-Veceins 6-

Summa: 890 14 2

Danach wird ein Antrag des VorstandS-MitgiiedeS' H-rrn A. Rei-
chenSperger zur Besprechung vorgelegt, folgenden JnhaltS:

„Der Borstand wolle geeigneten Ortes Verwahrung da-
gegen einlegen, daß bei dem Vaue drs nördiichen Dom-
thurmes vo» dem ursprünglichen Plane abgewichen werdr.
„Der Antrag gründet fich auf A. 1 der VereinS-Sta-
tuten."

Der Präsident vecliest den angezogenen ° 1 deS StattüS, wslchec

lautet:

.Unter dem Namen .„Dombau - V erein" bildet fich in Köln ein
Verein, welcher den Zweck hat, vecmittelS Darbringung von Geldbei-
trägen und in jeder sonst angemeffenen Weise füc die würdige Erhal-
tung und den Kortbau der kathoiischen Kathedral-Domkicche in Köln

nach dem ursprünglichen Plans thätig mitzuwicken.'j _

Eben so wird der 9. §. veclesen, welcher sagt: g

.Die Mittel deS VereinS bilden nach Abzug der unvermeidlichen Ver-
ivaltungs-Kosten und der AuSgabe für die VeceinS-Gsdenkzeichen s§. 13)
den VcreinS-BaufondS. Dieser soll von den durch die königliche Gnade

und die Kathcdral-Steuec gebildeten Dombau-FondS getcennt ge-
halten, und in Gemäßheit der Allechöchst feftgestellten Bauplane,
unter Anordnung und Leitnng des DombaumeisterS, wo möglich auf
einzelne, aus dem großen Ganzen hervortcctende Theile dcü ÄauwerkS
in der Art vcrwendet wecden, dap dieselben als daS Werk des Vereins
entstehen, und in so fern deffen Mittel dazu ausceichcn, auch durch
den Verein zur Vollendung gebracht iverven.'

Der in Rede stehende Antrag war bereitS in der vorhergegangenen
Sitzung vorgelegt, konnte aber damals nicht besprochen werden, da der Dom-
baumeister zu erscheinen verhindert war.

Reichensperger erhält daS Wort zur Bcsprechung ssineS Antcagc«.
Er führt auS, daß nach dcn eben vorgelesenen Paragraphen sich die Stellung
dcS VereinS in der vorliegenden Frage klar bezeichne. Es sei bei der ersten
Gcündung deS Vereins cin bedeulendeS Gewicht auf die vorgelesenen Wocte
des Siatuis gclegt wocoen: »nach dem urspcünglichen'Plane'. Man
solle hier allerdingS nicht bei jeder abweichend scheinenden Einzelheit scrupu-
löse Einrede vecanlassen wollen. Wenn nach dec Ansicht deS Redners auch
schon wiedecholt vom Plane abgewichen ivorden sei, z. B. bei der Construc-
tion des DacheS und des Dachtyurmes aus Eisen, so sei dies kein Anlaß ge-
wocden, durch Anträge wie dec hcutige in den Gang der Sache einzugrei-
fen. Man wolle also keineSwcgs kleinliche Bedenken geltend machen uno im
ganzen Großen mit das vollste Vertrauen dec jetzigen Leitunq schenken. An-
ders liege jedoch die jetzige Frage. Es sei allgeniein entschieden, daß das
Thucmsystem nicht zuni ursprünglichen Plane gehöre, sondern eine spätece
Ecfindung eines zweiten Meistcrs sei. Alle Autoritäten seien aber damit ein-
vecstanden, daß gecade die Tyürme dec Glanzpunct des WcrkeS seien, und
durchaus als Original, keinem älteren Werke nachgebilvet. Der Redner liest
eine bctceffende Stelle aus .Kuglcr' vor, wocin dicse Behauptung bestätigt
wicd. Wenn nun dies feststehe, so wärc also, wenn irgcndwie. dann gerade
an den Thürmen die stcengste Gewiffenhaftigkeii im Beibchaltm deS alten
OriginalS in seinen Eigenthümlichkeiten geboten. Es sei nun zugegeben. daß
die Aenderung, weiche m der neuen Anlags des nördlichen ThurmeS mit der
Tceppe vorgenominen, eine wesentliche Abweichung vom altm Muster de«
südlichen Thurmes sci. Der Rednec setzt den bekannten Sachverhalt nähec
auS einander; von außen und namenilich von inncn, wo daS von dec Treppe
halb geblendete Fenster am alten Thurme wesentlich absteche gegen das an dec
neum Scite ganz offen gebliebme Gegmfmster, sei die Verjchiedmheit sehc
bemeckbar. Dec ncue Meister habe jedenfalls bei der untecnommmm Aende-
rung die besten Abstchtm und wesentliche Gründe gehabt; dasüc bürge die
ganze weltbekannte Thätigkeil des DombaumeisterS.' Welche Gründe aber auch
da sein könnten, Rcdner glaubc, daß kein Grund, wmigstens vor Nicht-
technikern, diese Reuerung rechtfertigen könne. Wenn fich nicht behaupten
lafse, daß die alte Einrichtung geradezu ein constructivcr Fehler sei, so bleibe
eS Pflicht des BorstandcS, auf Bcibehaltm des altm Ociginals zu dringm,
da es stch nicht um Herstellung eincs neum WerkeS, sondem um Vollmdung
eineS altm Originals handlc. Wir häitm das Original stcena zu crhaltm,
selbst wenn wir gegcündete AuSstellungm an ihm zu machen yätten. Ebm
so wmig. wie ein Herausgeber deS „Dante' Cocrecturm fehlerhaster Origi-
nalverse vornehmm dürfe, cbcn so wenig sei eine ähnliche Cocrectur dieseS
großm architektönischm GedichteS gestattel. Financielle Gründe wücden hier
ledenfalls nicht in Anschlag zu bringen sein, da der Dombau Sache der
Jahrhundecte sei; ob hier ein Zahr' länger geacbeitet werde, daS liege in
GottcS Hand.

Darauf erhält der Dombaumeistcr daS Wort, indem ihn dec Voc-
sitzmd« um nähere Mittheilüng deS SachvechalteS ersucht. Er äußert sich:
Die Wendeltreppe am nördlichen Thucme beginne genau an dersekbcn Stelle,
wie die Treppe des südlichen ThucmcS begmne; rücke etwaS wsstlich vor,
steige aber dann senkrecht alS Spirale auf, ohne die Slärke deS EckpseilerS
rm Mindestm in Gefahr zu bcingen. Sie sei auf alle Rückfichten der Zweck-
 
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