8) Bom HülfS-Bereine za Aachcn
S) „ „ . Äerpen
)0) » „ „ Rodcnkirchcn
)I) „ im Decanate Nideggen
12) Bom akademtlchen Domball-Verein zu Tübingen
13) „ „ „ „ Bon»
14) Aus den Elementarschulen LeS PflegebezirkS Lerpen
(durch Herrn Pfarrer und Schulpfleger Coutzen ia
Blatztzeim).
15) Von Herrn Ph Engels als Geschenk für den Dom«
bau, herrührend eus einem Prsceffe
16) AuS einer Billard-Partie.
17) Bon Hcrren F. und G. Stöter in Hamburg .
18) Bon „«chiffer vornini" (zweiter Beitrag pro 1863)
19) Bon Herrn Aaufmann Fc. W. Balckenberg in Worms
29) Von Hcrrn Laufmann C. H. Petersen in Erfurt
21) AuS den Dombüchsen an den hi.sigen Rheinbrücken.
Summa
Hierz« die Einnahmc pro Januar c., laut 2L4. Gaben-
Berzeichuiß (ek. Nr. 215 d. Bl.) mit . . . _-
Thlr.Sgr.Pf.
b9 — —
56 - —
18 10 —
27 — —
24 25 —
80 - -
8
1
ii
10
2
15
—
ü
3
20
—
4
7
12
—
1423
4
8
1463
27
11
2887
2
7
Gesammt Einnahme pro Januar und Februar
Köln, dea 28. Zebruar 1863.
Der BerwaltungS-Ausschusi
deS Central-Dombau-Vereins.
Entwicklungsgarrg der Kunst,
von der ältesteu Epoche bis zu der neuesten
Zeit.
Dortrag von v. Aug. ReichenSperger.
Dor einiger Zeit eröffnete Herr AppellationS-GerichtSrath v. Aug. Rei-
chenSperger die Reihe der zum Besten deS BaueS der aachener Votivkirche
angekündigten wiffenschaftlichen Vorträge im großen Curhaus-Saale zu Aachen.
Wis zu erwarten stand. hatte stch ein zahlreicher ZuhörerkrciS eingefunden,
in welchem die gebildeten Kreise hiefiger Stadt sämmtlich vertreten waren.
v. ReichenSperger, a!S parlamentarischer Redner seit Jahren vortheilhaft
bekannt. lcitete seinen Vortrag ein, indem er auf die tiefere GenefiS alleS
künstlerischen SchaffenS bei den verschiedenen Culturvölkern hinwieS. Die
Kunst, bemerkte der Redner, entstamme nicht Ler materiellen Nothwendigkeit,
sondern seit ihren crsten leisen Anfängen habe sie vorzugsweise idealen Be-
dürsnissen gedient. Den materiellen Slrömungen der Jetztzeit gegenüber wieS
v. ReichenSperger auSführlicher nach, wie die Kunst von der fernsten Vor-
zeit an biS zum Dersumpfen deS HeidenthumS einen vorhecrschend religiösen
Eharakter gehabt habe, — DieseS eben so belehrende alS intereffante Thema,
daß nämlich die Kunst im vorchristlichen Nlterthum vorzugSweise im Dienste
der Religion sick thätig erwiesen habe, suchte der Redner nicht nur durch
AuSsprüche hervorrageuder Denker dec neuestsn Zeit zu erhärten, sondern er
begründete auch dies- Anficht durch Stellen aus allen Classtkern, inSbeson-
dere auS Plato.
Nachdem drr Redner die philosophischen Jdeen über Ilrsprung und Ent-
stehung der Kunst erläutert hatte, glng er dazu über, die Kunstweise und die
Kormenwelt bei den ältesten Luliurvölkern deS fernen OstenS, deßgleichen
bei Len Aegyptiern in kurzen aber kräfligen Zügen zu kennzeichnm, Die Kunst-
werke am Nil und im Delta deSselben, die heute noch durch ihre großartigen
Uebcrrcste die Forscher in Menge anziehen, bezeichnete v, Reichensperger alS
Monumentalbauten, die ebenfalls wieder durch religiöse Weihe und höhere
Mystik sich auSzeichnen, währsnd fie zugleich durch ihren kolossalen Umfang
und durch die Gcoßartigkeit ihrer Veihällniffe dic Blicke deg BeschauerS
seffeln.
AlSdann ging der Redner auf die hohen Vorzüge und Schönheiten der
gricchischen Kunst weitläufiger ein und suchte ihre Verwandtschaft mit der
ältercn ägyptischcn Kunst dec Pharaonen nachzuweisen, Jn schwungvoller
Rede sührte derselbe aus, wie die Kunst der Griechcn als eine ideale auf-
gefaßt werden müffe, und wie in ihrer Plastik und Malerei die voöendete
Darstellung deS bloß nalürlich Schönen keincSwegg der Hauptzwcck ge-
wesen sei. Auf die monumentalen Bauwerke dcr Griechen übcrgehend, deren
Grundcharakter gekennzeichnet wurde, hob Hr. v. R. mitRecht hervor, daß für alle
Zukunft die Bauwerke von Alt-HellaS sowohl dem Studium alS auch derPraxis
alS AuSgangSpuncte, nicht aber alS Vorbilder zu dienen haben würden. Jm
Gsgensatze zu der Hinneigung zum Kolossalen und Gigantischen, daS a!S
choraktcristisches Merkmal dcr ägyptischen Kunstweise eigen ist, suchte der
Redncr weitec nachzuweisen, wie die Kunst deg classischcn GriechenthumS flch
mchr durch cin besonneneS Maßhalten, so wie durch eine seine harmonischs
Durchbildung der DetailS augzeichne,
AlS nach dcm Falle GriechenlandS fich auf den Ruinen unterjochter
Wölker die Römerherschast aufzubauen begann, nahmen die Sieger nicht nur
Eittcn und einzelne Gebräuche dec Besiegten an, sondern, da dag Rö-
merthum alS kriegerische Nation nicht selbstschöpferisch und tonangebend auf
den verschiedenen Kunstgebieten auftrat. adoptirte es auch die Kunstsor-
men der unterjochten Bölker, indem cS fie nach seiner GesühlS- und An-
schauungSweise zum Theil umzugestalten suchte.
Nachdcm der Redner weiter den inneren Zusammenhang der römischen
mit der älteren griechischen Kunst nachgewiesen hatte, deutete er, anknüpfend
an heute noch vorhandene Bauwcrke deS alten Rom, darauf hln, wie in
den umsangreichen Bauwerken der Römer sich die Vorliebc süc großartige
Massenwirkung bekunde, und wie dicse koloffalen Bauwcrke durch" meistens
monotone Detailformen verziert würdcn, die, nach strenger Regel durchge-
sührt, nirgendwo dag selbstschöpserische Jndividuum zur Geltüng kommen
ließen. -
Hierauf cntwarf der Redner noch ein Bild deS bauprächtigen Rom als
Weltstadt der Läsaren und nachdem er darauf hingewiestn hatte, wie hier Palast
an Palast sich reihte, diebei der größten Nebereinstimmung der monotonenDetailg
sich hauptsächlich durch dag kostbare Matsrial und ibre imponirende Moffen-
haftigkeil auSgezeichnet häiten, ging derselbe auf die E, klärung und Schllderung
der räumlichen Eintheilung und baulichen Beschaffenhcit der alten Bafiliken
über und wieS nacb, wte in diesen ögcntlichen Hallrn die Uranfänge dcg
christlichen KirchenbaueS und in so fern ber christlichen Kunst zu finden scien.
ES wurde von dem Redner weiler auSgeführt, daß in den ersten Jahrhun-
derten der Kirche dis Kunst nicht nur hinstchtlich der Architektur, sonreni auch
in Bezug auf Materei und Sculptur sich noch immer an heidnische Vorbildcr
anschloß, und daß eS noch geraume Zeii Lauern sollie, blS die Kircbe daS
ganze Gibiet der Formenwtlr mit ihrem Keiste durchdrungen und künstlerisch
belebt halte, Jn gleicher Wcise, mie, im großen Ganzen genommen, die Ba-
filika im christlichcii Abcndlande auch noch mehrere Zahrhunderte nach
dcm Sturze der RömerherrsLast alS Grundlage für den laleinischen Kirchen-
bau zu belrachten sei, so sei für die morgenländische Kirche der Kuppelbau
Kaiser Jusiinian'S, dle „Hagia Sophia" zu Byzanz. daS Grundschema gc-
wesen, nach welchem Jahihundsrie hinducch die christlichen Bauwerke dec
grieckischen und späier ber russischen flirche fich geregelt hälien.
Rachdem v. ReichenSpcrger noch dacauf hingedcutet hatle, wie im Abend-
lande, sornehmiich in den kirchlichen Bauwerkm zu Ravenna, fernsr an
S. Marco in Venedig, besonderS aber auch am karolingischen MünNer un-
serer Vatecstadt, ber Einfluß und die Wechselwirkung des griechischen Kuppel-
baueS auf die kirchlichcn Bauweike dec Laicjner sich be'thätigt habe, ging
er dazu über, in anschaulicher Weise nahe zu legen, wie erst nach dem Jahre
1089 der lt ristlichen Zeiirechnung, nachdem dis Furckt vor Lem nahen Uu-
tergange der Welt einer gehobenen Baubegeistcrung Platz gemackt haite, so-
wohl dieSseitS alg jenseitS der Alpsn eine großarlige Bauthäti, keit sich ent-
faltet habe, die in ben nächstfolgcnden Jehrhunderten die verschiedenen Län-
der des christlichen AbendlandcS mit eincm Kcanzs der bauprächligsten Tem-
pel geschmückt habe,
Mlt vollem Rechte hob unler Anderem dec Redner hervor, daß wohl
kein Land bieSseil dec Berge heute noch eine so große Zahl der vollendetsten
Bauwerke romanischen SiyIS aufzuweisen habe, alS jene LandeStheile dcr
Rheinprovinz, die auS Besttzungen der ehemaligen drei geistltchen Kucfürsten-
thümer bestehen. Nach Beleuchlung einzelner hervorragender Bauwerke deS
11. und 12. JahrhundectS berührle v, RelchenSperger die ersten Anfänge der
Spltzbogenkunst und wieS in gchobenem Redefluß nach, wie bereilS gegen
Mine des 12. Jahrhunderis im nördlichen Frankreich, nämlich in der Nor-
mandie, Picardie, der JSle de Francc, der Champagne ic.. die Anfänge der,
später von den Jtalienern spotlweise sogenannien Gothik klar uno selbst-
bewußt zu Tage getreten seien. Jn treffender Weise wußte der Redner eS
einleuchtend zu machen, daß, wenn auch die Wiege der Spitzbozenkunst im
nördlichen Frankreich zu finden sei, doch dte neue Bauweise durchauS alS
AuSfluß des christlich-gecmanischen GeisteS betrachtet merden müffe, indem
das nördliche Fcankceich von dem Stamme dec Franken in Besttz genommen
und durch ihc Schwert wie durch ihren Geist beherrscht worden sei.
Nachdem der Redner daS Wesen und den Grundcharakter deS germa-
nischen BaustylS >m Gegensatze zu den überlieferim Bauformen der roma-
nischen Völker treffend gekennzeichnet hatte, suchte*derselbe seinen Zuhörern
es anschaulich zu machen, wie mit Einem Male die germanische Bauweise
auSschließlich herrschend im nordwrstlichen Eurvpa ausgclreten sei. und wie
so aanz plötzlich die eben noch geübten Formen des romanischen Siyls ihren
Abfchtuß gesunden hätten, Jm Gegensatze zu der geltend gemachten Ansicht
deS gechrten Herrn RebnerS, der die Goihik plötzlich ihce Herrschafl gewlnnen
läßt, glauben wir darauf hinweisen zu sollen, daß die germanischen Korm-
gesetze sich, anfänglich unbewußt, auS den romanischen Formen intmickelt
haben, unü daß ble älteren Kaihedralbauten von BourgeS, ChartccS, Laon,
AmienS, dcßgleichen der Dom von Magdeburg, die Liebfcauenklrche zu Trier,
St, Elisabsih zu Marburg und dec Dom zu Köln als eben so viele Enl-
wicklungsphasen des gsrmanischen BaustylS zu bctrachten seien, die derselbe
in allmählicher Aufeinanderfolge und in genelischer Entwickiung durchgemacht
hat. Mit Recht erblickte der Nedner die Höhe uns Vollendung dsr Spitz-
bogenkunst in dsm Riesendome zu Köln, der für alle kommendcn Jahrhun-
derte die Bewunderung der Naiionen dcS christllchen Abendlandcs erregen
wird, wenn auch fcanzöstsche Enihusiasten füc die Slylformen deS 13. Zahc-
hundertS die erjte äövLäsuos der Eothlk im kölner Dome crbücken wollen.
Auf dem Kern- und Schwerpuncte ftineS VortrageS angekommen, führie der
Redner in fcsselndec Weise weiter auS, wie die Goihik i'n ihrem Grundprincip
dahin strebe, alle Form und Maffe zu beWältigen unv dieseids in Gliederun-
gen auszulösen, und so dec unbeweglichen, starren MaffeLeben und Schwung
zu verleihen, sts gewifser Maßm zu vergeistigen.
Zu weit würbe eS uns führen, wenn wir in unserem Berichte über den
Vortrag deS VorkämpferS für christliche Kunst auf deutschem Boden dem
Redner hier noch aus jeneS intereffants Gebiet folgen wollien, wo er den
Nachweis lieferte, mie alle Wurzeln und Grundbedmgungen deS goihischen
Kalhedralbaues in selnem Gcundrlffe hafteten, und vie auS diesem Grund-
risse mit einer A:t von innerer Noihwendigkeit und Gesetzmäßigkeit die vielen
Ocnamente und Einzelheiten biS zu den zierlichen Fiaten uns den sie bc-
krönenden Kreuzblumen sich entwickelten. Die ganze reiche Formenwelt der
Gothik mit allen ikren socmschönen Einzelnheite'n auS der animalischen und
vegetabilischen Wchöpfung ließen fich, wie dag u, A, auch auS den küczlich aus-
gefundenen Handzeichnungen deS alten Archiiekten Villart de Honnccourt
klar hervorgehe, mit dem Ziikel auS den einfachen Grunbformen deS KceiseS,
deS Dreiccks, deg Vier- unv AchleckS weiter entwickeln und durchsühren.
Auf den Verfall der germanischen Baukunst gegen AuSgang deS Mii-
telalterS hlnwsisend, aus der nach und nach der Gäst geschwundcn und zu-
letzt gewagte Formenspielsreien zum Vorschein gekommen waren, wieS Redner
eingekend nach, wie schon im 14. Jahrhundert auf ilalienischem Bodcn ein
Zurückgehen auf die Bauformen, überhäupt auf die AnschauungSweise des
classtschen Rom sich geltend gemacht habe, und wie, nameniiich seit den
Tagen der Cinquccentisten uiid der Humanisten, bei dem Wiederaufleben der
altciassischen Liieralur und Philosophie, auch die Formenwelt von HellaS und
Latium, mit Verdrängung der Kunsiweise der christlichen Vorzeit, wisder in
den Vordergrund gelreien sei Diese scheinbare Wiederbelebung der cia!sisch°°
römischen Kunst, von dcn Medicäern uno der von ihnen gestiflsten Akademie
S) „ „ . Äerpen
)0) » „ „ Rodcnkirchcn
)I) „ im Decanate Nideggen
12) Bom akademtlchen Domball-Verein zu Tübingen
13) „ „ „ „ Bon»
14) Aus den Elementarschulen LeS PflegebezirkS Lerpen
(durch Herrn Pfarrer und Schulpfleger Coutzen ia
Blatztzeim).
15) Von Herrn Ph Engels als Geschenk für den Dom«
bau, herrührend eus einem Prsceffe
16) AuS einer Billard-Partie.
17) Bon Hcrren F. und G. Stöter in Hamburg .
18) Bon „«chiffer vornini" (zweiter Beitrag pro 1863)
19) Bon Herrn Aaufmann Fc. W. Balckenberg in Worms
29) Von Hcrrn Laufmann C. H. Petersen in Erfurt
21) AuS den Dombüchsen an den hi.sigen Rheinbrücken.
Summa
Hierz« die Einnahmc pro Januar c., laut 2L4. Gaben-
Berzeichuiß (ek. Nr. 215 d. Bl.) mit . . . _-
Thlr.Sgr.Pf.
b9 — —
56 - —
18 10 —
27 — —
24 25 —
80 - -
8
1
ii
10
2
15
—
ü
3
20
—
4
7
12
—
1423
4
8
1463
27
11
2887
2
7
Gesammt Einnahme pro Januar und Februar
Köln, dea 28. Zebruar 1863.
Der BerwaltungS-Ausschusi
deS Central-Dombau-Vereins.
Entwicklungsgarrg der Kunst,
von der ältesteu Epoche bis zu der neuesten
Zeit.
Dortrag von v. Aug. ReichenSperger.
Dor einiger Zeit eröffnete Herr AppellationS-GerichtSrath v. Aug. Rei-
chenSperger die Reihe der zum Besten deS BaueS der aachener Votivkirche
angekündigten wiffenschaftlichen Vorträge im großen Curhaus-Saale zu Aachen.
Wis zu erwarten stand. hatte stch ein zahlreicher ZuhörerkrciS eingefunden,
in welchem die gebildeten Kreise hiefiger Stadt sämmtlich vertreten waren.
v. ReichenSperger, a!S parlamentarischer Redner seit Jahren vortheilhaft
bekannt. lcitete seinen Vortrag ein, indem er auf die tiefere GenefiS alleS
künstlerischen SchaffenS bei den verschiedenen Culturvölkern hinwieS. Die
Kunst, bemerkte der Redner, entstamme nicht Ler materiellen Nothwendigkeit,
sondern seit ihren crsten leisen Anfängen habe sie vorzugsweise idealen Be-
dürsnissen gedient. Den materiellen Slrömungen der Jetztzeit gegenüber wieS
v. ReichenSperger auSführlicher nach, wie die Kunst von der fernsten Vor-
zeit an biS zum Dersumpfen deS HeidenthumS einen vorhecrschend religiösen
Eharakter gehabt habe, — DieseS eben so belehrende alS intereffante Thema,
daß nämlich die Kunst im vorchristlichen Nlterthum vorzugSweise im Dienste
der Religion sick thätig erwiesen habe, suchte der Redner nicht nur durch
AuSsprüche hervorrageuder Denker dec neuestsn Zeit zu erhärten, sondern er
begründete auch dies- Anficht durch Stellen aus allen Classtkern, inSbeson-
dere auS Plato.
Nachdem drr Redner die philosophischen Jdeen über Ilrsprung und Ent-
stehung der Kunst erläutert hatte, glng er dazu über, die Kunstweise und die
Kormenwelt bei den ältesten Luliurvölkern deS fernen OstenS, deßgleichen
bei Len Aegyptiern in kurzen aber kräfligen Zügen zu kennzeichnm, Die Kunst-
werke am Nil und im Delta deSselben, die heute noch durch ihre großartigen
Uebcrrcste die Forscher in Menge anziehen, bezeichnete v, Reichensperger alS
Monumentalbauten, die ebenfalls wieder durch religiöse Weihe und höhere
Mystik sich auSzeichnen, währsnd fie zugleich durch ihren kolossalen Umfang
und durch die Gcoßartigkeit ihrer Veihällniffe dic Blicke deg BeschauerS
seffeln.
AlSdann ging der Redner auf die hohen Vorzüge und Schönheiten der
gricchischen Kunst weitläufiger ein und suchte ihre Verwandtschaft mit der
ältercn ägyptischcn Kunst dec Pharaonen nachzuweisen, Jn schwungvoller
Rede sührte derselbe aus, wie die Kunst der Griechcn als eine ideale auf-
gefaßt werden müffe, und wie in ihrer Plastik und Malerei die voöendete
Darstellung deS bloß nalürlich Schönen keincSwegg der Hauptzwcck ge-
wesen sei. Auf die monumentalen Bauwerke dcr Griechen übcrgehend, deren
Grundcharakter gekennzeichnet wurde, hob Hr. v. R. mitRecht hervor, daß für alle
Zukunft die Bauwerke von Alt-HellaS sowohl dem Studium alS auch derPraxis
alS AuSgangSpuncte, nicht aber alS Vorbilder zu dienen haben würden. Jm
Gsgensatze zu der Hinneigung zum Kolossalen und Gigantischen, daS a!S
choraktcristisches Merkmal dcr ägyptischen Kunstweise eigen ist, suchte der
Redncr weitec nachzuweisen, wie die Kunst deg classischcn GriechenthumS flch
mchr durch cin besonneneS Maßhalten, so wie durch eine seine harmonischs
Durchbildung der DetailS augzeichne,
AlS nach dcm Falle GriechenlandS fich auf den Ruinen unterjochter
Wölker die Römerherschast aufzubauen begann, nahmen die Sieger nicht nur
Eittcn und einzelne Gebräuche dec Besiegten an, sondern, da dag Rö-
merthum alS kriegerische Nation nicht selbstschöpferisch und tonangebend auf
den verschiedenen Kunstgebieten auftrat. adoptirte es auch die Kunstsor-
men der unterjochten Bölker, indem cS fie nach seiner GesühlS- und An-
schauungSweise zum Theil umzugestalten suchte.
Nachdcm der Redner weiter den inneren Zusammenhang der römischen
mit der älteren griechischen Kunst nachgewiesen hatte, deutete er, anknüpfend
an heute noch vorhandene Bauwcrke deS alten Rom, darauf hln, wie in
den umsangreichen Bauwerken der Römer sich die Vorliebc süc großartige
Massenwirkung bekunde, und wie dicse koloffalen Bauwcrke durch" meistens
monotone Detailformen verziert würdcn, die, nach strenger Regel durchge-
sührt, nirgendwo dag selbstschöpserische Jndividuum zur Geltüng kommen
ließen. -
Hierauf cntwarf der Redner noch ein Bild deS bauprächtigen Rom als
Weltstadt der Läsaren und nachdem er darauf hingewiestn hatte, wie hier Palast
an Palast sich reihte, diebei der größten Nebereinstimmung der monotonenDetailg
sich hauptsächlich durch dag kostbare Matsrial und ibre imponirende Moffen-
haftigkeil auSgezeichnet häiten, ging derselbe auf die E, klärung und Schllderung
der räumlichen Eintheilung und baulichen Beschaffenhcit der alten Bafiliken
über und wieS nacb, wte in diesen ögcntlichen Hallrn die Uranfänge dcg
christlichen KirchenbaueS und in so fern ber christlichen Kunst zu finden scien.
ES wurde von dem Redner weiler auSgeführt, daß in den ersten Jahrhun-
derten der Kirche dis Kunst nicht nur hinstchtlich der Architektur, sonreni auch
in Bezug auf Materei und Sculptur sich noch immer an heidnische Vorbildcr
anschloß, und daß eS noch geraume Zeii Lauern sollie, blS die Kircbe daS
ganze Gibiet der Formenwtlr mit ihrem Keiste durchdrungen und künstlerisch
belebt halte, Jn gleicher Wcise, mie, im großen Ganzen genommen, die Ba-
filika im christlichcii Abcndlande auch noch mehrere Zahrhunderte nach
dcm Sturze der RömerherrsLast alS Grundlage für den laleinischen Kirchen-
bau zu belrachten sei, so sei für die morgenländische Kirche der Kuppelbau
Kaiser Jusiinian'S, dle „Hagia Sophia" zu Byzanz. daS Grundschema gc-
wesen, nach welchem Jahihundsrie hinducch die christlichen Bauwerke dec
grieckischen und späier ber russischen flirche fich geregelt hälien.
Rachdem v. ReichenSpcrger noch dacauf hingedcutet hatle, wie im Abend-
lande, sornehmiich in den kirchlichen Bauwerkm zu Ravenna, fernsr an
S. Marco in Venedig, besonderS aber auch am karolingischen MünNer un-
serer Vatecstadt, ber Einfluß und die Wechselwirkung des griechischen Kuppel-
baueS auf die kirchlichcn Bauweike dec Laicjner sich be'thätigt habe, ging
er dazu über, in anschaulicher Weise nahe zu legen, wie erst nach dem Jahre
1089 der lt ristlichen Zeiirechnung, nachdem dis Furckt vor Lem nahen Uu-
tergange der Welt einer gehobenen Baubegeistcrung Platz gemackt haite, so-
wohl dieSseitS alg jenseitS der Alpsn eine großarlige Bauthäti, keit sich ent-
faltet habe, die in ben nächstfolgcnden Jehrhunderten die verschiedenen Län-
der des christlichen AbendlandcS mit eincm Kcanzs der bauprächligsten Tem-
pel geschmückt habe,
Mlt vollem Rechte hob unler Anderem dec Redner hervor, daß wohl
kein Land bieSseil dec Berge heute noch eine so große Zahl der vollendetsten
Bauwerke romanischen SiyIS aufzuweisen habe, alS jene LandeStheile dcr
Rheinprovinz, die auS Besttzungen der ehemaligen drei geistltchen Kucfürsten-
thümer bestehen. Nach Beleuchlung einzelner hervorragender Bauwerke deS
11. und 12. JahrhundectS berührle v, RelchenSperger die ersten Anfänge der
Spltzbogenkunst und wieS in gchobenem Redefluß nach, wie bereilS gegen
Mine des 12. Jahrhunderis im nördlichen Frankreich, nämlich in der Nor-
mandie, Picardie, der JSle de Francc, der Champagne ic.. die Anfänge der,
später von den Jtalienern spotlweise sogenannien Gothik klar uno selbst-
bewußt zu Tage getreten seien. Jn treffender Weise wußte der Redner eS
einleuchtend zu machen, daß, wenn auch die Wiege der Spitzbozenkunst im
nördlichen Frankreich zu finden sei, doch dte neue Bauweise durchauS alS
AuSfluß des christlich-gecmanischen GeisteS betrachtet merden müffe, indem
das nördliche Fcankceich von dem Stamme dec Franken in Besttz genommen
und durch ihc Schwert wie durch ihren Geist beherrscht worden sei.
Nachdem der Redner daS Wesen und den Grundcharakter deS germa-
nischen BaustylS >m Gegensatze zu den überlieferim Bauformen der roma-
nischen Völker treffend gekennzeichnet hatte, suchte*derselbe seinen Zuhörern
es anschaulich zu machen, wie mit Einem Male die germanische Bauweise
auSschließlich herrschend im nordwrstlichen Eurvpa ausgclreten sei. und wie
so aanz plötzlich die eben noch geübten Formen des romanischen Siyls ihren
Abfchtuß gesunden hätten, Jm Gegensatze zu der geltend gemachten Ansicht
deS gechrten Herrn RebnerS, der die Goihik plötzlich ihce Herrschafl gewlnnen
läßt, glauben wir darauf hinweisen zu sollen, daß die germanischen Korm-
gesetze sich, anfänglich unbewußt, auS den romanischen Formen intmickelt
haben, unü daß ble älteren Kaihedralbauten von BourgeS, ChartccS, Laon,
AmienS, dcßgleichen der Dom von Magdeburg, die Liebfcauenklrche zu Trier,
St, Elisabsih zu Marburg und dec Dom zu Köln als eben so viele Enl-
wicklungsphasen des gsrmanischen BaustylS zu bctrachten seien, die derselbe
in allmählicher Aufeinanderfolge und in genelischer Entwickiung durchgemacht
hat. Mit Recht erblickte der Nedner die Höhe uns Vollendung dsr Spitz-
bogenkunst in dsm Riesendome zu Köln, der für alle kommendcn Jahrhun-
derte die Bewunderung der Naiionen dcS christllchen Abendlandcs erregen
wird, wenn auch fcanzöstsche Enihusiasten füc die Slylformen deS 13. Zahc-
hundertS die erjte äövLäsuos der Eothlk im kölner Dome crbücken wollen.
Auf dem Kern- und Schwerpuncte ftineS VortrageS angekommen, führie der
Redner in fcsselndec Weise weiter auS, wie die Goihik i'n ihrem Grundprincip
dahin strebe, alle Form und Maffe zu beWältigen unv dieseids in Gliederun-
gen auszulösen, und so dec unbeweglichen, starren MaffeLeben und Schwung
zu verleihen, sts gewifser Maßm zu vergeistigen.
Zu weit würbe eS uns führen, wenn wir in unserem Berichte über den
Vortrag deS VorkämpferS für christliche Kunst auf deutschem Boden dem
Redner hier noch aus jeneS intereffants Gebiet folgen wollien, wo er den
Nachweis lieferte, mie alle Wurzeln und Grundbedmgungen deS goihischen
Kalhedralbaues in selnem Gcundrlffe hafteten, und vie auS diesem Grund-
risse mit einer A:t von innerer Noihwendigkeit und Gesetzmäßigkeit die vielen
Ocnamente und Einzelheiten biS zu den zierlichen Fiaten uns den sie bc-
krönenden Kreuzblumen sich entwickelten. Die ganze reiche Formenwelt der
Gothik mit allen ikren socmschönen Einzelnheite'n auS der animalischen und
vegetabilischen Wchöpfung ließen fich, wie dag u, A, auch auS den küczlich aus-
gefundenen Handzeichnungen deS alten Archiiekten Villart de Honnccourt
klar hervorgehe, mit dem Ziikel auS den einfachen Grunbformen deS KceiseS,
deS Dreiccks, deg Vier- unv AchleckS weiter entwickeln und durchsühren.
Auf den Verfall der germanischen Baukunst gegen AuSgang deS Mii-
telalterS hlnwsisend, aus der nach und nach der Gäst geschwundcn und zu-
letzt gewagte Formenspielsreien zum Vorschein gekommen waren, wieS Redner
eingekend nach, wie schon im 14. Jahrhundert auf ilalienischem Bodcn ein
Zurückgehen auf die Bauformen, überhäupt auf die AnschauungSweise des
classtschen Rom sich geltend gemacht habe, und wie, nameniiich seit den
Tagen der Cinquccentisten uiid der Humanisten, bei dem Wiederaufleben der
altciassischen Liieralur und Philosophie, auch die Formenwelt von HellaS und
Latium, mit Verdrängung der Kunsiweise der christlichen Vorzeit, wisder in
den Vordergrund gelreien sei Diese scheinbare Wiederbelebung der cia!sisch°°
römischen Kunst, von dcn Medicäern uno der von ihnen gestiflsten Akademie