„Die Herrlichkeit und Pracht dieseS GotteStempels, der schönsten, wunder-
vollsten Schöpfung menschlichen GeisteS, ist unS von allen L>eiten auS den
geöffneten Hallen entgegengetreten; fie hat unser Gemülh unwiderstehlich zum
Himmel gewsndet, uno unler dem Eindrucke diesec hacmonischen Schönheit,
dis v>on keinem der vieleu Dome des MittelalterS übertroffen wird, huben
wir, bewältigt von der Großartigkeit und dem Reichthume dieser Aicche, die
Heiligkeit und den Ecnst dsr Siunde erkannt und im Dankgsbete den Segen
deS HimmelS, der so fichlbar auf dem gemeinsamen Werke geruht hat, füc
den Königlichen Protecloc und für alle Förderer und Fceunde der Dombau-
Sache, die in andauecnder siebe unsere Bestrebungen getheilt haben, erfleht,
„Jn der That, diese Bestrebungen find durch einen kaum gsahnten Er-
folg gekrönt worden!
„Wer von unS, der das frühere Bild des DomeS noch in seinem Ge-
dächtniffe bewahrt, möchte dieS bestceiten wollen!
„DaS im 13, Jahrhunderte begonnene Denkmal deulscher Fcömmigkeit
und Kunst war der Zerfahrenheit im Vaterlande erlegen; die Ausführung
deS Wsrkes schien menschliche Kcäfte zu übecsteigen; Jahrhunderte lang lag
der Bau still und verödet.
„Der Dom war nur im Hochchore vollendet, letztereS durch eine Mauer
vom Langschiffe abgeschlossen worden, die erst jetzt nach Schließung dcr Ge-
wölbe uno Slrebe-systeme hat niedergelegt weroen können. DaS vordere
Lang- und Querschiff hatte nuc eine Höhs oon 42 Fuß erreicht; daS Süd-
und Nordportal am Querschiffe fehlten ganz; der südwestliche Thurm mit
seinem Krahn, diesem so lange unbeachteien Mahnzeichen, stand wie heute;
der nordwestliche erschien kaum über der Erde.
,Dies war der Zustand unsereS DomeS, wie ihn unsere Vorsahren auf
unS vererbt hatten.
„Noch find eS nicht vierzig Jahre, alS eS sich bloß darum handelte,
dieseS Vorhandene zu erhalten, daS während der unheilvollen Zeit der
Fremdherrschaft durchauS vernachläfsigte Klelnod wenigstenS voc dem gänz-
lichen Verfalle zu retten.
„Die RestaurationS-Arbeiten, welche unter dec Regierung deS höchstseli-
gen KönigS Fciedrich Wilhelm III. angeordnet und fortgesetzt wurden, wacen
gesignet, die Eckenntniß der Schönheiten dieseS miltelatterlichsn Kunstbaues
zu steigern, auf welche schon früher im Gebiets der Wifsenschaft und Kunst
erleuchtete Männer, vor allen unsec hochvecdienter Sulpiz BoissecLe in seinem
prachtvollrn Domwerke, die Aufmerksamkeit dec Zeitgenoffen gelenkt halte,
„Sie gaben den Bauführern, unter ihnen dem spätecen Dombaumeister,
unserem unvcrgeßlichen Zwirner, Gclegenheit, sich mit dem Charakter des
Wunderbaues in seinen Einzelheiten vertraut zu machen; sie wacen das
Mittel zur Ausbildung der C-teinmetzen und legtsn den Gcund zuc Dornbau-
hülte, die heute ihren Einfluß alS Pflanzschule dec Kunst bewährt und ihren
auSgezeichneten Ruf weit übec die Gränzen deS engeren Vaterlandes ver-
breitet,
„Mit diesen Wirkungen trat die Bcdeulung deg DomeS zu Köln, deS
herrlichsten TotteShauseS auf deukschec Ecde am schönsten deutschen Stcome,
immer mehr inS Volk,
„Die mit dem Blute allsr Bcuderstämrne erkämpft» Befceiung Deutsch-
lands von fremdem Joche hatte den Gedanken an ein AcoßeS und starkeS
gemeinsameg Vaterland neu belebt. DaS Bewußtsein, dap durch die Einigkeit
der Fürsten und Völker diese Größe und Stärke bedingt sei, war in die
Herzen gedrungen, der Nationalsinn wac wiederum erwacht.
„Mit dem Wiederecwachen dieser deutschen Gesinnung gelangts die vater-
ländische Kunst aufS Neue zur Geltung. Die Vollendung des schönsten deutschen
BaudenkmalS wurde als eine Ehrenpsticht dec deutschen Nation eckannt, Der
Fortbau deS kölner DomeS sollte als Symbol gelten füc den AuSbau deS
Gesammt-VaterlandeS,
„So war die Zeitrichtung dec Jdee, den, kölner Dom auSzubauen und
zu vollenden, günstig.
„Hochherzige Männer hatten dieselbe schon lange genährt; fie fand ihren
ersten Ausdruck an den Stufen deS ThroneS im Jahre 1840.
„Friedrich Wilhelm IV., höchstseligen AnbenkenS, welcher schcn alS
Kronprinz seine Liebe für vaterländische Kunst und inSbesondere füc unseren
Dom kundgrgeben hat, genehmigte die Bildung deS Central-Dombau-Vereins
und übernahm huldvoll daS Protectorat.
„Der Verein konnte sich am 14 Februar 1842 constiiuiren und die
Wahl deS ersten Vorstandes vocnehmen,
„Unter dem Ehrenvorsitze deS damaligen CoadjutorS deS erzbischöflichen
StuhleS, JohanneS von Geissel, jetzigen ErzbischofS u»d CardinalS, begann
derselbe sofort seine Thätigkeit.
„Dieselbe wurde durch die erfreulichsten Zeichen der Theilnahme und
Zustimmung auS allen deutschen Gauen, auS allen Theilen dsc gebildeten
Welt mehr und mehr angeregt, ES erschien der Ehrentsg für die Stadt
Köln, der in ihrec Geschichte und der Geschichte oeö Dombaues etvig denk-
würdige 4. September 1842, an welchem Se. Majestät, der nun hochselige
König Pcotector Fricdrich Wilhelm IV., in Beisein Jhrer Majestä! der Kö-
nigin Elisabeth, umgeben von den Mitgliedsrn unsereS Regentenhaufts und
vielen deulschen Fürsten und hohen Gästen, der Feierlichkeit dec Grundstein-
weihe durch den Hercn Erzbischof JohanneS von Geifsel und den hohen
CieruS beiwohnten, und nach oollzogener Weihe den Grundstein für den
Fortbau am Südportale mit tiefergreifenden, wahrhaft Königlichen Wocten
einfügten, welche die persönlichs Begeisterung nicht allein in die Gemüther
der Tausende, dem Königs entgegen jubelnven Dombaufreunde überlrugen,
sondern auch weitklingend die echt vaterländische Gesinnung verkündeten, und
heuie noch unvergessen in allen Gauen deutscher Zunge wiederhallen.
„Dem erhabenen Beispiels unsereg Königg und Seinem mächtigen Schutze,
Seiner thatkräftigen Mithülfe am Werke hatte sich BaiernS König, Ludwig,
der Kunst-Mäcen der Gegenmart, der 'Schöpfer so vieler bedeutsamer Kunst-
werke in seinem Lande, dec freigebige Spender der hecrlichen GlaSgemälde
in den südlichen Fenstern unseres Domes, angeschlofsen.
„Unter Seinem hohen Protectorate wurde in Baiern ein Dombau-
Verein begründet und unserem Dombaue eine Theilnahme gewidmet, wie fis
umfassender und erfolgreicher nirgendwo hervorgetreten ist,
„Die Bewegung der Theilnahme an dem Foctbaue deS DomeS war eine
allgemeine, AuS dem Palaste und aus der Hütte, von Vereinen und vom
Emzelnen, auö der Fremde und aus der Nähe wurden dem unvollendeten
GotteShause Gaben der Liebe dargebracht. Alle Stände und alle Confesfionen
betheiligten sich an dem altehrwürdigen Baue. Der Dombau-Verein dehnte
fich in immer weiteren Kreisen auS. Handel und Jndustrie bot demselben in
jüngerer Zeit die stützende Hano und opserte dem Baue einen Theil ihrer
reichen AuSbeute.
„So vereinigten sich alle Kcäfte zu einem glücklichen Gelingen, und ein
großer Theil des ZieleS, um daS eS sich handelt: »Vollendung deS kölnec
DomeS nach dem ursprünglichen Plane.,, ist, Dank dec Eintrachi und AuS-
dauer der Freunde der Dombau-Sache, heute ecreicht.
„Die Kreude übec diesen Eifolg ist groß und allgemein! Wohl ist sie
auch getrübt durch die Rückerinnecung an jene Männer, welche daS Weck
mit unS begonnen, unsere Bestrebungen getheilt haben, dsnen eS abec vom
Himmel nicht bsschieden gewesen ist, diesen erhebenden Moment mit und unter
unS zu feiern.
„llnter ihnen glänzen zwei Namsn, die wir nis ohne Rühcung und stetS
mit Liebe und Verehrung auSsprechen werdsn. Zhc Andenken ist unvrrgäng-
lich an den Dom geknüpst.
„Der Fücst. in dessen edler Seele der Gedanks: den kölner Dom auszu-
bauen, seinsn Ursprung gefunden, und der im Zusammenwirken mit seinsm
Volke das Werk geföcdert,»und der Meister, der, geehct ducch diesen Fürsten,
mit der Ausführung betraut war, Friedrich Wilhelm IV. und Zwirner,
Beibe ruhen in Gott, aber ihr Gsist wirkt lebendtg foct, und auS ihm wer-
den wic neuen Muth, neue Kcaft füc die gänzliche Vollendung deS WerkeS
schöpfen,
„Und wie dücfte unS die Hoffnung auf die Erceichung auch dieseS letzten
ZieleS verlassen, nachdem Se. Majestät, der regierende König Wilhelm I.,
Allerhöchstwelchem wir die AuSstattung deS SüdpoctalS mit kunstreichen Bild-
werken beceilg verdankten, bei Uebernahme deS ProtectoratS die huldvolle
Zusags ertheilt und noch vorgestern bei Allerhöchstihrer Anwssenheit in un-
serem Dome wiederholt haben: daß die Bestrebungen deS Lentral-
Dombau-VereinS für denKortbau deSkölnec DomeS eine gleiche
Beförderung finden werden, wie solche denselben bisher zu
Theil geworden ist. Wie sollte unS der Muih fehlen, wenn wic wahr-
nehmen, was alleS in einem nicht zu großen Zeitcaume erreicht wocden ist;
wenn wir, obgleich die desfallsigen Verhandlungen noch nicht biS zum Schluffe
gsdiehen find, dennoch schon als gewiß annehmen dücfen, daß die Stadt
Köln, daS Metropolitan Domcapitel, die Köln-Mindenec Eisenbahn-Gesell-
schaft und dis Kölnische FeueroersicherungS-Gesellschaft Colonia zur baldigen
Herstsllung einer fceien, wücdigen Umgebung deS Pcachtbaues wahrhaft
großariige Opfec sich auferlegt haben, wofüc wir den AuSdruck unsereS wärm-
sten DankeS nicht zurückhalten können.
„Zu diesen erfreulichen Kundgebungen der Sorge für den gottgeweihten
Tempel ist noch cin Schmuck der Kirche hinzugetceten, bei dessen Anblick daS
Gefühl deS Schmerzeg um den Veclust eineS geliebten Königs sich ernsuert.
„Die neu eingesetzten Wlasgemälde in dem großen südlichen Portatfenster
sind ein Geschenk deg höchstseiigen KönigS. Allerhöchstderselbe hatten diese
AuSstattung im Jahre 1853 übernommen und auSzuiühcrn angeordnet, und
daran die Hoffnung geknüpft, daß die größeren Siädte PreußenS je ein ge-
malteS Fenster dem Dome verehren und sich damit etn Denkmal in demsel-
ben stiften wücden. ES wäce eine Huldigung der Liebe, die übsr dem Grabe
um so inntger sich kund gibt, wenn dcn in hohem Bogen gewölbten Fsnstern
deS Lang- und QuerschiffeS, tm Sinne deS Ecsten großmüthigen Protectors,
ein Bilderschmuck verliehen würde und dadurch die Hoffnung deS KönigS
flch eriüllte.
„Noch find die unteren Flächen dem Lichre vsrschlossen, noch fehlen die
Wohlihäter und Stifter, welche die Holztafeln enlfernen werden!
„An die Städte und größecen Gemeinden der Rheinprovinz und ihre
Vertceter ergeht zunächst unser Ruf, sich durch Stiftung eineS FensterS mit
sinnbildlichen Figuren odec einer Figur, unter Bsifügung ihrer Wappen, ein
bleibendeS Zeichen in unserem Dome zu setzen und dieseS Weihegeschenk der
altehrwürdigen Metropole deS RheinlandeS zu widmen.
„Wenn wir auch heute im Hochgefühle deS Ecsolges unssrer gemeinsamen
Bestcebungen unS innig zu fceuen wohl II sache haben, vergessen wir nicht,
daß noch Jahce treuen ZusammenstehenS in Eintracht und AuSdauec erfor-
derlich sind, ehe die Vorhalle zwifchsn den Thürmen mit dec Kirche stch zu
einem Ganzen eint und die KceuzeSblume auf den Thücmen prangt.
„Erneuern wir mit vertrauenSvoller Zuversicht daS G 'löbniß, untcr dem
Protectocate unseres KönigS fortzubauen an unserem Dome, biö daS End-
ziel erreicht ist, biS daS ganze großs herrliche Wsrk vollendet dasteht, ein
Zeichen deutschsr Frömmigkeit und Kunst, eine Zierds der Kirche, eine Ehren-
säule der Vaterstadt, eine Mahnung an deutsche Einigkeit!"
Der Präsident ersucht hierauf den Secretär des Vorstandes, Herrn
vr. Vosen, den Rechenschafts-Bericht für das laufende Berernsjahr vorzu-
tragen. Herr vr. Vosen erstattet denselben, wie folgt:
DaS abgelaufene Vereinsjahc reiht sich an dis verflofsenen Jahre unserer
Thätigkeit als ein recht erfceulicheS an, indem eineS Thetls die Ergebniffe un-
serec Einnahms den hohen Betrag von 60,000 Thalecn übersteigen, und
andeccn Theils die Bauthätigkeit ohne alle Siörung biö zur Erceichung jeneS
langerfthnten ZieleS fortschcitt, welcheS unS heute zum AuSdrucke der Freude
von nah und fern vereinigt, WaS von bewegten Eceignissen im Laufe
dieses ZahreS für daS öffenlliche Leben unsereS Polkes an uns vorüberge-
gangen ist, eS hat, Gott sei Dank, unsere friedlichs Thätigkeit nicht becührt
und nicht gestört, Wir leben vielmehr der ficheren Hoffnung. daß auS all
dem, waS gegenwärtig die Gemüther trennen mag, dennoch nimmer eine Störung
in jsne Einlracht und AuSdauer kommen wicd, mit welcher wir am fried-
lichen Wecke unseres Tempelbaues unter allen Verhältniffen gemeinschaftlich
foctzubauen heute daS heilige Gclübde erneuern, Dec Anblick, den unS der
nun im Jnnern und Aeußern seine ganze Größe und Herrlichkeit vor unseren
Augen entfaltende Tempel gewährt, ist für sich allein wahchaftig stark genug,
Zedem die Ueberzeugung von der Pflicht iuS Herz zu rufen, daß Gcoß und
Klein nicht ablassen darf, biS daS lstzts Opfsr dargebracht ist, wslcheS füc
dag Aufsetzen der Kreuzblume auf der Spitze der vollendeten Thürme noch
erforderlich ist. Wic erneuerten gestecn dieseS Gelübde im Gefühle heiliger
Pietät gerade am GeburtStags unsereS ersten in Gott ruhenden ProtectorS,
deS edlen KönigS Fcicdrich Wilhelm IV., dem der Bau den Anfang und
vollsten Schöpfung menschlichen GeisteS, ist unS von allen L>eiten auS den
geöffneten Hallen entgegengetreten; fie hat unser Gemülh unwiderstehlich zum
Himmel gewsndet, uno unler dem Eindrucke diesec hacmonischen Schönheit,
dis v>on keinem der vieleu Dome des MittelalterS übertroffen wird, huben
wir, bewältigt von der Großartigkeit und dem Reichthume dieser Aicche, die
Heiligkeit und den Ecnst dsr Siunde erkannt und im Dankgsbete den Segen
deS HimmelS, der so fichlbar auf dem gemeinsamen Werke geruht hat, füc
den Königlichen Protecloc und für alle Förderer und Fceunde der Dombau-
Sache, die in andauecnder siebe unsere Bestrebungen getheilt haben, erfleht,
„Jn der That, diese Bestrebungen find durch einen kaum gsahnten Er-
folg gekrönt worden!
„Wer von unS, der das frühere Bild des DomeS noch in seinem Ge-
dächtniffe bewahrt, möchte dieS bestceiten wollen!
„DaS im 13, Jahrhunderte begonnene Denkmal deulscher Fcömmigkeit
und Kunst war der Zerfahrenheit im Vaterlande erlegen; die Ausführung
deS Wsrkes schien menschliche Kcäfte zu übecsteigen; Jahrhunderte lang lag
der Bau still und verödet.
„Der Dom war nur im Hochchore vollendet, letztereS durch eine Mauer
vom Langschiffe abgeschlossen worden, die erst jetzt nach Schließung dcr Ge-
wölbe uno Slrebe-systeme hat niedergelegt weroen können. DaS vordere
Lang- und Querschiff hatte nuc eine Höhs oon 42 Fuß erreicht; daS Süd-
und Nordportal am Querschiffe fehlten ganz; der südwestliche Thurm mit
seinem Krahn, diesem so lange unbeachteien Mahnzeichen, stand wie heute;
der nordwestliche erschien kaum über der Erde.
,Dies war der Zustand unsereS DomeS, wie ihn unsere Vorsahren auf
unS vererbt hatten.
„Noch find eS nicht vierzig Jahre, alS eS sich bloß darum handelte,
dieseS Vorhandene zu erhalten, daS während der unheilvollen Zeit der
Fremdherrschaft durchauS vernachläfsigte Klelnod wenigstenS voc dem gänz-
lichen Verfalle zu retten.
„Die RestaurationS-Arbeiten, welche unter dec Regierung deS höchstseli-
gen KönigS Fciedrich Wilhelm III. angeordnet und fortgesetzt wurden, wacen
gesignet, die Eckenntniß der Schönheiten dieseS miltelatterlichsn Kunstbaues
zu steigern, auf welche schon früher im Gebiets der Wifsenschaft und Kunst
erleuchtete Männer, vor allen unsec hochvecdienter Sulpiz BoissecLe in seinem
prachtvollrn Domwerke, die Aufmerksamkeit dec Zeitgenoffen gelenkt halte,
„Sie gaben den Bauführern, unter ihnen dem spätecen Dombaumeister,
unserem unvcrgeßlichen Zwirner, Gclegenheit, sich mit dem Charakter des
Wunderbaues in seinen Einzelheiten vertraut zu machen; sie wacen das
Mittel zur Ausbildung der C-teinmetzen und legtsn den Gcund zuc Dornbau-
hülte, die heute ihren Einfluß alS Pflanzschule dec Kunst bewährt und ihren
auSgezeichneten Ruf weit übec die Gränzen deS engeren Vaterlandes ver-
breitet,
„Mit diesen Wirkungen trat die Bcdeulung deg DomeS zu Köln, deS
herrlichsten TotteShauseS auf deukschec Ecde am schönsten deutschen Stcome,
immer mehr inS Volk,
„Die mit dem Blute allsr Bcuderstämrne erkämpft» Befceiung Deutsch-
lands von fremdem Joche hatte den Gedanken an ein AcoßeS und starkeS
gemeinsameg Vaterland neu belebt. DaS Bewußtsein, dap durch die Einigkeit
der Fürsten und Völker diese Größe und Stärke bedingt sei, war in die
Herzen gedrungen, der Nationalsinn wac wiederum erwacht.
„Mit dem Wiederecwachen dieser deutschen Gesinnung gelangts die vater-
ländische Kunst aufS Neue zur Geltung. Die Vollendung des schönsten deutschen
BaudenkmalS wurde als eine Ehrenpsticht dec deutschen Nation eckannt, Der
Fortbau deS kölner DomeS sollte als Symbol gelten füc den AuSbau deS
Gesammt-VaterlandeS,
„So war die Zeitrichtung dec Jdee, den, kölner Dom auSzubauen und
zu vollenden, günstig.
„Hochherzige Männer hatten dieselbe schon lange genährt; fie fand ihren
ersten Ausdruck an den Stufen deS ThroneS im Jahre 1840.
„Friedrich Wilhelm IV., höchstseligen AnbenkenS, welcher schcn alS
Kronprinz seine Liebe für vaterländische Kunst und inSbesondere füc unseren
Dom kundgrgeben hat, genehmigte die Bildung deS Central-Dombau-Vereins
und übernahm huldvoll daS Protectorat.
„Der Verein konnte sich am 14 Februar 1842 constiiuiren und die
Wahl deS ersten Vorstandes vocnehmen,
„Unter dem Ehrenvorsitze deS damaligen CoadjutorS deS erzbischöflichen
StuhleS, JohanneS von Geissel, jetzigen ErzbischofS u»d CardinalS, begann
derselbe sofort seine Thätigkeit.
„Dieselbe wurde durch die erfreulichsten Zeichen der Theilnahme und
Zustimmung auS allen deutschen Gauen, auS allen Theilen dsc gebildeten
Welt mehr und mehr angeregt, ES erschien der Ehrentsg für die Stadt
Köln, der in ihrec Geschichte und der Geschichte oeö Dombaues etvig denk-
würdige 4. September 1842, an welchem Se. Majestät, der nun hochselige
König Pcotector Fricdrich Wilhelm IV., in Beisein Jhrer Majestä! der Kö-
nigin Elisabeth, umgeben von den Mitgliedsrn unsereS Regentenhaufts und
vielen deulschen Fürsten und hohen Gästen, der Feierlichkeit dec Grundstein-
weihe durch den Hercn Erzbischof JohanneS von Geifsel und den hohen
CieruS beiwohnten, und nach oollzogener Weihe den Grundstein für den
Fortbau am Südportale mit tiefergreifenden, wahrhaft Königlichen Wocten
einfügten, welche die persönlichs Begeisterung nicht allein in die Gemüther
der Tausende, dem Königs entgegen jubelnven Dombaufreunde überlrugen,
sondern auch weitklingend die echt vaterländische Gesinnung verkündeten, und
heuie noch unvergessen in allen Gauen deutscher Zunge wiederhallen.
„Dem erhabenen Beispiels unsereg Königg und Seinem mächtigen Schutze,
Seiner thatkräftigen Mithülfe am Werke hatte sich BaiernS König, Ludwig,
der Kunst-Mäcen der Gegenmart, der 'Schöpfer so vieler bedeutsamer Kunst-
werke in seinem Lande, dec freigebige Spender der hecrlichen GlaSgemälde
in den südlichen Fenstern unseres Domes, angeschlofsen.
„Unter Seinem hohen Protectorate wurde in Baiern ein Dombau-
Verein begründet und unserem Dombaue eine Theilnahme gewidmet, wie fis
umfassender und erfolgreicher nirgendwo hervorgetreten ist,
„Die Bewegung der Theilnahme an dem Foctbaue deS DomeS war eine
allgemeine, AuS dem Palaste und aus der Hütte, von Vereinen und vom
Emzelnen, auö der Fremde und aus der Nähe wurden dem unvollendeten
GotteShause Gaben der Liebe dargebracht. Alle Stände und alle Confesfionen
betheiligten sich an dem altehrwürdigen Baue. Der Dombau-Verein dehnte
fich in immer weiteren Kreisen auS. Handel und Jndustrie bot demselben in
jüngerer Zeit die stützende Hano und opserte dem Baue einen Theil ihrer
reichen AuSbeute.
„So vereinigten sich alle Kcäfte zu einem glücklichen Gelingen, und ein
großer Theil des ZieleS, um daS eS sich handelt: »Vollendung deS kölnec
DomeS nach dem ursprünglichen Plane.,, ist, Dank dec Eintrachi und AuS-
dauer der Freunde der Dombau-Sache, heute ecreicht.
„Die Kreude übec diesen Eifolg ist groß und allgemein! Wohl ist sie
auch getrübt durch die Rückerinnecung an jene Männer, welche daS Weck
mit unS begonnen, unsere Bestrebungen getheilt haben, dsnen eS abec vom
Himmel nicht bsschieden gewesen ist, diesen erhebenden Moment mit und unter
unS zu feiern.
„llnter ihnen glänzen zwei Namsn, die wir nis ohne Rühcung und stetS
mit Liebe und Verehrung auSsprechen werdsn. Zhc Andenken ist unvrrgäng-
lich an den Dom geknüpst.
„Der Fücst. in dessen edler Seele der Gedanks: den kölner Dom auszu-
bauen, seinsn Ursprung gefunden, und der im Zusammenwirken mit seinsm
Volke das Werk geföcdert,»und der Meister, der, geehct ducch diesen Fürsten,
mit der Ausführung betraut war, Friedrich Wilhelm IV. und Zwirner,
Beibe ruhen in Gott, aber ihr Gsist wirkt lebendtg foct, und auS ihm wer-
den wic neuen Muth, neue Kcaft füc die gänzliche Vollendung deS WerkeS
schöpfen,
„Und wie dücfte unS die Hoffnung auf die Erceichung auch dieseS letzten
ZieleS verlassen, nachdem Se. Majestät, der regierende König Wilhelm I.,
Allerhöchstwelchem wir die AuSstattung deS SüdpoctalS mit kunstreichen Bild-
werken beceilg verdankten, bei Uebernahme deS ProtectoratS die huldvolle
Zusags ertheilt und noch vorgestern bei Allerhöchstihrer Anwssenheit in un-
serem Dome wiederholt haben: daß die Bestrebungen deS Lentral-
Dombau-VereinS für denKortbau deSkölnec DomeS eine gleiche
Beförderung finden werden, wie solche denselben bisher zu
Theil geworden ist. Wie sollte unS der Muih fehlen, wenn wic wahr-
nehmen, was alleS in einem nicht zu großen Zeitcaume erreicht wocden ist;
wenn wir, obgleich die desfallsigen Verhandlungen noch nicht biS zum Schluffe
gsdiehen find, dennoch schon als gewiß annehmen dücfen, daß die Stadt
Köln, daS Metropolitan Domcapitel, die Köln-Mindenec Eisenbahn-Gesell-
schaft und dis Kölnische FeueroersicherungS-Gesellschaft Colonia zur baldigen
Herstsllung einer fceien, wücdigen Umgebung deS Pcachtbaues wahrhaft
großariige Opfec sich auferlegt haben, wofüc wir den AuSdruck unsereS wärm-
sten DankeS nicht zurückhalten können.
„Zu diesen erfreulichen Kundgebungen der Sorge für den gottgeweihten
Tempel ist noch cin Schmuck der Kirche hinzugetceten, bei dessen Anblick daS
Gefühl deS Schmerzeg um den Veclust eineS geliebten Königs sich ernsuert.
„Die neu eingesetzten Wlasgemälde in dem großen südlichen Portatfenster
sind ein Geschenk deg höchstseiigen KönigS. Allerhöchstderselbe hatten diese
AuSstattung im Jahre 1853 übernommen und auSzuiühcrn angeordnet, und
daran die Hoffnung geknüpft, daß die größeren Siädte PreußenS je ein ge-
malteS Fenster dem Dome verehren und sich damit etn Denkmal in demsel-
ben stiften wücden. ES wäce eine Huldigung der Liebe, die übsr dem Grabe
um so inntger sich kund gibt, wenn dcn in hohem Bogen gewölbten Fsnstern
deS Lang- und QuerschiffeS, tm Sinne deS Ecsten großmüthigen Protectors,
ein Bilderschmuck verliehen würde und dadurch die Hoffnung deS KönigS
flch eriüllte.
„Noch find die unteren Flächen dem Lichre vsrschlossen, noch fehlen die
Wohlihäter und Stifter, welche die Holztafeln enlfernen werden!
„An die Städte und größecen Gemeinden der Rheinprovinz und ihre
Vertceter ergeht zunächst unser Ruf, sich durch Stiftung eineS FensterS mit
sinnbildlichen Figuren odec einer Figur, unter Bsifügung ihrer Wappen, ein
bleibendeS Zeichen in unserem Dome zu setzen und dieseS Weihegeschenk der
altehrwürdigen Metropole deS RheinlandeS zu widmen.
„Wenn wir auch heute im Hochgefühle deS Ecsolges unssrer gemeinsamen
Bestcebungen unS innig zu fceuen wohl II sache haben, vergessen wir nicht,
daß noch Jahce treuen ZusammenstehenS in Eintracht und AuSdauec erfor-
derlich sind, ehe die Vorhalle zwifchsn den Thürmen mit dec Kirche stch zu
einem Ganzen eint und die KceuzeSblume auf den Thücmen prangt.
„Erneuern wir mit vertrauenSvoller Zuversicht daS G 'löbniß, untcr dem
Protectocate unseres KönigS fortzubauen an unserem Dome, biö daS End-
ziel erreicht ist, biS daS ganze großs herrliche Wsrk vollendet dasteht, ein
Zeichen deutschsr Frömmigkeit und Kunst, eine Zierds der Kirche, eine Ehren-
säule der Vaterstadt, eine Mahnung an deutsche Einigkeit!"
Der Präsident ersucht hierauf den Secretär des Vorstandes, Herrn
vr. Vosen, den Rechenschafts-Bericht für das laufende Berernsjahr vorzu-
tragen. Herr vr. Vosen erstattet denselben, wie folgt:
DaS abgelaufene Vereinsjahc reiht sich an dis verflofsenen Jahre unserer
Thätigkeit als ein recht erfceulicheS an, indem eineS Thetls die Ergebniffe un-
serec Einnahms den hohen Betrag von 60,000 Thalecn übersteigen, und
andeccn Theils die Bauthätigkeit ohne alle Siörung biö zur Erceichung jeneS
langerfthnten ZieleS fortschcitt, welcheS unS heute zum AuSdrucke der Freude
von nah und fern vereinigt, WaS von bewegten Eceignissen im Laufe
dieses ZahreS für daS öffenlliche Leben unsereS Polkes an uns vorüberge-
gangen ist, eS hat, Gott sei Dank, unsere friedlichs Thätigkeit nicht becührt
und nicht gestört, Wir leben vielmehr der ficheren Hoffnung. daß auS all
dem, waS gegenwärtig die Gemüther trennen mag, dennoch nimmer eine Störung
in jsne Einlracht und AuSdauer kommen wicd, mit welcher wir am fried-
lichen Wecke unseres Tempelbaues unter allen Verhältniffen gemeinschaftlich
foctzubauen heute daS heilige Gclübde erneuern, Dec Anblick, den unS der
nun im Jnnern und Aeußern seine ganze Größe und Herrlichkeit vor unseren
Augen entfaltende Tempel gewährt, ist für sich allein wahchaftig stark genug,
Zedem die Ueberzeugung von der Pflicht iuS Herz zu rufen, daß Gcoß und
Klein nicht ablassen darf, biS daS lstzts Opfsr dargebracht ist, wslcheS füc
dag Aufsetzen der Kreuzblume auf der Spitze der vollendeten Thürme noch
erforderlich ist. Wic erneuerten gestecn dieseS Gelübde im Gefühle heiliger
Pietät gerade am GeburtStags unsereS ersten in Gott ruhenden ProtectorS,
deS edlen KönigS Fcicdrich Wilhelm IV., dem der Bau den Anfang und