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Zentral-Dombauverein <Köln> [Editor]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1865 (Nr. 239-250)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1815#0010
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Zweihuirdert achtundachtzigstes Protoeoll
d e «

Central-Dombav-VereinL-VorstauLes.

Verhandelt ju LSln im großen RathhauSsaale, DonnerStag, 30. März I86S,
RachmittagS 4 Uhr.

Nnwesend dieHerren: Ssser II-,Präfident; vr. Baudri, vrHaasSI.,
von Wittgenstein -s»., Echmib-LöhniS, Saul, Lhr. Herriger,
Bartman, PepyS. Voigtel, Aldenhoven, M.DuMont jr., Sehdlitz,
Bachem, M. DuMont seo., Trost, Halm, BerghauS, Kreuser, von
Wit tgenstein jr., alS Protocollführer.

Sntschuldigt die Herren: Heuser, Haanen, Franck, Verhagen,
vr. S. ReichenSperger, Breuer. Ssser Il.jr.,Srosman,Mich elS oen.,
MichelS jr„ Reven, Haugh, Schaurte, Merlo, Meuser, Pütz, von
Ammon.

Der Lorsitzende theilt daS Saben-Verzeichniß auS demMonate März
d. I. mit. Demgemäß find eingegangen:

1) Restablieferungen auS den hiefigen Pfarrbezirken St.

Alban und St. AndreaS.

2) Von der Kölnischen Hagel-VerficherungS-Sesellschaft.

3) Von der Aachenerund Münchener Feuer-VerficherungS-

Sesellschaft.

4) An Vermächtnifsen zum For:baue deS DomeS:

») von der verstorbenen Frau Witwe Valder

von hier.

I>) von dem verstorbenen Herrn Heinr. Zilleffen

von Srpel.

o) von dem verstorbenen Herrn Hub. Rtchartz

5) Srtrag der Fremden-Lollecte im Dom

6) Von den HülfS-Vereinen.

7) An besonderen Gaben.

8) An Zinsen für deponirte VereinSgelder .

Thlr.

Sgr.

Pf-

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20


500





300





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200



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9

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8

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11

11

1572

14

2

Der Direction dec Kölnischen Hagel-VersicherungS-Sesell-
schaft wird der Dank sür daS reichliche Seschenk im Protocolle niedergelegt.

Auf Srund deS von dem Lassen-Curatorium.den HerrenSeydlitz,
DuMontir. und G aul, erstatteten RevifionSberichteS über die vom VereinS-
Rendanten pro 1864 abgelegte Rechnung. welcher von Herrn Gaul verlesen
wird, wird auf Antrag d'eS Lassen-CuratöriumS dem Rendanten Herrn NelleS
die Decharge ertheilt.

Der Vorsitzende legt der Versammlung den Entwurf zur Einladung
für die dieSjährige Wahl-Versammlung, zu welcher der 30. Mai d. I. auS-
ersehen ist, vor und findet die Fassung derselben die Billigung der An-
wesenden.

Vorgelesen, genehmigt, unierschrieben.

(Sez.) Esser II. — vr. Baudri. — OSwald Schmitz. — Kreuser.
— BerghauS. — Mich. DuMont. — Halm. — Trost. —
vr. HaasS I. — DuMont. — Bachem. — Chr. Herriger.
— W. H. PepyS. — F. Aldenhoven. — W. Bartman. —
Voigtel. — von Wittgenstein. — Saul. — Eeydlitz. —
C. von Wittgenstein.

S5S. Gaben-Verzeichrriß.

Jm Monat März c. find eingegangen:

1) Refiablieferungen auS den Collecten pro 1864 in den
hiefigen Pfarrbezirken:

St. Alban.

St. AndreaS.

2) Beitrag der „Kölntschen Hagel-Lerficherungs-Gesell-

sLaft".

3) Von der »Aachener und Müncheuer Feuer-Lerficherungs«

Geselllchaft".

4) Vermächtniß der verfiorbeuen Frau Wwe. Balder,

geb. Sleinsorg, aus Aöln.

5) Vermächtniß deS verfiorbenen Herrn Heinr. Zilleffen

aus Erpel.

6) Vermächtniß des verstorbcnen Herrn Hubert Richartz

(zeitlebens Sanzleidiener beim hicfigen erzbischöflichen
General-Btcariat).

7) Ertrag der Fremden-Collecte im Dom .

8) Vom HülfS-Bereine zu Jülich ....

0) „ „ „ EuSkirchen....

10) „ „ „ Eupeu ....

11) Lom akadcmischen Dombau-Berci» zu Fretburg i Br.

12) „ „ „ „ Tübingen

13) Aus den Schulen deS PflegetezirkS Lechenich .

S4) Zinsen von deponirten Lereinsgeldern .

Thlr. Sgr. Pf.

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. 1562 28 6

) Tblr.Sgr.Pf.

TranSport . . . 1562 28 6

15) Gesauunelt TarnevalS-DtnStag AbendS in etner hei-

teren Gesellschaft bei Clement tm Hotel Victoria . I 25 8

16) Vou „Schiffer Vomivl" (3. Beitrag prs 1865) . 5 20 —

17) Zeugengebühreu: von Herrn F. (16 Sgr.), I. S.

(12 Sgr), Fr. v. G. (8 Sgr.), I. B. (12 Sgr.)

und G. H. (12 Sgr.).2 - —

Summa 1572 14 2

Hierzu die Einnahme pro Januar und Februar c., lsut
258. Gaben-Berzeichniß (ok. Nr. 240 d. Bl.) mit . 3210 21 II

Einnahme pro I. Quartal 1865 .... 4783 6 1

Köln, de» 30. März 1865.

Der BerwaltungS-AuSschuß
deS Central-Dombau-BereinS.

Aphorismen über Knnst.

Von vr. A. Reichensperger.

Die ästhetische Berkommenheit unserer Zeit wird um deßwillen so wenig
gefühlt, weil fie alle Schichten der Geseüschaft durchdringt und well fie
inSbesondere der Hauptpasfion der großen Maffe, mit wenig Mitteln mög-
lichfi Viel zu scheinen, so wirksamen Vorschub leistet. Man braucht nur bei-
spielsweise einen Blick in ein photographisches Atelier — die Zufluchtsstätte
der modernen Portraitirkunst — zu werfe», um fich zu überzeugen, wte sehr
die wohlfeile Vsrnehmthuerei an der Tagesordnung ist. Da steben in den
Ecken umher cannelirte Säulen, Balustraden, gothische und Renaiffance-
Möbelstücke, riefige Vasen und waS dergleichen Prunkapparat mehr ist —
natürlich alles auS angestrichenem Holz — um dem zu Portraitirenden für
seine wenigen Groschen mit in den Kauf gegeben zu werden. So gewinnt eS
denn den Anschein, als ob derselbe einen Palast oder eine Lurus-V lla zu be-
wohnen oder doch min'oestens fich mit Kunstwerken zu umgeben pflege. Nicht
bloß auf dem politischen Gebiete gilt der Sstz: ^ulgus vult äeeixl; die
Maffen wollen nun einmal mit Jllufionen genährt werden.

Der Turner-AaSdruck „Brauchkunst" verdient auch auf dem Gebiete
der Aesthetik eingebürgert zu werdeu. Die Aftergothik ist eben so sehr daS
Widerspiel davon, wie die Afterantike; beide find eben zu nickts zu brau-
chen. AlleS, waS nicht durch ein innereS Gesetz bedingt ist oder einem be-
stimmten Zwecke dient, ist kunstwidriger AuSwuchs. So machten denn
auch die alten Meister solbst ihre Studien stetS zu bestimmten Zwecken, nie-
mals inS Blaue hinein, wie letzteres der modernen „Bildung" eigen ist.
Wo kein Bedürfniß, kein Hunger vorhanden ist, da fehlt es auch an der
AffimilationS- oder Berdauungskraft. Unsere Akademieen thäten wohl daran,
dieS in etwa zu berückfichtigen.

Bei der Entwerfung gothischer Altare und sonstigen größeren Möbel-
werkeS Pflegt dermalen der Architckt über den Bildschnitzer zu prävaliren,
während daS Umgekehrte der Fall sein muß und auch in der clasfischen Zeit
der christlichen Kunst der Fall war, in welcher die Bildschnttzer stets eine
Zunst für sich bildeten.

Nichts retbt mehr die schaffende Kraft deS KLnstlers auf, alS dte mißverständ-
liche Vielseitigkeit. HöchstenS darf er mit ihr enden, nicht aber mit ihr anfangen.
DaS Ueberhandnehmen der platten Mittelmäßigkeit und das Adhandenksin-
men der Original-Charaktere rührt zweifelSodne großentheilS daher, drß in
unseren BildungS-Anflalten Alles über denselben Leisten gescklagen wird,daß
Alle in Allcm zu Hause sein sollen. Das Metall wiid duich s» viele Züge
gezwängt, biS endlich ganz dünner Draht darauS wird, den Jeder um den
Finger wickeln kan».

Es tst gefährlich für den angehenden KLnstler, fich gleich nach den größ-
te» Mustern bilden zu wollen. Wie gar Viele find schon am van Epck,
Memling, Fiesole, Raphael, Mickel Angelo u. s. w. zu Grunde gegangent
Für Jeden, der wahrhaft TüchtigeS leisten will, tbut es vor Allem noth,
seine individuelle Kraft zu prüfen, zu erkennen, wie weit dieselbe trägt und
wohin fie ztelt. Kein Vogel kann über fich selbst hinausfliegen.

NichtS ist bedenkltcher für die Kunst, alS wenn fie glaubt, fich auf der
Höhe der sogenannten Wissenschaft halten zu müffen. Sie fiebt gar zu leicht
bloße Wolkengebilde für mächtige Berge an. Einem intereffanten Belege
hiefür begegnete ich vor einiger Zeit in der berliner Spener'schen Zeitung;
er verdient, meineS DasürhaltenS, in weiteren Kreisen beachtet zu werden.
Das Blatt berichtete über eine Sitzung deS berliner „wissenschaftlichen Kunst-
vereinS" und lteß fich u. A in folgender Art vernehmen: „Ein von Herr»
Wagener vorgelcgte« Portrait deS jetzt so viel genannten LerfafferS von
„Vie äo ckäsn,", Renan, gab Beranlaffung zu einer Besprechung dieser je-
denfallS beachtungSwerthen Schrift in Beziehung auf die verschiedenarttge
Auffaffung und Darstellung der in ben Tvangelien enthaltenen Ueberliefe-
rungen durch die Malerei. Zunächst wurde bemerkt, eS dürfe jetzt wohl au
der Zeit sein, daß die Künstler, welche fich neuteflamentltche Scenen zur
Aufgabe wählen, auS der bisher, zumal von den altitalienischen Schule»
verfolgten, Richtung antikistrenden JdealS und übernatürlichen Wunderglau-
benS fich mehr der wtrklichen Begebenheit zuwenden, um, wte eS bereitS dte
Wiffenschaft gethan: den historischen Christus — was ja selbst der fromme
Minister Eichhorn al« die wördigste Aufgabe der Theologie bezeichnete —

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