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Zentral-Dombauverein <Köln> [Editor]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1867 (Nr. 262-269)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1827#0031
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Ler Herr Wo m b a u m ei ster hat dem Vorsiande ein Verzeichniß
derjenigen Werkleute eingereicht, die bercits über 25 Jahre dem Dome ihre
Arbeit gewidmet haben. Es sind deren neunzehn. Der Ausschuß hat vor-
gcschlagcn, diesen Wcrkleuten ein Andenken bei Gelegenheit des sünfund-
zwanzigjührigen Jubiläums des Vcreins zu überreichen. Hiefür wird eine
schöne, srühe'r von Wicner in Brüssel geprägte, im Verlage von Eisen er-
schienene silbcrne Denkmünze vorgeschlagen, salls dieselbe bei Wiener noch zu
erhalten sein wird und der Vorstand die Kosten hiefür bewilligt. Der
Vorstand genehmigt diese Kosten.

Vorgelesen, genehmigt, unterschrieben.

(Gez.) Esser II. sr. — Voigtel. — vr. HaasS. — MerkenS. —
Kreuser. — W. Grosman. — Chr. Herriger. — I. I.
Merlo. — Haanen. — W. H. Pepys. — Wm. Bartman.
— M. Braubach. — Gaul. — W. Breuer. — A. Heimann.
— Mich. DuMont. — vr. Vosen.


288. Gaben-Verzeichniß.

Jm Monat August c. sind eingegangen:

Lhlr. Sgr. Ps.

1) Restablieserung aus der Collecte pro 1866 im

Pfarrbezirk St. Andreas. 34

2) Jahresbeitrag pro 1867 von Herrn Max Heinr.

Herriger hier. 100

3) Von Herrn Grafen Wilhelm von Mirbach zu
Schloß Harf für eineFigur in den Glasfenstem 380

4) Ertrag der Fremden-Collecte im Dom pro

nltÄuo Juli .. 641

8) Vom Hülfs-Vercine zu Bensberg. ... 38

6) Vom akademischen Dombau-Vercine zu Bonn. 80

7) Von Herrn Domvicar Hahn in Breslau . . 6

8) Von „Schifser Mainzerhof" .... 3

Summa 1220 22 3

Hierzu die Einnahme pro Januar — Juli c.,
laut 287. Gabcn-Verzeichniß (ok. Nr. 267 d. Bl.)

Mit.S176S 1 --

Einnahme vom 1. Januar bis ult. August 1867. S298S 23 S

Köln, 31. August 1867.

Der Dertvaltungs-AllSschuß
deS Central - Dombaa»VereinS.

OOOOZLOOO

18 —

8 3

7 —

28 —

Die neuesten Ergebniffe der Forschungeu nach dem
Grabe Karl's des Großeu.')

Von Prisar.

Wie der Zusall so oft der Erzcuger der wichtigsten Erfindungen und größten
Entdeckungen itt, so brachte dicjer auch zu Anfangdcs Jahres 1866 im Monat
Februar eine Erscheinung zu Tage, die sür die Wiederausfindung des so lange
vergeblich gesuchten Grabes Karl's des Großen von der höchsten BedeuMng,
vielleicht enischeidend ist. Einc Sicherstellung der schadhast gewordenen gegen-
wärtigen Kreuzcavelle an der Nordseite des Münsters in Aachen hatte Ausgra-
bungen nach den Fundamenten einer beabfichtigten Erweitemng vonnöthen gemacht.
Bei diesen Ausgrabungen stieß man nun zunächst zwar keineswegs aus Funda-
nicnte, die auf eine Fortsetzung der gedachten Capelle mittels eines nördlichen
Kreuzslügels schließen ließen, aber in einer Entfernung von etwa 4—5 Fuß aus
altcs Gemäuer, daS fich auf den ersten Anblick so ziemlich bestimmt als karo-
lingisch darstellte, bei weiteren Forschungen aber als Nische einer kleinen Capelle
zcigte, die man sich Anfangs als die ursprüngliche Hoscavelle des altkarolingijchen
Palastes denken konnte, deren Umgebung aber fich bald als Grabstätte «ines
inächtigen Geschlechtes auswics. AUe Ueberreste von menschlichen Körpern, die
man hier sand, waren von starken Dimenfionen. Als man aber bei jenen Nach-
grabungen sich weiter nach Osten wandte, sand man dicht in der Rähe der alten

*) Man verglciche hierzu die Nummern 207, 208, 209, 210 dieses Blattes
unter der Ueberschrift: „Die Resultate der Nachgrabungen zur Wiederaussindung
bes Grabes Karl's des Großen im Dome zu Aachen von Prijac".

Chornische in der nordöstlichen Ecke einen Stein von der hier beigefügte» Form

7« dick

1'5"

und nnt den bezeichneten Dimenfionen auS verdauer Bruch in der Erd« kkegen,
der fich auf den ersten Anblick alS Schlußkeil eines großen BogenS zeigte und
solgende Jnschrist trug:

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Diese Entdeckung setzte die ganze Stadt und vor Nllem unsere Antiquare in
sreudige Ueberraschung. Denn «S schien offenbar ein Stein von dem allen Grabe
Karl's des Großen, wenn man fich auch über die Lesark noch nicht einigm
konnte und man fich bald überzeugte, daß es die Jnschrist nicht sei, von der
Eginhardt redet.

Es konnte die Frage sein, ob der Stein und die Jnschrist überhaupt karo-
lingisch, wcnn auch die besonders gcgen Ende leichtsettig gemachten Schristzüge
dcm nicht geradezu widersprachen. Es erhob fich aber bald eine andere Frage,
ob nämlich der Stein überhaupt echt und nicht etwa das Fabricat irgend eineS
Spaßvogels jei, der damit nnseren Antiquaren einen.Schelmenstreich spielen wollte,
wie das allerdings hicr nicht zum ersten Male vorgekommen wäre. ES wurden
allerlei Proben gemacht und wirklich erhielt die allgemeine Freude für eine Zeit
lang einen starlen Nicderschlag. Denn es gab nicht wcnige, die an einen sotchen
unseren Antiquaren gcspiclten Streich glaubten, nachdem der Baurath Kremer die
Probe geliejcrt, daß es nicht gar schwer sei, wcnigstens einen derartigen Stei»
mit seiner Jnschrift so täuschend nachzumachcn, daß man ihn nur nach der sorg-
sältigsten Untersuchung von seinem Originale unlcrscheiden könnte. Aber em
Andercs ist es, einm derattigm Slein nachzumachm und ein Andrres, ihn ur»
sprünglich zu schaffm. So verschwand denn auch der Schrcckm gar bald, und eS
gibt gegenwättig wohl noch kaum einen oder den andern, der an daS beabsich-
tigte Schelmeiistück glaubt. Wir haltm den Stein wenigstenS sür jetzt nicht ge-
macht. Nach seiner unten zugespitzten Gestalt ist der Stein offmbar der Schluß-
kcil irgend ernes BogmS. Abe: wann wurde dieser Bogen gesetztk Gleich m
dm karolingischm Tagen, ebe man noch die größere von Egi'nhardt aufg^eichnetr
Jnschrist vollendet hatte? ooer nachdem man später die größere aus Furcht vor
dm Normannen zerstört halte? oder dicse durch Erdbeben zerstött? oder in dm
Tagm des dritten Otto, nach Eröffnung des Grabes durch diesm Kaiser? DaS
Letztere wird mohl das Wahrscheinlichste scin. ES läßt stch dieses sogar durch
eine Lesatt vetthcidigen und die Schriftzüge stnd keincSwegs dagegen. So viel
ist gewiß, daß die Schnst Spuren der Ellferligkeit an sich lrägt, derStein selbst
nicht cinmal von kostbarem Malerial ist, woran es doch hier nicht gefehlt hat.

Jst aber dcr im Monat Februar 1866 dahier aujgesundenc Stein mft jeiner
Jnschrift echt, woran zu zweiscln wenigstens bis jetzt kein posiliver Grund vor-
liegt, so ist auch nach derArt und Weise, wie er geleaen, die größte Wahrschein-
lichkeit vorhanden, daß er nicht gar iveit von dem Grabe Karl's des Großen
selbst gelegen haben müffe. Der Stein hat nämlich an der Slelle, wo er ge-
lcgen, leinem bcstimmten Zwecke gedient Er hat einsach in der Erde gelegen,
und ist nicht etwa dcßhatb verschlcppt worden, well man ihn gerade hier brauchen
loimte, wie das so ost vorkomnit. Er ist vielleicht aus der allernächsten Nähe,
unmittelbar von dem Grabs hemntergeworseu worden. Dazu kommt nun noch,
daß der ganze Bau, an dem er uiimittelbar gelegm, und der offmbar sehr leicht-
fcrtig aujgesührt, obgleich cr die Gestalt einer Capelle hat, doch seiner ganzen
tzinrichtuiig nach laum ctwas Andercs sein dürfte, als eine Grabcapelle, die man
zu nichts Anderem brauchcn konnte und die sich so genau an die Beschreibung
des Ademar über die Eröisimng des Grabes Karl's des Großen uMer Otto IH.
anschließt, daß ivir durch dicsc Aussindung, wenn sie sich völlig als das Grab
Karl'S des Großen nachweisen ticße, alles dasjmige zu widerrufen genöthigt
sind, was wir in dem Auffatze: die Resultate der Rachgrabungeii zur Wieder-
ausfindung des Grabes Karl's dcs Großen in Nr. 207—210 diejer Blätter
über die Znoerlässigkcit des Ademar'schcn Benchts gesagt haben. Ja, wir
würden, wenn die Worte des Eginhardt nicht so bestimmt tauteten und daS
Zeugniß dieses Schriststellers nicht von so großem Gewicht wäre, auch keinen
Augenblick Änstand nehmm, auf das bestimniteste zu behauptm, daß wir nun
doch endlich nach langem vergeblichen Suchen das Grab Karl's des Großen ge-
fundcn, und daß der jo vielseitig wegm seiner phantastischen Angaben nicht zum
bcsten belämiidcte Ademar doch ein zuverlässiger Gewährsmann sei und nameM-
lich auch das Architektonische richtig angegeben hätte.

Die aufgesundeiien Baureste, die wahrscheinlich schon früh mtter die Erd«
gekommcn sind, mögen vielleicht mit ein Grund der Unterbrechung an dem
räthselhaften Bau dcr Kreuzcapclle gewesm sein.

Wenn man hier von Lana- und Qucrschiff sprechen könnte, so wäre daS
Erstere mit der Apfis 21 Fuß lang und das lctztere eben so breit. Jn seinem
Jnnern b.steht der Bau in einem länglichen Biereck, in der Verttefung und einer
um etwa 4—5 Fuß erhöhten Apsis. Das Ganze aber verräth Eilsertigkeit in
der Construclion.

Jch sehe nim den interessanten Bau täglich vor meinm Augm, schaue aus
meiner Wohnung immittelbar und immer mtt neuem JMereffe hinein, aber eine
 
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