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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1872 (Nr. 290-293)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1994#0006
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Ketropolitan.Tomcapitels und der Alumnen des erzbischöflichen Priestersemi-
nars, sodann des Tomban-Vereins-Vorstandes und vieler Dombaufreunde
um 9 Uhr abgehallenes Hochamt, worauf sich unter Vortragung der Dombau-
fahne und unter Musikbegleitung die mit Palmzweigen versehenen Mitglieder
dcs Dombau-Vereins, an ihrer Spitze die Vorstands-Mitglieder, über die
Hochstraße nach dem Gürzenich begaben. Dort angekommen, wurde das Lied:
,Laßt Gesanges Jubel :c." gejungen, nach dessen Beendigung der Präsident
l)r. Haass mit solgender Anrede die Anwesenden begrüßte:

»Derehrte Anwesende!

.Werthe VereinSgenossen!

.Erfreut und bewegt begrüße ich Sie heute, wo Sie Sich zum dreißigsten
Mal seit dem Bestehen unseres Vereines zur gemeinschaftlichen Belebung vcr-
jammeln. Beim Rückblicke auf die während dieser Zeit entwickelten Bestre-
bungen mag es geslattet sein, dcr Freude über das bisherige Gelingen uuseres
Werkes mit erneuertem Danke, welchen wir so eben an heiliger Stätte dem
Himmel gcrührt brachten, und um die fernere Segnung unjerer Arbeiteu
flehten, hicr Ausdruck zu verleihen. Tie ernste Sorge um das große, vvn
unseren Vätem kaum erwartete, obgleich in tieffter Seele gehoffte Werk der
endlichen VoUendung unseres unoergleichlichen Domcs, die Menge und die
Last der von einer jolchen Aufgabe unzertrennlichen Schwierigkeiten war tief
auf dem Antlitz jcner wackeren Männer ausgedrückt, die am 14. Februar
1643 — wie nur sehr Wenige aus den jetzigen Mitgliedcm unseres Vor-
standes mit mir sich erinnem — nach geendigter warmer Fürbitte um den
Eegen von oben unter den düstern Gerüsten dcr damaligen Gewölbe und
chestweije offenen Dächern, unter dcm Klange unserer Domglocken in zahlloser
Menge sich zusammenfandcn, um im großen Gürzenichsaale den ersten feier-
licheu Act der Constituimng unseres Dombau-Vereines zu vollziehen. Hier
wurde der zum Zweck der Vollendung des Tomes von Köln — der bewun-
demngswürdigsten Schöpfung des nienschlichen Gcistes — geschloffene Bund
besiegelt und ihm die Wcihe der Religion, der Vaterlandsliebe und der Kunst
erthciit. Fortbau und Vollendung dcs hehren Werkes war und blieb nun
die Aufgabe des Vereincs; sciu Wahlspruch: »Eintracht und Ausdauer-, hat
ihn bis jetzt geleitet; möge er ihn biä zur Aufpflanzung der letzten Krcuzes-
blume stetS leiten!

,1Ind wie herrlich und nnerwartet ist dieser Anfang ortgesetzt und einer
nicht allzu fcmen Vollendung entgegengeführt worden! Die in demselben
Jahre, am 4. Septcmber 1642, crfolgte feierliche Gmndsteinlegung der ncuen
herrlichen Thore am Südportal durch unseren für das Gedeihcn dieses Werkes
im vorzüglichsten Grade bcgeisterten König Friedrich Wilhelm IV. war eine
willkommene Auffrischung und Belebung der erwachte» und dcr raschen
Vollendung entgegenschendcn Hoffnung.

„Freuen wir uns dcr Statt gebabten Leistungen in dankbarer Erinnerung
au die wicbtigen und unermüdetcn Arbeiten der bisherigen Spitzcn des Tom-
bau-Dereines, der hochverehrten .Herren v. Wittgenslein, Rolshausen und
Effer II., so wie des Dombaumeisters Zwimer. Mit Recht konnte der um
die Förderung des Tombaues höchst verdiente Cardinal und Erzbischof von
Geiffel im Jahre 1864 verkündigen: »Ter Dom von Köln ist fertig — bis
auf die Thürme.«

.Tiese Fcrtigstellung der beiden Domthücme geht täglich sichtbar vor-
wärts. Noch wenige Jahre, und die Blumenknäufe werden hoch in den
Lüften der ganzen Rheinprovinz das Ende des unter Gottes Segen begon-
nenen und vollendeten Wcrkcs anzeigen. Schon in der Zwischenzeit wird es
— dahin sind unsere Bemühungen gerichtet — gelingen, die vom Auge em-
pfangenen Eindrücke auch weithin durch das Ohr allen für das Erhabene und
Schöne empfänglichen Gemüthem zu verkünden, wie der Dom von Köln in
seiner nunmehrigen Erschcinung die bisherigen ähnlichen Bestrebungen über-
ragt. Wenn im vorigen Jahre nur schüchtcrn an dieser Stelle die Hoffnung
auf die Einwirkung des Tomes mittels des durch den Schall wahrgenom-
menen Eindrucks angedcutet werden konnte, so berechtigt uns die Allerhöchste,
mittels Erlaffes vom 21. März c. vom königlichen Kriegs-Ministerium uns
bckannt gewordcne huldreichste Gewährung unserer Bitte um Bewilligung von
600 Ccntnem Geschützbronze aus dem glorreich im Jahre 1871 beendigten
Kriege gegen Frankreich zum Guß einer neuen Domglocke unseren Dank
und unsere Freude hier laut aussprechen zu können.

,Wahrlich! unsere Domthürme gestatten gerade an diesem Orte und in
dieser das ehrwürdigste Monument der gesammten Rheinprovinz umgebcnden
Nähe eine Verbreitung der maffenhaften Klänge des herrlichen Domgeläutes
über die ganze Ebene, vom Siebengebirge bis in den Norden des Rheines,
wie dies nur diese seltene Oertlichkeit zuläßt. Wie gern und erfreulich knüpfl
sich hieran die dem patriotischcn Herzen der Rheinländer theure Betrachtung,
daß das nun bald tönende Metall zur Emiedrigung und llnterjochung des
thcuren Datsrlandcs von dem übermüthigen und frechen Feinde im Jahre
1870 besiimmt war, nun gerade das lautcste und beredtste Zeugniß seiner
Schmach und der Ehre der sämmtlichen unter Einem und dem-
selben glorreichen Banner der Hohenzollern vereinigten Heere
bildet! Unwillkürlich emeuert sich hierbsi der Eindruck, dcn die Worte Sr.
Majestät des Königs Friedrich Wilhclm IV., des ersten Protectors unseres
Tombau-Vereines — Sein Andenken bleibe uns und unseren Nachkommen
stets heilig und gesegnet—, in den Herzen der Tausend und abermal Tausend
Zuhörcr entzündeten, als bei dem Feste dcr Grundsteinlegung am 4. Sep-

tember 1842 Hochderselbe mit verklärtem Blicke, begleitet von eincm uner-

meßlichen Jubelgeschrei, sprach:

»Hier, wo der Grundstein liegt, dort, mit jencn Thürmen zuglcich,
sollen sich die schönsten Thore der ganzen Welt erheben. Deutsch-

land baut sie, — so mögen sie für Dcutschland, durch Gottes

Gnade, Thore einer anderen, großcn Zeit werden!«

»Tiese Zeit ist jetzt gekommen; dis Bedeutung dieser Thürme ist gestie-
g-n; die Gewalt der majestätischen Klänge ihres chemen, dem stolzen und
übermüthigen Feinde glorrcich entriffenen Jnhaltes wird für und für eine
ncue Veranlasiung jein, den Herm der Herren zu preisen und ihm zu danken
für die wiedererrungene Einheit und Größe des theuren Vaterlan-
des und die endliche Vollendung des in unserer Jugend heiß ersehnten und
erslrebten Wunsches. Welche Freudc wird diese Kaiserglocke für Köln, die
gesammte Rheinprovinz und bcsonders für alle Dombaufreunde gewähren und
den Tank für den huldvollen Geber stels wach erhalten und vermehren!

,Die Verwirklichung diescs wahrhaft kaiserlichen GeschenkeZ und die da-
durch herbcigeführte Vervollständigung der bisherigen herrlichen Klünge wird
unsere fernere Aufgabe sein. Bereits ani 11. d. M. sind die 22 eroberten
französischen Kanonen hier angelangt; sie wurden in der unmittelbaren Nähe
des Tomes aufgestellt. Der Dombaumeister hat in unserem Auftrage zu
Straßburg diesen Transport vermittelt; seinen Vorschlägen zur Ausführung
der beschloffensn Concurrenz u. s. w. sehen wir entgegen.

,Die bisherige größte Glocke in unserem Dom — Pretiosa — hat den
Ton 8, gegoffen im Jahre 1448, wiegt 224 Centner; die darauf folgende,
im Jahre 1449 gegoffene Tlocke — Speciosa — hat den Ton A, wiegt
125 Centner; die dritte — Dreikönigen-Glocke — wicgt 60 Centner, hat
den Ton II, und die vierte — Ursula-Glocke — hat den Ton L, wiegt
50 Centner; beide wurden im Jahre 1862 gegoffen. Die neue Kaiserglocke
wird 500 Centner wiegen und den Ton 0 erhalten; das lünftige große
Domgeläute wird demnach aus der Tonfolge L, 8, A, II, 6 bestehen.

„Aus dem amtlichen Rechenschaftsberichte, den Sie sogleich vernehmen werden,
ergibt sich der günstigs Zustand unserer financiellen Beziehungen und namentlich
der regen und ausdauemden Thcilnahme unsererVereinsgenoffen und vieler Dom-
baufreunde. Anch möge hier die Mittheilung eine willkommene Aufnahms finden,
daß nicht nur die unmittelbare Umgebung unseres Domes und die benachbarten
Näume dcs Viaducts der Köln-Mindener Eisenbahn eine Menge von bearbeiteten
und noch zu bearbeitendcn Vausteinen enthalten, sondem daß auch in der nächsten
Umgebiing unsercr Stadt der große, von dem Fahrwege durchschnittene, der
Rhcinischcn. Eisenbahn zugehörige Platz am Thürmchen eine fast zahllose
Mcnge von größcren und kleineren, einer baldigen Bearbcitung entgegenhar-
rcndcn Steinvorräthe darbietet, welche der Dombaufreund ohne freudige Be-
wegung und ohne die Einwirkuiig des angenehmcn Gefühls der Aehnlichkeit
zwischen diesen größeren und kleineren Materialien und der größeren und
kleineren, der steten und unmitlelbaren Empfangnahme der Vereinsgaben nicht
durchschreiten kann.

„Jnzwischen darf an diesem Orte und bei der heuligen Veranlaffung die
Erinnerung an den Verlust nicht übergangen werden, welchen die Dombau»
sache und insbesondere unscr Verein durch den am 5. September 1871 er-
folgten Tod unseres hochgeschätzten Milgliedes, des Herm Wilhelm TilmeS,
erlitt. Seine rege Theilnahme für alles Edle und Gute, seine vorzügliche Hin-
gabe für die Dombausache, so wie seine vieljährige thätige Wirksamkeit bei
dem Königlichen Handelsgerichte, und in mehrcren dem öffentlichcn Wohle, dcr
Schule und Wohlthütigkeit gewidmeten Kreijen wcrdcn sein Andenken gesegnet
crhalten.

„11ns aber, werthe Vereinsgcnoffen, möge die Hoffnung belebeu und slär-
ken, in unseren Bemühunge» nicht nachzulaffen und unverdrossen dem der-
eiustigen Ziele uns zu nähern. Der baldige Klang der neuen Glocke wird
ein neues Mittel zur Beschleunigung der uns gewordenen Aufgabe scin.

„Jm Sinne aller Doinbaufreunde wiederholen wir hier die Schlußäuße-
rung in unserer Danksagung vom 6. April c. für das huldvolle Glocken-
gescheick:

»Mögen Ew. Majestät — das ist der tiefste und innigste Wunsch
unserer dankerfüllten Herzcn — oft und in der bisherigen Rüstig-
keit Sich des Jubelklanges der neuen Kaiserglocke iu unserem Dome
mit uns erfreuen!«

„Rufen Sie mit mir!

»Hoch lebe unser Kaiser und König, der Protector des Domes
von Kölnü«"

Dieses dreimal in lebhaftester Zustimmung von den zahlreich Erschienenen
stehend ausgebrachte Hoch wurde von der Musik in würdiger Art bcglcitet.

Der Präsident ersuchte hierauf den Vorstands-Secretär, Herrn Consul
O. Schmitz, um Erstatlung des in der letzten Vorstands-Sitzung verlesenen
und genehmigten Rechenschafts-Berichtes folgenden Jnhaltes:

„Der §. 17 des Vereinsstatuts legt Jhrem Vorstande die Verpflichtung
auf, in der heutigen Wahl-Versammlung Bericht über die Lage des Vereins
und über den Gang und die Nesultate seiner Thätigkeit im vergangenen Ge-
schäftsjahre abzustatten. Derselbe wird die allseilige Uebcrzeugung bestärke»,
daß der hohe Sinn, der unseren Verein vor dreißig Jahren ins Leben ge-
rufen und immer mehr entwickelt hat, nicht erkaltet ist, und daß unscr Un-
ternehme» noch stets überall freudigste Unterstützung findet.

„Wir erfüllen unsere Obliegenheiten dieses Mal um so lieber, als wir
in der angenehmen Lage sind, nicht allein bei fast allen Einnahine-Positionen
ein Mehr gegen das Vorjahr constatiren zu können, sondern ganz besonders,
weil wir in erster Reihe die Aufzählung der uns zugewendeten Geschenke mit
der Nennung eines solchen von ganz außergewöhnlicher Ari beginnen können,
nämlich jencs wahrhaft großartigen Geschenkes, womit unser Allergnädig-
ster Kaiser und König, der mächtige Schirmherr unseres Vereines, auf die
Jmmediat-Eingabe des Vorstandes unseren Dom durch Zuwendung von 500
Centnern eroberter Geschützbronze bedacht hat zum Guffe einer großen Glocke,
welche die größte in ganz Teutschland sein wird.

„Zu den übrigen Einnahmen und Geschenken übergehend, so sind folgende
Resultate crzielt worden:
 
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