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Rückblick. 525

Bernoullis in für alle Zeiten unvergänglichen Schriften
die moderne Analysis und Geometrie aufgebaut, die ana-
lytische Mechanik begründet und die Grundlagen der mathe-
matischen Physik geschaffen, begannen am Anfange des
19. Jahrhunderts sich zu lichten, doch ließen noch einzelne,
wie Poisson, Fourier, Legendre und vor allem der un-
ermüdliche und auf allen Gebieten durch tiefe und weittragende
Entdeckungen hervorragende Cauchy noch bis weit über
das erste Viertel des Jahrhunderts hinaus durch geniale
Schöpfungen den Ruhm ihrer Namen immer von neuem er-
glänzen — aber wie ganz anders sah es damals in Deutsch-
land, in der ganzen übrigen Welt mit dem Fortschritt der
mathematischen Wissenschaften aus! Gauss war nicht bloß
der vornehmste Repräsentant exakter Forschung, sondern
ziemlich der einzige Schöpfer mathematischer Wahrheiten und
Mehrer mathematisch-physikalischer Forschung, ebenbürtig
Newton und den größten französischen Mathematikern des
18. Jahrhunderts; schon am Ende dieses Jahrhunderts,
kaum 20 Jahre alt, hatte er mit staunenswerter Tiefe eine neue
Zahlenlehre geschaffen, deren abstraktesten Teile mit der Trans-
zendentenlehre verknüpft, die wesentlichsten Eigenschaften
der lemniskatischen und allgemeinen elliptischen Funktionen
erforscht, die Funktionentheorie begründet, die jetzige
Potentialtheorie aufgebaut, eine Flächenlehre geschaffen,
welche den abstraktesten geometrischen Wahrheiten eine
Form gab, wie sie der Mechanik und mathematischen Physik
adäquat war, und in der Physik und Astronomie Altes aus-
gebaut und völlig Neues und Unerwartetes ergründet, kurz
nach einem schöpferischen Wirken ohnegleichen seinen
Namen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts in un-
geschwächtem Glänze erhalten. Am Ende des ersten Viertels
dieses Jahrhunderts zieht der norwegische Mathematiker
Abel wie ein glänzendes Meteor über die mathematische
Welt hin, unvergängliche Spuren seines Erscheinens hinter-
lassend, neben ihm ein wenig jünger regt Jacobi seine
 
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