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526

Rückblick.

Schwingen, um sieh in kürzester Zeit zu dem nächst Gauss
größten Mathematiker zu erheben. Niemand war noch im
Anfange des Jahrhunderts imstande gewesen, den Unter-
suchungen von Gauss zu folgen, niemand hatte es gewagt,
seinen Forschungen sich anzuschließen und sie fortzuführen,
und so waren auch noch Abel und Jacobi gezwungen,
mit der riesigsten Anstrengung des Geistes und dem ganzen
moralischen Mute wissenschaftlicher Bahnbrecher den Boden
mathematischer Arbeit in Deutschland fruchtbar zu machen,
in stetem Hinweis auf den großen Göttinger Meister. Wie
Jacobi es bis zu seinem Ende getan, so verehrte auch Abel
in Gauss das unerreichbare mathematische Genie, aber sein
Herz wendet sich ab von der Strenge und verschlosseneu
Natur dieses mächtigen Geistes, denn impulsiv ist Abels
Gemüt und Verstand, wie es auch die Natur Jacobis ge-
wesen; gewiß würden diese beiden jungen Forscher, die
zwei Jahre hindurch im ernstesten Ringkampf auf demselben
Gebiete die Palme des Sieges sich streitig machten, bei
persönlicher Berührung, wie Jacobis Beziehungen zu Bessel
es gezeigt, in hingebender Begeisterung für ihre Wissen-
schaft und nur von dem Streben beseelt, der Wahrheit zu
dienen, sich eng aneinander geschlossen haben, wenn nicht
der frühzeitige Tod Abels es verhindert hätte, daß diese
beiden Mathematiker in der Vollkraft ihres Schaffens, in
der Mitte der 20er Jahre stehend, die Berliner Universität
zum Mittelpunkte mathematischen Lebens und Forschens
gemacht, und durch Gründung eines, wie es vom Könige
und dem Minister geplant war, großen, mit verhältnismäßig
reichen Mitteln ausgestatteten Seminars eine neue Generation
schaffensfreudiger und arbeitskräftiger junger Mathematiker
heranbildeten. Abel starb 27 Jahre alt, Jacobi erreichte
noch nicht das 48. Lebensjahr, Gauss, der sie beide über-
lebte, wurde 78 Jahre alt. Als ausgezeichnete Forscher
und Lehrer traten sehr bald an die Seite Jacobis Di-
richlet und Steiner, doch haben beide stets die große
 
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