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Körte, Gustav
Göttinger Bronzen — Berlin, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.15658#0028
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GÖTTINGER BRONZEN.

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kurze Rute (virga)1) befestigt, an welcher sich etwas Wolle befand, 2) als Er-
satz für diese, in der heißen Zeit beschwerliche, Kopfbedeckung konnte ein
den Kopf umgebender Wollfaden, filum, dienen. Dieses letztere filum wird
dann von andern Stellen, offenbar irrig, als zur Befestigung der Rute (virga)
an dem pileus dienend, bezeichnet *), bezw. mit der an oder auf der Spitze der
virga befindlichen Wolle verwechselt. Diese Wolle, das dürfen wir aus dem
Zusammenhalten aller Zeugnisse schließen, mußte von einem geopferten Tiere
(Schafe) stammen, ebenso der zum Ersätze der ganzen Kopfbedeckung dienende
Wollfaden. Der Zusammenhang der priesterlichen Kappe mit dem Opfertier,
dessen symbolische Bedeutung wir schon besprochen haben (S. 17) geht nun
ferner hervor aus der Definition des Wortes galerus, dessen sich Varro und
Sueton an den oben (S. 17) angeführten Stellen als Synonym für pileus bedienen:
eine wie eine Perrücke (die ebenfalls galerus heißt) eng anliegende Kappe aus
dem Fell eines Opfertieres; die des Flamen Dialis mußte von einem weißen
Opfertier sein.

Als weiteres Synonym braucht Varro das Wort tukduss). Schwerlich mit
Recht, denn nach Festus4) ist dies die Bezeichnung für den mit Hilfe einer
purpurfarbenen Binde hergestellten hohen Kopfschmuck der Flaminica, die
von einigen (mißbräuchlich) auf die den Flamines und Pontifices eigene Kopf-
bedeckung übertragen werde.

Wir gehen nun zur Betrachtung der .Monumente über5). Das einzige,
wo alle 4 großen Flamines in ganzer Figur erscheinen, liefert die durch die
neuen Funde vervollständigte Ära Pacis6). In dem Festzuge der Südseite
schreiten sie, durch Kopfbedeckung und Gewandung von allen übrigen Teilneh-
mern unterschieden, an bevorzugter Stelle, und zwar nach der feststehenden
Rangordnung: auf der neugefundenen, noch im Untergrund des Pal. Fiano be-
findlichen Platte (XVII. Studniczka T. II, 2) der Flamen Dialis und Martialis, Tat. vn. i.
auf der anstoßenden (XVI) in den Uffizien (St. T. II, 3 n. 15. 16) der Flamen Taf. vn,2.

1) A'ach Paulus Diaconus exc. p. 10 war sie von einem Ölbaum (virgula oleagina).

2) Stellen auf S. 24.

3) de 1. 1. VII § 44: Tutulati dicti ii, qui in sacris in capitibus habere solent ut metam,
d. h. die priesterliche Kappe mit aufgesetzter Spitze (apex).

4) fr. 1. XIX p. 355: Tutulum vocari ahmt Flaminicarum capitis ornamentum, quod fiat vitta
purpurea innexa. crinibus et extruetura in altitudinem. Quidam pileum lanatum forma metali figu-
ratum, quo Flamines et Pontifices utuntur, eodem nomine vocari. Es ist dies, so viel ich sehe, das
einzige Zeugnis dafür, daß die Pontitices dieselbe Kopfbedeckung trugen wie die Flamines.

5) Ihre Zahl läßt sich gegenüber den von Heibig herangezogenen nicht unerheblich vermehren,
teils durch von ihm übersehene, teils durch neugefundene, wie die Ära Pacis. Im Folgenden sind
die mir bekannt gewordenen zusammengestellt; von einer vollständigen Sammlung der Münzen
ist dagegen Abstand genommen, da bei der Kleinheit und oft mangelhaften Klarheit der Münzbilder
nur nach Abbildungen für die Einzelheiten sichere Aufschlüsse nicht zu erwarten sind.

6) Für das Folgende verweise ich auf Studniczkas Abhandlung „Zur Ära Pacis" (Abh. d,
phil-hist. Kl. d. K. sächs. Ges. d. W. Bd. XXVII No. XXVI 1909), welche die Deutung wesentlich
gefördert hat. Dort auch Angabe der früheren Literatur S. 902 f.).

Abhandlungen d. K. Oes. d. Wiss. zu (Döttingen. Phil.-liist. Kl. N. F. Band 16, ». 4
 
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